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Riemann, Johann Friedrich: Praktische Anweisung zum Teichbau. Für Förster, Oekonomen und solche Personen, die sich weniger mit Mathematik abgeben. Leipzig, 1798.

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wohl und auf eine kostspielige Weise einen Damm
entgegen zu setzen, ohne daß er wüßte, wie viel
Kraft
gegen solchen ausgeübt würde, und mit
wie vielem Widerstande
er selbiger entge-
gen wirkt? Zuverläßig ist hier die Entscheidung
nicht schwer, und dennoch finden sich in unsern
Tagen so viele Beispiele der Fahrläßigkeit und des
Leichtsinnes bei Bauten dieser Art, daß es unbe-
greiflich bleibt, wie man da so inconsequent han-
deln könne, wo doch so viel auf Sicherheit des
Lebens und Eigenthums ankommt. Man erwäge
nur einigermaßen, wie viel traurige Folgen der
Durchbruch eines Dammes in wenig Stunden ver-
ursachen kann. Die schönsten angenehmsten Stel-
len mancher Gegenden werden oft auf Jahre lang
schrecklich verwüstet. Und doch ist öfters bei solchen
Fällen die Verheerung der Gegend und die Verwü-
stung anderer Anlagen, noch lange nicht so trau-
rig, als der Ruin ganzer Familien, welche da-
durch ins Elend gerathen können, oder gar des
Kostbarsten auf der Welt, ich meine, des Lebens
beraubt werden. Man bedenke ferner, wie dem-
jenigen zu Muthe seyn mag, der sich solche Unfälle
durch Leichtsinn oder gar durch Unwissenheit zu
Schulden kommen ließ. Die Spuren der Verwü-
stungen bleiben freilich warnende Denkmäler für
die Nachkommen, zur Schande des, der sie ver-
hüten konnte. Dadurch ist aber keinesweges das
Unglück gemildert, oder gar vertilgt!


So

wohl und auf eine koſtſpielige Weiſe einen Damm
entgegen zu ſetzen, ohne daß er wuͤßte, wie viel
Kraft
gegen ſolchen ausgeuͤbt wuͤrde, und mit
wie vielem Widerſtande
er ſelbiger entge-
gen wirkt? Zuverlaͤßig iſt hier die Entſcheidung
nicht ſchwer, und dennoch finden ſich in unſern
Tagen ſo viele Beiſpiele der Fahrlaͤßigkeit und des
Leichtſinnes bei Bauten dieſer Art, daß es unbe-
greiflich bleibt, wie man da ſo inconſequent han-
deln koͤnne, wo doch ſo viel auf Sicherheit des
Lebens und Eigenthums ankommt. Man erwaͤge
nur einigermaßen, wie viel traurige Folgen der
Durchbruch eines Dammes in wenig Stunden ver-
urſachen kann. Die ſchoͤnſten angenehmſten Stel-
len mancher Gegenden werden oft auf Jahre lang
ſchrecklich verwuͤſtet. Und doch iſt oͤfters bei ſolchen
Faͤllen die Verheerung der Gegend und die Verwuͤ-
ſtung anderer Anlagen, noch lange nicht ſo trau-
rig, als der Ruin ganzer Familien, welche da-
durch ins Elend gerathen koͤnnen, oder gar des
Koſtbarſten auf der Welt, ich meine, des Lebens
beraubt werden. Man bedenke ferner, wie dem-
jenigen zu Muthe ſeyn mag, der ſich ſolche Unfaͤlle
durch Leichtſinn oder gar durch Unwiſſenheit zu
Schulden kommen ließ. Die Spuren der Verwuͤ-
ſtungen bleiben freilich warnende Denkmaͤler fuͤr
die Nachkommen, zur Schande des, der ſie ver-
huͤten konnte. Dadurch iſt aber keinesweges das
Ungluͤck gemildert, oder gar vertilgt!


So
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[32/0042] wohl und auf eine koſtſpielige Weiſe einen Damm entgegen zu ſetzen, ohne daß er wuͤßte, wie viel Kraft gegen ſolchen ausgeuͤbt wuͤrde, und mit wie vielem Widerſtande er ſelbiger entge- gen wirkt? Zuverlaͤßig iſt hier die Entſcheidung nicht ſchwer, und dennoch finden ſich in unſern Tagen ſo viele Beiſpiele der Fahrlaͤßigkeit und des Leichtſinnes bei Bauten dieſer Art, daß es unbe- greiflich bleibt, wie man da ſo inconſequent han- deln koͤnne, wo doch ſo viel auf Sicherheit des Lebens und Eigenthums ankommt. Man erwaͤge nur einigermaßen, wie viel traurige Folgen der Durchbruch eines Dammes in wenig Stunden ver- urſachen kann. Die ſchoͤnſten angenehmſten Stel- len mancher Gegenden werden oft auf Jahre lang ſchrecklich verwuͤſtet. Und doch iſt oͤfters bei ſolchen Faͤllen die Verheerung der Gegend und die Verwuͤ- ſtung anderer Anlagen, noch lange nicht ſo trau- rig, als der Ruin ganzer Familien, welche da- durch ins Elend gerathen koͤnnen, oder gar des Koſtbarſten auf der Welt, ich meine, des Lebens beraubt werden. Man bedenke ferner, wie dem- jenigen zu Muthe ſeyn mag, der ſich ſolche Unfaͤlle durch Leichtſinn oder gar durch Unwiſſenheit zu Schulden kommen ließ. Die Spuren der Verwuͤ- ſtungen bleiben freilich warnende Denkmaͤler fuͤr die Nachkommen, zur Schande des, der ſie ver- huͤten konnte. Dadurch iſt aber keinesweges das Ungluͤck gemildert, oder gar vertilgt! So

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Zitationshilfe: Riemann, Johann Friedrich: Praktische Anweisung zum Teichbau. Für Förster, Oekonomen und solche Personen, die sich weniger mit Mathematik abgeben. Leipzig, 1798, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/riemann_teichbau_1798/42>, abgerufen am 03.12.2024.