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Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.

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ist gewiss das ursprüngliche Motiv, während auf B die linke Hand
des Orestes hinter dem Kopf des Aigisthos verschwindet, und es
dem Beschauer überlassen bleibt, die Funktion des vorgestreckten
linken Armes zu erraten. Ein noch gewichtigerer Unterschied von B
liegt darin, dass Orestes, der bereits den Stoss vollführt und eben
das Schwert, dem ein mächtiger Blutstrom folgt, aus der Wunde
herauszieht, den Kopf nach links zurückwendet, als ob dort etwas
seine Aufmerksamkeit erregt habe. Nach derselben Richtung sehen
wir in grosser Erregung ein Mädchen enteilen, das die Hände, ob
zum Zeichen des Schreckens oder um zu begütigen, ist zunächst
nicht klar, erhoben hat. Die Bewegung dieses Mädchens, der Chry-
sothemis ([ - 10 Zeichen fehlen]), wie uns die Beischrift belehrt, sowie die
Kopfwendung des Orestes machen die Aufmerksamkeit des Be-
schauers auf die Darstellung der Rückseite rege und leiten so
in geschickter Weise auf diese über. Hier erblicken wir Kly-
taimnestra ([ - 12 Zeichen fehlen]), die mit beiden Händen das Beil
gefasst hält und nach rechts eilend dem Aigisthos zu Hilfe
kommen will. Allein der greise Talthybios ([ - 9 Zeichen fehlen]) mit
dem Heroldshut auf dem Kopfe hält mit der linken Hand ihren
linken Arm, mit der Rechten das Beil fest und hindert sie, den
Streich gegen Orestes zu führen.

Die hier dargestellte Situation ist in ihrem Entstehen und
in ihrem weiteren Verlauf durchaus verständlich: Klytaimnestra
hat das Beil ergriffen, um Aigisthos zu vertheidigen und Orestes,
den sie noch nicht erkannt zu haben braucht, zu töten. Aber der
alte treue Diener fällt ihr in den Arm und rettet den Sohn
seines toten Herrn. Kein Zweifel, dass wir hier die ursprüng-
liche Komposition vor uns haben, kein Zweifel, dass auch der
Zeichner von B dieselbe Sagenversion und sogar ziemlich genau
denselben Moment darstellen wollte, dass er demselben Typus
folgt, wie der Zeichner von A; und hätte dieser hinter Klytai-
mnestra die Figur des Talthybios hinzugefügt, so wäre das Unver-
ständliche und Befremdliche, was die Darstellung jetzt für uns
hat, vermieden worden. Er hat ihn weggelassen, weil die strenge
Symmetrie der Komposition, die für seine, ich möchte sagen
etwas akademische Richtung massgebend war, zu beiden Seiten

ist gewiſs das ursprüngliche Motiv, während auf B die linke Hand
des Orestes hinter dem Kopf des Aigisthos verschwindet, und es
dem Beschauer überlassen bleibt, die Funktion des vorgestreckten
linken Armes zu erraten. Ein noch gewichtigerer Unterschied von B
liegt darin, daſs Orestes, der bereits den Stoſs vollführt und eben
das Schwert, dem ein mächtiger Blutstrom folgt, aus der Wunde
herauszieht, den Kopf nach links zurückwendet, als ob dort etwas
seine Aufmerksamkeit erregt habe. Nach derselben Richtung sehen
wir in groſser Erregung ein Mädchen enteilen, das die Hände, ob
zum Zeichen des Schreckens oder um zu begütigen, ist zunächst
nicht klar, erhoben hat. Die Bewegung dieses Mädchens, der Chry-
sothemis ([ – 10 Zeichen fehlen]), wie uns die Beischrift belehrt, sowie die
Kopfwendung des Orestes machen die Aufmerksamkeit des Be-
schauers auf die Darstellung der Rückseite rege und leiten so
in geschickter Weise auf diese über. Hier erblicken wir Kly-
taimnestra ([ – 12 Zeichen fehlen]), die mit beiden Händen das Beil
gefaſst hält und nach rechts eilend dem Aigisthos zu Hilfe
kommen will. Allein der greise Talthybios ([ – 9 Zeichen fehlen]) mit
dem Heroldshut auf dem Kopfe hält mit der linken Hand ihren
linken Arm, mit der Rechten das Beil fest und hindert sie, den
Streich gegen Orestes zu führen.

