Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.nach G. Hermann's3) scharfsinniger Vermutung (a)p ara bebaken 3) G. Hermann, Zeitschrift für Altertumswissenschaft IV S. 847, dem Ritschl a. a. O. S. 793, O. Jahn, Vasensammlung Königs Ludwig S. LXVII und Kaibel, Epigrammata graeca p. 509 n. 1133 zugestimmt haben. Bedenken macht nur, dass der Raum zwischen dem N und der Schnautze des Hundes für einen weiteren Buchstaben doch sehr klein erscheint und dass auch Herr Dr. Maass, der auf meine Bitte die Beischriften einer erneuten Revision unterzogen hat, keine Spur eines solchen entdecken konnte, was bei der vor- trefflichen Erhaltung der übrigen Buchstaben doch sehr befremdlich ist. Es muss unter diesen Umständen auch zweifelhaft bleiben, ob G. Hermann mit Recht in den Beischriften katalektische jambische Trimeter gesehen hat. Den auffälligen dorischen Dialekt neben der Form des [ - 1 Zeichen fehlt] vermag ich nicht zu erklären. 4) Ritschl nimmt an, dass auf der Rückseite die Männer den Platz ge-
wechselt haben; die Darstellung zeige die Erfüllung des Gebetes auf der Vorder- seite: die Messung habe so viel Öl ergeben, dass der Besitzer des Ölgartens zufrieden den Ertrag überrechne, und sein Genosse ihm zurufe: ecce quantum tua iam exspectatio non expleta, sed adeo superata sit. Richtiger erkannten G. Hermann und Panofka, dass beide Male die Männer an derselben Stelle erscheinen. Auch dass es sich um einen Ölkauf handele, entging dem klaren Blick G. Hermanns nicht. Nur hielt er irrtümlich den rechtssitzenden Mann für den Hausherrn und Besitzer des Ölgartens; den links für den Käufer. nach G. Hermann’s3) scharfsinniger Vermutung (ἀ)π̕ ἄρα βέβακεν 3) G. Hermann, Zeitschrift für Altertumswissenschaft IV S. 847, dem Ritschl a. a. O. S. 793, O. Jahn, Vasensammlung Königs Ludwig S. LXVII und Kaibel, Epigrammata graeca p. 509 n. 1133 zugestimmt haben. Bedenken macht nur, daſs der Raum zwischen dem Ν und der Schnautze des Hundes für einen weiteren Buchstaben doch sehr klein erscheint und daſs auch Herr Dr. Maaſs, der auf meine Bitte die Beischriften einer erneuten Revision unterzogen hat, keine Spur eines solchen entdecken konnte, was bei der vor- trefflichen Erhaltung der übrigen Buchstaben doch sehr befremdlich ist. Es muſs unter diesen Umständen auch zweifelhaft bleiben, ob G. Hermann mit Recht in den Beischriften katalektische jambische Trimeter gesehen hat. Den auffälligen dorischen Dialekt neben der Form des [ – 1 Zeichen fehlt] vermag ich nicht zu erklären. 4) Ritschl nimmt an, daſs auf der Rückseite die Männer den Platz ge-
wechselt haben; die Darstellung zeige die Erfüllung des Gebetes auf der Vorder- seite: die Messung habe so viel Öl ergeben, daſs der Besitzer des Ölgartens zufrieden den Ertrag überrechne, und sein Genosse ihm zurufe: ecce quantum tua iam exspectatio non expleta, sed adeo superata sit. Richtiger erkannten G. Hermann und Panofka, daſs beide Male die Männer an derselben Stelle erscheinen. Auch daſs es sich um einen Ölkauf handele, entging dem klaren Blick G. Hermanns nicht. Nur hielt er irrtümlich den rechtssitzenden Mann für den Hausherrn und Besitzer des Ölgartens; den links für den Käufer. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0098" n="84"/> nach G. Hermann’s<note place="foot" n="3)">G. Hermann, Zeitschrift für Altertumswissenschaft IV S. 847, dem<lb/> Ritschl a. a. O. S. 793, O. Jahn, Vasensammlung Königs Ludwig S. LXVII<lb/> und Kaibel, Epigrammata graeca p. 509 n. 1133 zugestimmt haben. Bedenken<lb/> macht nur, daſs der Raum zwischen dem Ν und der Schnautze des Hundes<lb/> für einen weiteren Buchstaben doch sehr klein erscheint und daſs auch Herr<lb/> Dr. Maaſs, der auf meine Bitte die Beischriften einer erneuten Revision<lb/> unterzogen hat, keine Spur eines solchen entdecken konnte, was bei der vor-<lb/> trefflichen Erhaltung der übrigen Buchstaben doch sehr befremdlich ist. Es<lb/> muſs unter diesen Umständen auch zweifelhaft bleiben, ob G. Hermann mit<lb/> Recht in den Beischriften katalektische jambische Trimeter gesehen hat.<lb/> Den auffälligen dorischen Dialekt neben der Form des <gap unit="chars" quantity="1"/> vermag ich nicht zu<lb/> erklären.