Riegl, Alois: Stilfragen. Berlin, 1893.2. Frühsaracenische Rankenornamentik. Aber auch die Verwendung des Akanthus zur Bildung neuer kompli- Aus früherer byzantinischer Zeit bieten die besten Beispiele von [Abbildung]
Fig. 179. Steinerner Fries mit Akanthus-Ranke und Blumen. Aus Pompeji. Der Zeitpunkt, von welchem ab die Ornamentik in den dem Islam 74) Niccolini, Tempio detto volgarmente di Mercurio No. 8.
2. Frühsaracenische Rankenornamentik. Aber auch die Verwendung des Akanthus zur Bildung neuer kompli- Aus früherer byzantinischer Zeit bieten die besten Beispiele von [Abbildung]
Fig. 179. Steinerner Fries mit Akanthus-Ranke und Blumen. Aus Pompeji. Der Zeitpunkt, von welchem ab die Ornamentik in den dem Islam 74) Niccolini, Tempio detto volgarmente di Mercurio No. 8.
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2. Frühsaracenische Rankenornamentik.
Aber auch die Verwendung des Akanthus zur Bildung neuer kompli-
cirter Blüthenmotive ist keine Neuerung der byzantinischen Zeit. Pom-
peji bietet hiefür bereits überzeugende Beispiele. An der fortlaufen-
den Wellenranke (Fig. 179) 74) endigt die Einrollung rechts in eine ge-
meinübliche Rosette, die Einrollung links dagegen in ein buschiges Ge-
bilde, das unzweifelhaft aus Akanthusblättern zusammengesetzt, dennoch
nicht als Blatt, und somit wohl nur als Blume, und zwar als orna-
mentale Blume erklärt werden kann.
Aus früherer byzantinischer Zeit bieten die besten Beispiele von
komplicirten buschigen Blumenkelchbildungen aus zusammengefalteten
Akanthusblättern die sassanidischen Architekturfragmente, wovon unsere
Figuren 161—163 überzeugende Proben an die Hand geben.
[Abbildung Fig. 179.
Steinerner Fries mit Akanthus-Ranke und Blumen. Aus Pompeji. ]
Der Zeitpunkt, von welchem ab die Ornamentik in den dem Islam
zugefallenen Provinzen des ehemaligen oströmischen Reiches einen von
der Entwicklung in den unter byzantinischem Scepter verbliebenen
Ländern merklich verschiedenen Charakter angenommen hat, lässt sich
heute noch nicht genügend deutlich erkennen. Soviel ist aber schon
aus unserer bisherigen Uebersicht klar geworden, dass die Fortbildung
zunächst lange Jahrhunderte des früheren Mittelalters hindurch keine
politischen Grenzen gekannt, hüben und drüben den gleichen Weg ge-
nommen hat. Freilich konnte es nicht ausbleiben, dass das Fortbildungs-
tempo in Ländern, wo die Pflege figürlicher Darstellungen in Folge
religiöser Satzungen geflissentlich zurückgestellt, wo nicht geradezu
unterdrückt wurde, und die Kunst somit im Wesentlichen auf die Be-
friedigung des Schmückungstriebes, auf die Ornamentik allein be-
schränkt erschien, — dass das Fortbildungstempo der Rankenornamentik
in solchen Ländern schliesslich ein rascheres werden musste, als inner-
halb der Grenzen byzantinischen Kunstgebietes, wo man trotz ikono-
klastischer Neigungen doch der bildlichen Darstellung einer Anzahl
74) Niccolini, Tempio detto volgarmente di Mercurio No. 8.
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