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Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.

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eine Mal (Equites 1056) in der Weise des Lysimachos o ten mikran
Iliada pepoiekos, das andere Mal (Lysistrate 155) Leskhes o
Purraios en te mikra Iliadi citiert wird. Das dritte endlich
steht bei Pausanias III 26, 9 und muss, da nicht "Lescheos",
sondern o ta epe poiesas ten mikran Iliada citiert wird, einer
anderen Quelle entnommen sein, als die Citate des zehnten
Buches.

Wenn sich so mit verschwindend geringen Ausnahmen alle
aus der kleinen Ilias erhaltenen Fragmente und Notizen auf nur
zwei Quellen, Lysimachos und die von Pausanias ausgeschriebene
Periegese von Delphi (Polemon?), zurückführen lassen, so beweist dies,
dass die Kenntnis dieses Gedichtes keine sehr verbreitete gewesen
sein kann. In der That, so populär eine Zeitlang die sog. kyk-
lischen Epen gewesen sein müssen, so scheinen dieselben doch
mehr und mehr zurückgetreten zu sein, seit das attische Drama
die aus ihnen entnommenen Stoffe in einer eigenartigen Weise be-
handelt hatte und die von diesem geschaffene Sagenversion die popu-
läre geworden war. Nur Ilias und Odyssee behaupteten ihren alten
Rang und werden ihn behaupten für alle Zeit. Die übrigen Epen
kennt man seit dem dritten Jahrhundert nicht sowohl aus eigener
Lectüre, als aus den Hypotheseis und gelegentlichen Citaten in den
mythographischen Handbüchern und den Dichterkommentaren 5).

5) Dafür liefert Ovid ein artiges Beispiel. Wir wissen aus der Hypo-
thesis zu Euripides Medeia, dass in den Nosten Medeia den Aison verjüngte;
dieselbe Geschichte erzählt Ovid Met. VII 159--296. Hat also Ovid die
Nosten gelesen? Keineswegs, er kannte die Notiz eben daher, woher wir sie
auch kennen, aus der Medeia-Hypothesis, und seine Schilderung enthält da-
her absolut nichts Sagenstoffliches, nichts, worauf nicht ein römischer Dich-
ter von selbst hätte kommen können, nichts als eine lange prächtige Aus-
malung des in der Medeia-Hypothesis citierten Nosten-Verses pharmaka poll
epsous epi khruseioisi lebesin. Dass nun Ovid seine ganze Kenntnis von jener
Sage aus dieser Hypothesis nicht bloss entnehmen konnte, sondern dass er sie
auch wirklich daher entnommen hat, beweist folgender Umstand mit aller
nur denkbaren Evidenz. Auf das Citat aus den Nosten folgen in der Hypo-
thesis die Worte: Aiskhulos de en tais Dionusou trophois istorei, oti kai tas
Dionusou trophous meta ton andron auton anepsesasa eneopoiesen. Und Ovid
fährt, nachdem er die Verjüngung des Aison erzählt hat, folgendermassen fort

eine Mal (Equites 1056) in der Weise des Lysimachos ὁ τὴν μικρὰν
Ἰλιάδα πεποιηκώς, das andere Mal (Lysistrate 155) Λέσχης ὁ
Πυρραῖος ἐν τῆ μικρᾷ Ἰλιάδι citiert wird. Das dritte endlich
steht bei Pausanias III 26, 9 und muſs, da nicht „Lescheos“,
sondern ὁ τὰ ἔπη ποιήσας τὴν μικρὰν Ἰλιάδα citiert wird, einer
anderen Quelle entnommen sein, als die Citate des zehnten
Buches.

Wenn sich so mit verschwindend geringen Ausnahmen alle
aus der kleinen Ilias erhaltenen Fragmente und Notizen auf nur
zwei Quellen, Lysimachos und die von Pausanias ausgeschriebene
Periegese von Delphi (Polemon?), zurückführen lassen, so beweist dies,
daſs die Kenntnis dieses Gedichtes keine sehr verbreitete gewesen
sein kann. In der That, so populär eine Zeitlang die sog. kyk-
lischen Epen gewesen sein müssen, so scheinen dieselben doch
mehr und mehr zurückgetreten zu sein, seit das attische Drama
die aus ihnen entnommenen Stoffe in einer eigenartigen Weise be-
handelt hatte und die von diesem geschaffene Sagenversion die popu-
läre geworden war. Nur Ilias und Odyssee behaupteten ihren alten
Rang und werden ihn behaupten für alle Zeit. Die übrigen Epen
kennt man seit dem dritten Jahrhundert nicht sowohl aus eigener
Lectüre, als aus den Hypotheseis und gelegentlichen Citaten in den
mythographischen Handbüchern und den Dichterkommentaren 5).

