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[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772.

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Baum pflanzte. Sehr nützlich sind daher die-
jenigen Leute, die Gefallen an der Gärtnerey
haben, und Obstbäume pflanzen, auch durch
Pfropfen und Oculiren, die wilden Stämme
verbeßern. Seht! Kinder, fast ein jeder, der
auf dem Lande wohnt, hat einen Garten, und
könnte nützliche Bäume darinn haben, wenn er
wüßte damit umzugehen. Ein Baum trägt
oft viel ein, und braucht nur einen kleinen
Platz.

Ein Bauer hatte einst vielen Schaden an
Vieh gelitten, und brauchte dreyßig Thaler,
um sich wieder in Stand zu setzen. In seinem
Garten standen zwey große Apfelbäume, von
der Art, die man Borsdörfer nennt, die hatte
noch sein Vater gepflanzt. Seit einigen Jah-
ren hatte der Bauer viel Fleiß an den Bäu-
men gewendet, weil einmal der Prediger von
dem Nutzen der Obstbäume mit ihm geredet
hatte. Er hatte das schlechte Holz ausgehauen,
die Raupennester vertilget, und die Bäume
gedünget. Das Jahr, wie es dem Bauer so
schlecht gieng, fiengen die Bäume wieder an,
zu tragen, und brachten über zwölf Scheffel
große schöne Aepfel. Sie waren nicht überall
gerathen, und der Mann konnte sie, zu zwey
Thaler, zwölf Groschen den Scheffel, los wer-
den. Da hatte er die dreyßig Thaler, die er

brauch-



Baum pflanzte. Sehr nuͤtzlich ſind daher die-
jenigen Leute, die Gefallen an der Gaͤrtnerey
haben, und Obſtbaͤume pflanzen, auch durch
Pfropfen und Oculiren, die wilden Staͤmme
verbeßern. Seht! Kinder, faſt ein jeder, der
auf dem Lande wohnt, hat einen Garten, und
koͤnnte nuͤtzliche Baͤume darinn haben, wenn er
wuͤßte damit umzugehen. Ein Baum traͤgt
oft viel ein, und braucht nur einen kleinen
Platz.

Ein Bauer hatte einſt vielen Schaden an
Vieh gelitten, und brauchte dreyßig Thaler,
um ſich wieder in Stand zu ſetzen. In ſeinem
Garten ſtanden zwey große Apfelbaͤume, von
der Art, die man Borsdoͤrfer nennt, die hatte
noch ſein Vater gepflanzt. Seit einigen Jah-
ren hatte der Bauer viel Fleiß an den Baͤu-
men gewendet, weil einmal der Prediger von
dem Nutzen der Obſtbaͤume mit ihm geredet
hatte. Er hatte das ſchlechte Holz ausgehauen,
die Raupenneſter vertilget, und die Baͤume
geduͤnget. Das Jahr, wie es dem Bauer ſo
ſchlecht gieng, fiengen die Baͤume wieder an,
zu tragen, und brachten uͤber zwoͤlf Scheffel
große ſchoͤne Aepfel. Sie waren nicht uͤberall
gerathen, und der Mann konnte ſie, zu zwey
Thaler, zwoͤlf Groſchen den Scheffel, los wer-
den. Da hatte er die dreyßig Thaler, die er

brauch-
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[156/0178] Baum pflanzte. Sehr nuͤtzlich ſind daher die- jenigen Leute, die Gefallen an der Gaͤrtnerey haben, und Obſtbaͤume pflanzen, auch durch Pfropfen und Oculiren, die wilden Staͤmme verbeßern. Seht! Kinder, faſt ein jeder, der auf dem Lande wohnt, hat einen Garten, und koͤnnte nuͤtzliche Baͤume darinn haben, wenn er wuͤßte damit umzugehen. Ein Baum traͤgt oft viel ein, und braucht nur einen kleinen Platz. Ein Bauer hatte einſt vielen Schaden an Vieh gelitten, und brauchte dreyßig Thaler, um ſich wieder in Stand zu ſetzen. In ſeinem Garten ſtanden zwey große Apfelbaͤume, von der Art, die man Borsdoͤrfer nennt, die hatte noch ſein Vater gepflanzt. Seit einigen Jah- ren hatte der Bauer viel Fleiß an den Baͤu- men gewendet, weil einmal der Prediger von dem Nutzen der Obſtbaͤume mit ihm geredet hatte. Er hatte das ſchlechte Holz ausgehauen, die Raupenneſter vertilget, und die Baͤume geduͤnget. Das Jahr, wie es dem Bauer ſo ſchlecht gieng, fiengen die Baͤume wieder an, zu tragen, und brachten uͤber zwoͤlf Scheffel große ſchoͤne Aepfel. Sie waren nicht uͤberall gerathen, und der Mann konnte ſie, zu zwey Thaler, zwoͤlf Groſchen den Scheffel, los wer- den. Da hatte er die dreyßig Thaler, die er brauch-

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Zitationshilfe: [Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/178>, abgerufen am 29.04.2024.