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Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.

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Aias bei einer doch offenbar im Lager spielenden Scene den
Panzer trägt, und zwar er allein von allen anwesenden Achaiern?
Diese Schwierigkeiten fallen weg, wenn wir, wie im ersten
Kapitel geschehen ist, annehmen, dass Aias, als der durch Tapfer-
keit wie durch seine Abstammung dem Achill am nächsten stehende,
sich sofort der Waffen des Toten bemächtigt hat und, wie eben
durch die eine noch offene Schulterklappe angedeutet wird, im
Begriff ist, sie anzulegen, als sich Odysseus naht und die Waffen
für sich beansprucht. Eine Bestätigung dieser Auffassung bietet
das Innenbild, auf dem, wie Brunn scharfsinnig erkannt hat, die-
selben Waffen von Odysseus dem Neoptolemos übergeben werden;
dort entspricht der Panzer dem auf dem Aussenbilde von Aias
getragenen im Wesentlichen genau; die geringe Verschiedenheit
in der Bildung der Schuppen hat in der verschiedenen Decoration
des Helmbügels eine ausreichende Analogie; vgl. auch die Rüstung
des Achilleus auf dem Innen- und Aussenbilde der Troilosschale
des Euphronios, die im Allgemeinen übereinstimmt, im Detail
mannigfach abweicht. Auch der Umstand, dass unter den an der
Erde liegenden Waffen sich noch ein zweiter Panzer befindet,
kann gegen unsere Auffassung nicht geltend gemacht werden; es ist
ein thorax stadios, während der von Aias angezogene ein thorax
pholidotos ist. Duris meint offenbar, dass Achilleus zwei ver-
schiedenartige Panzer besessen habe, wie auch unter den Waffen
des Patroklos auf der M. d. I. IX 32. 33 publicierten Vase diese
beiden Panzerarten erscheinen.

Diese Vase des Duris repräsentiert uns die weitaus glück-
lichste und charakteristischste Auffassung des Vorganges; mit
ihr hat der Typus den Höhepunkt seiner Entwickelung erreicht.
Schon die Olla Feoli, die ich freilich nur aus Brunns Beschrei-
bung (B. d. I. 1865 p. 13) kenne, scheint in der Charakteristik
des Vorganges weit hinter ihr zurückzubleiben; und die beiden
noch übrigen rotfigurigen Vasenbilder (Tischbein I 234) und
Bröndstedt Descr. of 32 anc. greek paint. vas. 25 p. 505)), welche

4) Zuerst von Birch Archaeologie XXXII p. 151 richtig gedeutet.
5) Von O. Jahn (Ber. d. sächs. Ges. 1853 S. 26) als in diesen Kreis ge-
hörig erkannt.

Aias bei einer doch offenbar im Lager spielenden Scene den
Panzer trägt, und zwar er allein von allen anwesenden Achaiern?
Diese Schwierigkeiten fallen weg, wenn wir, wie im ersten
Kapitel geschehen ist, annehmen, daſs Aias, als der durch Tapfer-
keit wie durch seine Abstammung dem Achill am nächsten stehende,
sich sofort der Waffen des Toten bemächtigt hat und, wie eben
durch die eine noch offene Schulterklappe angedeutet wird, im
Begriff ist, sie anzulegen, als sich Odysseus naht und die Waffen
für sich beansprucht. Eine Bestätigung dieser Auffassung bietet
das Innenbild, auf dem, wie Brunn scharfsinnig erkannt hat, die-
selben Waffen von Odysseus dem Neoptolemos übergeben werden;
dort entspricht der Panzer dem auf dem Auſsenbilde von Aias
getragenen im Wesentlichen genau; die geringe Verschiedenheit
in der Bildung der Schuppen hat in der verschiedenen Decoration
des Helmbügels eine ausreichende Analogie; vgl. auch die Rüstung
des Achilleus auf dem Innen- und Auſsenbilde der Troilosschale
des Euphronios, die im Allgemeinen übereinstimmt, im Detail
mannigfach abweicht. Auch der Umstand, daſs unter den an der
Erde liegenden Waffen sich noch ein zweiter Panzer befindet,
kann gegen unsere Auffassung nicht geltend gemacht werden; es ist
ein ϑώραξ στάδιος, während der von Aias angezogene ein ϑώραξ
φολιδωτός ist. Duris meint offenbar, daſs Achilleus zwei ver-
schiedenartige Panzer besessen habe, wie auch unter den Waffen
des Patroklos auf der M. d. I. IX 32. 33 publicierten Vase diese
beiden Panzerarten erscheinen.

