Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.Weiteres aus dem Gesagten, dass man von den sogenannten In der That wäre das Bild, das wir aus Proklos allein von Weiteres aus dem Gesagten, daſs man von den sogenannten In der That wäre das Bild, das wir aus Proklos allein von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0237" n="223"/> Weiteres aus dem Gesagten, daſs man von den sogenannten<lb/> Proklosexcerpten weder Vollständigkeit noch überhaupt Auf-<lb/> klärung über die Ausdehnung der einzelnen Epen erwarten darf.</p><lb/> <p>In der That wäre das Bild, das wir aus Proklos allein von<lb/> den unter Arktinos und Lesches Namen gehenden Epen gewinnen<lb/> würden, ein unglaublich verschrobenes; Arktinos würde darnach zwei<lb/> Epen gemacht haben, die Aithiopis, welche sich unmittelbar an die<lb/> Ilias angeschlossen und mitten in der Erzählung vom Streit um<lb/> die Waffen des Achilleus noch vor der Entscheidung abgebrochen<lb/> hätte, und die Iliupersis, die mit dem Moment, da die Troer<lb/> staunend und ratlos das hölzerne Pferd umstehen, begonnen<lb/> haben würde. Die Ereignisse, welche zwischen das Ende der<lb/> Aithiopis und den Anfang der Iliupersis fallen, hätte dann<lb/> Lesches in einem besonderen Gedicht behandelt, der kleinen Ilias,<lb/> welche mit dem Waffengericht begonnen und der Verfertigung des<lb/> troischen Pferdes und der Abfahrt der Griechen nach Tenedos<lb/> geendet, also so genau in die Lücke der Epen des Arktinos ge-<lb/> paſst hätte, daſs die Vermutung nicht abzuweisen wäre, jenes<lb/> Gedicht sei eben zum Zweck der Vervollständigung des von<lb/> Arktinos hintergelassenen Epos geschrieben worden. Seit Welcker<lb/> zweifelt Niemand daran, daſs diese Vorstellungen durchaus irrige<lb/> sein würden. Man ist sich darüber einig, daſs, wie einerseits die<lb/> kleine Ilias bis zur Zerstörung von Ilion ging, so andererseits die<lb/> Aithiopis keineswegs mitten im Waffenstreit abbrach, sondern auch<lb/> die Entscheidung desselben enthielt, ja einfach mit der Iliupersis<lb/> ein zusammenhängendes Epos bildete. Auſser der Ὅπλων κρίσις<lb/> und dem sich daran schlieſsenden Wahnsinn und Tod des Aias,<lb/> für dessen Vorkommen bei Arktinos wir zwei ausdrückliche Zeug-<lb/> nisse (schol. Pind. Isthm. III 53. schol. Il. Λ 515) besitzen, muſs<lb/> in jenem mittleren Teile des Gedichtes, für den uns Proklos im<lb/> Stich läſst, mindestens noch der Tod des Paris und die Abholung<lb/> des Neoptolemos, da dieser bei der Eroberung und Zerstörung<lb/> die Hauptrolle spielt, berichtet gewesen sein. Daſs auch der<lb/> Palladionraub erzählt war, wissen wir durch Dionysios von<lb/> Halicarnaſs Arch. I 69. Wie von dem Gedicht des Arktinos die<lb/> Mitte, so fehlt bei Proklos von der kleinen Ilias Anfang und Ende;<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [223/0237]
Weiteres aus dem Gesagten, daſs man von den sogenannten
Proklosexcerpten weder Vollständigkeit noch überhaupt Auf-
klärung über die Ausdehnung der einzelnen Epen erwarten darf.
In der That wäre das Bild, das wir aus Proklos allein von
den unter Arktinos und Lesches Namen gehenden Epen gewinnen
würden, ein unglaublich verschrobenes; Arktinos würde darnach zwei
Epen gemacht haben, die Aithiopis, welche sich unmittelbar an die
Ilias angeschlossen und mitten in der Erzählung vom Streit um
die Waffen des Achilleus noch vor der Entscheidung abgebrochen
hätte, und die Iliupersis, die mit dem Moment, da die Troer
staunend und ratlos das hölzerne Pferd umstehen, begonnen
haben würde. Die Ereignisse, welche zwischen das Ende der
Aithiopis und den Anfang der Iliupersis fallen, hätte dann
Lesches in einem besonderen Gedicht behandelt, der kleinen Ilias,
welche mit dem Waffengericht begonnen und der Verfertigung des
troischen Pferdes und der Abfahrt der Griechen nach Tenedos
geendet, also so genau in die Lücke der Epen des Arktinos ge-
paſst hätte, daſs die Vermutung nicht abzuweisen wäre, jenes
Gedicht sei eben zum Zweck der Vervollständigung des von
Arktinos hintergelassenen Epos geschrieben worden. Seit Welcker
zweifelt Niemand daran, daſs diese Vorstellungen durchaus irrige
sein würden. Man ist sich darüber einig, daſs, wie einerseits die
kleine Ilias bis zur Zerstörung von Ilion ging, so andererseits die
Aithiopis keineswegs mitten im Waffenstreit abbrach, sondern auch
die Entscheidung desselben enthielt, ja einfach mit der Iliupersis
ein zusammenhängendes Epos bildete. Auſser der Ὅπλων κρίσις
und dem sich daran schlieſsenden Wahnsinn und Tod des Aias,
für dessen Vorkommen bei Arktinos wir zwei ausdrückliche Zeug-
nisse (schol. Pind. Isthm. III 53. schol. Il. Λ 515) besitzen, muſs
in jenem mittleren Teile des Gedichtes, für den uns Proklos im
Stich läſst, mindestens noch der Tod des Paris und die Abholung
des Neoptolemos, da dieser bei der Eroberung und Zerstörung
die Hauptrolle spielt, berichtet gewesen sein. Daſs auch der
Palladionraub erzählt war, wissen wir durch Dionysios von
Halicarnaſs Arch. I 69. Wie von dem Gedicht des Arktinos die
Mitte, so fehlt bei Proklos von der kleinen Ilias Anfang und Ende;
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