Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647.Des Friedewünschenden Teutschlandes mes Teutschland nicht nur vom Kriege/ son-dern auch von Hunger und Pest habe außge- standen und erlitten? Diese beide nun folgen dem Mars Jhrem Bruder auff dem Fuesse nach und muß Jch Unglükselige mich befah- ren/ ob zwahr nicht viel mehr als ein weinig Odem in mir übrig ist/ daß doch der grausah- mer Mars nebenst obgedachten seinen beiden Schwesteren dennoch nicht ablassen werden mich ferner zu marteren und zu plagen. Ach! Ach! Wenn Jch mich meiner vorigen Herr- ligkeit ein weinig nur erinnere/ möchte mir ja das Hertz im Leibe vor grossem Leide zersprin- gen. Ach! wie war Jch eine so glükselige/ rei- che und mächtige Königinn! Jhr/ Jhr/ die Jhr mich in meiner vorigen Glükseligkeit ha- bet gesehen und gekennet/ Jhr/ Jhr könnet mir dessen überflüssige Zeugnisse geben: Alle Welt liebete mich/ alle Welt ehrete mich/ alle Welt fürchtete mich/ Armuht und Dienstbar- keit war viel weiter von mir als der Himmel von der Erden ist/ Aber! Hie wird abermahl getrummelt/ geblasen und geschossen/ Mars gehet gantz prächtig auff/ Jhme folgen feine beide Schwe- steren Hunger und Pest/ der Hunger ist mit einem langen schwartzen/ die Pest aber mit einem biß auff die Füsse hängendem weissen Tuche bedekket/ hinter diesen
Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes mes Teutſchland nicht nur vom Kriege/ ſon-dern auch von Hunger und Peſt habe außge- ſtanden und erlitten? Dieſe beide nun folgen dem Mars Jhrem Bruder auff dem Fueſſe nach und muß Jch Ungluͤkſelige mich befah- ren/ ob zwahr nicht viel mehr als ein weinig Odem in mir uͤbrig iſt/ daß doch der grauſah- mer Mars nebenſt obgedachten ſeinen beiden Schweſteren dennoch nicht ablaſſen werden mich ferner zu marteren und zu plagen. Ach! Ach! Wenn Jch mich meiner vorigen Herr- ligkeit ein weinig nur erinnere/ moͤchte mir ja das Hertz im Leibe vor groſſem Leide zerſprin- gen. Ach! wie war Jch eine ſo gluͤkſelige/ rei- che und maͤchtige Koͤniginn! Jhr/ Jhr/ die Jhr mich in meiner vorigen Gluͤkſeligkeit ha- bet geſehen und gekennet/ Jhr/ Jhr koͤnnet mir deſſen uͤberfluͤſſige Zeugniſſe geben: Alle Welt liebete mich/ alle Welt ehrete mich/ alle Welt fuͤrchtete mich/ Armuht und Dienſtbar- keit war viel weiter von mir als der Himmel von der Erden iſt/ Aber! ☾ Hie wird abermahl getrummelt/ geblaſen und geſchoſſen/ Mars gehet gantz praͤchtig auff/ Jhme folgen feine beide Schwe- ſteren Hunger und Peſt/ der Hunger iſt mit einem langen ſchwartzen/ die Peſt aber mit einem biß auff die Fuͤſſe haͤngendem weiſſen Tuche bedekket/ hinter dieſen
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Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
mes Teutſchland nicht nur vom Kriege/ ſon-
dern auch von Hunger und Peſt habe außge-
ſtanden und erlitten? Dieſe beide nun folgen
dem Mars Jhrem Bruder auff dem Fueſſe
nach und muß Jch Ungluͤkſelige mich befah-
ren/ ob zwahr nicht viel mehr als ein weinig
Odem in mir uͤbrig iſt/ daß doch der grauſah-
mer Mars nebenſt obgedachten ſeinen beiden
Schweſteren dennoch nicht ablaſſen werden
mich ferner zu marteren und zu plagen. Ach!
Ach! Wenn Jch mich meiner vorigen Herr-
ligkeit ein weinig nur erinnere/ moͤchte mir ja
das Hertz im Leibe vor groſſem Leide zerſprin-
gen. Ach! wie war Jch eine ſo gluͤkſelige/ rei-
che und maͤchtige Koͤniginn! Jhr/ Jhr/ die
Jhr mich in meiner vorigen Gluͤkſeligkeit ha-
bet geſehen und gekennet/ Jhr/ Jhr koͤnnet mir
deſſen uͤberfluͤſſige Zeugniſſe geben: Alle
Welt liebete mich/ alle Welt ehrete mich/ alle
Welt fuͤrchtete mich/ Armuht und Dienſtbar-
keit war viel weiter von mir als der Himmel
von der Erden iſt/ Aber! ☾ Hie wird abermahl
getrummelt/ geblaſen und geſchoſſen/ Mars gehet
gantz praͤchtig auff/ Jhme folgen feine beide Schwe-
ſteren Hunger und Peſt/ der Hunger iſt mit einem
langen ſchwartzen/ die Peſt aber mit einem biß auff
die Fuͤſſe haͤngendem weiſſen Tuche bedekket/ hinter
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