gesetzet werden. Ja wenn auch gleich ein blosser Mathematicus aus Mangel einer hinlänglichen Erfahrung nicht im Stande ist, aus dieser Erkennt- niß allen Nutzen zu ziehen, so ist doch kein Zweifel, ein erfahrner Artillerist werde diesen Abgang leicht ersetzen, und eine solche ihm mitgetheilte Er- kenntniß in allen Umständen mit Vortheil anzu- wenden wissen.
Man pflegt gemeiniglich in den Gedanken zu stehen, als wenn die höhere Mathematic bloß al- lein in solchen subtilen Speculationen bestünde, aus welchen man nicht den geringsten Nutzen hof- fen könnte: und daß man alle Vortheile, welche man dieser Wissenschaft nicht absprechen kann, nur allein den niedrigen und schon genugsam bekannten Theilen der Mathematic zu dancken habe. Allein dasjenige, was in Ansehung der Artillerie angefüh- ret worden, ist schon hinreichend, dieses Vorur- theil völlig zu heben: ja man kann so gar mit dem grösten Recht behaupten, daß keine Wissenschaft mit der Mathematic verknüpfet ist, welche nicht, wenn sie gründlich ausgeführet werden soll, die so genannte höhere Mathematic erfordere. Es finden sich so gar auch öfters die Gränzen dieser Wissen- schafft noch nicht einmahl genugsam erweitert, um alle Umstände gehöriger maßen erklären zu können.
Um dieses deutlicher darzuthun, und dadurch den fast allgemeinen Vorwurf, welcher gegen die
höhere
Vorrede.
geſetzet werden. Ja wenn auch gleich ein bloſſer Mathematicus aus Mangel einer hinlaͤnglichen Erfahrung nicht im Stande iſt, aus dieſer Erkennt- niß allen Nutzen zu ziehen, ſo iſt doch kein Zweifel, ein erfahrner Artilleriſt werde dieſen Abgang leicht erſetzen, und eine ſolche ihm mitgetheilte Er- kenntniß in allen Umſtaͤnden mit Vortheil anzu- wenden wiſſen.
Man pflegt gemeiniglich in den Gedanken zu ſtehen, als wenn die hoͤhere Mathematic bloß al- lein in ſolchen ſubtilen Speculationen beſtuͤnde, aus welchen man nicht den geringſten Nutzen hof- fen koͤnnte: und daß man alle Vortheile, welche man dieſer Wiſſenſchaft nicht abſprechen kann, nur allein den niedrigen und ſchon genugſam bekannten Theilen der Mathematic zu dancken habe. Allein dasjenige, was in Anſehung der Artillerie angefuͤh- ret worden, iſt ſchon hinreichend, dieſes Vorur- theil voͤllig zu heben: ja man kann ſo gar mit dem groͤſten Recht behaupten, daß keine Wiſſenſchaft mit der Mathematic verknuͤpfet iſt, welche nicht, wenn ſie gruͤndlich ausgefuͤhret werden ſoll, die ſo genannte hoͤhere Mathematic erfordere. Es finden ſich ſo gar auch oͤfters die Graͤnzen dieſer Wiſſen- ſchafft noch nicht einmahl genugſam erweitert, um alle Umſtaͤnde gehoͤriger maßen erklaͤren zu koͤñen.
