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[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772.

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In den wärmeru Ländern wachsen andre
Früchte, Bäume und Kräuter, so wie es
andre Thiere, und anders aussehende Menschen
giebt. Es ist erstaunlich, lieben Kinder, daß
aus einem so kleinen Korne, so große, und
in einem Erdboden so verschiedene Gewächse
wachsen können. Vor allen Dingen aber
müßen wir Gott preisen, daß Er das Korn
zur Haupterhaltung und Nahrung des Men-
schen, geschaffen hat; es, als Saat, unter
Frost und Schnee nicht verderben läßt, und
daß daraus eine Speise werden kann, die wir
Brodt nennen, und die man alle Tage leiden
kann. Die allerwenigsten Gerichte, lieben
Kinder, sind von der Art, und wenn es die
allerkostbarsten wären, daß der Mensch sie
alle Tage vertragen kann: Aber Brodt kann
er alle Tage eßen, und es bekommt ihm
wohl. Haltet daher das Dankgebet vor und
nach Tische, für eure Schuldigkeit; und weil
der Brodtmangel die größte Landesnoth ist,
so bittet Gott, daß Er euch mit täglichem
Brodte segnen, und vor der Geringschätzung
Seiner Gaben behüten wolle.

In der Welt hat alles seinen Nutzen.
Was dem einen schadet, das hilft dem an-
dern. Der Tod ist das Ende aller vergäng-
lichen Dinge: Aber der Tod des einen, dient

zur

In den waͤrmeru Laͤndern wachſen andre
Fruͤchte, Baͤume und Kraͤuter, ſo wie es
andre Thiere, und anders ausſehende Menſchen
giebt. Es iſt erſtaunlich, lieben Kinder, daß
aus einem ſo kleinen Korne, ſo große, und
in einem Erdboden ſo verſchiedene Gewaͤchſe
wachſen koͤnnen. Vor allen Dingen aber
muͤßen wir Gott preiſen, daß Er das Korn
zur Haupterhaltung und Nahrung des Men-
ſchen, geſchaffen hat; es, als Saat, unter
Froſt und Schnee nicht verderben laͤßt, und
daß daraus eine Speiſe werden kann, die wir
Brodt nennen, und die man alle Tage leiden
kann. Die allerwenigſten Gerichte, lieben
Kinder, ſind von der Art, und wenn es die
allerkoſtbarſten waͤren, daß der Menſch ſie
alle Tage vertragen kann: Aber Brodt kann
er alle Tage eßen, und es bekommt ihm
wohl. Haltet daher das Dankgebet vor und
nach Tiſche, fuͤr eure Schuldigkeit; und weil
der Brodtmangel die groͤßte Landesnoth iſt,
ſo bittet Gott, daß Er euch mit taͤglichem
Brodte ſegnen, und vor der Geringſchaͤtzung
Seiner Gaben behuͤten wolle.

In der Welt hat alles ſeinen Nutzen.
Was dem einen ſchadet, das hilft dem an-
dern. Der Tod iſt das Ende aller vergaͤng-
lichen Dinge: Aber der Tod des einen, dient

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[116/0138] In den waͤrmeru Laͤndern wachſen andre Fruͤchte, Baͤume und Kraͤuter, ſo wie es andre Thiere, und anders ausſehende Menſchen giebt. Es iſt erſtaunlich, lieben Kinder, daß aus einem ſo kleinen Korne, ſo große, und in einem Erdboden ſo verſchiedene Gewaͤchſe wachſen koͤnnen. Vor allen Dingen aber muͤßen wir Gott preiſen, daß Er das Korn zur Haupterhaltung und Nahrung des Men- ſchen, geſchaffen hat; es, als Saat, unter Froſt und Schnee nicht verderben laͤßt, und daß daraus eine Speiſe werden kann, die wir Brodt nennen, und die man alle Tage leiden kann. Die allerwenigſten Gerichte, lieben Kinder, ſind von der Art, und wenn es die allerkoſtbarſten waͤren, daß der Menſch ſie alle Tage vertragen kann: Aber Brodt kann er alle Tage eßen, und es bekommt ihm wohl. Haltet daher das Dankgebet vor und nach Tiſche, fuͤr eure Schuldigkeit; und weil der Brodtmangel die groͤßte Landesnoth iſt, ſo bittet Gott, daß Er euch mit taͤglichem Brodte ſegnen, und vor der Geringſchaͤtzung Seiner Gaben behuͤten wolle. In der Welt hat alles ſeinen Nutzen. Was dem einen ſchadet, das hilft dem an- dern. Der Tod iſt das Ende aller vergaͤng- lichen Dinge: Aber der Tod des einen, dient zur

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Zitationshilfe: [Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/138>, abgerufen am 03.05.2024.