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Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.

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erst im fünften Jahrhundert entstandenen Darstellungen ge-
schmückt19). Das Innenbild zeigt Poseidon und Aithra20), das
Aussenbild die Entsendung des Triptolemos auf der einen,
die Sage von der Erichthoniosschlange und den neugierigen
Kekropstöchtern auf der anderen Seite. Denn dass diese von
Gerhard21) angedeutete Erklärung das Richtige trifft, kann zwar
ein Blick auf das Bild lehren, mag aber, da dieselbe von ihrem
Entdecker selbst aufgegeben, von Andern einer ernstlichen Prü-
fung nicht wert gehalten und jetzt sogar fast vergessen ist,
hier ausführlicher erörtert worden.

Am rechten Ende der Darstellung erblicken wir eine riesige
Schlange, die mit weit aufgerissenem Rachen sich eilig nach
links fortzubewegen scheint. Ihr gewaltiger Leib zieht sich unter
dem Henkel hin, greift sogar noch weit in die Darstellung der
Rückseite ein und endet erst zwischen dem jugendlichen Krieger
(Eumolpos) und dem Mädchen mit den Fackeln (Hekate) in
einen spitzen Schweif. Hinter dem Jüngling steht ein vier-
eckiger Gegenstand, der wohl füglich nichts anderes sein kann,
als ein Kasten, welcher doch mit dem Auszug des Triptolemos
in keine auch noch so entfernte Beziehung gebracht werden
kann. Da nun überdies der Leib der Schlange an einer Stelle
durch diesen Kasten verdeckt wird, so ist es, meine ich, klar,
dass Schlange und Kasten zusammen gehören und dass wir uns
nach der Intention des Künstlers die Schlange aus dem Kasten
herauskommend denken sollen. Schon dieser eine Umstand
würde ausreichen, die Deutung auf Erichthonios zu sichern. Vor
der Schlange her laufen, offenbar von ihr verfolgt, zwei Mädchen

19) Gerhard, Trinkschalen und Gefässe Taf. A B. A. d. I. 1850 tav. d'agg. G.
Welcker, Alte Denkmäler III T. XII. Wiener Vorlegebl. Ser. VIII T. 2,
zuletzt besprochen von Heydemann Iliupersis S. 11 und Urlichs d. Vasen-
maler Brygos S. 3.
20) Diese Deutung scheint mir durch den Vergleich mit Gerhard A. V.
T. XII gesichert. Die jetzt beliebte, auf Panofka (Arch. Zeit. 1850 S. 187) und
O. Jahn (bei Heydemann a. a. O. S. 12) zurückgehende Deutung auf Poseidon
und Salamis steht im Zusammenhang mit der im Texte zurückgewiesenen
Deutung der einen Seite auf den Kychreus-Mythos.
21) Gerhard a. a. O. S. 20.

erst im fünften Jahrhundert entstandenen Darstellungen ge-
schmückt19). Das Innenbild zeigt Poseidon und Aithra20), das
Auſsenbild die Entsendung des Triptolemos auf der einen,
die Sage von der Erichthoniosschlange und den neugierigen
Kekropstöchtern auf der anderen Seite. Denn daſs diese von
Gerhard21) angedeutete Erklärung das Richtige trifft, kann zwar
ein Blick auf das Bild lehren, mag aber, da dieselbe von ihrem
Entdecker selbst aufgegeben, von Andern einer ernstlichen Prü-
fung nicht wert gehalten und jetzt sogar fast vergessen ist,
hier ausführlicher erörtert worden.

Am rechten Ende der Darstellung erblicken wir eine riesige
Schlange, die mit weit aufgerissenem Rachen sich eilig nach
links fortzubewegen scheint. Ihr gewaltiger Leib zieht sich unter
dem Henkel hin, greift sogar noch weit in die Darstellung der
Rückseite ein und endet erst zwischen dem jugendlichen Krieger
(Eumolpos) und dem Mädchen mit den Fackeln (Hekate) in
einen spitzen Schweif. Hinter dem Jüngling steht ein vier-
eckiger Gegenstand, der wohl füglich nichts anderes sein kann,
als ein Kasten, welcher doch mit dem Auszug des Triptolemos
in keine auch noch so entfernte Beziehung gebracht werden
kann. Da nun überdies der Leib der Schlange an einer Stelle
durch diesen Kasten verdeckt wird, so ist es, meine ich, klar,
daſs Schlange und Kasten zusammen gehören und daſs wir uns
nach der Intention des Künstlers die Schlange aus dem Kasten
herauskommend denken sollen. Schon dieser eine Umstand
würde ausreichen, die Deutung auf Erichthonios zu sichern. Vor
der Schlange her laufen, offenbar von ihr verfolgt, zwei Mädchen