Um dieſes deutlicher darzuthun, und dadurch den faſt allgemeinen Vorwurf, welcher gegen die
hoͤhere
<TEI><text><front><divn="1"><p><pbfacs="#f0010"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
geſetzet werden. Ja wenn auch gleich ein bloſſer<lb/><hirendition="#aq">Mathematicus</hi> aus Mangel einer hinlaͤnglichen<lb/>
Erfahrung nicht im Stande iſt, aus dieſer Erkennt-<lb/>
niß allen Nutzen zu ziehen, ſo iſt doch kein Zweifel,<lb/>
ein erfahrner <hirendition="#aq">Artilleriſt</hi> werde dieſen Abgang<lb/>
leicht erſetzen, und eine ſolche ihm mitgetheilte Er-<lb/>
kenntniß in allen Umſtaͤnden mit Vortheil anzu-<lb/>
wenden wiſſen.</p><lb/><p>Man pflegt gemeiniglich in den Gedanken zu<lb/>ſtehen, als wenn die hoͤhere <hirendition="#aq">Mathematic</hi> bloß al-<lb/>
lein in ſolchen <hirendition="#aq">ſubtil</hi>en <hirendition="#aq">Speculation</hi>en beſtuͤnde,<lb/>
aus welchen man nicht den geringſten Nutzen hof-<lb/>
fen koͤnnte: und daß man alle Vortheile, welche<lb/>
man dieſer Wiſſenſchaft nicht abſprechen kann, nur<lb/>
allein den niedrigen und ſchon genugſam bekannten<lb/>
Theilen der <hirendition="#aq">Mathematic</hi> zu dancken habe. Allein<lb/>
dasjenige, was in Anſehung der <hirendition="#aq">Artillerie</hi> angefuͤh-<lb/>
ret worden, iſt ſchon hinreichend, dieſes Vorur-<lb/>
theil voͤllig zu heben: ja man kann ſo gar mit dem<lb/>
groͤſten Recht behaupten, daß keine Wiſſenſchaft<lb/>
mit der <hirendition="#aq">Mathematic</hi> verknuͤpfet iſt, welche nicht,<lb/>
wenn ſie gruͤndlich ausgefuͤhret werden ſoll, die ſo<lb/>
genannte hoͤhere <hirendition="#aq">Mathematic</hi> erfordere. Es finden<lb/>ſich ſo gar auch oͤfters die Graͤnzen dieſer Wiſſen-<lb/>ſchafft noch nicht einmahl genugſam erweitert, um<lb/>
alle Umſtaͤnde gehoͤriger maßen erklaͤren zu koͤñen.</p><lb/><p>Um dieſes deutlicher darzuthun, und dadurch<lb/>
den faſt allgemeinen Vorwurf, welcher gegen die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">hoͤhere</fw><lb/></p></div></front></text></TEI>
[0010]
Vorrede.
geſetzet werden. Ja wenn auch gleich ein bloſſer
Mathematicus aus Mangel einer hinlaͤnglichen
Erfahrung nicht im Stande iſt, aus dieſer Erkennt-
niß allen Nutzen zu ziehen, ſo iſt doch kein Zweifel,
ein erfahrner Artilleriſt werde dieſen Abgang
leicht erſetzen, und eine ſolche ihm mitgetheilte Er-
kenntniß in allen Umſtaͤnden mit Vortheil anzu-
wenden wiſſen.
Man pflegt gemeiniglich in den Gedanken zu
ſtehen, als wenn die hoͤhere Mathematic bloß al-
lein in ſolchen ſubtilen Speculationen beſtuͤnde,
aus welchen man nicht den geringſten Nutzen hof-
fen koͤnnte: und daß man alle Vortheile, welche
man dieſer Wiſſenſchaft nicht abſprechen kann, nur
allein den niedrigen und ſchon genugſam bekannten
Theilen der Mathematic zu dancken habe. Allein
dasjenige, was in Anſehung der Artillerie angefuͤh-
ret worden, iſt ſchon hinreichend, dieſes Vorur-
theil voͤllig zu heben: ja man kann ſo gar mit dem
groͤſten Recht behaupten, daß keine Wiſſenſchaft
mit der Mathematic verknuͤpfet iſt, welche nicht,
wenn ſie gruͤndlich ausgefuͤhret werden ſoll, die ſo
genannte hoͤhere Mathematic erfordere. Es finden
ſich ſo gar auch oͤfters die Graͤnzen dieſer Wiſſen-
ſchafft noch nicht einmahl genugſam erweitert, um
alle Umſtaͤnde gehoͤriger maßen erklaͤren zu koͤñen.
Um dieſes deutlicher darzuthun, und dadurch
den faſt allgemeinen Vorwurf, welcher gegen die
hoͤhere
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/10>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.