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[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772.

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Einleitung.

In solchem Sinne nimmt die Bibel das
Wort Klugheit; und wir können nicht ir-
ren, wenn wir aus ihr Weisheit schöpfen.

Nach dieser Erklärung wird wohl die
rechte Klugheit dem Landmanne nicht im
Wege seyn; ein guter Arbeiter, ein treuer
Dienstbote, ein tüchtiger und gehorsamer
Soldat, u. s. w. zu werden. Was schadet
also der Unterricht in der rechten Klugheit
dem Staate?

Aber, ach! welche Vortheile würde der
Staat davon haben?

Wenn Einsichten, in den Zusammenhang
aller Wahrheiten, im Menschen entstehen;
so giebt er Gotte recht -- Er hat Lust an
seinen Gesetzen -- Man darf ihm nur die
Pflicht zeigen, so thut er sie, um Gottes
willen, der seinen Gehorsam, als ein ange-
nehm Opfer, ansieht -- Er gehorcht dem
guten Herrn, und auch dem wunderlichen -
Als Dienstbote, ist er treu; denn Gott
sieht dahin, wo der Herr, oft, nicht hinse-
hen kann -- Als gedungner Arbeiter, ist er
fleißig; er sucht wirklich das Beste desjeni-
gen, der ihn lohnt; denn er weiß, daß ein
solcher Mensch, von Gott, noch einen Gna-
denlohn erwarten kann -- Als Soldat,
weiß er, daß gewisse Mitglieder der Gesell-

schaft
* 4
Einleitung.

In ſolchem Sinne nimmt die Bibel das
Wort Klugheit; und wir koͤnnen nicht ir-
ren, wenn wir aus ihr Weisheit ſchoͤpfen.

Nach dieſer Erklaͤrung wird wohl die
rechte Klugheit dem Landmanne nicht im
Wege ſeyn; ein guter Arbeiter, ein treuer
Dienſtbote, ein tuͤchtiger und gehorſamer
Soldat, u. ſ. w. zu werden. Was ſchadet
alſo der Unterricht in der rechten Klugheit
dem Staate?

Aber, ach! welche Vortheile wuͤrde der
Staat davon haben?

Wenn Einſichten, in den Zuſammenhang
aller Wahrheiten, im Menſchen entſtehen;
ſo giebt er Gotte recht — Er hat Luſt an
ſeinen Geſetzen — Man darf ihm nur die
Pflicht zeigen, ſo thut er ſie, um Gottes
willen, der ſeinen Gehorſam, als ein ange-
nehm Opfer, anſieht — Er gehorcht dem
guten Herrn, und auch dem wunderlichen –
Als Dienſtbote, iſt er treu; denn Gott
ſieht dahin, wo der Herr, oft, nicht hinſe-
hen kann — Als gedungner Arbeiter, iſt er
fleißig; er ſucht wirklich das Beſte desjeni-
gen, der ihn lohnt; denn er weiß, daß ein
ſolcher Menſch, von Gott, noch einen Gna-
denlohn erwarten kann — Als Soldat,
weiß er, daß gewiſſe Mitglieder der Geſell-

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[0011] Einleitung. In ſolchem Sinne nimmt die Bibel das Wort Klugheit; und wir koͤnnen nicht ir- ren, wenn wir aus ihr Weisheit ſchoͤpfen. Nach dieſer Erklaͤrung wird wohl die rechte Klugheit dem Landmanne nicht im Wege ſeyn; ein guter Arbeiter, ein treuer Dienſtbote, ein tuͤchtiger und gehorſamer Soldat, u. ſ. w. zu werden. Was ſchadet alſo der Unterricht in der rechten Klugheit dem Staate? Aber, ach! welche Vortheile wuͤrde der Staat davon haben? Wenn Einſichten, in den Zuſammenhang aller Wahrheiten, im Menſchen entſtehen; ſo giebt er Gotte recht — Er hat Luſt an ſeinen Geſetzen — Man darf ihm nur die Pflicht zeigen, ſo thut er ſie, um Gottes willen, der ſeinen Gehorſam, als ein ange- nehm Opfer, anſieht — Er gehorcht dem guten Herrn, und auch dem wunderlichen – Als Dienſtbote, iſt er treu; denn Gott ſieht dahin, wo der Herr, oft, nicht hinſe- hen kann — Als gedungner Arbeiter, iſt er fleißig; er ſucht wirklich das Beſte desjeni- gen, der ihn lohnt; denn er weiß, daß ein ſolcher Menſch, von Gott, noch einen Gna- denlohn erwarten kann — Als Soldat, weiß er, daß gewiſſe Mitglieder der Geſell- ſchaft * 4

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Zitationshilfe: [Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/11>, abgerufen am 29.03.2024.