Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

auch Mittel vorgeschlagen, um die Verände-
rungen, so von diesem Wiederstand entstehen,
zu bestimmen; indem er eine Methode be-
schreibt, wodurch man die Würkungen, wel-
che die Luft in der Bewegung einer Canon-
Kugel in einer jeglichen Distanz von dem
Stücke hervor bringt, bestimmen könnte.

Da nun solchergestalt Galilaeus gewiesen,
daß alle geworfene Körper, in so ferne diesel-
ben von der Luft nicht gehindert werden, eine
Parabel beschreiben, so hätte man vermuthen
sollen, daß diejenigen, welche nach ihm gekom-
men, sich alle Mühe gegeben haben würden,
die Veränderungen, so aus dem Wiederstand
der Luft entstehen, zu untersuchen, oder zum
wenigsten fest zu setzen, ob man in dieser Wis-
senschaft nöthig habe, auf diesen Umstand zu
sehen oder nicht. Allein, an statt hierinne alle
Behutsamkeit zu gebrauchen, so haben die
nachfolgenden Scribenten gantz verwegen, und
ohne die Erfahrung darüber zu Rathe zu zie-
hen, behauptet, daß der Wiederstand der Luft
keine merkliche Veränderung in dem Flug ei-
ner Stückkugel verursachen könne; und in die-
sem irrigen Wahn haben sie sich selbst zu
bestärken gesucht, durch die grosse Dünne,
welche in Ansehung der übrigen dichten Kör-
per an der Luft wahrgenommen wird. Da
nun diese ungegründete Meynung immer bey-
behalten und beständig wiederholet worden,

so

auch Mittel vorgeſchlagen, um die Veraͤnde-
rungen, ſo von dieſem Wiederſtand entſtehen,
zu beſtimmen; indem er eine Methode be-
ſchreibt, wodurch man die Wuͤrkungen, wel-
che die Luft in der Bewegung einer Canon-
Kugel in einer jeglichen Diſtanz von dem
Stuͤcke hervor bringt, beſtimmen koͤnnte.

Da nun ſolchergeſtalt Galilæus gewieſen,
daß alle geworfene Koͤrper, in ſo ferne dieſel-
ben von der Luft nicht gehindert werden, eine
Parabel beſchreiben, ſo haͤtte man vermuthen
ſollen, daß diejenigen, welche nach ihm gekom-
men, ſich alle Muͤhe gegeben haben wuͤrden,
die Veraͤnderungen, ſo aus dem Wiederſtand
der Luft entſtehen, zu unterſuchen, oder zum
wenigſten feſt zu ſetzen, ob man in dieſer Wiſ-
ſenſchaft noͤthig habe, auf dieſen Umſtand zu
ſehen oder nicht. Allein, an ſtatt hierinne alle
Behutſamkeit zu gebrauchen, ſo haben die
nachfolgenden Scribenten gantz verwegen, und
ohne die Erfahrung daruͤber zu Rathe zu zie-
hen, behauptet, daß der Wiederſtand der Luft
keine merkliche Veraͤnderung in dem Flug ei-
ner Stuͤckkugel verurſachen koͤnne; und in die-
ſem irrigen Wahn haben ſie ſich ſelbſt zu
beſtaͤrken geſucht, durch die groſſe Duͤnne,
welche in Anſehung der uͤbrigen dichten Koͤr-
per an der Luft wahrgenommen wird. Da
nun dieſe ungegruͤndete Meynung immer bey-
behalten und beſtaͤndig wiederholet worden,

