Robert, Ludwig: Die Sylphen. Berlin, 1806.
Löse die dunkeln Räthsel mir; ich will Die Wahrheit sehn, und müßt' ich auch ver- zweifeln. Zelu. Du sollst sie sehn, sonst würdest du verzweifeln. Wisse, daß dein Verlobter Ein Fürst der unterirdisch bösen Geister, Ein schwarzer Zaubrer ist. Aus der Umarmung roher Elemente Jm Mittelpunkt der Erd' ist er entsprossen, Und roh sind seine zügellosen Lüste. Du bist die tausendste Von jenen unglückseel'gen Fürstinnen, Die in des Wilden Liebesnetz gefallen -- Die armen büßen schrecklich ihre Schuld; Denn länger nie, als neun und zwanzig Tage Währt dieses Ungeheuers Wollustrausch. Sobald des Mondes volle Silberscheibe Am Himmel wieder prangt, Sobald folgt Haß, und Eckel der Begierde. Jn rohe Thiere wandelt er die armen, Die unglückseel'gen Frauen, Nachdem er sie durch schwarze Zauberkunst Sich ihm zu geben zwang. Du sahest sie, die Heerde war es, die Dein Schicksal ahnend, dir Den Eintritt in die Stadt verwehren wollte -- Ein gleiches Schreckens-Schicksal wartet dein.
Löse die dunkeln Räthsel mir; ich will Die Wahrheit sehn, und müßt' ich auch ver- zweifeln. Zelu. Du sollst sie sehn, sonst würdest du verzweifeln. Wisse, daß dein Verlobter Ein Fürst der unterirdisch bösen Geister, Ein schwarzer Zaubrer ist. Aus der Umarmung roher Elemente Jm Mittelpunkt der Erd' ist er entsprossen, Und roh sind seine zügellosen Lüste. Du bist die tausendste Von jenen unglückseel'gen Fürstinnen, Die in des Wilden Liebesnetz gefallen — Die armen büßen schrecklich ihre Schuld; Denn länger nie, als neun und zwanzig Tage Währt dieses Ungeheuers Wollustrausch. Sobald des Mondes volle Silberscheibe Am Himmel wieder prangt, Sobald folgt Haß, und Eckel der Begierde. Jn rohe Thiere wandelt er die armen, Die unglückseel'gen Frauen, Nachdem er sie durch schwarze Zauberkunst Sich ihm zu geben zwang. Du sahest sie, die Heerde war es, die Dein Schicksal ahnend, dir Den Eintritt in die Stadt verwehren wollte — Ein gleiches Schreckens-Schicksal wartet dein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#ZOBE"> <p><pb facs="#f0022" n="18"/> Löse die dunkeln Räthsel mir; ich will<lb/> Die Wahrheit sehn, und müßt' ich auch ver-<lb/> zweifeln.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZEL"> <speaker>Zelu.</speaker><lb/> <p>Du sollst sie sehn, sonst würdest du verzweifeln.<lb/> Wisse, daß dein Verlobter<lb/> Ein Fürst der unterirdisch bösen Geister,<lb/> Ein schwarzer Zaubrer ist.<lb/> Aus der Umarmung roher Elemente<lb/> Jm Mittelpunkt der Erd' ist er entsprossen,<lb/> Und roh sind seine zügellosen Lüste.<lb/> Du bist die tausendste<lb/> Von jenen unglückseel'gen Fürstinnen,<lb/> Die in des Wilden Liebesnetz gefallen —<lb/> Die armen büßen schrecklich ihre Schuld;<lb/> Denn länger nie, als neun und zwanzig Tage<lb/> Währt dieses Ungeheuers Wollustrausch.<lb/> Sobald des Mondes volle Silberscheibe<lb/> Am Himmel wieder prangt,<lb/> Sobald folgt Haß, und Eckel der Begierde.<lb/> Jn rohe Thiere wandelt er die armen,<lb/> Die unglückseel'gen Frauen,<lb/> Nachdem er sie durch schwarze Zauberkunst<lb/> Sich ihm zu geben zwang.<lb/> Du sahest sie, die Heerde war es, die<lb/> Dein Schicksal ahnend, dir<lb/> Den Eintritt in die Stadt verwehren wollte —<lb/> Ein gleiches Schreckens-Schicksal wartet dein.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [18/0022]
Löse die dunkeln Räthsel mir; ich will
Die Wahrheit sehn, und müßt' ich auch ver-
zweifeln.
Zelu.
Du sollst sie sehn, sonst würdest du verzweifeln.
Wisse, daß dein Verlobter
Ein Fürst der unterirdisch bösen Geister,
Ein schwarzer Zaubrer ist.
Aus der Umarmung roher Elemente
Jm Mittelpunkt der Erd' ist er entsprossen,
Und roh sind seine zügellosen Lüste.
Du bist die tausendste
Von jenen unglückseel'gen Fürstinnen,
Die in des Wilden Liebesnetz gefallen —
Die armen büßen schrecklich ihre Schuld;
Denn länger nie, als neun und zwanzig Tage
Währt dieses Ungeheuers Wollustrausch.
Sobald des Mondes volle Silberscheibe
Am Himmel wieder prangt,
Sobald folgt Haß, und Eckel der Begierde.
Jn rohe Thiere wandelt er die armen,
Die unglückseel'gen Frauen,
Nachdem er sie durch schwarze Zauberkunst
Sich ihm zu geben zwang.
Du sahest sie, die Heerde war es, die
Dein Schicksal ahnend, dir
Den Eintritt in die Stadt verwehren wollte —
Ein gleiches Schreckens-Schicksal wartet dein.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |