Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Riemann, Johann Friedrich: Praktische Anweisung zum Teichbau. Für Förster, Oekonomen und solche Personen, die sich weniger mit Mathematik abgeben. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

zu sehen hat, daß die Quader nicht zu sehr an ih-
ren Ecken und Kanten leiden. Denn je mehr von
diesen beschädigt werden, desto mehr Oeffnungen
entstehen zwischen den Steinen, die man nachher
mit Mörtel auszufüllen sich genöthigt sieht, da
sie doch eben so dicht mit Stein hätten ausgefüllt
seyn können, welches noch besser war. Ferner
kann man die Quader nicht von solchen Steinen
hauen, die schon von Natur der Nässe ziemlich wi-
derstehen, so ist es rathsamer sie wegzulassen, und
Bruchsteine dafür zu nehmen, die jene schlechte
Eigenschaft nicht haben. Saugen die Quader gar
das Wasser ein, so sind sie gänzlich zu verwerfen.
Da versteht sichs denn aber, daß dieß vor dem
Bau erst untersucht werden müsse. Um die Steine
zu probiren, kann man etliche Quader im Herbste
aushauen lassen und sie wägen; dann läßt man
sie den nächsten Winter hindurch im freien liegen,
und wiegt sie des Frühjahrs wieder. Der grös-
sere oder kleinere Unterschied in den Herbst- und
Frühjahrsgewichten, zeigt sodann von der gerin-
gern oder größern Güte derselben.

Sowohl Gerenne, als Striegelschächte und
Röschen, können in diesen Dämmen vortrefflich
vorgerichtet werden, deswegen weiset man jeden
gleich den gehörigen Platz an, und mauert sie mit
einem fort mit auf.

Wird der Damm sehr hoch, so macht es viel
Mühe die Steine hinaufzuschaffen, daher müssen
sie entweder mit Hülfe hölzerner Gerüste, und Ge-

brü-

zu ſehen hat, daß die Quader nicht zu ſehr an ih-
ren Ecken und Kanten leiden. Denn je mehr von
dieſen beſchaͤdigt werden, deſto mehr Oeffnungen
entſtehen zwiſchen den Steinen, die man nachher
mit Moͤrtel auszufuͤllen ſich genoͤthigt ſieht, da
ſie doch eben ſo dicht mit Stein haͤtten ausgefuͤllt
ſeyn koͤnnen, welches noch beſſer war. Ferner
kann man die Quader nicht von ſolchen Steinen
hauen, die ſchon von Natur der Naͤſſe ziemlich wi-
derſtehen, ſo iſt es rathſamer ſie wegzulaſſen, und
Bruchſteine dafuͤr zu nehmen, die jene ſchlechte
Eigenſchaft nicht haben. Saugen die Quader gar
das Waſſer ein, ſo ſind ſie gaͤnzlich zu verwerfen.
Da verſteht ſichs denn aber, daß dieß vor dem
Bau erſt unterſucht werden muͤſſe. Um die Steine
zu probiren, kann man etliche Quader im Herbſte
aushauen laſſen und ſie waͤgen; dann laͤßt man
ſie den naͤchſten Winter hindurch im freien liegen,
und wiegt ſie des Fruͤhjahrs wieder. Der groͤſ-
ſere oder kleinere Unterſchied in den Herbſt- und
Fruͤhjahrsgewichten, zeigt ſodann von der gerin-
gern oder groͤßern Guͤte derſelben.

Sowohl Gerenne, als Striegelſchaͤchte und
Roͤſchen, koͤnnen in dieſen Daͤmmen vortrefflich
vorgerichtet werden, deswegen weiſet man jeden
gleich den gehoͤrigen Platz an, und mauert ſie mit
einem fort mit auf.

Wird der Damm ſehr hoch, ſo macht es viel
Muͤhe die Steine hinaufzuſchaffen, daher muͤſſen
ſie entweder mit Huͤlfe hoͤlzerner Geruͤſte, und Ge-

