Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
höhere Mathematic gemacht zu werden pflegt,
aus dem Wege zu räumen, so wollen wir die für-
nehmsten practischen Theile der Mathematic et-
was genauer in Betrachtung ziehen.

Jn der Mechanic, welche in Erklärung und
Bestimmung der Bewegung der Körper bestehet,
kommen nicht nur die schwehrsten Fragen vor,
welche ohne eine sehr tiefe Einsicht in die höhere
Mathematic unmöglich erörtert werden können:
sondern es findet sich darinne keine einzige Maschi-
ne, deren Würkung ohne eine solche Erkenntniß
vollständig erkläret werden könnte. Was darinn
insgemein von den Maschinen vorgebracht wird,
gehet nur auf die Einrichtung derselben überhaupt,
und man pflegt gemeiniglich dabey nicht mehr
als das Gleichgewicht zwischen der Kraft, und dem
Wiederstand der Last, anzuzeigen. Da aber die
Last nicht nur im Gleichgewicht erhalten, sondern
auch in Bewegung gesetzt werden soll; so muß
die Kraft der Last überlegen, und also grösser seyn,
als zu Erhaltung des Gleichgewichts erfordert
wird. Wie nun in diesem Fall die Bewegung be-
schaffen seyn, und mit was für einer Geschwindig-
keit die Last beweget werden müsse, davon findet
man nicht ein Wort in den gemeinen Abhandlun-
gen der Maschinen; ungeachtet hierauf die
Haupt-Absicht und der Nutzen aller Maschinen
beruhet. Dieses ist die fürnehmste Ursache, war-

um
)( 4

Vorrede.
hoͤhere Mathematic gemacht zu werden pflegt,
aus dem Wege zu raͤumen, ſo wollen wir die fuͤr-
nehmſten practiſchen Theile der Mathematic et-
was genauer in Betrachtung ziehen.

Jn der Mechanic, welche in Erklaͤrung und
Beſtimmung der Bewegung der Koͤrper beſtehet,
kommen nicht nur die ſchwehrſten Fragen vor,
welche ohne eine ſehr tiefe Einſicht in die hoͤhere
Mathematic unmoͤglich eroͤrtert werden koͤnnen:
ſondern es findet ſich darinne keine einzige Maſchi-
ne, deren Wuͤrkung ohne eine ſolche Erkenntniß
vollſtaͤndig erklaͤret werden koͤnnte. Was darinn
insgemein von den Maſchinen vorgebracht wird,
gehet nur auf die Einrichtung derſelben uͤberhaupt,
und man pflegt gemeiniglich dabey nicht mehr
als das Gleichgewicht zwiſchen der Kraft, und dem
Wiederſtand der Laſt, anzuzeigen. Da aber die
Laſt nicht nur im Gleichgewicht erhalten, ſondern
auch in Bewegung geſetzt werden ſoll; ſo muß
die Kraft der Laſt uͤberlegen, und alſo groͤſſer ſeyn,
als zu Erhaltung des Gleichgewichts erfordert
wird. Wie nun in dieſem Fall die Bewegung be-
ſchaffen ſeyn, und mit was fuͤr einer Geſchwindig-
keit die Laſt beweget werden muͤſſe, davon findet
man nicht ein Wort in den gemeinen Abhandlun-
gen der Maſchinen; ungeachtet hierauf die
Haupt-Abſicht und der Nutzen aller Maſchinen
beruhet. Dieſes iſt die fuͤrnehmſte Urſache, war-

