weniger gewiß. Zum Beweis hiervon könnte vielleicht genung seyn, wenn man nur bedenkt, wie groß die Zusammendruckung der Flamme gleich anfänglich seyn muß. Wenn man nun auf diesen Umstand Acht giebt, und zugleich er- wegt, wie leicht die Flamme zwischen den Pulverkörnern durchdringen kann, so wird man leicht erachten, daß kein einiges Korn nur die geringste Zeit unentzündet bleiben kann; da ein jedes mit einer so heftigen Flamme um- geben ist. Damit aber dieser so wichtige Punct nicht auf blossen Vernunft-Schlüs- sen beruhe, so habe ich darüber folgende Ex- perimente angestellt. Denn ich schloß, daß, wenn sich das Pulver nicht zugleich, sondern nach und nach entzündete, ein schwehrer Cör- per, welcher vor das Pulver gesetzt würde, als 2 oder 3 Kugeln statt einer, auch eine grössere Kraft vom Pulver ausstehen müßte, indem dazu mehr Zeit, ehe derselbe durch die ganze Länge des Stücks fortgetrieben wird, erfordert würde, und sich folglich in dieser längern Zeit mehr Pulver entzünden könnte. Daß aber 2 oder 3 Kugeln, welche zugleich geladen werden, keiner grössern Gewalt aus- gesetzt sind, als nur eine, solches habe ich aus der Erfahrung befunden. Denn nachdem ich mit eben der Ladung eine, zwey, und drey Ku- geln nach einander geschossen, so habe ich durch eine Methode, welche nachgehends beschrie-
ben
weniger gewiß. Zum Beweis hiervon koͤnnte vielleicht genung ſeyn, wenn man nur bedenkt, wie groß die Zuſammendruckung der Flamme gleich anfaͤnglich ſeyn muß. Wenn man nun auf dieſen Umſtand Acht giebt, und zugleich er- wegt, wie leicht die Flamme zwiſchen den Pulverkoͤrnern durchdringen kann, ſo wird man leicht erachten, daß kein einiges Korn nur die geringſte Zeit unentzuͤndet bleiben kann; da ein jedes mit einer ſo heftigen Flamme um- geben iſt. Damit aber dieſer ſo wichtige Punct nicht auf bloſſen Vernunft-Schluͤſ- ſen beruhe, ſo habe ich daruͤber folgende Ex- perimente angeſtellt. Denn ich ſchloß, daß, wenn ſich das Pulver nicht zugleich, ſondern nach und nach entzuͤndete, ein ſchwehrer Coͤr- per, welcher vor das Pulver geſetzt wuͤrde, als 2 oder 3 Kugeln ſtatt einer, auch eine groͤſſere Kraft vom Pulver ausſtehen muͤßte, indem dazu mehr Zeit, ehe derſelbe durch die ganze Laͤnge des Stuͤcks fortgetrieben wird, erfordert wuͤrde, und ſich folglich in dieſer laͤngern Zeit mehr Pulver entzuͤnden koͤnnte. Daß aber 2 oder 3 Kugeln, welche zugleich geladen werden, keiner groͤſſern Gewalt aus- geſetzt ſind, als nur eine, ſolches habe ich aus der Erfahrung befunden. Denn nachdem ich mit eben der Ladung eine, zwey, und drey Ku- geln nach einander geſchoſſen, ſo habe ich durch eine Methode, welche nachgehends beſchrie-
ben
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0136"n="116"/>
weniger gewiß. Zum Beweis hiervon koͤnnte<lb/>
vielleicht genung ſeyn, wenn man nur bedenkt,<lb/>
wie groß die Zuſammendruckung der Flamme<lb/>
gleich anfaͤnglich ſeyn muß. Wenn man nun<lb/>
auf dieſen Umſtand Acht giebt, und zugleich er-<lb/>
wegt, wie leicht die Flamme zwiſchen den<lb/>
Pulverkoͤrnern durchdringen kann, ſo wird<lb/>
man leicht erachten, daß kein einiges Korn<lb/>
nur die geringſte Zeit unentzuͤndet bleiben kann;<lb/>
da ein jedes mit einer ſo heftigen Flamme um-<lb/>
geben iſt. Damit aber dieſer ſo wichtige<lb/>
Punct nicht auf bloſſen Vernunft-Schluͤſ-<lb/>ſen beruhe, ſo habe ich daruͤber folgende <hirendition="#aq">Ex-<lb/>
periment</hi>e angeſtellt. Denn ich ſchloß, daß,<lb/>
wenn ſich das Pulver nicht zugleich, ſondern<lb/>
nach und nach entzuͤndete, ein ſchwehrer Coͤr-<lb/>
per, welcher vor das Pulver geſetzt wuͤrde,<lb/>
als 2 oder 3 Kugeln ſtatt einer, auch eine<lb/>
groͤſſere Kraft vom Pulver ausſtehen muͤßte,<lb/>
indem dazu mehr Zeit, ehe derſelbe durch die<lb/>
ganze Laͤnge des Stuͤcks fortgetrieben wird,<lb/>
erfordert wuͤrde, und ſich folglich in dieſer<lb/>
laͤngern Zeit mehr Pulver entzuͤnden koͤnnte.<lb/>
Daß aber 2 oder 3 Kugeln, welche zugleich<lb/>
geladen werden, keiner groͤſſern Gewalt aus-<lb/>
geſetzt ſind, als nur eine, ſolches habe ich aus der<lb/>
Erfahrung befunden. Denn nachdem ich<lb/>
mit eben der Ladung eine, zwey, und drey Ku-<lb/>
geln nach einander geſchoſſen, ſo habe ich durch<lb/>
eine <hirendition="#aq">Methode,</hi> welche nachgehends beſchrie-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ben</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[116/0136]
weniger gewiß. Zum Beweis hiervon koͤnnte
vielleicht genung ſeyn, wenn man nur bedenkt,
wie groß die Zuſammendruckung der Flamme
gleich anfaͤnglich ſeyn muß. Wenn man nun
auf dieſen Umſtand Acht giebt, und zugleich er-
wegt, wie leicht die Flamme zwiſchen den
Pulverkoͤrnern durchdringen kann, ſo wird
man leicht erachten, daß kein einiges Korn
nur die geringſte Zeit unentzuͤndet bleiben kann;
da ein jedes mit einer ſo heftigen Flamme um-
geben iſt. Damit aber dieſer ſo wichtige
Punct nicht auf bloſſen Vernunft-Schluͤſ-
ſen beruhe, ſo habe ich daruͤber folgende Ex-
perimente angeſtellt. Denn ich ſchloß, daß,
wenn ſich das Pulver nicht zugleich, ſondern
nach und nach entzuͤndete, ein ſchwehrer Coͤr-
per, welcher vor das Pulver geſetzt wuͤrde,
als 2 oder 3 Kugeln ſtatt einer, auch eine
groͤſſere Kraft vom Pulver ausſtehen muͤßte,
indem dazu mehr Zeit, ehe derſelbe durch die
ganze Laͤnge des Stuͤcks fortgetrieben wird,
erfordert wuͤrde, und ſich folglich in dieſer
laͤngern Zeit mehr Pulver entzuͤnden koͤnnte.
Daß aber 2 oder 3 Kugeln, welche zugleich
geladen werden, keiner groͤſſern Gewalt aus-
geſetzt ſind, als nur eine, ſolches habe ich aus der
Erfahrung befunden. Denn nachdem ich
mit eben der Ladung eine, zwey, und drey Ku-
geln nach einander geſchoſſen, ſo habe ich durch
eine Methode, welche nachgehends beſchrie-
ben
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/136>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.