bruͤ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0422" n="412"/>
zu &#x017F;ehen hat, daß die Quader nicht zu &#x017F;ehr an ih-<lb/>
ren Ecken und Kanten leiden. Denn je mehr von<lb/>
die&#x017F;en be&#x017F;cha&#x0364;digt werden, de&#x017F;to mehr Oeffnungen<lb/>
ent&#x017F;tehen zwi&#x017F;chen den Steinen, die man nachher<lb/>
mit Mo&#x0364;rtel auszufu&#x0364;llen &#x017F;ich geno&#x0364;thigt &#x017F;ieht, da<lb/>
&#x017F;ie doch eben &#x017F;o dicht mit Stein ha&#x0364;tten ausgefu&#x0364;llt<lb/>
&#x017F;eyn ko&#x0364;nnen, welches noch be&#x017F;&#x017F;er war. Ferner<lb/>
kann man die Quader nicht von &#x017F;olchen Steinen<lb/>
hauen, die &#x017F;chon von Natur der Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ziemlich wi-<lb/>
der&#x017F;tehen, &#x017F;o i&#x017F;t es rath&#x017F;amer &#x017F;ie wegzula&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
Bruch&#x017F;teine dafu&#x0364;r zu nehmen, die jene &#x017F;chlechte<lb/>
Eigen&#x017F;chaft nicht haben. Saugen die Quader gar<lb/>
das Wa&#x017F;&#x017F;er ein, &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie ga&#x0364;nzlich zu verwerfen.<lb/>
Da ver&#x017F;teht &#x017F;ichs denn aber, daß dieß vor dem<lb/>
Bau er&#x017F;t unter&#x017F;ucht werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Um die Steine<lb/>
zu probiren, kann man etliche Quader im Herb&#x017F;te<lb/>
aushauen la&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;ie wa&#x0364;gen; dann la&#x0364;ßt man<lb/>
&#x017F;ie den na&#x0364;ch&#x017F;ten Winter hindurch im freien liegen,<lb/>
und wiegt &#x017F;ie des Fru&#x0364;hjahrs wieder. Der gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ere oder kleinere Unter&#x017F;chied in den Herb&#x017F;t- und<lb/>
Fru&#x0364;hjahrsgewichten, zeigt &#x017F;odann von der gerin-<lb/>
gern oder gro&#x0364;ßern Gu&#x0364;te der&#x017F;elben.</p><lb/>
              <p>Sowohl Gerenne, als Striegel&#x017F;cha&#x0364;chte und<lb/>
Ro&#x0364;&#x017F;chen, ko&#x0364;nnen in die&#x017F;en Da&#x0364;mmen vortrefflich<lb/>
vorgerichtet werden, deswegen wei&#x017F;et man jeden<lb/>
gleich den geho&#x0364;rigen Platz an, und mauert &#x017F;ie mit<lb/>
einem fort mit auf.</p><lb/>
              <p>Wird der Damm &#x017F;ehr hoch, &#x017F;o macht es viel<lb/>
Mu&#x0364;he die Steine hinaufzu&#x017F;chaffen, daher mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ie entweder mit Hu&#x0364;lfe ho&#x0364;lzerner Geru&#x0364;&#x017F;te, und Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bru&#x0364;-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[412/0422] zu ſehen hat, daß die Quader nicht zu ſehr an ih- ren Ecken und Kanten leiden. Denn je mehr von dieſen beſchaͤdigt werden, deſto mehr Oeffnungen entſtehen zwiſchen den Steinen, die man nachher mit Moͤrtel auszufuͤllen ſich genoͤthigt ſieht, da ſie doch eben ſo dicht mit Stein haͤtten ausgefuͤllt ſeyn koͤnnen, welches noch beſſer war. Ferner kann man die Quader nicht von ſolchen Steinen hauen, die ſchon von Natur der Naͤſſe ziemlich wi- derſtehen, ſo iſt es rathſamer ſie wegzulaſſen, und Bruchſteine dafuͤr zu nehmen, die jene ſchlechte Eigenſchaft nicht haben. Saugen die Quader gar das Waſſer ein, ſo ſind ſie gaͤnzlich zu verwerfen. Da verſteht ſichs denn aber, daß dieß vor dem Bau erſt unterſucht werden muͤſſe. Um die Steine zu probiren, kann man etliche Quader im Herbſte aushauen laſſen und ſie waͤgen; dann laͤßt man ſie den naͤchſten Winter hindurch im freien liegen, und wiegt ſie des Fruͤhjahrs wieder. Der groͤſ- ſere oder kleinere Unterſchied in den Herbſt- und Fruͤhjahrsgewichten, zeigt ſodann von der gerin- gern oder groͤßern Guͤte derſelben. Sowohl Gerenne, als Striegelſchaͤchte und Roͤſchen, koͤnnen in dieſen Daͤmmen vortrefflich vorgerichtet werden, deswegen weiſet man jeden gleich den gehoͤrigen Platz an, und mauert ſie mit einem fort mit auf. Wird der Damm ſehr hoch, ſo macht es viel Muͤhe die Steine hinaufzuſchaffen, daher muͤſſen ſie entweder mit Huͤlfe hoͤlzerner Geruͤſte, und Ge- bruͤ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/riemann_teichbau_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/riemann_teichbau_1798/422
Zitationshilfe: Riemann, Johann Friedrich: Praktische Anweisung zum Teichbau. Für Förster, Oekonomen und solche Personen, die sich weniger mit Mathematik abgeben. Leipzig, 1798, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/riemann_teichbau_1798/422>, abgerufen am 21.11.2024.