fr. IX ab classe ad urbem tendunt, neque quisquam potest fulgentium armum armatus ardorem obtui.
fr. X incursio ita erat acris.
fr. XIV primores procerum provocavit nominans si esset quis, qui armis secum vellet cernere.
fr. XI Mavortes armis duo congressos crederes.
Also von der Flotte zur Stadt geht die Flucht und niemand vermag den Anblick der funkelnden Rüstung -- offenbar des Helden -- zu ertragen; die Tapfersten der Gegner ruft er beim Namen zum Kampf; zuletzt findet er einen ebenbürtigen Gegner. Wer ist der Held? und wer sein Gegner? Ribbeck antwortet: Achill und Hektor. Unbegreiflich; als Achill sich in den Kampf stürzt, sind die Troer längst nicht mehr nahe bei der Flotte, schon am Tage vorher hat sie Patroklos zurückgetrieben; und weiter, welche Veranlassung hat Achill, die Helden der Troer einzeln herauszufordern? Es ist ihm doch wahrlich jetzt nicht um eine Schaustellung seiner Stärke, sondern um Rache zu thun. Achill sucht in diesem Moment nur einen auf dem ganzen Schlachtfeld, Hektor. Wie passt dazu die Herausforderung? Und weiter, das in Trochäen abgefasste Fragment XII zeigt, dass Achill selbst seine Thaten erzählt; welche Tautologie, wenn bereits ein Boten- bericht vorausgegangen war. Wie trefflich fügt sich hingegen Alles, wenn Patroklos der Held des Berichtes ist. An der Spitze der Myrmidonen treibt er die Troer von der Flotte zur Stadt zurück; der Glanz der Achilleusrüstung, die er trägt, blendet die Troer; bei Namen ruft er die tapfersten Troer auf, und als er mit Hektor (oder Sarpedon?) kämpft, da sah es aus, als ob zwei Kriegsgötter mit einander sich messen wollten.
Eine zweite Gruppe von Fragmenten ordnet sich fast von selbst zu der Scene zusammen, in welcher Patroklos den Achilleus zuerst zur Teilnahme am Kampfe zu bewegen sucht, dann wenigstens seine Waffen erbittet und erhält, und endlich zum Kampf auszieht. Hierher gehören als Worte des Patroklos 5)
5) So schon Nieberding p. 14.
fr. IX ab classe ad urbem tendunt, neque quisquam potest fulgentium armum armatus ardorem obtui.
fr. X incursio ita erat acris.
fr. XIV primores procerum provocavit nominans si esset quis, qui armis secum vellet cernere.
fr. XI Mavortes armis duo congressos crederes.
Also von der Flotte zur Stadt geht die Flucht und niemand vermag den Anblick der funkelnden Rüstung — offenbar des Helden — zu ertragen; die Tapfersten der Gegner ruft er beim Namen zum Kampf; zuletzt findet er einen ebenbürtigen Gegner. Wer ist der Held? und wer sein Gegner? Ribbeck antwortet: Achill und Hektor. Unbegreiflich; als Achill sich in den Kampf stürzt, sind die Troer längst nicht mehr nahe bei der Flotte, schon am Tage vorher hat sie Patroklos zurückgetrieben; und weiter, welche Veranlassung hat Achill, die Helden der Troer einzeln herauszufordern? Es ist ihm doch wahrlich jetzt nicht um eine Schaustellung seiner Stärke, sondern um Rache zu thun. Achill sucht in diesem Moment nur einen auf dem ganzen Schlachtfeld, Hektor. Wie paſst dazu die Herausforderung? Und weiter, das in Trochäen abgefaſste Fragment XII zeigt, daſs Achill selbst seine Thaten erzählt; welche Tautologie, wenn bereits ein Boten- bericht vorausgegangen war. Wie trefflich fügt sich hingegen Alles, wenn Patroklos der Held des Berichtes ist. An der Spitze der Myrmidonen treibt er die Troer von der Flotte zur Stadt zurück; der Glanz der Achilleusrüstung, die er trägt, blendet die Troer; bei Namen ruft er die tapfersten Troer auf, und als er mit Hektor (oder Sarpedon?) kämpft, da sah es aus, als ob zwei Kriegsgötter mit einander sich messen wollten.
