wird, ungefehr 482 Schuh in 1" betragen. Jch habe aber durch öffters wiederholte Ver- suche, welche alle sehr wenig von einander un- terschieden waren, befunden, daß die würck- liche Geschwindigkeit, welche die Kugel in diesem Fall mit der Ladung von 1 Dr. bekommt, sich kaum auf 400 Schuh in 1" belaufe. Wor- aus klar ist, daß die Ausdehnungs-Kraft von einer Dr. Pulver, wenn dieselbe Feuer fängt, kleiner ist, als in unserer Theorie angenom- men worden.
Gleichergestalt, wenn in eben diesem Exem- pel 3 Dr. Pulver geladen werden, so habe ich durch viele Experimente die würkliche Ge- schwindigkeit der Kugel nicht grösser, als 720 biß 740 Schuh in 1" befunden; da dieselbe doch nach der Theorie, wenn aus 3 Dr. Pulver eine eben so starke Elasticitaet erzeu- get würde, als aus 12. Dr. in einer Secunde 835 Schuh seyn müßte. Hieraus folget also, daß bey der Entzündung von 3 Dr. Pulver die Elasticitaet, und folglich auch die Hitze ge- ringer seyn müße, als wenn 12 Dr. angezün- det werden, wie die Theorie erfordert.
Diese geringeren Grade der Elasticität des Pulvers, wenn wenig zugleich entzündet wird, verhalten sich zu demjenigen Grad, welchen wir für grössere Quantitäten oben fest gesetzet, wie die Quadrata der Geschwindigkeiten, wel- che der Kugel in eben demselben Lauf einge-
drückt
wird, ungefehr 482 Schuh in 1″ betragen. Jch habe aber durch oͤffters wiederholte Ver- ſuche, welche alle ſehr wenig von einander un- terſchieden waren, befunden, daß die wuͤrck- liche Geſchwindigkeit, welche die Kugel in dieſem Fall mit der Ladung von 1 Dr. bekommt, ſich kaum auf 400 Schuh in 1″ belaufe. Wor- aus klar iſt, daß die Ausdehnungs-Kraft von einer Dr. Pulver, wenn dieſelbe Feuer faͤngt, kleiner iſt, als in unſerer Theorie angenom- men worden.
Gleichergeſtalt, wenn in eben dieſem Exem- pel 3 Dr. Pulver geladen werden, ſo habe ich durch viele Experimente die wuͤrkliche Ge- ſchwindigkeit der Kugel nicht groͤſſer, als 720 biß 740 Schuh in 1″ befunden; da dieſelbe doch nach der Theorie, wenn aus 3 Dr. Pulver eine eben ſo ſtarke Elaſticitæt erzeu- get wuͤrde, als aus 12. Dr. in einer Secunde 835 Schuh ſeyn muͤßte. Hieraus folget alſo, daß bey der Entzuͤndung von 3 Dr. Pulver die Elaſticitæt, und folglich auch die Hitze ge- ringer ſeyn muͤße, als wenn 12 Dr. angezuͤn- det werden, wie die Theorie erfordert.
