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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, Wien, 1912.

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Auswaschen des Kessels (washing out of the boiler; lavage interieur de la chaudiere; lavaggio interno della caldaia). Alle Kessel müssen nach einer bestimmten Betriebsdauer von den innen abgelagerten Schlammteilchen und dem angesetzten Kesselstein gereinigt werden. Zu diesem Zweck werden die Kessel ausgewaschen, d. h. mit Druckwasser ausgespritzt und innen mittels hakenförmig gebogenen Kupfer- und Messingdrähten abgekratzt. Von besonderer Wichtigkeit ist das A. der Lokomotivkessel. Der Zeitraum zwischen je zwei A. hängt von der Beschaffenheit des Speisewassers und von der Leistung des Kessels ab und beträgt 5-20, zumeist 10 Tage. Fahren die Lokomotiven nicht in einem regelmäßigen Dienstturnus, so ist es richtiger, die Auswaschtermine nach einer bestimmten Anzahl zurückgelegter Kilometer (800-1000) festzusetzen.

Sofern nicht, wie in den großen neueren amerikanischen Zugförderungsanlagen besondere maschinelle Einrichtungen vorgesehen sind, spielt sich der Vorgang beim A. wie folgt ab:

Nachdem die Lokomotive im Heizhaus auf dem Auswaschstand abgestellt wurde, wird der Kessel vor dem Ablassen des Kesselwassers, d. h. noch vor dem Öffnen der Auswaschluken und Auswaschschrauben zur Hintanhaltung schädlicher Spannungen und Undichtheiten so weit abgekühlt, daß zwischen Kessel- und Auswaschwassertemperatur eine Differenz von beiläufig 20° C herrscht. Wird mit kaltem Wasser ausgewaschen, so sind für das Abkühlen bis zum Zeitpunkt des Ablassens, je nach der Größe des Kessels, bis zu 12 Stunden und für das weitere Abkühlen des bereits entleerten Kessels noch 2-4 Stunden, daher zusammen durchschnittlich etwa 16 Stunden erforderlich. Dieses allmähliche Abkühlen des Kessels kann dadurch beschleunigt werden, daß das heiße Kesselwasser während des Abrinnens mit kaltem Wasser auf die Weise gemischt wird, daß durch eine obere Luke ebensoviel Frischwasser zugeführt wird, als bei dem am tiefsten Punkte des Kessels befindlichen Ablaßhahn Wassergemisch abläuft. Bei diesem Verfahren wird nicht allein Zeit gewonnen, sondern es wird auch das Anbacken der Schlammassen an die Kesselwände verhindert und das Entfernen der Rückstände erleichtert. Dieselben Vorteile werden in noch höherem Maß durch das A. mit warmem Wasser erreicht, doch soll zum Schutz der Bedienungsmannschaften gegen Verbrühungen die Temperatur des Waschwassers 60° C nicht überschreiten.

Der anzuwendende Druck des Wasserstrahles hängt von den Größenverhältnissen des Kessels und der Anzahl und Verteilung der Auswaschluken ab und beträgt 1-8 Atm. Das Waschwasser wird entweder Hydranten entnommen oder mit Hilfe von Injektoren und Druckpumpen in die Spritzschläuche (Auswaschschläuche) gedrückt. Wird mit warmem Wasser gewaschen, so wird das hierzu nötige Wasser entweder durch Betätigung des Injektors einer anderen unter Dampfdruck stehenden Lokomotive entnommen oder in besonderen Heizkesseln, Kondensatoren und Reservoiren auf eine Temperatur von 50-60° C vorgewärmt.

Eine ganz zweckentsprechende Ausgestaltung haben derartige stabile Anlagen in Amerika gefunden, z. B. auf der New-York-Central-Railroad, System der National Boiler Washing Company; bei diesen Anlagen erreichen die Sammel- und Füllreservoire einen Inhalt von mehr als 40 m3.

Beim Verfahren von Wittenberg und Schilhan, bei dem keine stabilen Anlagen erforderlich sind, wird der Wasservorrat im Schlepptender oder im Wasserkasten der Lokomotive durch den Abdampf des auszuwaschenden Lokomotivkessels erwärmt und auf diese Art die Wärme des Abdampfes zum Auswaschen nutzbar verwertet. Nach beendeter Dienstleistung, gewöhnlich schon während der Fahrt der auszuwaschenden Lokomotive in das Heizhaus, wird mit dem Zurücklassen des Dampfes in den Wasserkasten begonnen und am Auswaschstand so lange fortgesetzt, bis das Wasser auf 50-60° C erwärmt wurde. Ist der Dampf gänzlich entwichen, wird der Kessel am raschesten mit Zuhilfenahme einer fahrbaren, elektrisch oder mit einem Benzinmotor angetriebenen Kreiselpumpe nach dem Mischverfahren auf 70-80° C abgekühlt. Nach Öffnung der Auswaschluken wird mit der zuvor erwähnten Druckpumpe das Ausspritzen unter Verwendung des vorgewärmten Wassers begonnen.

Die Vorzüge dieses Verfahrens liegen in dem kostenlosen Beschaffen warmen Waschwassers, in den geringen Anlage- und Betriebskosten sowie in der Freizügigkeit der Anwendung. Abb. 169 zeigt eine mit einem Benzinmotor angetriebene Auswaschpumpe zur Anwendung dieses Verfahrens in Heizhäusern, in denen elektrischer Strom nicht zur Verfügung steht. Nach vollzogenem A. des Kessels werden die Auswaschöffnungen wieder geschlossen und gleichzeitig der Kessel je nach der Art des A. mit warmem oder kaltem Wasser gefüllt.

Der Zeitaufwand für das A. und Wiederindienststellen einer Lokomotive beträgt nach

Auswaschen des Kessels (washing out of the boiler; lavage intérieur de la chaudiére; lavaggio interno della caldaia). Alle Kessel müssen nach einer bestimmten Betriebsdauer von den innen abgelagerten Schlammteilchen und dem angesetzten Kesselstein gereinigt werden. Zu diesem Zweck werden die Kessel ausgewaschen, d. h. mit Druckwasser ausgespritzt und innen mittels hakenförmig gebogenen Kupfer- und Messingdrähten abgekratzt. Von besonderer Wichtigkeit ist das A. der Lokomotivkessel. Der Zeitraum zwischen je zwei A. hängt von der Beschaffenheit des Speisewassers und von der Leistung des Kessels ab und beträgt 5–20, zumeist 10 Tage. Fahren die Lokomotiven nicht in einem regelmäßigen Dienstturnus, so ist es richtiger, die Auswaschtermine nach einer bestimmten Anzahl zurückgelegter Kilometer (800–1000) festzusetzen.

Sofern nicht, wie in den großen neueren amerikanischen Zugförderungsanlagen besondere maschinelle Einrichtungen vorgesehen sind, spielt sich der Vorgang beim A. wie folgt ab:

Nachdem die Lokomotive im Heizhaus auf dem Auswaschstand abgestellt wurde, wird der Kessel vor dem Ablassen des Kesselwassers, d. h. noch vor dem Öffnen der Auswaschluken und Auswaschschrauben zur Hintanhaltung schädlicher Spannungen und Undichtheiten so weit abgekühlt, daß zwischen Kessel- und Auswaschwassertemperatur eine Differenz von beiläufig 20° C herrscht. Wird mit kaltem Wasser ausgewaschen, so sind für das Abkühlen bis zum Zeitpunkt des Ablassens, je nach der Größe des Kessels, bis zu 12 Stunden und für das weitere Abkühlen des bereits entleerten Kessels noch 2–4 Stunden, daher zusammen durchschnittlich etwa 16 Stunden erforderlich. Dieses allmähliche Abkühlen des Kessels kann dadurch beschleunigt werden, daß das heiße Kesselwasser während des Abrinnens mit kaltem Wasser auf die Weise gemischt wird, daß durch eine obere Luke ebensoviel Frischwasser zugeführt wird, als bei dem am tiefsten Punkte des Kessels befindlichen Ablaßhahn Wassergemisch abläuft. Bei diesem Verfahren wird nicht allein Zeit gewonnen, sondern es wird auch das Anbacken der Schlammassen an die Kesselwände verhindert und das Entfernen der Rückstände erleichtert. Dieselben Vorteile werden in noch höherem Maß durch das A. mit warmem Wasser erreicht, doch soll zum Schutz der Bedienungsmannschaften gegen Verbrühungen die Temperatur des Waschwassers 60° C nicht überschreiten.

Der anzuwendende Druck des Wasserstrahles hängt von den Größenverhältnissen des Kessels und der Anzahl und Verteilung der Auswaschluken ab und beträgt 1–8 Atm. Das Waschwasser wird entweder Hydranten entnommen oder mit Hilfe von Injektoren und Druckpumpen in die Spritzschläuche (Auswaschschläuche) gedrückt. Wird mit warmem Wasser gewaschen, so wird das hierzu nötige Wasser entweder durch Betätigung des Injektors einer anderen unter Dampfdruck stehenden Lokomotive entnommen oder in besonderen Heizkesseln, Kondensatoren und Reservoiren auf eine Temperatur von 50–60° C vorgewärmt.

Eine ganz zweckentsprechende Ausgestaltung haben derartige stabile Anlagen in Amerika gefunden, z. B. auf der New-York-Central-Railroad, System der National Boiler Washing Company; bei diesen Anlagen erreichen die Sammel- und Füllreservoire einen Inhalt von mehr als 40 m3.

Beim Verfahren von Wittenberg und Schilhan, bei dem keine stabilen Anlagen erforderlich sind, wird der Wasservorrat im Schlepptender oder im Wasserkasten der Lokomotive durch den Abdampf des auszuwaschenden Lokomotivkessels erwärmt und auf diese Art die Wärme des Abdampfes zum Auswaschen nutzbar verwertet. Nach beendeter Dienstleistung, gewöhnlich schon während der Fahrt der auszuwaschenden Lokomotive in das Heizhaus, wird mit dem Zurücklassen des Dampfes in den Wasserkasten begonnen und am Auswaschstand so lange fortgesetzt, bis das Wasser auf 50–60° C erwärmt wurde. Ist der Dampf gänzlich entwichen, wird der Kessel am raschesten mit Zuhilfenahme einer fahrbaren, elektrisch oder mit einem Benzinmotor angetriebenen Kreiselpumpe nach dem Mischverfahren auf 70–80° C abgekühlt. Nach Öffnung der Auswaschluken wird mit der zuvor erwähnten Druckpumpe das Ausspritzen unter Verwendung des vorgewärmten Wassers begonnen.

Die Vorzüge dieses Verfahrens liegen in dem kostenlosen Beschaffen warmen Waschwassers, in den geringen Anlage- und Betriebskosten sowie in der Freizügigkeit der Anwendung. Abb. 169 zeigt eine mit einem Benzinmotor angetriebene Auswaschpumpe zur Anwendung dieses Verfahrens in Heizhäusern, in denen elektrischer Strom nicht zur Verfügung steht. Nach vollzogenem A. des Kessels werden die Auswaschöffnungen wieder geschlossen und gleichzeitig der Kessel je nach der Art des A. mit warmem oder kaltem Wasser gefüllt.

