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[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772.

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jeder können sein eigner Herr bleiben, und
vor sich leben, ohne sich um den andern
zu bekümmern? Wäre das nicht beßer ge-
wesen?

Nein! geliebte Kinder! Denn, wie die
Gesellschaften, Gesetze, Obrigkeiten, und Sol-
daten entstanden sind, das will ich euch
kürzlich erzählen.

Anfänglich war, wie ihr aus dem kurzge-
faßten Innhalt der Bibel gehört habt, nur
ein Paar Menschen, Adam, der Vater, und
Eva, die Mutter aller Menschen, die nach
ihnen gelebt haben, und noch leben. Ihnen
gehörte die ganze Erde: Denn Gott hatte
ihnen die Herrschaft über die Erde und al-
le Thiere gegeben. Sie lebten in der Ehe,
und hatten Kinder. So lange die Kinder
klein waren, mußten der Vater und die
Mutter, für ihren Unterhalt und für ihre
Erziehung sorgen, weil sie sich selbst nicht
helfen konnten, und die Kinder mußten den
Aeltern unterthan seyn, das ist, gehorchen.

Seht! das war die erste Gesellschaft oder
Familie, nemlich von Aeltern und Kindern:
und da war die erste Herrschaft oder Ge-
walt, nmlich der Aeltern über die Kinder;
und die erste Unterthänigkeit oder Gehorsam,
nemlich der Kinder gegen die Aeltern.

Wie
E 4

jeder koͤnnen ſein eigner Herr bleiben, und
vor ſich leben, ohne ſich um den andern
zu bekuͤmmern? Waͤre das nicht beßer ge-
weſen?

Nein! geliebte Kinder! Denn, wie die
Geſellſchaften, Geſetze, Obrigkeiten, und Sol-
daten entſtanden ſind, das will ich euch
kuͤrzlich erzaͤhlen.

Anfaͤnglich war, wie ihr aus dem kurzge-
faßten Innhalt der Bibel gehoͤrt habt, nur
ein Paar Menſchen, Adam, der Vater, und
Eva, die Mutter aller Menſchen, die nach
ihnen gelebt haben, und noch leben. Ihnen
gehoͤrte die ganze Erde: Denn Gott hatte
ihnen die Herrſchaft uͤber die Erde und al-
le Thiere gegeben. Sie lebten in der Ehe,
und hatten Kinder. So lange die Kinder
klein waren, mußten der Vater und die
Mutter, fuͤr ihren Unterhalt und fuͤr ihre
Erziehung ſorgen, weil ſie ſich ſelbſt nicht
helfen konnten, und die Kinder mußten den
Aeltern unterthan ſeyn, das iſt, gehorchen.

Seht! das war die erſte Geſellſchaft oder
Familie, nemlich von Aeltern und Kindern:
und da war die erſte Herrſchaft oder Ge-
walt, nmlich der Aeltern uͤber die Kinder;
und die erſte Unterthaͤnigkeit oder Gehorſam,
nemlich der Kinder gegen die Aeltern.

Wie
E 4
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[71/0093] jeder koͤnnen ſein eigner Herr bleiben, und vor ſich leben, ohne ſich um den andern zu bekuͤmmern? Waͤre das nicht beßer ge- weſen? Nein! geliebte Kinder! Denn, wie die Geſellſchaften, Geſetze, Obrigkeiten, und Sol- daten entſtanden ſind, das will ich euch kuͤrzlich erzaͤhlen. Anfaͤnglich war, wie ihr aus dem kurzge- faßten Innhalt der Bibel gehoͤrt habt, nur ein Paar Menſchen, Adam, der Vater, und Eva, die Mutter aller Menſchen, die nach ihnen gelebt haben, und noch leben. Ihnen gehoͤrte die ganze Erde: Denn Gott hatte ihnen die Herrſchaft uͤber die Erde und al- le Thiere gegeben. Sie lebten in der Ehe, und hatten Kinder. So lange die Kinder klein waren, mußten der Vater und die Mutter, fuͤr ihren Unterhalt und fuͤr ihre Erziehung ſorgen, weil ſie ſich ſelbſt nicht helfen konnten, und die Kinder mußten den Aeltern unterthan ſeyn, das iſt, gehorchen. Seht! das war die erſte Geſellſchaft oder Familie, nemlich von Aeltern und Kindern: und da war die erſte Herrſchaft oder Ge- walt, nmlich der Aeltern uͤber die Kinder; und die erſte Unterthaͤnigkeit oder Gehorſam, nemlich der Kinder gegen die Aeltern. Wie E 4

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Zitationshilfe: [Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/93>, abgerufen am 04.12.2024.