Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 3. Berlin, Wien, 1912.Kiautschou im Südosten, Tsinanfu im Norden und Itschoufu im Südwesten sein sollten. Von den drei Linien ist als rein deutsche nur die Schantungbahn zu stande gekommen. Zur Ausführung des großen Werkes wurde im Jahre 1899 die Schantungeisenbahngesellschaft mit einem Kapital von 54 Mill. M. begründet. Auf diese übertrug das Deutsche Reich seine Konzession mit der Bestimmung, daß nach Ablauf von 60 Jahren die Bahn ins Eigentum des Reichs übergeht. Die Stellung des deutschen Unternehmens ist dadurch eine einzigartige, daß es für ewige Zeiten deutsch ist. Die im Jahre 1899 begonnene Bahn wurde am 1. Juni 1904 dem Betrieb übergeben. Die Bahn ist eingleisig, aber die Verlegung eines zweiten Schienenpaares ist vorgesehen. Die Spurweite ist normal. Die Hauptbahn verläuft im allgemeinen eben, ihre höchste Erhebung beträgt 158·73 m, während die Zweigbahn nach Poschan bis auf 179·40 m steigt. Tunnelbauten fehlen ganz, aber wie auch anderswo mußte den ungünstigen Wasserlaufverhältnissen durch zahlreiche Durchlässe Rechnung getragen werden. Nicht weniger als 856 Brücken mit 984 Öffnungen in einer Gesamtlänge von 6958 m waren auf der Hauptlinie erforderlich, auf der Zweiglinie 99 Brücken mit 101 Durchlässen bei 683 m Gesamtlänge. Da die Flußbette vielfach aus Schwemmsand bestehen, so verlangte die Gründung der Brücken ganz besondere Aufmerksamkeit. Es wurden Pfähle von 12 bis 14 m Länge eingerammt. Ihr Kopf wurde mit dem bis zu 4 m unter die Flußbettsohle reichenden Betonmauerwerk umkleidet, das die Pfeiler trug. Trotz aller Sorgfalt sind Dammrutschungen und ein Brückeneinsturz eingetreten. Es liegen 41·62% eben, 29·01% in der Steigung und 29·37% im Gefälle. In der Geraden liegen 75·71%. Die Schienen haben ein Gewicht von 30 kg f. d. m und sind 10 m lang. 60 Stationen auf der Haupt- und der Nebenbahn vermitteln den Zugang des Verkehrs. Die Stationsgebäude sind einfach, aber zweckmäßig und alle durch Bahntelegraphen miteinander verbunden. Die preußischen Staatsbahnen sind vorwiegend zum Muster genommen. 1911 waren an rollendem Material vorhanden 962 Güterwagen oder 2·204 Stück auf d. km. Die Personenwagen sind dem Klima angepaßt, sie wurden erheblich höher als die preußischen gebaut, wodurch eine Vermehrung des Luftraums und eine Vergrößerung der Fenster ermöglicht wurde. Es sind Durchgangswagen, u. zw. mit Holzbänken, wegen der großen Hitze im Sommer und der Reinlichkeit. Nur die I. Klasse hat eine beschränkte Polsterung. Die Wagen III. Klasse sind außerordentlich einfach gehalten, alles aber zeichnet sich durch eine unter Chinesen musterhafte Sauberkeit aus. Im ganzen waren Anfang 1912 100 Personen- und Gepäckwagen oder 0·229 f. d. km da. An Lokomotiven waren zur gleichen Zeit 41, im ganzen 0·094 f. d. km vorhanden. Die Zahl der Güter- und Bahndienstwagen belief sich auf 1013 oder 2·331 Stück f. d. km. Das ganze Material ist aus Deutschland geliefert. Auf 33 Frachtdampfern wurde das Material im Wert von etwa 25 Mill. M. von Deutschland hinübergebracht, u. zw. aus den Häfen Hamburg, Bremen und Antwerpen. Die Hauptreparaturwerkstätte liegt auf deutschem