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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, Wien, 1912.

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Wärmestrahlung verbreitet sich bei jeder Öffnung der Feuertür und wird besonders von den Heizern unangenehm empfunden. Ungünstig wirkt auch der Umstand mit, daß den Körper häufig sehr ungleiche Temperaturgrade treffen; während die Erhitzung der unteren Körperhälfte, namentlich der Fußsohlen unerträglich werden kann, wird der obere Teil des Körpers gleichzeitig den kalten Luftströmungen ausgesetzt.

Hieraus erklärt sich die Häufigkeit der Vorkommens von Rheumatismen, und mit Rücksicht darauf, daß dem Feuerkasten der Lokomotive fortwährend zumeist schweflige Dämpfe enthaltende Rauchgase, Kohlensäure und Kohlenoxydgase entströmen, die von dem Fahrpersonal eingeatmet werden, die Entstehung von Katarrhen der Luftwege.

Nach Riglers Beobachtungen ist das Maschinen- und Fahrpersonal für rheumatische und katarrhalische Erkrankungen besonders empfänglich, u. zw. haben sich sonderbarerweise die Gesundheitsverhältnisse dieses Personals in den Jahren 1860 bis 1880 - wahrscheinlich infolge Einführung geschlossener Führerstände - wesentlich verschlechtert, namentlich Lungendefekte sind häufiger geworden.

Ebenso kommen Gehörkrankheiten des Maschinenpersonals, unter denen die Sicherheit des Betriebs leiden kann, häufig vor.

Schwabach und Pollnow in Berlin, die 160 Lokomotivführer und Heizer der niederschlesisch-märkischen Bahn untersuchten, fanden darunter 25%, Güterbock unter 108 Lokomotivführern der Berlin-Anhaltischen Bahn 20% Schwerhörige und Lichtenberg unter 250 Bediensteten in Ungarn 92, d. h. 36·8% mit Ohrenkrankheiten behaftet.

Weitere eingehende Untersuchungen bezüglich der Ohrenerkrankungen der Eisenbahnbediensteten hat Medizinalrat Dr. Hedinger in Stuttgart bei den Bediensteten der württembergischen Staatsbahnen angestellt und ist hierbei zu dem Ergebnis gekommen, daß beim Maschinenpersonal ein auffallend hoher Prozentsatz, u. zw. bei den Lokomotivführern 67%, unter den Heizern 30% an wirklicher Schwerhörigkeit (Hörweite von 1 m bis 1 cm) leiden, wogegen sich die Verhältnisse beim Bahnbewachungspersonal sowie beim Zugspersonal wesentlich günstiger gestalten; unter ersterem fand Hedinger 16%, bei letzterem nur 7·5% Schwerhörige.

Was die einzelnen Ohrenerkrankungen der Eisenbahnbediensteten betrifft, so sind es vor allem solche, die durch den Einfluß der Witterungsverhältnisse bedingt sind, besonders Mittelohrkatarrhe.

Hedinger hält auf Grund seiner Erfahrungen als wünschenswert, daß das Maschinenpersonal alle zwei Jahre, das übrige Personal alle drei bis vier Jahre einer ohrenärztlichen Untersuchung unterzogen werde. In ähnlicher Weise hat sich auch die Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte 1886 über Antrag des bekannten Ohrenarztes Dr. Schmaltz ausgesprochen. Bei der preußisch-hessischen Eisenbahngemeinschaft und den übrigen deutschen sowie den meisten anderen Bahnen wird das Hör- und Sehvermögen aller Bediensteten in bestimmten Zeiträumen (5 Jahre) nachgeprüft.

Als Folgen des andauernden Stehens entwickeln sich ferner beim Maschinenpersonal Krampfadern der unteren Extremitäten.

Der steten Erschütterung wurden überdies früher verschiedenartige nervöse Störungen zugeschrieben, die, vom Rückenmark ausgehend, mit dem Gefühl der Schwäche in den Füßen beginnen und später mit Schmerzen im Rückgrat und allgemeinen nervösen Erscheinungen verlaufen sollten. Neueren Forschungen hat diese Anschauung aber nicht Stich gehalten.

Ähnliche Erscheinungen, wenn auch in weitaus vermindertem Grad, treten bei dem Zugbegleitungspersonal infolge häufigen Temperaturwechsels und des Luftzugs während der Fahrt auf.

