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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, Wien, 1912.

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Die fortschreitende Entwicklung der Bahn machte die Anlage eines zweiten Gleises erforderlich, dessen Ausführung 1871 von Aussig bis Karbitz, 1872 bis Mariaschein, 1873 bis Settenz, 1874 bis Ullersdorf, 1877 bis Dux und 1889 bis Komotau erfolgte. Im Jahre 1900 wurde auf der Teilstrecke Auperschin-Schwaz der Bielatalbahn der Bau des zweiten Gleises durchgeführt (Länge der Doppelgleisstrecken 74·746 km). Auch die Vergrößerung fast sämtlicher Stationen erwies sich als erforderlich; in Aussig wurde 1870 mit der Anlage eines (im Jahre 1873 fertiggestellten) Verschiebebahnhofes begonnen, der zu den größten in Österreich bestehenden gehört und die erste Anlage in Österreich war, bei der das Abrollen der Wagen von geneigten Ablaufgleisen eingerichtet wurde. Die Gesamtausdehnung der im Aussiger Verschiebebahnhofe nebeneinander liegenden 53 Gleise stellte sich (1909) auf ungefähr 68 km mit 253 Weichen und 3 Abrollköpfen. Von den Weichen sind 114 in 12 Gruppen in Zentralstellanlagen einbezogen.

Der Bahnhof bedeckt ein Gelände von rund 45 ha; die größte Länge beträgt 2566 m, die größte Breite 345 m; es münden darin drei Hauptbahnen und drei Flügelbahnen ein.

Die Konzession für die Linie Aussig-Komotau erlischt am 7. Oktober 1950, die für die Bielatalbahn Türmitz-Bilin am 5. Juni 1964 und die für die Lokalbahn Teplitz- (Settenz-) Reichenberg am 12. Juni 1986. Mit dem Tage des Erlöschens der Konzession tritt der Staat ohne Entgelt in das lastenfreie Eigentum und in den Genuß der konzessionierten Linien und des sämtlichen unbeweglichen Zubehörs samt allen Einrichtungen an stehenden Maschinen und allen unbeweglichen Sachen. Bei der Lokalbahn Teplitz- (Settenz-) Reichenberg umfaßt das staatliche Heimfallsrecht auch das gesamte bewegliche Zugehör einschließlich des Fahrparkes.

Das Ankaufsrecht kann von dem Staat bei den Linien des alten Netzes vom 25. Juni 1900 an jederzeit ausgeübt werden. Maßgebend für die Ermittlung des Erwerbspreises für das alte Netz sind die jährlichen Reinerträgnisse während der letzten 7 Jahre mit Ausschluß der zwei ungünstigsten Jahre. Die Lokalbahn Teplitz- (Settenz-) Reichenberg kann der Staat ebenfalls jederzeit erwerben. Maßgebend für den Erwerbspreis erscheint das in dieser Bahn angelegte Kapital. Der Erwerb beider Netze muß gleich zeitig erfolgen.

v. Enderes.


Ausstellungen (exhibitions; expositions; esposizioni), die bloß den Zweck verfolgten, den Stand und den Werdegang des Eisenbahnwesens zur Anschauung zu bringen, sind bisher nur gelegentlich von Kongressen, und fast nur lokalen Charakter tragend, veranstaltet worden. Es hat aber nicht an Bestrebungen gefehlt, große internationale Eisenbahnausstellungen zu veranstalten. Es sei diesbezüglich auf die im Jahre 1880 in Berlin und Wien gleichzeitig aufgetauchten, leider nicht durchgeführten Ideen verwiesen, nach welchen in Berlin die anläßlich der Fertigstellung der Stadtbahn frei werdenden Baulichkeiten des Lehrter Bahnhofes, und in Wien die für solche Zwecke wie kein anderes Bauwerk geeignete Rotunde (Hauptbau der Weltausstellung 1873) Verwendung finden sollten.

Die Eisenbahnen hatten aber schon Mitte des vergangenen Jahrhunderts, nur 20 Jahre nach Eröffnung der Liverpool-Manchester-Bahn, eine solche Bedeutung erlangt, daß auf der ersten veranstalteten Weltausstellung, im Hyde-Park, London 1851, alle Zweige des Eisenbahnwesens zur Anschauung gebracht waren. England allein stellte acht Lokomotiven aus. Die für diese Epoche modernste - heute nur historisches Interesse bietende - Bauart von Schnellzuglokomotiven, die Crampton-Lokomotive, war dort in zwei Exemplaren vertreten.

