Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

Auf diese Art würde die Canone nicht nur
keine so grosse Gewalt auszustehen haben; son-
dern man würde sich auch auf die Schüsse
selbst viel sicherer verlassen können, wie in fol-
gendem ausführlich dargethan werden wird.

V. Anmerkung.

Was der Autor ferner in diesem Satz ge-
gen die ungereimte Meynung derjenigen,
welche behaupten, daß eine Canonen-Kugel
anfänglich auf eine gewisse Weite in einer völ-
lig geraden Linie fortgehe, anführet, ist an
sich klar und deutlich; indem die erste Ge-
schwindigkeit einer solchen Kugel so groß ist,
daß die Krümmung ihrer Bahn, welche von
der Schwehre verursacht wird, in einer ziem-
lichen Weite noch nicht bemerkt werden kann.
Denn wenn die Geschwindigkeit durch die
Höhe v angedeutet, und die Kugel nach einer
horizontal Direction geschossen wird, so muß
der Radius eines gleich krummen Zirkels, als
die Bahne der Kugel ist, einer Länge von 2 v
gleich seyn. Da nun, wenn die Geschwin-
digkeit der Kugel 1500 Schuh in einer Se-
cund
e beträgt, wird v = 36000 Schuh; so
wird die Bahn dieser Kugel keine grössere
Krümmung haben, als ein Zirkul, dessen Ra-
dius
72000 Schuh hält. Diese Krümmung
ist aber so geringe, daß dieselbe erst in einer
Weite von 1256 Schuhen einen Grad aus-

trägt.

Auf dieſe Art wuͤrde die Canone nicht nur
keine ſo groſſe Gewalt auszuſtehen haben; ſon-
dern man wuͤrde ſich auch auf die Schuͤſſe
ſelbſt viel ſicherer verlaſſen koͤnnen, wie in fol-
gendem ausfuͤhrlich dargethan werden wird.

V. Anmerkung.

Was der Autor ferner in dieſem Satz ge-
gen die ungereimte Meynung derjenigen,
welche behaupten, daß eine Canonen-Kugel
anfaͤnglich auf eine gewiſſe Weite in einer voͤl-
lig geraden Linie fortgehe, anfuͤhret, iſt an
ſich klar und deutlich; indem die erſte Ge-
ſchwindigkeit einer ſolchen Kugel ſo groß iſt,
daß die Kruͤmmung ihrer Bahn, welche von
der Schwehre verurſacht wird, in einer ziem-
lichen Weite noch nicht bemerkt werden kann.
Denn wenn die Geſchwindigkeit durch die
Hoͤhe v angedeutet, und die Kugel nach einer
horizontal Direction geſchoſſen wird, ſo muß
der Radius eines gleich krummen Zirkels, als
die Bahne der Kugel iſt, einer Laͤnge von 2 v
gleich ſeyn. Da nun, wenn die Geſchwin-
digkeit der Kugel 1500 Schuh in einer Se-
cund
e betraͤgt, wird v = 36000 Schuh; ſo
wird die Bahn dieſer Kugel keine groͤſſere
Kruͤmmung haben, als ein Zirkul, deſſen Ra-
dius
72000 Schuh haͤlt. Dieſe Kruͤmmung
iſt aber ſo geringe, daß dieſelbe erſt in einer
Weite von 1256 Schuhen einen Grad aus-