Weber, Behm, Richter, Rachel und Rigler glaubten durch ihre Untersuchungen festgestellt zu haben, daß beim Maschinenpersonal die regelmäßigen Einwirkungen des Dienstes auf die Gesundheit zu ganz besonderer Geltung kommen.

Rigler kommt auf Grund 30jähriger Beobachtungen als Bahnarzt der Berlin-Potsdam-Magdeburger Bahn zu dem Schluß, daß vorzüglich der Dienst auf der Maschine in eigentümlicher Weise auf die Gesundheit einwirke und krankhafte Veränderungen des gesamten Nervensystems herbeiführe, die entweder bei besonderen Gelegenheitsursachen schon frühzeitig zur Geltung kommen oder aber, wie es gewöhnlich der Fall ist, nach 20- bis 25jähriger Tätigkeit Arbeitsunfähigkeit bedingen. Als Hauptsymptom der professionellen Maschinenführerkrankheit führt Riegler an: Rückenschmerzen spontan oder als Druck auf die Dornfortsätze, die auf den Hinterkopf und auf die Extremitäten ausstrahlen, Angst und Beklemmungen, Herzklopfen, Kurzatmigkeit, Schwerfälligkeit der Bewegungen, Schwäche, selbst Lähmungen. Diese Symptome decken sich vollständig mit jenen der Neurasthenie und liegt kein Grund vor, eine neue besondere Krankheitsform anzunehmen.

Im Gegensatz zu diesen Untersuchungen stehen jene französischer Ärzte, namentlich vertritt Cahen, ferner Soule in seiner Schrift:

Wärmestrahlung verbreitet sich bei jeder Öffnung der Feuertür und wird besonders von den Heizern unangenehm empfunden. Ungünstig wirkt auch der Umstand mit, daß den Körper häufig sehr ungleiche Temperaturgrade treffen; während die Erhitzung der unteren Körperhälfte, namentlich der Fußsohlen unerträglich werden kann, wird der obere Teil des Körpers gleichzeitig den kalten Luftströmungen ausgesetzt.

Hieraus erklärt sich die Häufigkeit der Vorkommens von Rheumatismen, und mit Rücksicht darauf, daß dem Feuerkasten der Lokomotive fortwährend zumeist schweflige Dämpfe enthaltende Rauchgase, Kohlensäure und Kohlenoxydgase entströmen, die von dem Fahrpersonal eingeatmet werden, die Entstehung von Katarrhen der Luftwege.

Nach Riglers Beobachtungen ist das Maschinen- und Fahrpersonal für rheumatische und katarrhalische Erkrankungen besonders empfänglich, u. zw. haben sich sonderbarerweise die Gesundheitsverhältnisse dieses Personals in den Jahren 1860 bis 1880 – wahrscheinlich infolge Einführung geschlossener Führerstände – wesentlich verschlechtert, namentlich Lungendefekte sind häufiger geworden.

Ebenso kommen Gehörkrankheiten des Maschinenpersonals, unter denen die Sicherheit des Betriebs leiden kann, häufig vor.

Schwabach und Pollnow in Berlin, die 160 Lokomotivführer und Heizer der niederschlesisch-märkischen Bahn untersuchten, fanden darunter 25%, Güterbock unter 108 Lokomotivführern der Berlin-Anhaltischen Bahn 20% Schwerhörige und Lichtenberg unter 250 Bediensteten in Ungarn 92, d. h. 36·8% mit Ohrenkrankheiten behaftet.

Weitere eingehende Untersuchungen bezüglich der Ohrenerkrankungen der Eisenbahnbediensteten hat Medizinalrat Dr. Hedinger in Stuttgart bei den Bediensteten der württembergischen Staatsbahnen angestellt und ist hierbei zu dem Ergebnis gekommen, daß beim Maschinenpersonal ein auffallend hoher Prozentsatz, u. zw. bei den Lokomotivführern 67%, unter den Heizern 30% an wirklicher Schwerhörigkeit (Hörweite von 1 m bis 1 cm) leiden, wogegen sich die Verhältnisse beim Bahnbewachungspersonal sowie beim Zugspersonal wesentlich günstiger gestalten; unter ersterem fand Hedinger 16%, bei letzterem nur 7·5% Schwerhörige.

Was die einzelnen Ohrenerkrankungen der Eisenbahnbediensteten betrifft, so sind es vor allem solche, die durch den Einfluß der Witterungsverhältnisse bedingt sind, besonders Mittelohrkatarrhe.