5) Dafür liefert Ovid ein artiges Beispiel. Wir wissen aus der Hypo-
thesis zu Euripides Medeia, daſs in den Nosten Medeia den Aison verjüngte;
dieselbe Geschichte erzählt Ovid Met. VII 159—296. Hat also Ovid die
Nosten gelesen? Keineswegs, er kannte die Notiz eben daher, woher wir sie
auch kennen, aus der Medeia-Hypothesis, und seine Schilderung enthält da-
her absolut nichts Sagenstoffliches, nichts, worauf nicht ein römischer Dich-
ter von selbst hätte kommen können, nichts als eine lange prächtige Aus-
malung des in der Medeia-Hypothesis citierten Nosten-Verses φάρμακα πόλλ̕
ἕψουσ̕ ἐπὶ χρυσείοισι λέβησιν. Daſs nun Ovid seine ganze Kenntnis von jener
Sage aus dieser Hypothesis nicht bloſs entnehmen konnte, sondern daſs er sie
auch wirklich daher entnommen hat, beweist folgender Umstand mit aller
nur denkbaren Evidenz. Auf das Citat aus den Nosten folgen in der Hypo-
thesis die Worte: Αἰσχύλος δὲ ἐν ταῖς Διονύσου τροφοῖς ἱστορεῖ, ὅτι καὶ τὰς
Διονύσου τροφοὺς μετὰ τῶν ἀνδρῶν αὐτῶν ἀνεψήσασα ἐνεοποίησεν. Und Ovid
fährt, nachdem er die Verjüngung des Aison erzählt hat, folgendermaſsen fort
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[231/0245] eine Mal (Equites 1056) in der Weise des Lysimachos ὁ τὴν μικρὰν Ἰλιάδα πεποιηκώς, das andere Mal (Lysistrate 155) Λέσχης ὁ Πυρραῖος ἐν τῆ μικρᾷ Ἰλιάδι citiert wird. Das dritte endlich steht bei Pausanias III 26, 9 und muſs, da nicht „Lescheos“, sondern ὁ τὰ ἔπη ποιήσας τὴν μικρὰν Ἰλιάδα citiert wird, einer anderen Quelle entnommen sein, als die Citate des zehnten Buches. Wenn sich so mit verschwindend geringen Ausnahmen alle aus der kleinen Ilias erhaltenen Fragmente und Notizen auf nur zwei Quellen, Lysimachos und die von Pausanias ausgeschriebene Periegese von Delphi (Polemon?), zurückführen lassen, so beweist dies, daſs die Kenntnis dieses Gedichtes keine sehr verbreitete gewesen sein kann. In der That, so populär eine Zeitlang die sog. kyk- lischen Epen gewesen sein müssen, so scheinen dieselben doch mehr und mehr zurückgetreten zu sein, seit das attische Drama die aus ihnen entnommenen Stoffe in einer eigenartigen Weise be- handelt hatte und die von diesem geschaffene Sagenversion die popu- läre geworden war. Nur Ilias und Odyssee behaupteten ihren alten Rang und werden ihn behaupten für alle Zeit. Die übrigen Epen kennt man seit dem dritten Jahrhundert nicht sowohl aus eigener Lectüre, als aus den Hypotheseis und gelegentlichen Citaten in den mythographischen Handbüchern und den Dichterkommentaren 5). 5) Dafür liefert Ovid ein artiges Beispiel. Wir wissen aus der Hypo- thesis zu Euripides Medeia, daſs in den Nosten Medeia den Aison verjüngte; dieselbe Geschichte erzählt Ovid Met. VII 159—296. Hat also Ovid die Nosten gelesen? Keineswegs, er kannte die Notiz eben daher, woher wir sie auch kennen, aus der Medeia-Hypothesis, und seine Schilderung enthält da- her absolut nichts Sagenstoffliches, nichts, worauf nicht ein römischer Dich- ter von selbst hätte kommen können, nichts als eine lange prächtige Aus- malung des in der Medeia-Hypothesis citierten Nosten-Verses φάρμακα πόλλ̕ ἕψουσ̕ ἐπὶ χρυσείοισι λέβησιν. Daſs nun Ovid seine ganze Kenntnis von jener Sage aus dieser Hypothesis nicht bloſs entnehmen konnte, sondern daſs er sie auch wirklich daher entnommen hat, beweist folgender Umstand mit aller nur denkbaren Evidenz. Auf das Citat aus den Nosten folgen in der Hypo- thesis die Worte: Αἰσχύλος δὲ ἐν ταῖς Διονύσου τροφοῖς ἱστορεῖ, ὅτι καὶ τὰς Διονύσου τροφοὺς μετὰ τῶν ἀνδρῶν αὐτῶν ἀνεψήσασα ἐνεοποίησεν. Und Ovid fährt, nachdem er die Verjüngung des Aison erzählt hat, folgendermaſsen fort

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Zitationshilfe: Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_griechische_1881/245>, abgerufen am 24.11.2024.