Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.zuweisen 30). Sollte es aber auch in einzelnen Fällen glücken, 30) Näheres siehe im Cap. IV Das attische Drama und die Vasen-
malerei des fünften Jahrhunderts. zuweisen 30). Sollte es aber auch in einzelnen Fällen glücken, 30) Näheres siehe im Cap. IV Das attische Drama und die Vasen-
malerei des fünften Jahrhunderts. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0043" n="29"/> zuweisen <note place="foot" n="30)">Näheres siehe im Cap. IV Das attische Drama und die Vasen-<lb/> malerei des fünften Jahrhunderts.</note>. Sollte es aber auch in einzelnen Fällen glücken,<lb/> so würde die Ausnahme nur die Regel bestätigen. Im Allgemei-<lb/> nen dürfen wir die Thatsache konstatieren, daſs die Kunst des<lb/> fünften Jahrhunderts in der Sagenform von dem Epos und in<lb/> einzelnen Fällen von der Lyrik abhängig ist; aber wenn nicht in<lb/> der Sagenfassung, so macht sich doch der Einfluſs des Dramas im<lb/> Charakter der Darstellung zuerst leise und dann immer stärker<lb/> geltend. Man darf vielleicht sagen, daſs in jener Periode zwar<lb/> nicht der Stoff, aber die Form der Kunstdarstellungen dramatisch<lb/> ist. Das zeigt sich zunächst darin, daſs stets die dargestellte<lb/> Scene scharf präcisiert wird. Verschwunden ist jene Unbestimmt-<lb/> heit und Ungewiſsheit der archaischen Kunstdarstellungen. Ein<lb/> ganz bestimmter Moment schwebt dem Künstler vor, der mög-<lb/> lichst dramatische, und alle dargestellten Figuren sind in diesem<lb/> ganz bestimmten Moment und in engster Verbindung mit der<lb/> Hauptgruppe gedacht; es ist bewundernswert, wie geschickt und<lb/> zugleich wie pietätvoll diese Kunstperiode die alt überlieferten<lb/> Typen, die natürlich gröſstenteils an der geschilderten Unbestimmt-<lb/> heit leiden, so umzugestalten versteht, daſs eine spannende dra-<lb/> matische Scene entsteht. Ein alter bildlicher Typus stellt den<lb/> Streit des Aias und des Odysseus um die Waffen des Achilleus dar.<lb/> Mit gezücktem Schwert wollen beide auf einander los, und mit<lb/> gewaltiger Anstrengung sind die übrigen Achäer bemüht, sie von<lb/> einander abzuhalten; kein Versuch ist gemacht, die einzelnen<lb/> Achäer oder auch nur die beiden Hauptfiguren Aias und Odysseus<lb/> näher zu charakterisieren, selbst der Gegenstand des Streites, die<lb/> Waffen des Achilleus, ist nicht immer dargestellt. Im fünften<lb/> Jahrhundert hat der Vasenmaler Duris mit gewissenhaftester An-<lb/> lehnung an diesen alten Typus folgende Scene geschaffen: Aias<lb/> hat bereits den Panzer des Achilleus angelegt, zu seinen Füſsen<lb/> liegen Helm und Schild; nur die rechte Schulterspange des Pan-<lb/> zers steht noch offen. Er hat das Schwert gezückt und will auf<lb/> Odysseus los. Dieser hingegen ist eben erst im Begriff, das Schwert<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [29/0043]
zuweisen 30). Sollte es aber auch in einzelnen Fällen glücken,
so würde die Ausnahme nur die Regel bestätigen. Im Allgemei-
nen dürfen wir die Thatsache konstatieren, daſs die Kunst des
fünften Jahrhunderts in der Sagenform von dem Epos und in
einzelnen Fällen von der Lyrik abhängig ist; aber wenn nicht in
der Sagenfassung, so macht sich doch der Einfluſs des Dramas im
Charakter der Darstellung zuerst leise und dann immer stärker
geltend. Man darf vielleicht sagen, daſs in jener Periode zwar
nicht der Stoff, aber die Form der Kunstdarstellungen dramatisch
ist. Das zeigt sich zunächst darin, daſs stets die dargestellte
Scene scharf präcisiert wird. Verschwunden ist jene Unbestimmt-
heit und Ungewiſsheit der archaischen Kunstdarstellungen. Ein
ganz bestimmter Moment schwebt dem Künstler vor, der mög-
lichst dramatische, und alle dargestellten Figuren sind in diesem
ganz bestimmten Moment und in engster Verbindung mit der
Hauptgruppe gedacht; es ist bewundernswert, wie geschickt und
zugleich wie pietätvoll diese Kunstperiode die alt überlieferten
Typen, die natürlich gröſstenteils an der geschilderten Unbestimmt-
heit leiden, so umzugestalten versteht, daſs eine spannende dra-
matische Scene entsteht. Ein alter bildlicher Typus stellt den
Streit des Aias und des Odysseus um die Waffen des Achilleus dar.
Mit gezücktem Schwert wollen beide auf einander los, und mit
gewaltiger Anstrengung sind die übrigen Achäer bemüht, sie von
einander abzuhalten; kein Versuch ist gemacht, die einzelnen
Achäer oder auch nur die beiden Hauptfiguren Aias und Odysseus
näher zu charakterisieren, selbst der Gegenstand des Streites, die
Waffen des Achilleus, ist nicht immer dargestellt. Im fünften
Jahrhundert hat der Vasenmaler Duris mit gewissenhaftester An-
lehnung an diesen alten Typus folgende Scene geschaffen: Aias
hat bereits den Panzer des Achilleus angelegt, zu seinen Füſsen
liegen Helm und Schild; nur die rechte Schulterspange des Pan-
zers steht noch offen. Er hat das Schwert gezückt und will auf
Odysseus los. Dieser hingegen ist eben erst im Begriff, das Schwert
30) Näheres siehe im Cap. IV Das attische Drama und die Vasen-
malerei des fünften Jahrhunderts.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |