Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, Wien, 1912.

Bild:
<< vorherige Seite

andere sehr wesentliche Umstände mitwirken, die Launhardt in seiner Berechnung nicht berücksichtigt hat. Außerdem kommen Verschiedenheiten der Streckenverhältnisse u. a. in Betracht.

Über andere Bedenken gegen die Launhardtsche Berechnung äußert sich Offenberg im Archiv für Eisenbahnwesen. 1892, S. 1 ff.; eine Entgegnung von Launhardt s. a. a. O., S. 25 ff.

Die französische Literatur bietet nicht viel über das Selbstkostenproblem. Die Untersuchungen (z. B. von Ricour, Annales des Ponts et Chaussees. 1887, S. 145 ff.) gehen durchweg von der Annahme aus, daß das Personen/km und das Güter/tkm Verkehrseinheiten sind, die gleiche Betriebskosten verursachen. Diese Annahme aber ist zweifellos unrichtig. Richtiger wird die Rechnung, wenn von dem Durchschnittszug ausgegangen, hieraus auf die Durchschnittskosten des Achs/km geschlossen und erst daraus abgeleitet wird, wie sich die Kosten der Verkehrseinheit stellen, je nachdem diese Achsen normal, schlecht oder gut ausgelastet sind.

Diesen Weg hat die württembergische Staatsbahnverwaltung bei ihren bekannten Untersuchungen über die Selbstkosten des Personenverkehrs eingeschlagen. Näheres hierüber s. Beilage 132 vom 28. April 1902 der Drucksachen der württembergischen Kammer der Abgeordneten, auch Ztg. d. VDEV. 1902, S. 1391 u. 1411. Die Kosten für 1899 wurden hierbei ermittelt zu:


bei denbei denbei den
Schnell-Personen-Güter-
zügenzügenzügen
Pf.Pf.Pf.
Betriebskostenfür das Zug/km208158·5246
(ohnefür das
Verzinsung)Wagenachs/km11·518·0414·55
Gesamtkostenfür das Zug/km335260415
(einschl.für das
Verzinsung)Wagenachs/km18·513·27·68

Nach diesen, teils auf sorgfältigen Ermittlungen der tatsächlichen Verhältnisse, teils auf wohlbegründeten Schätzungen beruhenden Berechnungen liegen also die Kosten eines Personen- und Güterwagenachs/km viel weniger weit auseinander als nach

1 Mittel für Schnell- und Personenzüge 8·84 Pf.
1 Mittel für Schnell- und Personenzüge 8·84 Pf.

andere sehr wesentliche Umstände mitwirken, die Launhardt in seiner Berechnung nicht berücksichtigt hat. Außerdem kommen Verschiedenheiten der Streckenverhältnisse u. a. in Betracht.

Über andere Bedenken gegen die Launhardtsche Berechnung äußert sich Offenberg im Archiv für Eisenbahnwesen. 1892, S. 1 ff.; eine Entgegnung von Launhardt s. a. a. O., S. 25 ff.

Die französische Literatur bietet nicht viel über das Selbstkostenproblem. Die Untersuchungen (z. B. von Ricour, Annales des Ponts et Chaussées. 1887, S. 145 ff.) gehen durchweg von der Annahme aus, daß das Personen/km und das Güter/tkm Verkehrseinheiten sind, die gleiche Betriebskosten verursachen. Diese Annahme aber ist zweifellos unrichtig. Richtiger wird die Rechnung, wenn von dem Durchschnittszug ausgegangen, hieraus auf die Durchschnittskosten des Achs/km geschlossen und erst daraus abgeleitet wird, wie sich die Kosten der Verkehrseinheit stellen, je nachdem diese Achsen normal, schlecht oder gut ausgelastet sind.