ſo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0070" n="50"/>
auch Mittel vorge&#x017F;chlagen, um die Vera&#x0364;nde-<lb/>
rungen, &#x017F;o von die&#x017F;em Wieder&#x017F;tand ent&#x017F;tehen,<lb/>
zu be&#x017F;timmen; indem er eine <hi rendition="#aq">Methode</hi> be-<lb/>
&#x017F;chreibt, wodurch man die Wu&#x0364;rkungen, wel-<lb/>
che die Luft in der Bewegung einer Canon-<lb/>
Kugel in einer jeglichen <hi rendition="#aq">Di&#x017F;tanz</hi> von dem<lb/>
Stu&#x0364;cke hervor bringt, be&#x017F;timmen ko&#x0364;nnte.</p><lb/>
        <p>Da nun &#x017F;olcherge&#x017F;talt <hi rendition="#aq">Galilæus</hi> gewie&#x017F;en,<lb/>
daß alle geworfene Ko&#x0364;rper, in &#x017F;o ferne die&#x017F;el-<lb/>
ben von der Luft nicht gehindert werden, eine<lb/><hi rendition="#aq">Parabel</hi> be&#x017F;chreiben, &#x017F;o ha&#x0364;tte man vermuthen<lb/>
&#x017F;ollen, daß diejenigen, welche nach ihm gekom-<lb/>
men, &#x017F;ich alle Mu&#x0364;he gegeben haben wu&#x0364;rden,<lb/>
die Vera&#x0364;nderungen, &#x017F;o aus dem Wieder&#x017F;tand<lb/>
der Luft ent&#x017F;tehen, zu unter&#x017F;uchen, oder zum<lb/>
wenig&#x017F;ten fe&#x017F;t zu &#x017F;etzen, ob man in die&#x017F;er Wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en&#x017F;chaft no&#x0364;thig habe, auf die&#x017F;en Um&#x017F;tand zu<lb/>
&#x017F;ehen oder nicht. Allein, an &#x017F;tatt hierinne alle<lb/>
Behut&#x017F;amkeit zu gebrauchen, &#x017F;o haben die<lb/>
nachfolgenden <hi rendition="#aq">Scribent</hi>en gantz verwegen, und<lb/>
ohne die Erfahrung daru&#x0364;ber zu Rathe zu zie-<lb/>
hen, behauptet, daß der Wieder&#x017F;tand der Luft<lb/>
keine merkliche Vera&#x0364;nderung in dem Flug ei-<lb/>
ner Stu&#x0364;ckkugel verur&#x017F;achen ko&#x0364;nne; und in die-<lb/>
&#x017F;em irrigen Wahn haben &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zu<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;rken ge&#x017F;ucht, durch die gro&#x017F;&#x017F;e Du&#x0364;nne,<lb/>
welche in An&#x017F;ehung der u&#x0364;brigen dichten Ko&#x0364;r-<lb/>
per an der Luft wahrgenommen wird. Da<lb/>
nun die&#x017F;e ungegru&#x0364;ndete Meynung immer bey-<lb/>
behalten und be&#x017F;ta&#x0364;ndig wiederholet worden,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0070] auch Mittel vorgeſchlagen, um die Veraͤnde- rungen, ſo von dieſem Wiederſtand entſtehen, zu beſtimmen; indem er eine Methode be- ſchreibt, wodurch man die Wuͤrkungen, wel- che die Luft in der Bewegung einer Canon- Kugel in einer jeglichen Diſtanz von dem Stuͤcke hervor bringt, beſtimmen koͤnnte. Da nun ſolchergeſtalt Galilæus gewieſen, daß alle geworfene Koͤrper, in ſo ferne dieſel- ben von der Luft nicht gehindert werden, eine Parabel beſchreiben, ſo haͤtte man vermuthen ſollen, daß diejenigen, welche nach ihm gekom- men, ſich alle Muͤhe gegeben haben wuͤrden, die Veraͤnderungen, ſo aus dem Wiederſtand der Luft entſtehen, zu unterſuchen, oder zum wenigſten feſt zu ſetzen, ob man in dieſer Wiſ- ſenſchaft noͤthig habe, auf dieſen Umſtand zu ſehen oder nicht. Allein, an ſtatt hierinne alle Behutſamkeit zu gebrauchen, ſo haben die nachfolgenden Scribenten gantz verwegen, und ohne die Erfahrung daruͤber zu Rathe zu zie- hen, behauptet, daß der Wiederſtand der Luft keine merkliche Veraͤnderung in dem Flug ei- ner Stuͤckkugel verurſachen koͤnne; und in die- ſem irrigen Wahn haben ſie ſich ſelbſt zu beſtaͤrken geſucht, durch die groſſe Duͤnne, welche in Anſehung der uͤbrigen dichten Koͤr- per an der Luft wahrgenommen wird. Da nun dieſe ungegruͤndete Meynung immer bey- behalten und beſtaͤndig wiederholet worden, ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/70
Zitationshilfe: Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/70>, abgerufen am 21.11.2024.