traͤgt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0611" n="591"/>
Auf die&#x017F;e Art wu&#x0364;rde die Canone nicht nur<lb/>
keine &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Gewalt auszu&#x017F;tehen haben; &#x017F;on-<lb/>
dern man wu&#x0364;rde &#x017F;ich auch auf die Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t viel &#x017F;icherer verla&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen, wie in fol-<lb/>
gendem ausfu&#x0364;hrlich dargethan werden wird.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">V.</hi> </hi> <hi rendition="#fr">Anmerkung.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>as der <hi rendition="#aq">Autor</hi> ferner in die&#x017F;em Satz ge-<lb/>
gen die ungereimte Meynung derjenigen,<lb/>
welche behaupten, daß eine Canonen-Kugel<lb/>
anfa&#x0364;nglich auf eine gewi&#x017F;&#x017F;e Weite in einer vo&#x0364;l-<lb/>
lig geraden Linie fortgehe, anfu&#x0364;hret, i&#x017F;t an<lb/>
&#x017F;ich klar und deutlich; indem die er&#x017F;te Ge-<lb/>
&#x017F;chwindigkeit einer &#x017F;olchen Kugel &#x017F;o groß i&#x017F;t,<lb/>
daß die Kru&#x0364;mmung ihrer Bahn, welche von<lb/>
der Schwehre verur&#x017F;acht wird, in einer ziem-<lb/>
lichen Weite noch nicht bemerkt werden kann.<lb/>
Denn wenn die Ge&#x017F;chwindigkeit durch die<lb/>
Ho&#x0364;he <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">v</hi></hi> angedeutet, und die Kugel nach einer<lb/><hi rendition="#aq">horizontal Direction</hi> ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en wird, &#x017F;o muß<lb/>
der <hi rendition="#aq">Radius</hi> eines gleich krummen Zirkels, als<lb/>
die Bahne der Kugel i&#x017F;t, einer La&#x0364;nge von 2 <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">v</hi></hi><lb/>
gleich &#x017F;eyn. Da nun, wenn die Ge&#x017F;chwin-<lb/>
digkeit der Kugel 1500 Schuh in einer <hi rendition="#aq">Se-<lb/>
cund</hi>e betra&#x0364;gt, wird <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">v</hi></hi> = 36000 Schuh; &#x017F;o<lb/>
wird die Bahn die&#x017F;er Kugel keine gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
Kru&#x0364;mmung haben, als ein Zirkul, de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Ra-<lb/>
dius</hi> 72000 Schuh ha&#x0364;lt. Die&#x017F;e Kru&#x0364;mmung<lb/>
i&#x017F;t aber &#x017F;o geringe, daß die&#x017F;elbe er&#x017F;t in einer<lb/>
Weite von 1256 Schuhen einen Grad aus-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tra&#x0364;gt.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[591/0611] Auf dieſe Art wuͤrde die Canone nicht nur keine ſo groſſe Gewalt auszuſtehen haben; ſon- dern man wuͤrde ſich auch auf die Schuͤſſe ſelbſt viel ſicherer verlaſſen koͤnnen, wie in fol- gendem ausfuͤhrlich dargethan werden wird. V. Anmerkung. Was der Autor ferner in dieſem Satz ge- gen die ungereimte Meynung derjenigen, welche behaupten, daß eine Canonen-Kugel anfaͤnglich auf eine gewiſſe Weite in einer voͤl- lig geraden Linie fortgehe, anfuͤhret, iſt an ſich klar und deutlich; indem die erſte Ge- ſchwindigkeit einer ſolchen Kugel ſo groß iſt, daß die Kruͤmmung ihrer Bahn, welche von der Schwehre verurſacht wird, in einer ziem- lichen Weite noch nicht bemerkt werden kann. Denn wenn die Geſchwindigkeit durch die Hoͤhe v angedeutet, und die Kugel nach einer horizontal Direction geſchoſſen wird, ſo muß der Radius eines gleich krummen Zirkels, als die Bahne der Kugel iſt, einer Laͤnge von 2 v gleich ſeyn. Da nun, wenn die Geſchwin- digkeit der Kugel 1500 Schuh in einer Se- cunde betraͤgt, wird v = 36000 Schuh; ſo wird die Bahn dieſer Kugel keine groͤſſere Kruͤmmung haben, als ein Zirkul, deſſen Ra- dius 72000 Schuh haͤlt. Dieſe Kruͤmmung iſt aber ſo geringe, daß dieſelbe erſt in einer Weite von 1256 Schuhen einen Grad aus- traͤgt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/611
Zitationshilfe: Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/611>, abgerufen am 22.11.2024.