Boden, in Syfang bei Tsingtau. Die Entfernung von Tsingtau bis zur Provinzialhauptstadt Tsinanfu beträgt 394·1 km, bei km 285 zweigt bei Tschangtien die 39·2 km lange Nebenbahn nach Poschan ab, einem alten Industrieort, wo Bergwerke, Glas- und chemische Industrie seit altersher betrieben werden. Die Schantungbahn hat einen großen Teil der Landeserzeugnisse an sich gezogen und führt sie nach Tsingtau. Das wichtigste Frachtgut ist Kohle, die außer von Chinesen in kleinem Maßstab besonders in den Bergwerken von Fangtse (etwa 140 km von Tsingtau) und von Poschan, dem Endpunkt der Zweigbahn gewonnen wird. Die tägliche Förderung beträgt über 1000 t und die Beschaffenheit der Kohle ist gut, besonders die Poschankohle soll den ersten Sorten nicht nachstehen und als Schiffskesselkohle gut verwertbar sein. Zur Gewinnung der Kohle war eine Schwestergesellschaft der Schantungeisenbahngesellschaft, nämlich die Schantungbergbaugesellschaft, mit einem Kapital von zwölf Mill. M. gegründet worden. Neben der Kohle (429.024 t) stehen als Hauptausfuhrartikel Strohborten (zur Hutfabrikation), Getreide, Nüsse, Früchte, Bohnen, Bohnenkuchen und Glas obenan. Die Bahn berührt eine ganze Reihe volkreicher Städte, Weihsien, die zweitgrößte Handelsstadt der Provinz, Tschingtschoufu, Tschoutsun, beide mit Seidenausfuhr. An Einfuhrgütern werden hauptsächlich Petroleum, Eisengeräte, Baumwolle, Reis und Indigo befördert, bis vor kurzem auch große Materialsendungen für die Tientsin-Pukoubahn. Besondere Erleichterungen, wie sie sich an der chinesischen Küste nicht wieder finden, bieten dem Handel die Tsingtauer Hafenanlagen, die es gestatten, daß die größten Seeschiffe unmittelbar in die Eisenbahnwagen und aus ihnen laden und löschen. Der rege Verkehr auf der Bahn ist aus den Verkehrsziffern ersichtlich. Bei einem Durchschnittsverkehr von täglich einem durchgehenden Zuge in beiden Richtungen, 16 gemischten Zügen und 18 Bedarfsgüterzügen verkehrten im Jahre:
Es wurden ferner befördert:
Die Fahrpreise der Bahn entsprechen ungefähr denen in Preußen, die Frachten gelten als etwas hoch im Vergleich zu jenen der andern Bahnen auf chinesischem Boden. Kiautschou im Südosten, Tsinanfu im Norden und Itschoufu im Südwesten sein sollten. Von den drei Linien ist als rein deutsche nur die Schantungbahn zu stande gekommen. Zur Ausführung des großen Werkes wurde im Jahre 1899 die Schantungeisenbahngesellschaft mit einem Kapital von 54 Mill. M. begründet. Auf diese übertrug das Deutsche Reich seine Konzession mit der Bestimmung, daß nach Ablauf von 60 Jahren die Bahn ins Eigentum des Reichs übergeht. Die Stellung des deutschen Unternehmens ist dadurch eine einzigartige, daß es für ewige Zeiten deutsch ist. Die im Jahre 1899 begonnene Bahn wurde am 1. Juni 1904 dem Betrieb übergeben. Die Bahn ist eingleisig, aber die Verlegung eines zweiten Schienenpaares ist vorgesehen. Die Spurweite ist normal. Die Hauptbahn verläuft im allgemeinen eben, ihre höchste Erhebung beträgt 158·73 m, während die Zweigbahn nach Poschan bis auf 179·40 m steigt. Tunnelbauten fehlen ganz, aber wie auch anderswo mußte den ungünstigen Wasserlaufverhältnissen durch zahlreiche Durchlässe