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Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.

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Bekannt ist die von Friederichs so schön besprochene Amphora
des Berliner Museums, auf deren Vorderseite der Krieger von
Vater und Mutter Abschied nimmt, während auf der Rück-
seite ein Genosse die Leiche des Gefallenen, dessen Helm der
Lorbeerkranz ziert, ins Vaterhaus zurückträgt (Arch. Zeit. 1861
T. CLVI). Ein anderes Beispiel ist die von Ritschl heraus-
gegebene Amphora des Gregorianischen Museums, (M. d. I. II
Tav. 44 b. A. d. I. 1837 p. 183. s. Ritschl Opusc. I Taf. 1.
S. 788. Panofka, Bild. ant. Lebens XVII 8. 9., s. die Abbil-
dung1) auf S. 82), die um so mehr hier etwas eingehender be-
sprochen werden mag, als der erste Herausgeber weder den
Vorgang selbst, noch den köstlichen Humor der Darstellung ver-
standen hat. Auf der Vorderseite sitzen ein paar athenische
Männer auf Stühlen einander gegenüber; der Ort der Handlung
ist durch einen die Mitte einnehmenden Ölbaum als ein Baum-
garten bezeichnet. Neben jedem der Männer steht eine Amphora
derselben Form, wie das mit der Darstellung geschmückte Ge-
fäss selbst. Zwischen den Männern steht nach rechts gewandt
ein Hund, den Kopf neugierig, aber ruhig und zutraulich zu dem
Manne rechts erhebend. Dieser ist also offenbar der Fremde,
der Mann links der Besitzer des Ölgartens und Eigentümer des
Hundes. Dieser Schluss wird durch die Thätigkeit des letzteren
noch weiter bestätigt; wir sehen ihn nämlich beschäftigt, ver-
mittelst eines trichterförmigen Hebers eine kleine Quantität Flüssig-
keit, ohne Zweifel Öl, aus der Amphora in eine kleine Lekythos
umzufüllen. Unbegreiflich ist es, wie Ritschl glauben konnte, er
nehme diese Operation vor, um die Masse des in der Amphora
befindlichen Öles, die wieder den ganzen Betrag der gemachten
Ernte repräsentiere, zu bestimmen, und das beigeschriebene Stoss-
gebet O Zeu pater aithe plousios genoi(man) heisse etwa: "Gieb
Vater Zeus, dass sich bei der Messung herausstelle, dass ich eine
reiche Ernte gemacht habe". Die attischen Ölhändler wären wahr-
lich sehr zu beklagen gewesen, wenn sie sich zur Messung von

1) In der Darstellung der Vorderseite sind Kopf und Nacken des rechts
sitzenden Mannes ergänzt.
Philolog. Untersuchungen V. 6

Bekannt ist die von Friederichs so schön besprochene Amphora
des Berliner Museums, auf deren Vorderseite der Krieger von
Vater und Mutter Abschied nimmt, während auf der Rück-
seite ein Genosse die Leiche des Gefallenen, dessen Helm der
Lorbeerkranz ziert, ins Vaterhaus zurückträgt (Arch. Zeit. 1861
T. CLVI). Ein anderes Beispiel ist die von Ritschl heraus-
gegebene Amphora des Gregorianischen Museums, (M. d. I. II
Tav. 44 b. A. d. I. 1837 p. 183. s. Ritschl Opusc. I Taf. 1.
S. 788. Panofka, Bild. ant. Lebens XVII 8. 9., s. die Abbil-
dung1) auf S. 82), die um so mehr hier etwas eingehender be-
sprochen werden mag, als der erste Herausgeber weder den
Vorgang selbst, noch den köstlichen Humor der Darstellung ver-
standen hat. Auf der Vorderseite sitzen ein paar athenische
Männer auf Stühlen einander gegenüber; der Ort der Handlung
ist durch einen die Mitte einnehmenden Ölbaum als ein Baum-
garten bezeichnet. Neben jedem der Männer steht eine Amphora
derselben Form, wie das mit der Darstellung geschmückte Ge-
fäſs selbst. Zwischen den Männern steht nach rechts gewandt
ein Hund, den Kopf neugierig, aber ruhig und zutraulich zu dem
Manne rechts erhebend. Dieser ist also offenbar der Fremde,
der Mann links der Besitzer des Ölgartens und Eigentümer des
Hundes. Dieser Schluſs wird durch die Thätigkeit des letzteren
noch weiter bestätigt; wir sehen ihn nämlich beschäftigt, ver-
mittelst eines trichterförmigen Hebers eine kleine Quantität Flüssig-
keit, ohne Zweifel Öl, aus der Amphora in eine kleine Lekythos
umzufüllen. Unbegreiflich ist es, wie Ritschl glauben konnte, er
nehme diese Operation vor, um die Masse des in der Amphora
befindlichen Öles, die wieder den ganzen Betrag der gemachten
Ernte repräsentiere, zu bestimmen, und das beigeschriebene Stoſs-
gebet Ὠ Ζεῦ πάτερ αἴϑε πλούσιος γενοί(μαν) heiſse etwa: „Gieb
Vater Zeus, daſs sich bei der Messung herausstelle, daſs ich eine
reiche Ernte gemacht habe“. Die attischen Ölhändler wären wahr-
lich sehr zu beklagen gewesen, wenn sie sich zur Messung von