Diese erste internationale A. war insoferne recht bemerkenswert, als neben den Ergebnissen des Bestrebens nach leistungsfähigsten Lokomotiven (die Crampton-Lokomotive "Liverpool" mit 213 m2 Heizfläche, als Ultimatum der Normalspur bezeichnet, die Lokomotive "Cornwall" mit dem auf Normalspurbahnen einzig dastehenden Treibraddurchmesser von 2·592 m und die Breitspurlokomotive "Lord of the Isles") auch Lokomotiven zu sehen waren, die als die Vorläufer der seither zu Zeiten des Verkehrsrückganges immer wieder auftauchenden Typen von "Dampfomnibussen", "Motorwagen" und "Sekundärzuglokomotiven" angesehen werden können (Kombination von Personenwagen und Lokomotive von "Adams" und leichte Tenderlokomotive von "England").

Die kurz darauf folgenden Weltausstellungen - Paris 1855 und London 1862 - räumten dem Eisenbahnwesen noch größeres Feld ein. Bezüglich der ausgestellten Lokomotiven sei darauf hingewiesen, daß Österreich in Paris 1855 durch eine von der Lokomotivfabrik Wiener-Neustadt gebaute Tenderlokomotive vertreten war, die als Grundform der sog. "Orleanstype" (1. B. 1) anzusehen ist, und daß in London 1862 die durch Haswell, Direktor der Maschinenfabrik der Staatseisenbahngesellschaft, in Wien 1856 geschaffene Type, der heute noch ausgedehnt verwendeten

Die fortschreitende Entwicklung der Bahn machte die Anlage eines zweiten Gleises erforderlich, dessen Ausführung 1871 von Aussig bis Karbitz, 1872 bis Mariaschein, 1873 bis Settenz, 1874 bis Ullersdorf, 1877 bis Dux und 1889 bis Komotau erfolgte. Im Jahre 1900 wurde auf der Teilstrecke Auperschin-Schwaz der Bielatalbahn der Bau des zweiten Gleises durchgeführt (Länge der Doppelgleisstrecken 74·746 km). Auch die Vergrößerung fast sämtlicher Stationen erwies sich als erforderlich; in Aussig wurde 1870 mit der Anlage eines (im Jahre 1873 fertiggestellten) Verschiebebahnhofes begonnen, der zu den größten in Österreich bestehenden gehört und die erste Anlage in Österreich war, bei der das Abrollen der Wagen von geneigten Ablaufgleisen eingerichtet wurde. Die Gesamtausdehnung der im Aussiger Verschiebebahnhofe nebeneinander liegenden 53 Gleise stellte sich (1909) auf ungefähr 68 km mit 253 Weichen und 3 Abrollköpfen. Von den Weichen sind 114 in 12 Gruppen in Zentralstellanlagen einbezogen.

Der Bahnhof bedeckt ein Gelände von rund 45 ha; die größte Länge beträgt 2566 m, die größte Breite 345 m; es münden darin drei Hauptbahnen und drei Flügelbahnen ein.

Die Konzession für die Linie Aussig-Komotau erlischt am 7. Oktober 1950, die für die Bielatalbahn Türmitz-Bilin am 5. Juni 1964 und die für die Lokalbahn Teplitz- (Settenz-) Reichenberg am 12. Juni 1986. Mit dem Tage des Erlöschens der Konzession tritt der Staat ohne Entgelt in das lastenfreie Eigentum und in den Genuß der konzessionierten Linien und des sämtlichen unbeweglichen Zubehörs samt allen Einrichtungen an stehenden Maschinen und allen unbeweglichen Sachen. Bei der Lokalbahn Teplitz- (Settenz-) Reichenberg umfaßt das staatliche Heimfallsrecht auch das gesamte bewegliche Zugehör einschließlich des Fahrparkes.

Das Ankaufsrecht kann von dem Staat bei den Linien des alten Netzes vom 25. Juni 1900 an jederzeit ausgeübt werden. Maßgebend für die Ermittlung des Erwerbspreises für das alte Netz sind die jährlichen Reinerträgnisse während der letzten 7 Jahre mit Ausschluß der zwei ungünstigsten Jahre. Die Lokalbahn Teplitz- (Settenz-) Reichenberg kann der Staat ebenfalls jederzeit erwerben. Maßgebend für den Erwerbspreis erscheint das in dieser Bahn angelegte Kapital. Der Erwerb beider Netze muß gleich zeitig erfolgen.

v. Enderes.