Rechnung getragen werden. Nicht weniger als 856 Brücken mit 984 Öffnungen in einer Gesamtlänge von 6958 m waren auf der Hauptlinie erforderlich, auf der Zweiglinie 99 Brücken mit 101 Durchlässen bei 683 m Gesamtlänge. Da die Flußbette vielfach aus Schwemmsand bestehen, so verlangte die Gründung der Brücken ganz besondere Aufmerksamkeit. Es wurden Pfähle von 12 bis 14 m Länge eingerammt. Ihr Kopf wurde mit dem bis zu 4 m unter die Flußbettsohle reichenden Betonmauerwerk umkleidet, das die Pfeiler trug. Trotz aller Sorgfalt sind Dammrutschungen und ein Brückeneinsturz eingetreten. Es liegen 41·62% eben, 29·01% in der Steigung und 29·37% im Gefälle. In der Geraden liegen 75·71%. Die Schienen haben ein Gewicht von 30 kg f. d. m und sind 10 m lang. 60 Stationen auf der Haupt- und der Nebenbahn vermitteln den Zugang des Verkehrs. Die Stationsgebäude sind einfach, aber zweckmäßig und alle durch Bahntelegraphen miteinander verbunden. Die preußischen Staatsbahnen sind vorwiegend zum Muster genommen. 1911 waren an rollendem Material vorhanden 962 Güterwagen oder 2·204 Stück auf d. km. Die Personenwagen sind dem Klima angepaßt, sie wurden erheblich höher als die preußischen gebaut, wodurch eine Vermehrung des Luftraums und eine Vergrößerung der Fenster ermöglicht wurde. Es sind Durchgangswagen, u. zw. mit Holzbänken, wegen der großen Hitze im Sommer und der Reinlichkeit. Nur die I. Klasse hat eine beschränkte Polsterung. Die Wagen III. Klasse sind außerordentlich einfach gehalten, alles aber zeichnet sich durch eine unter Chinesen musterhafte Sauberkeit aus. Im ganzen waren Anfang 1912 100 Personen- und Gepäckwagen oder 0·229 f. d. km da. An Lokomotiven waren zur gleichen Zeit 41, im ganzen 0·094 f. d. km vorhanden. Die Zahl der Güter- und Bahndienstwagen belief sich auf 1013 oder 2·331 Stück f. d. km. Das ganze Material ist aus Deutschland geliefert. Auf 33 Frachtdampfern wurde das Material im Wert von etwa 25 Mill. M. von Deutschland hinübergebracht, u. zw. aus den Häfen Hamburg, Bremen und Antwerpen. Die Hauptreparaturwerkstätte liegt auf deutschem Boden, in Syfang bei Tsingtau. Die Entfernung von Tsingtau bis zur Provinzialhauptstadt Tsinanfu beträgt 394·1 km, bei km 285 zweigt bei Tschangtien die 39·2 km lange Nebenbahn nach Poschan ab, einem alten Industrieort, wo Bergwerke, Glas- und chemische Industrie seit altersher betrieben werden. Die Schantungbahn hat einen großen Teil der Landeserzeugnisse an sich gezogen und führt sie nach Tsingtau. 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Es wurden ferner befördert:
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Kiautschou im Südosten, Tsinanfu im Norden und Itschoufu im Südwesten sein sollten. Von den drei Linien ist als rein deutsche nur die Schantungbahn zu stande gekommen.
Zur Ausführung des großen Werkes wurde im Jahre 1899 die Schantungeisenbahngesellschaft mit einem Kapital von 54 Mill. M. begründet. Auf diese übertrug das Deutsche Reich seine Konzession mit der Bestimmung, daß nach Ablauf von 60 Jahren die Bahn ins Eigentum des Reichs übergeht. Die Stellung des deutschen Unternehmens ist dadurch eine einzigartige, daß es für ewige Zeiten deutsch ist.