um
)( 4
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0011"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
ho&#x0364;here <hi rendition="#aq">Mathematic</hi> gemacht zu werden pflegt,<lb/>
aus dem Wege zu ra&#x0364;umen, &#x017F;o wollen wir die fu&#x0364;r-<lb/>
nehm&#x017F;ten <hi rendition="#aq">practi</hi>&#x017F;chen Theile der <hi rendition="#aq">Mathematic</hi> et-<lb/>
was genauer in Betrachtung ziehen.</p><lb/>
        <p>Jn der <hi rendition="#aq">Mechanic,</hi> welche in Erkla&#x0364;rung und<lb/>
Be&#x017F;timmung der Bewegung der Ko&#x0364;rper be&#x017F;tehet,<lb/>
kommen nicht nur die &#x017F;chwehr&#x017F;ten Fragen vor,<lb/>
welche ohne eine &#x017F;ehr tiefe Ein&#x017F;icht in die ho&#x0364;here<lb/><hi rendition="#aq">Mathematic</hi> unmo&#x0364;glich ero&#x0364;rtert werden ko&#x0364;nnen:<lb/>
&#x017F;ondern es findet &#x017F;ich darinne keine einzige Ma&#x017F;chi-<lb/>
ne, deren Wu&#x0364;rkung ohne eine &#x017F;olche Erkenntniß<lb/>
voll&#x017F;ta&#x0364;ndig erkla&#x0364;ret werden ko&#x0364;nnte. Was darinn<lb/>
insgemein von den Ma&#x017F;chinen vorgebracht wird,<lb/>
gehet nur auf die Einrichtung der&#x017F;elben u&#x0364;berhaupt,<lb/>
und man pflegt gemeiniglich dabey nicht mehr<lb/>
als das Gleichgewicht zwi&#x017F;chen der Kraft, und dem<lb/>
Wieder&#x017F;tand der La&#x017F;t, anzuzeigen. Da aber die<lb/>
La&#x017F;t nicht nur im Gleichgewicht erhalten, &#x017F;ondern<lb/>
auch in Bewegung ge&#x017F;etzt werden &#x017F;oll; &#x017F;o muß<lb/>
die Kraft der La&#x017F;t u&#x0364;berlegen, und al&#x017F;o gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eyn,<lb/>
als zu Erhaltung des Gleichgewichts erfordert<lb/>
wird. Wie nun in die&#x017F;em Fall die Bewegung be-<lb/>
&#x017F;chaffen &#x017F;eyn, und mit was fu&#x0364;r einer Ge&#x017F;chwindig-<lb/>
keit die La&#x017F;t beweget werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, davon findet<lb/>
man nicht ein Wort in den gemeinen Abhandlun-<lb/>
gen der Ma&#x017F;chinen; ungeachtet hierauf die<lb/>
Haupt-Ab&#x017F;icht und der Nutzen aller Ma&#x017F;chinen<lb/>
beruhet. Die&#x017F;es i&#x017F;t die fu&#x0364;rnehm&#x017F;te Ur&#x017F;ache, war-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">)( 4</fw><fw place="bottom" type="catch">um</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0011] Vorrede. hoͤhere Mathematic gemacht zu werden pflegt, aus dem Wege zu raͤumen, ſo wollen wir die fuͤr- nehmſten practiſchen Theile der Mathematic et- was genauer in Betrachtung ziehen. Jn der Mechanic, welche in Erklaͤrung und Beſtimmung der Bewegung der Koͤrper beſtehet, kommen nicht nur die ſchwehrſten Fragen vor, welche ohne eine ſehr tiefe Einſicht in die hoͤhere Mathematic unmoͤglich eroͤrtert werden koͤnnen: ſondern es findet ſich darinne keine einzige Maſchi- ne, deren Wuͤrkung ohne eine ſolche Erkenntniß vollſtaͤndig erklaͤret werden koͤnnte. Was darinn insgemein von den Maſchinen vorgebracht wird, gehet nur auf die Einrichtung derſelben uͤberhaupt, und man pflegt gemeiniglich dabey nicht mehr als das Gleichgewicht zwiſchen der Kraft, und dem Wiederſtand der Laſt, anzuzeigen. Da aber die Laſt nicht nur im Gleichgewicht erhalten, ſondern auch in Bewegung geſetzt werden ſoll; ſo muß die Kraft der Laſt uͤberlegen, und alſo groͤſſer ſeyn, als zu Erhaltung des Gleichgewichts erfordert wird. Wie nun in dieſem Fall die Bewegung be- ſchaffen ſeyn, und mit was fuͤr einer Geſchwindig- keit die Laſt beweget werden muͤſſe, davon findet man nicht ein Wort in den gemeinen Abhandlun- gen der Maſchinen; ungeachtet hierauf die Haupt-Abſicht und der Nutzen aller Maſchinen beruhet. Dieſes iſt die fuͤrnehmſte Urſache, war- um )( 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/11
Zitationshilfe: Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/11>, abgerufen am 21.11.2024.