Ausstellungen (exhibitions; expositions; esposizioni), die bloß den Zweck verfolgten, den Stand und den Werdegang des Eisenbahnwesens zur Anschauung zu bringen, sind bisher nur gelegentlich von Kongressen, und fast nur lokalen Charakter tragend, veranstaltet worden. Es hat aber nicht an Bestrebungen gefehlt, große internationale Eisenbahnausstellungen zu veranstalten. Es sei diesbezüglich auf die im Jahre 1880 in Berlin und Wien gleichzeitig aufgetauchten, leider nicht durchgeführten Ideen verwiesen, nach welchen in Berlin die anläßlich der Fertigstellung der Stadtbahn frei werdenden Baulichkeiten des Lehrter Bahnhofes, und in Wien die für solche Zwecke wie kein anderes Bauwerk geeignete Rotunde (Hauptbau der Weltausstellung 1873) Verwendung finden sollten.

Die Eisenbahnen hatten aber schon Mitte des vergangenen Jahrhunderts, nur 20 Jahre nach Eröffnung der Liverpool-Manchester-Bahn, eine solche Bedeutung erlangt, daß auf der ersten veranstalteten Weltausstellung, im Hyde-Park, London 1851, alle Zweige des Eisenbahnwesens zur Anschauung gebracht waren. England allein stellte acht Lokomotiven aus. Die für diese Epoche modernste – heute nur historisches Interesse bietende – Bauart von Schnellzuglokomotiven, die Crampton-Lokomotive, war dort in zwei Exemplaren vertreten.

Diese erste internationale A. war insoferne recht bemerkenswert, als neben den Ergebnissen des Bestrebens nach leistungsfähigsten Lokomotiven (die Crampton-Lokomotive „Liverpool“ mit 213 m2 Heizfläche, als Ultimatum der Normalspur bezeichnet, die Lokomotive „Cornwall“ mit dem auf Normalspurbahnen einzig dastehenden Treibraddurchmesser von 2·592 m und die Breitspurlokomotive „Lord of the Isles“) auch Lokomotiven zu sehen waren, die als die Vorläufer der seither zu Zeiten des Verkehrsrückganges immer wieder auftauchenden Typen von „Dampfomnibussen“, „Motorwagen“ und „Sekundärzuglokomotiven“ angesehen werden können (Kombination von Personenwagen und Lokomotive von „Adams“ und leichte Tenderlokomotive von „England“).

Die kurz darauf folgenden Weltausstellungen – Paris 1855 und London 1862 – räumten dem Eisenbahnwesen noch größeres Feld ein. Bezüglich der ausgestellten Lokomotiven sei darauf hingewiesen, daß Österreich in Paris 1855 durch eine von der Lokomotivfabrik Wiener-Neustadt gebaute Tenderlokomotive vertreten war, die als Grundform der sog. „Orleanstype“ (1. B. 1) anzusehen ist, und daß in London 1862 die durch Haswell, Direktor der Maschinenfabrik der Staatseisenbahngesellschaft, in Wien 1856 geschaffene Type, der heute noch ausgedehnt verwendeten