19) Gerhard, Trinkschalen und Gefäſse Taf. A B. A. d. I. 1850 tav. d’agg. G.
Welcker, Alte Denkmäler III T. XII. Wiener Vorlegebl. Ser. VIII T. 2,
zuletzt besprochen von Heydemann Iliupersis S. 11 und Urlichs d. Vasen-
maler Brygos S. 3.
20) Diese Deutung scheint mir durch den Vergleich mit Gerhard A. V.
T. XII gesichert. Die jetzt beliebte, auf Panofka (Arch. Zeit. 1850 S. 187) und
O. Jahn (bei Heydemann a. a. O. S. 12) zurückgehende Deutung auf Poseidon
und Salamis steht im Zusammenhang mit der im Texte zurückgewiesenen
Deutung der einen Seite auf den Kychreus-Mythos.
21) Gerhard a. a. O. S. 20.
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[88/0102] erst im fünften Jahrhundert entstandenen Darstellungen ge- schmückt 19). Das Innenbild zeigt Poseidon und Aithra 20), das Auſsenbild die Entsendung des Triptolemos auf der einen, die Sage von der Erichthoniosschlange und den neugierigen Kekropstöchtern auf der anderen Seite. Denn daſs diese von Gerhard 21) angedeutete Erklärung das Richtige trifft, kann zwar ein Blick auf das Bild lehren, mag aber, da dieselbe von ihrem Entdecker selbst aufgegeben, von Andern einer ernstlichen Prü- fung nicht wert gehalten und jetzt sogar fast vergessen ist, hier ausführlicher erörtert worden. Am rechten Ende der Darstellung erblicken wir eine riesige Schlange, die mit weit aufgerissenem Rachen sich eilig nach links fortzubewegen scheint. Ihr gewaltiger Leib zieht sich unter dem Henkel hin, greift sogar noch weit in die Darstellung der Rückseite ein und endet erst zwischen dem jugendlichen Krieger (Eumolpos) und dem Mädchen mit den Fackeln (Hekate) in einen spitzen Schweif. Hinter dem Jüngling steht ein vier- eckiger Gegenstand, der wohl füglich nichts anderes sein kann, als ein Kasten, welcher doch mit dem Auszug des Triptolemos in keine auch noch so entfernte Beziehung gebracht werden kann. Da nun überdies der Leib der Schlange an einer Stelle durch diesen Kasten verdeckt wird, so ist es, meine ich, klar, daſs Schlange und Kasten zusammen gehören und daſs wir uns nach der Intention des Künstlers die Schlange aus dem Kasten herauskommend denken sollen. Schon dieser eine Umstand würde ausreichen, die Deutung auf Erichthonios zu sichern. Vor der Schlange her laufen, offenbar von ihr verfolgt, zwei Mädchen 19) Gerhard, Trinkschalen und Gefäſse Taf. A B. A. d. I. 1850 tav. d’agg. G. Welcker, Alte Denkmäler III T. XII. Wiener Vorlegebl. Ser. VIII T. 2, zuletzt besprochen von Heydemann Iliupersis S. 11 und Urlichs d. Vasen- maler Brygos S. 3. 20) Diese Deutung scheint mir durch den Vergleich mit Gerhard A. V. T. XII gesichert. Die jetzt beliebte, auf Panofka (Arch. Zeit. 1850 S. 187) und O. Jahn (bei Heydemann a. a. O. S. 12) zurückgehende Deutung auf Poseidon und Salamis steht im Zusammenhang mit der im Texte zurückgewiesenen Deutung der einen Seite auf den Kychreus-Mythos. 21) Gerhard a. a. O. S. 20.

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Zitationshilfe: Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_griechische_1881/102>, abgerufen am 24.11.2024.