Diesen Weg hat die württembergische Staatsbahnverwaltung bei ihren bekannten Untersuchungen über die Selbstkosten des Personenverkehrs eingeschlagen. Näheres hierüber s. Beilage 132 vom 28. April 1902 der Drucksachen der württembergischen Kammer der Abgeordneten, auch Ztg. d. VDEV. 1902, S. 1391 u. 1411. Die Kosten für 1899 wurden hierbei ermittelt zu:


bei denbei denbei den
Schnell-Personen-Güter-
zügenzügenzügen
Pf.Pf.Pf.
Betriebskostenfür das Zug/km208158·5246
(ohnefür das
Verzinsung)Wagenachs/km11·518·0414·55
Gesamtkostenfür das Zug/km335260415
(einschl.für das
Verzinsung)Wagenachs/km18·513·27·68

Nach diesen, teils auf sorgfältigen Ermittlungen der tatsächlichen Verhältnisse, teils auf wohlbegründeten Schätzungen beruhenden Berechnungen liegen also die Kosten eines Personen- und Güterwagenachs/km viel weniger weit auseinander als nach

1 Mittel für Schnell- und Personenzüge 8·84 Pf.
1 Mittel für Schnell- und Personenzüge 8·84 Pf.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0310" n="300"/>
andere sehr wesentliche Umstände mitwirken, die Launhardt in seiner Berechnung nicht berücksichtigt hat. Außerdem kommen Verschiedenheiten der Streckenverhältnisse u. a. in Betracht.</p><lb/>
          <p>Über andere Bedenken gegen die Launhardtsche Berechnung äußert sich Offenberg im Archiv für Eisenbahnwesen. 1892, S. 1 ff.; eine Entgegnung von Launhardt s. a. a. O., S. 25 ff.</p><lb/>
          <p>Die französische Literatur bietet nicht viel über das Selbstkostenproblem. Die Untersuchungen (z. B. von Ricour, Annales des Ponts et Chaussées. 1887, S. 145 ff.) gehen durchweg von der Annahme aus, daß das Personen/<hi rendition="#i">km</hi> und das Güter/<hi rendition="#i">tkm</hi> Verkehrseinheiten sind, die gleiche Betriebskosten verursachen. Diese Annahme aber ist zweifellos unrichtig. Richtiger wird die Rechnung, wenn von dem Durchschnittszug ausgegangen, hieraus auf die Durchschnittskosten des Achs/<hi rendition="#i">km</hi> geschlossen und erst daraus abgeleitet wird, wie sich die Kosten der Verkehrseinheit stellen, je nachdem diese Achsen normal, schlecht oder gut ausgelastet sind.</p><lb/>
          <p>Diesen Weg hat die <hi rendition="#g">württembergische Staatsbahnverwaltung</hi> bei ihren bekannten Untersuchungen über die Selbstkosten des Personenverkehrs eingeschlagen. Näheres hierüber s. Beilage 132 vom 28. April 1902 der Drucksachen der württembergischen Kammer der Abgeordneten, auch Ztg. d. VDEV. 1902, S. 1391 u. 1411. Die Kosten für 1899 wurden hierbei ermittelt zu:</p><lb/>
          <table>
            <row>
              <cell/>
              <cell/>
              <cell>bei den</cell>
              <cell>bei den</cell>
              <cell>bei den</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell/>
              <cell/>
              <cell>Schnell-</cell>
              <cell>Personen-</cell>
              <cell>Güter-</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell/>
              <cell/>
              <cell>zügen</cell>
              <cell>zügen</cell>
              <cell>zügen</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell/>
              <cell/>
              <cell>Pf.</cell>
              <cell>Pf.</cell>
              <cell>Pf.</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Betriebskosten</cell>
              <cell>für das Zug/<hi rendition="#i">km</hi></cell>
              <cell>208</cell>
              <cell>158·5</cell>
              <cell>246</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>(ohne</cell>
              <cell>für das</cell>
              <cell/>
              <cell/>
              <cell/>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Verzinsung)</cell>
              <cell>Wagenachs/<hi rendition="#i">km</hi></cell>
              <cell>11·5<note place="foot" n="1">Mittel für Schnell- und Personenzüge 8·84 Pf.</note></cell>