1) In der Darstellung der Vorderseite sind Kopf und Nacken des rechts
sitzenden Mannes ergänzt.
Philolog. Untersuchungen V. 6
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[81/0095] Bekannt ist die von Friederichs so schön besprochene Amphora des Berliner Museums, auf deren Vorderseite der Krieger von Vater und Mutter Abschied nimmt, während auf der Rück- seite ein Genosse die Leiche des Gefallenen, dessen Helm der Lorbeerkranz ziert, ins Vaterhaus zurückträgt (Arch. Zeit. 1861 T. CLVI). Ein anderes Beispiel ist die von Ritschl heraus- gegebene Amphora des Gregorianischen Museums, (M. d. I. II Tav. 44 b. A. d. I. 1837 p. 183. s. Ritschl Opusc. I Taf. 1. S. 788. Panofka, Bild. ant. Lebens XVII 8. 9., s. die Abbil- dung 1) auf S. 82), die um so mehr hier etwas eingehender be- sprochen werden mag, als der erste Herausgeber weder den Vorgang selbst, noch den köstlichen Humor der Darstellung ver- standen hat. Auf der Vorderseite sitzen ein paar athenische Männer auf Stühlen einander gegenüber; der Ort der Handlung ist durch einen die Mitte einnehmenden Ölbaum als ein Baum- garten bezeichnet. Neben jedem der Männer steht eine Amphora derselben Form, wie das mit der Darstellung geschmückte Ge- fäſs selbst. Zwischen den Männern steht nach rechts gewandt ein Hund, den Kopf neugierig, aber ruhig und zutraulich zu dem Manne rechts erhebend. Dieser ist also offenbar der Fremde, der Mann links der Besitzer des Ölgartens und Eigentümer des Hundes. Dieser Schluſs wird durch die Thätigkeit des letzteren noch weiter bestätigt; wir sehen ihn nämlich beschäftigt, ver- mittelst eines trichterförmigen Hebers eine kleine Quantität Flüssig- keit, ohne Zweifel Öl, aus der Amphora in eine kleine Lekythos umzufüllen. Unbegreiflich ist es, wie Ritschl glauben konnte, er nehme diese Operation vor, um die Masse des in der Amphora befindlichen Öles, die wieder den ganzen Betrag der gemachten Ernte repräsentiere, zu bestimmen, und das beigeschriebene Stoſs- gebet Ὠ Ζεῦ πάτερ αἴϑε πλούσιος γενοί(μαν) heiſse etwa: „Gieb Vater Zeus, daſs sich bei der Messung herausstelle, daſs ich eine reiche Ernte gemacht habe“. Die attischen Ölhändler wären wahr- lich sehr zu beklagen gewesen, wenn sie sich zur Messung von 1) In der Darstellung der Vorderseite sind Kopf und Nacken des rechts sitzenden Mannes ergänzt. Philolog. Untersuchungen V. 6

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Zitationshilfe: Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_griechische_1881/95>, abgerufen am 24.11.2024.