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[335/0345] Auswaschen des Kessels (washing out of the boiler; lavage intérieur de la chaudiére; lavaggio interno della caldaia). Alle Kessel müssen nach einer bestimmten Betriebsdauer von den innen abgelagerten Schlammteilchen und dem angesetzten Kesselstein gereinigt werden. Zu diesem Zweck werden die Kessel ausgewaschen, d. h. mit Druckwasser ausgespritzt und innen mittels hakenförmig gebogenen Kupfer- und Messingdrähten abgekratzt. Von besonderer Wichtigkeit ist das A. der Lokomotivkessel. Der Zeitraum zwischen je zwei A. hängt von der Beschaffenheit des Speisewassers und von der Leistung des Kessels ab und beträgt 5–20, zumeist 10 Tage. Fahren die Lokomotiven nicht in einem regelmäßigen Dienstturnus, so ist es richtiger, die Auswaschtermine nach einer bestimmten Anzahl zurückgelegter Kilometer (800–1000) festzusetzen. Sofern nicht, wie in den großen neueren amerikanischen Zugförderungsanlagen besondere maschinelle Einrichtungen vorgesehen sind, spielt sich der Vorgang beim A. wie folgt ab: Nachdem die Lokomotive im Heizhaus auf dem Auswaschstand abgestellt wurde, wird der Kessel vor dem Ablassen des Kesselwassers, d. h. noch vor dem Öffnen der Auswaschluken und Auswaschschrauben zur Hintanhaltung schädlicher Spannungen und Undichtheiten so weit abgekühlt, daß zwischen Kessel- und Auswaschwassertemperatur eine Differenz von beiläufig 20° C herrscht. Wird mit kaltem Wasser ausgewaschen, so sind für das Abkühlen bis zum Zeitpunkt des Ablassens, je nach der Größe des Kessels, bis zu 12 Stunden und für das weitere Abkühlen des bereits entleerten Kessels noch 2–4 Stunden, daher zusammen durchschnittlich etwa 16 Stunden erforderlich. Dieses allmähliche Abkühlen des Kessels kann dadurch beschleunigt werden, daß das heiße Kesselwasser während des Abrinnens mit kaltem Wasser auf die Weise gemischt wird, daß durch eine obere Luke ebensoviel Frischwasser zugeführt wird, als bei dem am tiefsten Punkte des Kessels befindlichen Ablaßhahn Wassergemisch abläuft. Bei diesem Verfahren wird nicht allein Zeit gewonnen, sondern es wird auch das Anbacken der Schlammassen an die Kesselwände verhindert und das Entfernen der Rückstände erleichtert. Dieselben Vorteile werden in noch höherem Maß durch das A. mit warmem Wasser erreicht, doch soll zum Schutz der Bedienungsmannschaften gegen Verbrühungen die Temperatur des Waschwassers 60° C nicht überschreiten. Der anzuwendende Druck des Wasserstrahles hängt von den Größenverhältnissen des Kessels und der Anzahl und Verteilung der Auswaschluken ab und beträgt 1–8 Atm. Das Waschwasser wird entweder Hydranten entnommen oder mit Hilfe von Injektoren und Druckpumpen in die Spritzschläuche (Auswaschschläuche) gedrückt. Wird mit warmem Wasser gewaschen, so wird das hierzu nötige Wasser entweder durch Betätigung des Injektors einer anderen unter Dampfdruck stehenden Lokomotive entnommen oder in besonderen Heizkesseln, Kondensatoren und Reservoiren auf eine Temperatur von 50–60° C vorgewärmt. Eine ganz zweckentsprechende Ausgestaltung haben derartige stabile Anlagen in Amerika gefunden, z. B. auf der New-York-Central-Railroad, System der National Boiler Washing Company; bei diesen Anlagen erreichen die Sammel- und Füllreservoire einen Inhalt von mehr als 40 m3. Beim Verfahren von Wittenberg und Schilhan, bei dem keine stabilen Anlagen erforderlich sind, wird der Wasservorrat im Schlepptender oder im Wasserkasten der Lokomotive durch den Abdampf des auszuwaschenden Lokomotivkessels erwärmt und auf diese Art die Wärme des Abdampfes zum Auswaschen nutzbar verwertet. Nach beendeter Dienstleistung, gewöhnlich schon während der Fahrt der auszuwaschenden Lokomotive in das Heizhaus, wird mit dem Zurücklassen des Dampfes in den Wasserkasten begonnen und am Auswaschstand so lange fortgesetzt, bis das Wasser auf 50–60° C erwärmt wurde. Ist der Dampf gänzlich entwichen, wird der Kessel am raschesten mit Zuhilfenahme einer fahrbaren, elektrisch oder mit einem Benzinmotor angetriebenen Kreiselpumpe nach dem Mischverfahren auf 70–80° C abgekühlt. Nach Öffnung der Auswaschluken wird mit der zuvor erwähnten Druckpumpe das Ausspritzen unter Verwendung des vorgewärmten Wassers begonnen. Die Vorzüge dieses Verfahrens liegen in dem kostenlosen Beschaffen warmen Waschwassers, in den geringen Anlage- und Betriebskosten sowie in der Freizügigkeit der Anwendung. Abb. 169 zeigt eine mit einem Benzinmotor angetriebene Auswaschpumpe zur Anwendung dieses Verfahrens in Heizhäusern, in denen elektrischer Strom nicht zur Verfügung steht. Nach vollzogenem A. des Kessels werden die Auswaschöffnungen wieder geschlossen und gleichzeitig der Kessel je nach der Art des A. mit warmem oder kaltem Wasser gefüllt. Der Zeitaufwand für das A. und Wiederindienststellen einer Lokomotive beträgt nach

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, Wien, 1912, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen01_1912/345>, abgerufen am 22.11.2024.