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[328/0338] Die fortschreitende Entwicklung der Bahn machte die Anlage eines zweiten Gleises erforderlich, dessen Ausführung 1871 von Aussig bis Karbitz, 1872 bis Mariaschein, 1873 bis Settenz, 1874 bis Ullersdorf, 1877 bis Dux und 1889 bis Komotau erfolgte. Im Jahre 1900 wurde auf der Teilstrecke Auperschin-Schwaz der Bielatalbahn der Bau des zweiten Gleises durchgeführt (Länge der Doppelgleisstrecken 74·746 km). Auch die Vergrößerung fast sämtlicher Stationen erwies sich als erforderlich; in Aussig wurde 1870 mit der Anlage eines (im Jahre 1873 fertiggestellten) Verschiebebahnhofes begonnen, der zu den größten in Österreich bestehenden gehört und die erste Anlage in Österreich war, bei der das Abrollen der Wagen von geneigten Ablaufgleisen eingerichtet wurde. Die Gesamtausdehnung der im Aussiger Verschiebebahnhofe nebeneinander liegenden 53 Gleise stellte sich (1909) auf ungefähr 68 km mit 253 Weichen und 3 Abrollköpfen. Von den Weichen sind 114 in 12 Gruppen in Zentralstellanlagen einbezogen. Der Bahnhof bedeckt ein Gelände von rund 45 ha; die größte Länge beträgt 2566 m, die größte Breite 345 m; es münden darin drei Hauptbahnen und drei Flügelbahnen ein. Die Konzession für die Linie Aussig-Komotau erlischt am 7. Oktober 1950, die für die Bielatalbahn Türmitz-Bilin am 5. Juni 1964 und die für die Lokalbahn Teplitz- (Settenz-) Reichenberg am 12. Juni 1986. Mit dem Tage des Erlöschens der Konzession tritt der Staat ohne Entgelt in das lastenfreie Eigentum und in den Genuß der konzessionierten Linien und des sämtlichen unbeweglichen Zubehörs samt allen Einrichtungen an stehenden Maschinen und allen unbeweglichen Sachen. Bei der Lokalbahn Teplitz- (Settenz-) Reichenberg umfaßt das staatliche Heimfallsrecht auch das gesamte bewegliche Zugehör einschließlich des Fahrparkes. Das Ankaufsrecht kann von dem Staat bei den Linien des alten Netzes vom 25. Juni 1900 an jederzeit ausgeübt werden. Maßgebend für die Ermittlung des Erwerbspreises für das alte Netz sind die jährlichen Reinerträgnisse während der letzten 7 Jahre mit Ausschluß der zwei ungünstigsten Jahre. Die Lokalbahn Teplitz- (Settenz-) Reichenberg kann der Staat ebenfalls jederzeit erwerben. Maßgebend für den Erwerbspreis erscheint das in dieser Bahn angelegte Kapital. Der Erwerb beider Netze muß gleich zeitig erfolgen. v. Enderes. Ausstellungen (exhibitions; expositions; esposizioni), die bloß den Zweck verfolgten, den Stand und den Werdegang des Eisenbahnwesens zur Anschauung zu bringen, sind bisher nur gelegentlich von Kongressen, und fast nur lokalen Charakter tragend, veranstaltet worden. Es hat aber nicht an Bestrebungen gefehlt, große internationale Eisenbahnausstellungen zu veranstalten. Es sei diesbezüglich auf die im Jahre 1880 in Berlin und Wien gleichzeitig aufgetauchten, leider nicht durchgeführten Ideen verwiesen, nach welchen in Berlin die anläßlich der Fertigstellung der Stadtbahn frei werdenden Baulichkeiten des Lehrter Bahnhofes, und in Wien die für solche Zwecke wie kein anderes Bauwerk geeignete Rotunde (Hauptbau der Weltausstellung 1873) Verwendung finden sollten. Die Eisenbahnen hatten aber schon Mitte des vergangenen Jahrhunderts, nur 20 Jahre nach Eröffnung der Liverpool-Manchester-Bahn, eine solche Bedeutung erlangt, daß auf der ersten veranstalteten Weltausstellung, im Hyde-Park, London 1851, alle Zweige des Eisenbahnwesens zur Anschauung gebracht waren. England allein stellte acht Lokomotiven aus. Die für diese Epoche modernste – heute nur historisches Interesse bietende – Bauart von Schnellzuglokomotiven, die Crampton-Lokomotive, war dort in zwei Exemplaren vertreten. Diese erste internationale A. war insoferne recht bemerkenswert, als neben den Ergebnissen des Bestrebens nach leistungsfähigsten Lokomotiven (die Crampton-Lokomotive „Liverpool“ mit 213 m2 Heizfläche, als Ultimatum der Normalspur bezeichnet, die Lokomotive „Cornwall“ mit dem auf Normalspurbahnen einzig dastehenden Treibraddurchmesser von 2·592 m und die Breitspurlokomotive „Lord of the Isles“) auch Lokomotiven zu sehen waren, die als die Vorläufer der seither zu Zeiten des Verkehrsrückganges immer wieder auftauchenden Typen von „Dampfomnibussen“, „Motorwagen“ und „Sekundärzuglokomotiven“ angesehen werden können (Kombination von Personenwagen und Lokomotive von „Adams“ und leichte Tenderlokomotive von „England“). Die kurz darauf folgenden Weltausstellungen – Paris 1855 und London 1862 – räumten dem Eisenbahnwesen noch größeres Feld ein. Bezüglich der ausgestellten Lokomotiven sei darauf hingewiesen, daß Österreich in Paris 1855 durch eine von der Lokomotivfabrik Wiener-Neustadt gebaute Tenderlokomotive vertreten war, die als Grundform der sog. „Orleanstype“ (1. B. 1) anzusehen ist, und daß in London 1862 die durch Haswell, Direktor der Maschinenfabrik der Staatseisenbahngesellschaft, in Wien 1856 geschaffene Type, der heute noch ausgedehnt verwendeten

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, Wien, 1912, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen01_1912/338>, abgerufen am 22.11.2024.