Eine zweite Gruppe von Fragmenten ordnet sich fast von selbst zu der Scene zusammen, in welcher Patroklos den Achilleus zuerst zur Teilnahme am Kampfe zu bewegen sucht, dann wenigstens seine Waffen erbittet und erhält, und endlich zum Kampf auszieht. Hierher gehören als Worte des Patroklos 5)
5) So schon Nieberding p. 14.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0151"n="137"/><list><item>fr. IX <hirendition="#i">ab classe ad urbem tendunt, neque quisquam potest<lb/>
fulgentium armum armatus ardorem obtui</hi>.</item><lb/><item>fr. X <hirendition="#i">incursio ita erat acris</hi>.</item><lb/><item>fr. XIV <hirendition="#i">primores procerum provocavit nominans<lb/>
si esset quis, qui armis secum vellet cernere</hi>.</item><lb/><item>fr. XI <hirendition="#i">Mavortes armis duo congressos crederes</hi>.</item></list><lb/><p>Also von der Flotte zur Stadt geht die Flucht und niemand<lb/>
vermag den Anblick der funkelnden Rüstung — offenbar des<lb/>
Helden — zu ertragen; die Tapfersten der Gegner ruft er beim<lb/>
Namen zum Kampf; zuletzt findet er einen ebenbürtigen Gegner.<lb/>
Wer ist der Held? und wer sein Gegner? Ribbeck antwortet:<lb/>
Achill und Hektor. Unbegreiflich; als Achill sich in den Kampf<lb/>
stürzt, sind die Troer längst nicht mehr nahe bei der Flotte, schon<lb/>
am Tage vorher hat sie Patroklos zurückgetrieben; und weiter,<lb/>
welche Veranlassung hat Achill, die Helden der Troer einzeln<lb/>
herauszufordern? Es ist ihm doch wahrlich jetzt nicht um eine<lb/>
Schaustellung seiner Stärke, sondern um Rache zu thun. Achill<lb/>
sucht in diesem Moment nur einen auf dem ganzen Schlachtfeld,<lb/>
Hektor. Wie paſst dazu die Herausforderung? Und weiter, das<lb/>
in Trochäen abgefaſste Fragment XII zeigt, daſs Achill selbst<lb/>
seine Thaten erzählt; welche Tautologie, wenn bereits ein Boten-<lb/>
bericht vorausgegangen war. Wie trefflich fügt sich hingegen<lb/>
Alles, wenn Patroklos der Held des Berichtes ist. An der Spitze<lb/>
der Myrmidonen treibt er die Troer von der Flotte zur Stadt<lb/>
zurück; der Glanz der Achilleusrüstung, die er trägt, blendet die<lb/>
Troer; bei Namen ruft er die tapfersten Troer auf, und als er<lb/>
mit Hektor (oder Sarpedon?) kämpft, da sah es aus, als ob zwei<lb/>
Kriegsgötter mit einander sich messen wollten.</p><lb/><p>Eine zweite Gruppe von Fragmenten ordnet sich fast von<lb/>
selbst zu der Scene zusammen, in welcher Patroklos den Achilleus<lb/>
zuerst zur Teilnahme am Kampfe zu bewegen sucht, dann<lb/>
wenigstens seine Waffen erbittet und erhält, und endlich zum<lb/>
Kampf auszieht. Hierher gehören als Worte des Patroklos <noteplace="foot"n="5)">So schon Nieberding p. 14.</note></p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[137/0151]
fr. IX ab classe ad urbem tendunt, neque quisquam potest
fulgentium armum armatus ardorem obtui.
fr. X incursio ita erat acris.
fr. XIV primores procerum provocavit nominans
si esset quis, qui armis secum vellet cernere.
fr. XI Mavortes armis duo congressos crederes.
Also von der Flotte zur Stadt geht die Flucht und niemand
vermag den Anblick der funkelnden Rüstung — offenbar des
Helden — zu ertragen; die Tapfersten der Gegner ruft er beim
Namen zum Kampf; zuletzt findet er einen ebenbürtigen Gegner.
Wer ist der Held? und wer sein Gegner? Ribbeck antwortet:
Achill und Hektor. Unbegreiflich; als Achill sich in den Kampf
stürzt, sind die Troer längst nicht mehr nahe bei der Flotte, schon
am Tage vorher hat sie Patroklos zurückgetrieben; und weiter,
welche Veranlassung hat Achill, die Helden der Troer einzeln
herauszufordern? Es ist ihm doch wahrlich jetzt nicht um eine
Schaustellung seiner Stärke, sondern um Rache zu thun. Achill
sucht in diesem Moment nur einen auf dem ganzen Schlachtfeld,
Hektor. Wie paſst dazu die Herausforderung? Und weiter, das
in Trochäen abgefaſste Fragment XII zeigt, daſs Achill selbst
seine Thaten erzählt; welche Tautologie, wenn bereits ein Boten-
bericht vorausgegangen war. Wie trefflich fügt sich hingegen
Alles, wenn Patroklos der Held des Berichtes ist. An der Spitze
der Myrmidonen treibt er die Troer von der Flotte zur Stadt
zurück; der Glanz der Achilleusrüstung, die er trägt, blendet die
Troer; bei Namen ruft er die tapfersten Troer auf, und als er
mit Hektor (oder Sarpedon?) kämpft, da sah es aus, als ob zwei
Kriegsgötter mit einander sich messen wollten.
Eine zweite Gruppe von Fragmenten ordnet sich fast von
selbst zu der Scene zusammen, in welcher Patroklos den Achilleus
zuerst zur Teilnahme am Kampfe zu bewegen sucht, dann
wenigstens seine Waffen erbittet und erhält, und endlich zum
Kampf auszieht. Hierher gehören als Worte des Patroklos 5)
5) So schon Nieberding p. 14.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_griechische_1881/151>, abgerufen am 17.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.