Hedinger hält auf Grund seiner Erfahrungen als wünschenswert, daß das Maschinenpersonal alle zwei Jahre, das übrige Personal alle drei bis vier Jahre einer ohrenärztlichen Untersuchung unterzogen werde. In ähnlicher Weise hat sich auch die Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte 1886 über Antrag des bekannten Ohrenarztes Dr. Schmaltz ausgesprochen. Bei der preußisch-hessischen Eisenbahngemeinschaft und den übrigen deutschen sowie den meisten anderen Bahnen wird das Hör- und Sehvermögen aller Bediensteten in bestimmten Zeiträumen (5 Jahre) nachgeprüft.

Als Folgen des andauernden Stehens entwickeln sich ferner beim Maschinenpersonal Krampfadern der unteren Extremitäten.

Der steten Erschütterung wurden überdies früher verschiedenartige nervöse Störungen zugeschrieben, die, vom Rückenmark ausgehend, mit dem Gefühl der Schwäche in den Füßen beginnen und später mit Schmerzen im Rückgrat und allgemeinen nervösen Erscheinungen verlaufen sollten. Neueren Forschungen hat diese Anschauung aber nicht Stich gehalten.

Ähnliche Erscheinungen, wenn auch in weitaus vermindertem Grad, treten bei dem Zugbegleitungspersonal infolge häufigen Temperaturwechsels und des Luftzugs während der Fahrt auf.

Weber, Behm, Richter, Rachel und Rigler glaubten durch ihre Untersuchungen festgestellt zu haben, daß beim Maschinenpersonal die regelmäßigen Einwirkungen des Dienstes auf die Gesundheit zu ganz besonderer Geltung kommen.

Rigler kommt auf Grund 30jähriger Beobachtungen als Bahnarzt der Berlin-Potsdam-Magdeburger Bahn zu dem Schluß, daß vorzüglich der Dienst auf der Maschine in eigentümlicher Weise auf die Gesundheit einwirke und krankhafte Veränderungen des gesamten Nervensystems herbeiführe, die entweder bei besonderen Gelegenheitsursachen schon frühzeitig zur Geltung kommen oder aber, wie es gewöhnlich der Fall ist, nach 20- bis 25jähriger Tätigkeit Arbeitsunfähigkeit bedingen. Als Hauptsymptom der professionellen Maschinenführerkrankheit führt Riegler an: Rückenschmerzen spontan oder als Druck auf die Dornfortsätze, die auf den Hinterkopf und auf die Extremitäten ausstrahlen, Angst und Beklemmungen, Herzklopfen, Kurzatmigkeit, Schwerfälligkeit der Bewegungen, Schwäche, selbst Lähmungen. Diese Symptome decken sich vollständig mit jenen der Neurasthenie und liegt kein Grund vor, eine neue besondere Krankheitsform anzunehmen.

Im Gegensatz zu diesen Untersuchungen stehen jene französischer Ärzte, namentlich vertritt Cahen, ferner Soulé in seiner Schrift:

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[261/0271] Wärmestrahlung verbreitet sich bei jeder Öffnung der Feuertür und wird besonders von den Heizern unangenehm empfunden. Ungünstig wirkt auch der Umstand mit, daß den Körper häufig sehr ungleiche Temperaturgrade treffen; während die Erhitzung der unteren Körperhälfte, namentlich der Fußsohlen unerträglich werden kann, wird der obere Teil des Körpers gleichzeitig den kalten Luftströmungen ausgesetzt. Hieraus erklärt sich die Häufigkeit der Vorkommens von Rheumatismen, und mit Rücksicht darauf, daß dem Feuerkasten der Lokomotive fortwährend zumeist schweflige Dämpfe enthaltende Rauchgase, Kohlensäure und Kohlenoxydgase entströmen, die von dem Fahrpersonal eingeatmet werden, die Entstehung von Katarrhen der Luftwege. Nach Riglers Beobachtungen ist das Maschinen- und Fahrpersonal für rheumatische und katarrhalische Erkrankungen besonders empfänglich, u. zw. haben sich sonderbarerweise die Gesundheitsverhältnisse dieses Personals in den Jahren 1860 bis 1880 – wahrscheinlich infolge Einführung geschlossener Führerstände – wesentlich verschlechtert, namentlich Lungendefekte sind häufiger geworden. Ebenso kommen Gehörkrankheiten des Maschinenpersonals, unter denen die Sicherheit des Betriebs leiden kann, häufig vor. Schwabach und Pollnow in Berlin, die 160 Lokomotivführer und Heizer der niederschlesisch-märkischen Bahn untersuchten, fanden darunter 25%, Güterbock unter 108 Lokomotivführern der Berlin-Anhaltischen Bahn 20% Schwerhörige und Lichtenberg unter 250 Bediensteten in Ungarn 92, d. h. 36·8% mit Ohrenkrankheiten behaftet. Weitere eingehende Untersuchungen bezüglich der Ohrenerkrankungen der Eisenbahnbediensteten hat Medizinalrat Dr. Hedinger in Stuttgart bei den Bediensteten der württembergischen Staatsbahnen angestellt und ist hierbei zu dem Ergebnis gekommen, daß beim Maschinenpersonal ein auffallend hoher Prozentsatz, u. zw. bei den Lokomotivführern 67%, unter den Heizern 30% an wirklicher Schwerhörigkeit (Hörweite von 1 m bis 1 cm) leiden, wogegen sich die Verhältnisse beim Bahnbewachungspersonal sowie beim Zugspersonal wesentlich günstiger gestalten; unter ersterem fand Hedinger 16%, bei letzterem nur 7·5% Schwerhörige. Was die einzelnen Ohrenerkrankungen der Eisenbahnbediensteten betrifft, so sind es vor allem solche, die durch den Einfluß der Witterungsverhältnisse bedingt sind, besonders Mittelohrkatarrhe. Hedinger hält auf Grund seiner Erfahrungen als wünschenswert, daß das Maschinenpersonal alle zwei Jahre, das übrige Personal alle drei bis vier Jahre einer ohrenärztlichen Untersuchung unterzogen werde. In ähnlicher Weise hat sich auch die Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte 1886 über Antrag des bekannten Ohrenarztes Dr. Schmaltz ausgesprochen. Bei der preußisch-hessischen Eisenbahngemeinschaft und den übrigen deutschen sowie den meisten anderen Bahnen wird das Hör- und Sehvermögen aller Bediensteten in bestimmten Zeiträumen (5 Jahre) nachgeprüft. Als Folgen des andauernden Stehens entwickeln sich ferner beim Maschinenpersonal Krampfadern der unteren Extremitäten. Der steten Erschütterung wurden überdies früher verschiedenartige nervöse Störungen zugeschrieben, die, vom Rückenmark ausgehend, mit dem Gefühl der Schwäche in den Füßen beginnen und später mit Schmerzen im Rückgrat und allgemeinen nervösen Erscheinungen verlaufen sollten. Neueren Forschungen hat diese Anschauung aber nicht Stich gehalten. Ähnliche Erscheinungen, wenn auch in weitaus vermindertem Grad, treten bei dem Zugbegleitungspersonal infolge häufigen Temperaturwechsels und des Luftzugs während der Fahrt auf. Weber, Behm, Richter, Rachel und Rigler glaubten durch ihre Untersuchungen festgestellt zu haben, daß beim Maschinenpersonal die regelmäßigen Einwirkungen des Dienstes auf die Gesundheit zu ganz besonderer Geltung kommen. Rigler kommt auf Grund 30jähriger Beobachtungen als Bahnarzt der Berlin-Potsdam-Magdeburger Bahn zu dem Schluß, daß vorzüglich der Dienst auf der Maschine in eigentümlicher Weise auf die Gesundheit einwirke und krankhafte Veränderungen des gesamten Nervensystems herbeiführe, die entweder bei besonderen Gelegenheitsursachen schon frühzeitig zur Geltung kommen oder aber, wie es gewöhnlich der Fall ist, nach 20- bis 25jähriger Tätigkeit Arbeitsunfähigkeit bedingen. Als Hauptsymptom der professionellen Maschinenführerkrankheit führt Riegler an: Rückenschmerzen spontan oder als Druck auf die Dornfortsätze, die auf den Hinterkopf und auf die Extremitäten ausstrahlen, Angst und Beklemmungen, Herzklopfen, Kurzatmigkeit, Schwerfälligkeit der Bewegungen, Schwäche, selbst Lähmungen. Diese Symptome decken sich vollständig mit jenen der Neurasthenie und liegt kein Grund vor, eine neue besondere Krankheitsform anzunehmen. Im Gegensatz zu diesen Untersuchungen stehen jene französischer Ärzte, namentlich vertritt Cahen, ferner Soulé in seiner Schrift:

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, Wien, 1912, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen02_1912/271>, abgerufen am 22.12.2024.