Diese Vase des Duris repräsentiert uns die weitaus glück-
lichste und charakteristischste Auffassung des Vorganges; mit
ihr hat der Typus den Höhepunkt seiner Entwickelung erreicht.
Schon die Olla Feoli, die ich freilich nur aus Brunns Beschrei-
bung (B. d. I. 1865 p. 13) kenne, scheint in der Charakteristik
des Vorganges weit hinter ihr zurückzubleiben; und die beiden
noch übrigen rotfigurigen Vasenbilder (Tischbein I 234) und
Bröndstedt Descr. of 32 anc. greek paint. vas. 25 p. 505)), welche

4) Zuerst von Birch Archaeologie XXXII p. 151 richtig gedeutet.
5) Von O. Jahn (Ber. d. sächs. Ges. 1853 S. 26) als in diesen Kreis ge-
hörig erkannt.
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[216/0230] Aias bei einer doch offenbar im Lager spielenden Scene den Panzer trägt, und zwar er allein von allen anwesenden Achaiern? Diese Schwierigkeiten fallen weg, wenn wir, wie im ersten Kapitel geschehen ist, annehmen, daſs Aias, als der durch Tapfer- keit wie durch seine Abstammung dem Achill am nächsten stehende, sich sofort der Waffen des Toten bemächtigt hat und, wie eben durch die eine noch offene Schulterklappe angedeutet wird, im Begriff ist, sie anzulegen, als sich Odysseus naht und die Waffen für sich beansprucht. Eine Bestätigung dieser Auffassung bietet das Innenbild, auf dem, wie Brunn scharfsinnig erkannt hat, die- selben Waffen von Odysseus dem Neoptolemos übergeben werden; dort entspricht der Panzer dem auf dem Auſsenbilde von Aias getragenen im Wesentlichen genau; die geringe Verschiedenheit in der Bildung der Schuppen hat in der verschiedenen Decoration des Helmbügels eine ausreichende Analogie; vgl. auch die Rüstung des Achilleus auf dem Innen- und Auſsenbilde der Troilosschale des Euphronios, die im Allgemeinen übereinstimmt, im Detail mannigfach abweicht. Auch der Umstand, daſs unter den an der Erde liegenden Waffen sich noch ein zweiter Panzer befindet, kann gegen unsere Auffassung nicht geltend gemacht werden; es ist ein ϑώραξ στάδιος, während der von Aias angezogene ein ϑώραξ φολιδωτός ist. Duris meint offenbar, daſs Achilleus zwei ver- schiedenartige Panzer besessen habe, wie auch unter den Waffen des Patroklos auf der M. d. I. IX 32. 33 publicierten Vase diese beiden Panzerarten erscheinen. Diese Vase des Duris repräsentiert uns die weitaus glück- lichste und charakteristischste Auffassung des Vorganges; mit ihr hat der Typus den Höhepunkt seiner Entwickelung erreicht. Schon die Olla Feoli, die ich freilich nur aus Brunns Beschrei- bung (B. d. I. 1865 p. 13) kenne, scheint in der Charakteristik des Vorganges weit hinter ihr zurückzubleiben; und die beiden noch übrigen rotfigurigen Vasenbilder (Tischbein I 23 4) und Bröndstedt Descr. of 32 anc. greek paint. vas. 25 p. 50 5)), welche 4) Zuerst von Birch Archaeologie XXXII p. 151 richtig gedeutet. 5) Von O. Jahn (Ber. d. sächs. Ges. 1853 S. 26) als in diesen Kreis ge- hörig erkannt.

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Zitationshilfe: Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_griechische_1881/230>, abgerufen am 21.11.2024.