Riegl, Alois: Stilfragen. Berlin, 1893.1. Mykenisches. schon vor der Berührung mit der altegyptischen Kulturwelt dieselbeOrnamentik gebraucht und fortgebildet haben, und nach erfolgter Be- rührung von den verwandten egyptischen Bildungen Anregung und Befruchtung empfangen, anderseits aber auch eine ihrem individuellen Kunstgeiste entsprechende Fortbildung daran geknüpft haben. Ent- schieden abzuweisen wäre nur die Hypothese, dass die Egypter das Spiralenmotiv aus der mykenischen Kunst entlehnt hätten. Die Egypter waren zweifellos in "mykenischer" Zeit das höher stehende Kulturvolk und es existirt kein Beispiel in der Geschichte, dass ein solches Volk von einem niedriger stehenden jemals eine so maassgebende Anleihe gemacht hätte. [Abbildung]
Fig. 64. Getriebenes Goldplättchen. Mykenisch. [Abbildung]
Fig. 65. Getriebenes Goldplättchen. Mykenisch. Im Anschlusse an die Erörterung der Parallele mit der neusee- vielleicht eben aus dem Grunde weil ihnen eine Pflanzenornamentik nicht im entscheidenden Momente von Aussen her zugemittelt worden ist. 48) Die Musterung von Bandstreifen mit isolirten Spiralen, z. B. in der Art, wie wir es an der neuseeländischen Fruchtschale Fig. 29 gesehen haben, findet sich in übereinstimmender Weise auch an einer Wandmalerei zu Tiryns, Schliemann, Taf. VIe. 49) Schliemann, Mykenä Fig. 305, S. 230.
1. Mykenisches. schon vor der Berührung mit der altegyptischen Kulturwelt dieselbeOrnamentik gebraucht und fortgebildet haben, und nach erfolgter Be- rührung von den verwandten egyptischen Bildungen Anregung und Befruchtung empfangen, anderseits aber auch eine ihrem individuellen Kunstgeiste entsprechende Fortbildung daran geknüpft haben. Ent- schieden abzuweisen wäre nur die Hypothese, dass die Egypter das Spiralenmotiv aus der mykenischen Kunst entlehnt hätten. Die Egypter waren zweifellos in „mykenischer“ Zeit das höher stehende Kulturvolk und es existirt kein Beispiel in der Geschichte, dass ein solches Volk von einem niedriger stehenden jemals eine so maassgebende Anleihe gemacht hätte. [Abbildung]
Fig. 64. Getriebenes Goldplättchen. Mykenisch. [Abbildung]
Fig. 65. Getriebenes Goldplättchen. Mykenisch. Im Anschlusse an die Erörterung der Parallele mit der neusee- vielleicht eben aus dem Grunde weil ihnen eine Pflanzenornamentik nicht im entscheidenden Momente von Aussen her zugemittelt worden ist. 48) Die Musterung von Bandstreifen mit isolirten Spiralen, z. B. in der Art, wie wir es an der neuseeländischen Fruchtschale Fig. 29 gesehen haben, findet sich in übereinstimmender Weise auch an einer Wandmalerei zu Tiryns, Schliemann, Taf. VIe. 49) Schliemann, Mykenä Fig. 305, S. 230.
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1. Mykenisches.
schon vor der Berührung mit der altegyptischen Kulturwelt dieselbe
Ornamentik gebraucht und fortgebildet haben, und nach erfolgter Be-
rührung von den verwandten egyptischen Bildungen Anregung und
Befruchtung empfangen, anderseits aber auch eine ihrem individuellen
Kunstgeiste entsprechende Fortbildung daran geknüpft haben. Ent-
schieden abzuweisen wäre nur die Hypothese, dass die Egypter das
Spiralenmotiv aus der mykenischen Kunst entlehnt hätten. Die Egypter
waren zweifellos in „mykenischer“ Zeit das höher stehende Kulturvolk
und es existirt kein Beispiel in der Geschichte, dass ein solches Volk
von einem niedriger stehenden jemals eine so maassgebende Anleihe
gemacht hätte.
[Abbildung Fig. 64.
Getriebenes Goldplättchen. Mykenisch. ]
[Abbildung Fig. 65.
Getriebenes Goldplättchen. Mykenisch. ]
Im Anschlusse an die Erörterung der Parallele mit der neusee-
ländischen Spiralornamentik 48) soll noch eine besondere Art der
Verwendung des Spiralmotivs in der mykenischen Kunst
zur Sprache gebracht werden, die gleichfalls ihre Parallelen in der
neuseeländischen Kunst hat, aber anderseits auch mit der späteren
griechischen Rankenornamentik bemerkenswerthe Analogien aufweist.
Man sehe das Ornament des Goldblattes Fig. 64 49). Die Mitte der
47)
48) Die Musterung von Bandstreifen mit isolirten Spiralen, z. B. in der
Art, wie wir es an der neuseeländischen Fruchtschale Fig. 29 gesehen haben,
findet sich in übereinstimmender Weise auch an einer Wandmalerei zu Tiryns,
Schliemann, Taf. VIe.
49) Schliemann, Mykenä Fig. 305, S. 230.
47) vielleicht eben aus dem Grunde weil ihnen eine Pflanzenornamentik nicht im
entscheidenden Momente von Aussen her zugemittelt worden ist.
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