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[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772.

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In der Welt Gottes sind verschiedne
Stände, das ist: Es giebt solche Menschen,
die andern befehlen, und solche Menschen,
die andern gehorchen müßen. Die, so be-
fehlen, heißt man Aeltern, Herrschaften, Obrig-
keit, Vorgesetzte; die, so gehorchen, sind,
Kinder, Beanne, Unterthanen, oder Knechte.
Wer dem einen befiehlt, muß doch auch, für
seine Person, wieder andern gehorchen.

Z. E. Ihr müßt euren Aeltern gehorchen;
aber eure Aeltern müßen ihrer Gutsherrschaft
gehorchen; und die Herrschaft muß wieder
dem Landesherrn gehorchen; und Gott müs-
sen alle Menschen gehorchen.

Lieben Kinder! alle Menschen konnten
nicht Herren oder Vornehme seyn. Stellt
euch einmal die Welt, als eine Kirche vor.
Nicht wahr? Auf der vordersten Bank konn-
ten sie nicht alle sitzen: nur etliche haben
Platz darauf, die andern sitzen auf der
zweyten, dritten, und so weiter.

Diese Ordnung hat der höchstweise Gott
gemacht. Wer tugendhaft ist, läßt sich
Gottes Ordnung gefallen.

Aber, wie mag es wohl zugegangen seyn,
daß ein Mensch dem andern gehorcht, ihm
dient, und mit ihm in Gesellschaft, oder in
gewißen Verhältniß lebt? Hätte nicht ein

jeder

In der Welt Gottes ſind verſchiedne
Staͤnde, das iſt: Es giebt ſolche Menſchen,
die andern befehlen, und ſolche Menſchen,
die andern gehorchen muͤßen. Die, ſo be-
fehlen, heißt man Aeltern, Herrſchaften, Obrig-
keit, Vorgeſetzte; die, ſo gehorchen, ſind,
Kinder, Beanne, Unterthanen, oder Knechte.
Wer dem einen befiehlt, muß doch auch, fuͤr
ſeine Perſon, wieder andern gehorchen.

Z. E. Ihr muͤßt euren Aeltern gehorchen;
aber eure Aeltern muͤßen ihrer Gutsherrſchaft
gehorchen; und die Herrſchaft muß wieder
dem Landesherrn gehorchen; und Gott muͤſ-
ſen alle Menſchen gehorchen.

Lieben Kinder! alle Menſchen konnten
nicht Herren oder Vornehme ſeyn. Stellt
euch einmal die Welt, als eine Kirche vor.
Nicht wahr? Auf der vorderſten Bank konn-
ten ſie nicht alle ſitzen: nur etliche haben
Platz darauf, die andern ſitzen auf der
zweyten, dritten, und ſo weiter.

Dieſe Ordnung hat der hoͤchſtweiſe Gott
gemacht. Wer tugendhaft iſt, laͤßt ſich
Gottes Ordnung gefallen.

Aber, wie mag es wohl zugegangen ſeyn,
daß ein Menſch dem andern gehorcht, ihm
dient, und mit ihm in Geſellſchaft, oder in
gewißen Verhaͤltniß lebt? Haͤtte nicht ein

jeder
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[70/0092] In der Welt Gottes ſind verſchiedne Staͤnde, das iſt: Es giebt ſolche Menſchen, die andern befehlen, und ſolche Menſchen, die andern gehorchen muͤßen. Die, ſo be- fehlen, heißt man Aeltern, Herrſchaften, Obrig- keit, Vorgeſetzte; die, ſo gehorchen, ſind, Kinder, Beanne, Unterthanen, oder Knechte. Wer dem einen befiehlt, muß doch auch, fuͤr ſeine Perſon, wieder andern gehorchen. Z. E. Ihr muͤßt euren Aeltern gehorchen; aber eure Aeltern muͤßen ihrer Gutsherrſchaft gehorchen; und die Herrſchaft muß wieder dem Landesherrn gehorchen; und Gott muͤſ- ſen alle Menſchen gehorchen. Lieben Kinder! alle Menſchen konnten nicht Herren oder Vornehme ſeyn. Stellt euch einmal die Welt, als eine Kirche vor. Nicht wahr? Auf der vorderſten Bank konn- ten ſie nicht alle ſitzen: nur etliche haben Platz darauf, die andern ſitzen auf der zweyten, dritten, und ſo weiter. Dieſe Ordnung hat der hoͤchſtweiſe Gott gemacht. Wer tugendhaft iſt, laͤßt ſich Gottes Ordnung gefallen. Aber, wie mag es wohl zugegangen ſeyn, daß ein Menſch dem andern gehorcht, ihm dient, und mit ihm in Geſellſchaft, oder in gewißen Verhaͤltniß lebt? Haͤtte nicht ein jeder

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Zitationshilfe: [Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/92>, abgerufen am 04.12.2024.