              <cell>8·04<note place="foot" n="1">Mittel für Schnell- und Personenzüge 8·84 Pf.</note></cell>
              <cell>4·55</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Gesamtkosten</cell>
              <cell>für das Zug/<hi rendition="#i">km</hi></cell>
              <cell>335</cell>
              <cell>260</cell>
              <cell>415</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>(einschl.</cell>
              <cell>für das</cell>
              <cell/>
              <cell/>
              <cell/>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Verzinsung)</cell>
              <cell>Wagenachs/<hi rendition="#i">km</hi></cell>
              <cell>18·5</cell>
              <cell>13·2</cell>
              <cell>7·68</cell>
            </row><lb/>
          </table>
          <table facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen02_1912/figures/roell_eisenbahnwesen02_1912_figure-0180.jpg" rendition="#c">
            <row>
              <cell/>
            </row>
          </table><lb/>
          <p>Nach diesen, teils auf sorgfältigen Ermittlungen der tatsächlichen Verhältnisse, teils auf wohlbegründeten Schätzungen beruhenden Berechnungen liegen also die Kosten eines Personen- und Güterwagenachs/<hi rendition="#i">km</hi> viel weniger weit auseinander als nach
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[300/0310] andere sehr wesentliche Umstände mitwirken, die Launhardt in seiner Berechnung nicht berücksichtigt hat. Außerdem kommen Verschiedenheiten der Streckenverhältnisse u. a. in Betracht. Über andere Bedenken gegen die Launhardtsche Berechnung äußert sich Offenberg im Archiv für Eisenbahnwesen. 1892, S. 1 ff.; eine Entgegnung von Launhardt s. a. a. O., S. 25 ff. Die französische Literatur bietet nicht viel über das Selbstkostenproblem. Die Untersuchungen (z. B. von Ricour, Annales des Ponts et Chaussées. 1887, S. 145 ff.) gehen durchweg von der Annahme aus, daß das Personen/km und das Güter/tkm Verkehrseinheiten sind, die gleiche Betriebskosten verursachen. Diese Annahme aber ist zweifellos unrichtig. Richtiger wird die Rechnung, wenn von dem Durchschnittszug ausgegangen, hieraus auf die Durchschnittskosten des Achs/km geschlossen und erst daraus abgeleitet wird, wie sich die Kosten der Verkehrseinheit stellen, je nachdem diese Achsen normal, schlecht oder gut ausgelastet sind. Diesen Weg hat die württembergische Staatsbahnverwaltung bei ihren bekannten Untersuchungen über die Selbstkosten des Personenverkehrs eingeschlagen. Näheres hierüber s. Beilage 132 vom 28. April 1902 der Drucksachen der württembergischen Kammer der Abgeordneten, auch Ztg. d. VDEV. 1902, S. 1391 u. 1411. Die Kosten für 1899 wurden hierbei ermittelt zu: bei den bei den bei den Schnell- Personen- Güter- zügen zügen zügen Pf. Pf. Pf. Betriebskosten für das Zug/km 208 158·5 246 (ohne für das Verzinsung) Wagenachs/km 11·5 1 8·04 1 4·55 Gesamtkosten für das Zug/km 335 260 415 (einschl. für das Verzinsung) Wagenachs/km 18·5 13·2 7·68 Nach diesen, teils auf sorgfältigen Ermittlungen der tatsächlichen Verhältnisse, teils auf wohlbegründeten Schätzungen beruhenden Berechnungen liegen also die Kosten eines Personen- und Güterwagenachs/km viel weniger weit auseinander als nach 1 Mittel für Schnell- und Personenzüge 8·84 Pf. 1 Mittel für Schnell- und Personenzüge 8·84 Pf.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-06-17T17:32:49Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-06-17T17:32:49Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Spaltenumbrüche sind nicht markiert. Wiederholungszeichen (") wurden aufgelöst. Komplexe Formeln und Tabellen sind als Grafiken wiedergegeben.

Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen02_1912
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen02_1912/310
Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, Wien, 1912, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen02_1912/310>, abgerufen am 23.12.2024.