</note> scharfsinniger Vermutung (ἀ)π̕ ἄρα βέβακεν<lb/> lesen. Im ersten Falle heiſsen die Worte: „Das Gefäſs ist schon<lb/> voll, es ist schon daneben gegangen“ nämlich das zugemessene<lb/> Öl, das in dem übervollen Gefäſse keinen Platz mehr findet:<lb/> in dem zweiten Falle wird man zu übersetzen haben: „meine<lb/> Rechnung ist also gemacht, meine Verpflichtung erfüllt“. In<lb/> jedem Falle also handelt es sich um die Frage der richtigen<lb/> Messung; während der Verkäufer hoch und teuer versichert,<lb/> seinen Verpflichtungen nachgekommen zu sein und richtig oder,<lb/> wenn wir πλέον als Neutrum von πλείων fassen, überreichlich<lb/> gemessen zu haben, überrechnet der Käufer mit den Fingern die<lb/> Zahl der χόες, er πεμπάζει. Es scheint, daſs er die fünf Finger<lb/> der rechten und drei der linken ausstreckt: acht χόες hat er<lb/> kaufen wollen; ist wirklich richtig gemessen? Der Beschauer<lb/> kann sich jedesfalls des stillen Verdachtes nicht erwehren, daſs<lb/> sich der Verkäufer nicht bloſs auf den lieben Vater Zeus ver-<lb/> lassen, sondern selbst nachgeholfen habe<note xml:id="seg2pn_9_1" next="#seg2pn_9_2" place="foot" n="4)">Ritschl nimmt an, daſs auf der Rückseite die Männer den Platz ge-<lb/> wechselt haben; die Darstellung zeige die Erfüllung des Gebetes auf der Vorder-<lb/> seite: die Messung habe so viel Öl ergeben, daſs der Besitzer des Ölgartens<lb/> zufrieden den Ertrag überrechne, und sein Genosse ihm zurufe: <hi rendition="#i">ecce quantum<lb/> tua iam exspectatio non expleta, sed adeo superata sit</hi>. Richtiger erkannten<lb/> G. Hermann und Panofka, daſs beide Male die Männer an derselben Stelle<lb/> erscheinen. Auch daſs es sich um einen Ölkauf handele, entging dem klaren<lb/> Blick G. Hermanns nicht. Nur hielt er irrtümlich den rechtssitzenden Mann<lb/> für den Hausherrn und Besitzer des Ölgartens; den links für den Käufer.</note>.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [84/0098]
nach G. Hermann’s 3) scharfsinniger Vermutung (ἀ)π̕ ἄρα βέβακεν
lesen. Im ersten Falle heiſsen die Worte: „Das Gefäſs ist schon
voll, es ist schon daneben gegangen“ nämlich das zugemessene
Öl, das in dem übervollen Gefäſse keinen Platz mehr findet:
in dem zweiten Falle wird man zu übersetzen haben: „meine
Rechnung ist also gemacht, meine Verpflichtung erfüllt“. In
jedem Falle also handelt es sich um die Frage der richtigen
Messung; während der Verkäufer hoch und teuer versichert,
seinen Verpflichtungen nachgekommen zu sein und richtig oder,
wenn wir πλέον als Neutrum von πλείων fassen, überreichlich
gemessen zu haben, überrechnet der Käufer mit den Fingern die
Zahl der χόες, er πεμπάζει. Es scheint, daſs er die fünf Finger
der rechten und drei der linken ausstreckt: acht χόες hat er
kaufen wollen; ist wirklich richtig gemessen? Der Beschauer
kann sich jedesfalls des stillen Verdachtes nicht erwehren, daſs
sich der Verkäufer nicht bloſs auf den lieben Vater Zeus ver-
lassen, sondern selbst nachgeholfen habe 4).
3) G. Hermann, Zeitschrift für Altertumswissenschaft IV S. 847, dem
Ritschl a. a. O. S. 793, O. Jahn, Vasensammlung Königs Ludwig S. LXVII
und Kaibel, Epigrammata graeca p. 509 n. 1133 zugestimmt haben. Bedenken
macht nur, daſs der Raum zwischen dem Ν und der Schnautze des Hundes
für einen weiteren Buchstaben doch sehr klein erscheint und daſs auch Herr
Dr. Maaſs, der auf meine Bitte die Beischriften einer erneuten Revision
unterzogen hat, keine Spur eines solchen entdecken konnte, was bei der vor-
trefflichen Erhaltung der übrigen Buchstaben doch sehr befremdlich ist. Es
muſs unter diesen Umständen auch zweifelhaft bleiben, ob G. Hermann mit
Recht in den Beischriften katalektische jambische Trimeter gesehen hat.
Den auffälligen dorischen Dialekt neben der Form des _ vermag ich nicht zu
erklären.
4) Ritschl nimmt an, daſs auf der Rückseite die Männer den Platz ge-
wechselt haben; die Darstellung zeige die Erfüllung des Gebetes auf der Vorder-
seite: die Messung habe so viel Öl ergeben, daſs der Besitzer des Ölgartens
zufrieden den Ertrag überrechne, und sein Genosse ihm zurufe: ecce quantum
tua iam exspectatio non expleta, sed adeo superata sit. Richtiger erkannten
G. Hermann und Panofka, daſs beide Male die Männer an derselben Stelle
erscheinen. Auch daſs es sich um einen Ölkauf handele, entging dem klaren
Blick G. Hermanns nicht. Nur hielt er irrtümlich den rechtssitzenden Mann
für den Hausherrn und Besitzer des Ölgartens; den links für den Käufer.
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