Die hier dargestellte Situation ist in ihrem Entstehen und
in ihrem weiteren Verlauf durchaus verständlich: Klytaimnestra
hat das Beil ergriffen, um Aigisthos zu vertheidigen und Orestes,
den sie noch nicht erkannt zu haben braucht, zu töten. Aber der
alte treue Diener fällt ihr in den Arm und rettet den Sohn
seines toten Herrn. Kein Zweifel, daſs wir hier die ursprüng-
liche Komposition vor uns haben, kein Zweifel, daſs auch der
Zeichner von B dieselbe Sagenversion und sogar ziemlich genau
denselben Moment darstellen wollte, daſs er demselben Typus
folgt, wie der Zeichner von A; und hätte dieser hinter Klytai-
mnestra die Figur des Talthybios hinzugefügt, so wäre das Unver-
ständliche und Befremdliche, was die Darstellung jetzt für uns
hat, vermieden worden. Er hat ihn weggelassen, weil die strenge
Symmetrie der Komposition, die für seine, ich möchte sagen
etwas akademische Richtung maſsgebend war, zu beiden Seiten

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[155/0169] ist gewiſs das ursprüngliche Motiv, während auf B die linke Hand des Orestes hinter dem Kopf des Aigisthos verschwindet, und es dem Beschauer überlassen bleibt, die Funktion des vorgestreckten linken Armes zu erraten. Ein noch gewichtigerer Unterschied von B liegt darin, daſs Orestes, der bereits den Stoſs vollführt und eben das Schwert, dem ein mächtiger Blutstrom folgt, aus der Wunde herauszieht, den Kopf nach links zurückwendet, als ob dort etwas seine Aufmerksamkeit erregt habe. Nach derselben Richtung sehen wir in groſser Erregung ein Mädchen enteilen, das die Hände, ob zum Zeichen des Schreckens oder um zu begütigen, ist zunächst nicht klar, erhoben hat. Die Bewegung dieses Mädchens, der Chry- sothemis (__________), wie uns die Beischrift belehrt, sowie die Kopfwendung des Orestes machen die Aufmerksamkeit des Be- schauers auf die Darstellung der Rückseite rege und leiten so in geschickter Weise auf diese über. Hier erblicken wir Kly- taimnestra (____________), die mit beiden Händen das Beil gefaſst hält und nach rechts eilend dem Aigisthos zu Hilfe kommen will. Allein der greise Talthybios (_________) mit dem Heroldshut auf dem Kopfe hält mit der linken Hand ihren linken Arm, mit der Rechten das Beil fest und hindert sie, den Streich gegen Orestes zu führen. Die hier dargestellte Situation ist in ihrem Entstehen und in ihrem weiteren Verlauf durchaus verständlich: Klytaimnestra hat das Beil ergriffen, um Aigisthos zu vertheidigen und Orestes, den sie noch nicht erkannt zu haben braucht, zu töten. Aber der alte treue Diener fällt ihr in den Arm und rettet den Sohn seines toten Herrn. Kein Zweifel, daſs wir hier die ursprüng- liche Komposition vor uns haben, kein Zweifel, daſs auch der Zeichner von B dieselbe Sagenversion und sogar ziemlich genau denselben Moment darstellen wollte, daſs er demselben Typus folgt, wie der Zeichner von A; und hätte dieser hinter Klytai- mnestra die Figur des Talthybios hinzugefügt, so wäre das Unver- ständliche und Befremdliche, was die Darstellung jetzt für uns hat, vermieden worden. Er hat ihn weggelassen, weil die strenge Symmetrie der Komposition, die für seine, ich möchte sagen etwas akademische Richtung maſsgebend war, zu beiden Seiten

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Zitationshilfe: Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_griechische_1881/169>, abgerufen am 24.11.2024.