Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.Aertzten verlassen sahe/ blieb sie doch/ was ihre Seele anlanget/ so leicht fertig/ wie vorhin: Ließ dieserwegen noch heimlich ihren Buhlen zu sich hohlen. Als nun zu Mitternacht ihr Mann gar unversehens zu ihr kam: Verkroch sich der Pandolphus in den Kasten/ und schloß selber leise zu. Da ward das Weib von einem grausamen Geist getrieben/ fieng an/ nach einer kurtzen Rede/ ihren Mann gar demütiglich üm etwas zu bitten/ und erlangte / daß er ihr mit einem Eide zusagte/ er wolte es ihr nicht abschlagen. Die Bitte war dieses/ daß er doch den Kasten/ den sie ihm zeigere/ wolte lassen in ihre Grabes-Grufft neben thren Sarck setzen: Und daß er gantz und gar nicht wolte hinein sehen/ noch zulassen/ daß iemand/ er sey/ wer es wolle / möchte hinein schauen: Sie hätte etliche Gerähte und Mobilien darinnen/ welche sie nicht wolte nach ihr iemanden brauchen lassen. Dieses sagte ihr der Mann zu. Der arme Pandolphus hörete diese schreckliche Worte/ daß er dannenhero wohl tausendmal seine Ubelthaten und seine Ehebrecherin verfluchte/ welche in zweyen Stunden darauf ohne Busse und Bekäntnüß ihrer schwehren Sünden starb: Und wolte den jenigen mit ihr zum Tode schleppen/ welcher ihres schändlichen Lebens Geselle gewesen. Nach ihrem Tode/ als man das Begräbnüß bestellete/ wolten etliche Freunde und Verwand- Aertzten verlassen sahe/ blieb sie doch/ was ihre Seele anlanget/ so leicht fertig/ wie vorhin: Ließ dieserwegen noch heimlich ihren Buhlen zu sich hohlen. Als nun zu Mitternacht ihr Mann gar unversehens zu ihr kam: Verkroch sich der Pandolphus in den Kasten/ und schloß selber leise zu. Da ward das Weib von einem grausamen Geist getrieben/ fieng an/ nach einer kurtzen Rede/ ihren Mann gar demütiglich üm etwas zu bitten/ und erlangte / daß er ihr mit einem Eide zusagte/ er wolte es ihr nicht abschlagen. Die Bitte war dieses/ daß er doch den Kasten/ den sie ihm zeigere/ wolte lassen in ihre Grabes-Grufft neben thren Sarck setzen: Und daß er gantz und gar nicht wolte hinein sehen/ noch zulassen/ daß iemand/ er sey/ wer es wolle / möchte hinein schauen: Sie hätte etliche Gerähte und Mobilien darinnen/ welche sie nicht wolte nach ihr iemanden brauchen lassen. Dieses sagte ihr der Mann zu. Der arme Pandolphus hörete diese schreckliche Worte/ daß er dannenhero wohl tausendmal seine Ubelthaten und seine Ehebrecherin verfluchte/ welche in zweyen Stunden darauf ohne Busse und Bekäntnüß ihrer schwehren Sünden starb: Und wolte den jenigen mit ihr zum Tode schleppen/ welcher ihres schändlichen Lebens Geselle gewesen. Nach ihrem Tode/ als man das Begräbnüß bestellete/ wolten etliche Freunde und Verwand- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0089" n="69"/> Aertzten verlassen sahe/ blieb sie doch/ was ihre Seele anlanget/ so leicht fertig/ wie vorhin: Ließ dieserwegen noch heimlich ihren Buhlen zu sich hohlen.</p> <p>Als nun zu Mitternacht ihr Mann gar unversehens zu ihr kam: Verkroch sich der Pandolphus in den Kasten/ und schloß selber leise zu.</p> <p>Da ward das Weib von einem grausamen Geist getrieben/ fieng an/ nach einer kurtzen Rede/ ihren Mann gar demütiglich üm etwas zu bitten/ und erlangte / daß er ihr mit einem Eide zusagte/ er wolte es ihr nicht abschlagen.</p> <p>Die Bitte war dieses/ daß er doch den Kasten/ den sie ihm zeigere/ wolte lassen in ihre Grabes-Grufft neben thren Sarck setzen: Und daß er gantz und gar nicht wolte hinein sehen/ noch zulassen/ daß iemand/ er sey/ wer es wolle / möchte hinein schauen: Sie hätte etliche Gerähte und Mobilien darinnen/ welche sie nicht wolte nach ihr iemanden brauchen lassen. Dieses sagte ihr der Mann zu.</p> <p>Der arme Pandolphus hörete diese schreckliche Worte/ daß er dannenhero wohl tausendmal seine Ubelthaten und seine Ehebrecherin verfluchte/ welche in zweyen Stunden darauf ohne Busse und Bekäntnüß ihrer schwehren Sünden starb: Und wolte den jenigen mit ihr zum Tode schleppen/ welcher ihres schändlichen Lebens Geselle gewesen.</p> <p>Nach ihrem Tode/ als man das Begräbnüß bestellete/ wolten etliche Freunde und Verwand- </p> </div> </body> </text> </TEI> [69/0089]
Aertzten verlassen sahe/ blieb sie doch/ was ihre Seele anlanget/ so leicht fertig/ wie vorhin: Ließ dieserwegen noch heimlich ihren Buhlen zu sich hohlen.
Als nun zu Mitternacht ihr Mann gar unversehens zu ihr kam: Verkroch sich der Pandolphus in den Kasten/ und schloß selber leise zu.
Da ward das Weib von einem grausamen Geist getrieben/ fieng an/ nach einer kurtzen Rede/ ihren Mann gar demütiglich üm etwas zu bitten/ und erlangte / daß er ihr mit einem Eide zusagte/ er wolte es ihr nicht abschlagen.
Die Bitte war dieses/ daß er doch den Kasten/ den sie ihm zeigere/ wolte lassen in ihre Grabes-Grufft neben thren Sarck setzen: Und daß er gantz und gar nicht wolte hinein sehen/ noch zulassen/ daß iemand/ er sey/ wer es wolle / möchte hinein schauen: Sie hätte etliche Gerähte und Mobilien darinnen/ welche sie nicht wolte nach ihr iemanden brauchen lassen. Dieses sagte ihr der Mann zu.
Der arme Pandolphus hörete diese schreckliche Worte/ daß er dannenhero wohl tausendmal seine Ubelthaten und seine Ehebrecherin verfluchte/ welche in zweyen Stunden darauf ohne Busse und Bekäntnüß ihrer schwehren Sünden starb: Und wolte den jenigen mit ihr zum Tode schleppen/ welcher ihres schändlichen Lebens Geselle gewesen.
Nach ihrem Tode/ als man das Begräbnüß bestellete/ wolten etliche Freunde und Verwand-
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Zitationshilfe: | Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/89>, abgerufen am 17.07.2024. |