Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647.Der grossen Völker Hauß/ bei mir war fohrt und fohrt Der Tugend Sitz und Stell. Jch war der Schätze Kammer/ Jtz ist mein Uberfluß nur lauter Noht und Jammer/ Vor war Jch Herr/ jtz Knecht/ vor eine reine Magd; An meine Jungfrauschafft Ge- walt sich itz gewagt/ Die führt das Regiment/ Der muß Jch/ Ach! herhalten Und über mich/ O Pein! die Fremden lassen walten Die gantz zergliedern Mich. Daß/ wo Jch wende hinn Mein' Augen/ seh' Jch Noht und Elend zuem Gewinn/ Beinahe gahr den Tod. Jch bin in steter Straffe Vielleicht nicht ohne Schuld: Wie/ wenn der Wolff die Schaaffe Der Geyr das Huhn zerreist; So handelt itz die Welt Mit
Der groſſen Voͤlker Hauß/ bei mir war fohrt und fohrt Der Tugend Sitz und Stell. Jch war der Schaͤtze Kammer/ Jtz iſt mein Uberfluß nur lauter Noht und Jammer/ Vor war Jch Herr/ jtz Knecht/ vor eine reine Magd; An meine Jungfrauſchafft Ge- walt ſich itz gewagt/ Die fuͤhrt das Regiment/ Der muß Jch/ Ach! herhalten Und uͤber mich/ O Pein! die Fremden laſſen walten Die gantz zergliedern Mich. Daß/ wo Jch wende hinn Mein’ Augen/ ſeh’ Jch Noht und Elend zuem Gewinn/ Beinahe gahr den Tod. Jch bin in ſteter Straffe Vielleicht nicht ohne Schuld: Wie/ wenn der Wolff die Schaaffe Der Geyr das Huhn zerreiſt; So handelt itz die Welt Mit
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Der groſſen Voͤlker Hauß/ bei mir
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Der Tugend Sitz und Stell. Jch war
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Jammer/
Vor war Jch Herr/ jtz Knecht/ vor eine
reine Magd;
An meine Jungfrauſchafft Ge-
walt ſich itz gewagt/
Die fuͤhrt das Regiment/ Der muß Jch/ Ach!
herhalten
Und uͤber mich/ O Pein! die Fremden
laſſen walten
Die gantz zergliedern Mich. Daß/ wo Jch
wende hinn
Mein’ Augen/ ſeh’ Jch Noht und Elend
zuem Gewinn/
Beinahe gahr den Tod. Jch bin in ſteter
Straffe
Vielleicht nicht ohne Schuld: Wie/ wenn
der Wolff die Schaaffe
Der Geyr das Huhn zerreiſt; So handelt
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