Der Autor betrachtet erstlich eine solche flüs- sige Materie, deren Theilchen dergestalt von einander abgesondert sind, daß ein jegliches davon die ihm eingedruckte Bewegung einige Zeit unverändert fortsetzen kann, ohne von den umliegenden darinnen gestöret zu werden. Ob nun gleich dieser Begrif der Natur aller flüßi- gen Materien entgegen ist, und in der ganzen Welt keine solche Materie gefunden wird; so dienet derselbe doch den Grund zur Erkennt- niß des Wiederstandes zu legen. Wenn sich nun ein Körper in einer solchen flüßigen Mate- rie beweget, so stösset derselbe beständig auf neue Theilchen; weil diejenigen, welche schon vorher den Stoß ausgehalten, die ihnen einge- druckte Bewegung fortsetzen, ohne den Zustand der übrigen zu verrücken: und wenn diese flüs- sige Materie für sich still zu stehen angenom- men wird, so befinden sich alle Theilchen der- selben, worauf der Körper in einem jeden Au- genblick stößt, in einer vollkommenen Ruhe. Die Berechnung des Wiederstands, welchen der Körper in dieser flüßigen Materie leidet, be- ruhet also darauf, daß man bestimme, wie viel ein Körper in einem jeglichen Augenblick von seiner Bewegung verliere, wenn derselbe be- ständig auf eine gewisse Anzahl kleiner Theil- chen stößt, welche stille stehen, und deren Dich- te in Ansehung des Körpers bekannt ist. Die-
ses
II.Anmerkung.
Der Autor betrachtet erſtlich eine ſolche fluͤſ- ſige Materie, deren Theilchen dergeſtalt von einander abgeſondert ſind, daß ein jegliches davon die ihm eingedruckte Bewegung einige Zeit unveraͤndert fortſetzen kann, ohne von den umliegenden darinnen geſtoͤret zu werden. Ob nun gleich dieſer Begrif der Natur aller fluͤßi- gen Materien entgegen iſt, und in der ganzen Welt keine ſolche Materie gefunden wird; ſo dienet derſelbe doch den Grund zur Erkennt- niß des Wiederſtandes zu legen. Wenn ſich nun ein Koͤrper in einer ſolchen fluͤßigen Mate- rie beweget, ſo ſtoͤſſet derſelbe beſtaͤndig auf neue Theilchen; weil diejenigen, welche ſchon vorher den Stoß ausgehalten, die ihnen einge- druckte Bewegung fortſetzen, ohne den Zuſtand der uͤbrigen zu verruͤcken: und wenn dieſe fluͤſ- ſige Materie fuͤr ſich ſtill zu ſtehen angenom- men wird, ſo befinden ſich alle Theilchen der- ſelben, worauf der Koͤrper in einem jeden Au- genblick ſtoͤßt, in einer vollkommenen Ruhe. Die Berechnung des Wiederſtands, welchen der Koͤrper in dieſer fluͤßigen Materie leidet, be- ruhet alſo darauf, daß man beſtimme, wie viel ein Koͤrper in einem jeglichen Augenblick von ſeiner Bewegung verliere, wenn derſelbe be- ſtaͤndig auf eine gewiſſe Anzahl kleiner Theil- chen ſtoͤßt, welche ſtille ſtehen, und deren Dich- te in Anſehung des Koͤrpers bekannt iſt. Die-
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II. Anmerkung.
Der Autor betrachtet erſtlich eine ſolche fluͤſ-
ſige Materie, deren Theilchen dergeſtalt
von einander abgeſondert ſind, daß ein jegliches
davon die ihm eingedruckte Bewegung einige
Zeit unveraͤndert fortſetzen kann, ohne von den
umliegenden darinnen geſtoͤret zu werden. Ob
nun gleich dieſer Begrif der Natur aller fluͤßi-
gen Materien entgegen iſt, und in der ganzen
Welt keine ſolche Materie gefunden wird; ſo
dienet derſelbe doch den Grund zur Erkennt-
niß des Wiederſtandes zu legen. Wenn ſich
nun ein Koͤrper in einer ſolchen fluͤßigen Mate-
rie beweget, ſo ſtoͤſſet derſelbe beſtaͤndig auf
neue Theilchen; weil diejenigen, welche ſchon
vorher den Stoß ausgehalten, die ihnen einge-
druckte Bewegung fortſetzen, ohne den Zuſtand
der uͤbrigen zu verruͤcken: und wenn dieſe fluͤſ-
ſige Materie fuͤr ſich ſtill zu ſtehen angenom-
men wird, ſo befinden ſich alle Theilchen der-
ſelben, worauf der Koͤrper in einem jeden Au-
genblick ſtoͤßt, in einer vollkommenen Ruhe.
Die Berechnung des Wiederſtands, welchen
der Koͤrper in dieſer fluͤßigen Materie leidet, be-
ruhet alſo darauf, daß man beſtimme, wie viel
ein Koͤrper in einem jeglichen Augenblick von
ſeiner Bewegung verliere, wenn derſelbe be-
ſtaͤndig auf eine gewiſſe Anzahl kleiner Theil-
chen ſtoͤßt, welche ſtille ſtehen, und deren Dich-
te in Anſehung des Koͤrpers bekannt iſt. Die-
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Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/456>, abgerufen am 22.11.2024.
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