Dieſe geringeren Grade der Elaſticitaͤt des Pulvers, wenn wenig zugleich entzuͤndet wird, verhalten ſich zu demjenigen Grad, welchen wir fuͤr groͤſſere Quantitaͤten oben feſt geſetzet, wie die Quadrata der Geſchwindigkeiten, wel- che der Kugel in eben demſelben Lauf einge-
druͤckt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0230"n="210"/>
wird, ungefehr 482 Schuh in 1″ betragen.<lb/>
Jch habe aber durch oͤffters wiederholte Ver-<lb/>ſuche, welche alle ſehr wenig von einander un-<lb/>
terſchieden waren, befunden, daß die wuͤrck-<lb/>
liche Geſchwindigkeit, welche die Kugel in<lb/>
dieſem Fall mit der Ladung von 1 <hirendition="#aq">Dr.</hi> bekommt,<lb/>ſich kaum auf 400 Schuh in 1″ belaufe. Wor-<lb/>
aus klar iſt, daß die Ausdehnungs-Kraft von<lb/>
einer <hirendition="#aq">Dr.</hi> Pulver, wenn dieſelbe Feuer faͤngt,<lb/>
kleiner iſt, als in unſerer <hirendition="#aq">Theorie</hi> angenom-<lb/>
men worden.</p><lb/><p>Gleichergeſtalt, wenn in eben dieſem Exem-<lb/>
pel 3 <hirendition="#aq">Dr.</hi> Pulver geladen werden, ſo habe ich<lb/>
durch viele <hirendition="#aq">Experiment</hi>e die wuͤrkliche Ge-<lb/>ſchwindigkeit der Kugel nicht groͤſſer, als 720<lb/>
biß 740 Schuh in 1″ befunden; da dieſelbe<lb/>
doch nach der <hirendition="#aq">Theorie,</hi> wenn aus 3 <hirendition="#aq">Dr.</hi><lb/>
Pulver eine eben ſo ſtarke <hirendition="#aq">Elaſticitæt</hi> erzeu-<lb/>
get wuͤrde, als aus 12. <hirendition="#aq">Dr.</hi> in einer <hirendition="#aq">Secunde</hi><lb/>
835 Schuh ſeyn muͤßte. Hieraus folget alſo,<lb/>
daß bey der Entzuͤndung von 3 <hirendition="#aq">Dr.</hi> Pulver<lb/>
die <hirendition="#aq">Elaſticitæt,</hi> und folglich auch die Hitze ge-<lb/>
ringer ſeyn muͤße, als wenn 12 <hirendition="#aq">Dr.</hi> angezuͤn-<lb/>
det werden, wie die <hirendition="#aq">Theorie</hi> erfordert.</p><lb/><p>Dieſe geringeren Grade der <hirendition="#aq">Elaſtici</hi>taͤt des<lb/>
Pulvers, wenn wenig zugleich entzuͤndet wird,<lb/>
verhalten ſich zu demjenigen Grad, welchen<lb/>
wir fuͤr groͤſſere <hirendition="#aq">Quantit</hi>aͤten oben feſt geſetzet,<lb/>
wie die <hirendition="#aq">Quadrata</hi> der Geſchwindigkeiten, wel-<lb/>
che der Kugel in eben demſelben Lauf einge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">druͤckt</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[210/0230]
wird, ungefehr 482 Schuh in 1″ betragen.
Jch habe aber durch oͤffters wiederholte Ver-
ſuche, welche alle ſehr wenig von einander un-
terſchieden waren, befunden, daß die wuͤrck-
liche Geſchwindigkeit, welche die Kugel in
dieſem Fall mit der Ladung von 1 Dr. bekommt,
ſich kaum auf 400 Schuh in 1″ belaufe. Wor-
aus klar iſt, daß die Ausdehnungs-Kraft von
einer Dr. Pulver, wenn dieſelbe Feuer faͤngt,
kleiner iſt, als in unſerer Theorie angenom-
men worden.
Gleichergeſtalt, wenn in eben dieſem Exem-
pel 3 Dr. Pulver geladen werden, ſo habe ich
durch viele Experimente die wuͤrkliche Ge-
ſchwindigkeit der Kugel nicht groͤſſer, als 720
biß 740 Schuh in 1″ befunden; da dieſelbe
doch nach der Theorie, wenn aus 3 Dr.
Pulver eine eben ſo ſtarke Elaſticitæt erzeu-
get wuͤrde, als aus 12. Dr. in einer Secunde
835 Schuh ſeyn muͤßte. Hieraus folget alſo,
daß bey der Entzuͤndung von 3 Dr. Pulver
die Elaſticitæt, und folglich auch die Hitze ge-
ringer ſeyn muͤße, als wenn 12 Dr. angezuͤn-
det werden, wie die Theorie erfordert.
Dieſe geringeren Grade der Elaſticitaͤt des
Pulvers, wenn wenig zugleich entzuͤndet wird,
verhalten ſich zu demjenigen Grad, welchen
wir fuͤr groͤſſere Quantitaͤten oben feſt geſetzet,
wie die Quadrata der Geſchwindigkeiten, wel-
che der Kugel in eben demſelben Lauf einge-
druͤckt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/230>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.