Die im Jahre 1899 begonnene Bahn wurde am 1. Juni 1904 dem Betrieb übergeben.
Die Bahn ist eingleisig, aber die Verlegung eines zweiten Schienenpaares ist vorgesehen. Die Spurweite ist normal. Die Hauptbahn verläuft im allgemeinen eben, ihre höchste Erhebung beträgt 158·73 m, während die Zweigbahn nach Poschan bis auf 179·40 m steigt. Tunnelbauten fehlen ganz, aber wie auch anderswo mußte den ungünstigen Wasserlaufverhältnissen durch zahlreiche Durchlässe Rechnung getragen werden. Nicht weniger als 856 Brücken mit 984 Öffnungen in einer Gesamtlänge von 6958 m waren auf der Hauptlinie erforderlich, auf der Zweiglinie 99 Brücken mit 101 Durchlässen bei 683 m Gesamtlänge. Da die Flußbette vielfach aus Schwemmsand bestehen, so verlangte die Gründung der Brücken ganz besondere Aufmerksamkeit. Es wurden Pfähle von 12 bis 14 m Länge eingerammt. Ihr Kopf wurde mit dem bis zu 4 m unter die Flußbettsohle reichenden Betonmauerwerk umkleidet, das die Pfeiler trug. Trotz aller Sorgfalt sind Dammrutschungen und ein Brückeneinsturz eingetreten. Es liegen 41·62% eben, 29·01% in der Steigung und 29·37% im Gefälle. In der Geraden liegen 75·71%. Die Schienen haben ein Gewicht von 30 kg f. d. m und sind 10 m lang.
60 Stationen auf der Haupt- und der Nebenbahn vermitteln den Zugang des Verkehrs. Die Stationsgebäude sind einfach, aber zweckmäßig und alle durch Bahntelegraphen miteinander verbunden. Die preußischen Staatsbahnen sind vorwiegend zum Muster genommen. 1911 waren an rollendem Material vorhanden 962 Güterwagen oder 2·204 Stück auf d. km. Die Personenwagen sind dem Klima angepaßt, sie wurden erheblich höher als die preußischen gebaut, wodurch eine Vermehrung des Luftraums und eine Vergrößerung der Fenster ermöglicht wurde. Es sind Durchgangswagen, u. zw. mit Holzbänken, wegen der großen Hitze im Sommer und der Reinlichkeit. Nur die I. Klasse hat eine beschränkte Polsterung. Die Wagen III. Klasse sind außerordentlich einfach gehalten, alles aber zeichnet sich durch eine unter Chinesen musterhafte Sauberkeit aus.
Im ganzen waren Anfang 1912 100 Personen- und Gepäckwagen oder 0·229 f. d. km da. An Lokomotiven waren zur gleichen Zeit 41, im ganzen 0·094 f. d. km vorhanden. Die Zahl der Güter- und Bahndienstwagen belief sich auf 1013 oder 2·331 Stück f. d. km. Das ganze Material ist aus Deutschland geliefert.
Auf 33 Frachtdampfern wurde das Material im Wert von etwa 25 Mill. M. von Deutschland hinübergebracht, u. zw. aus den Häfen Hamburg, Bremen und Antwerpen. Die Hauptreparaturwerkstätte liegt auf deutschem Boden, in Syfang bei Tsingtau.
Die Entfernung von Tsingtau bis zur Provinzialhauptstadt Tsinanfu beträgt 394·1 km, bei km 285 zweigt bei Tschangtien die 39·2 km lange Nebenbahn nach Poschan ab, einem alten Industrieort, wo Bergwerke, Glas- und chemische Industrie seit altersher betrieben werden.
Die Schantungbahn hat einen großen Teil der Landeserzeugnisse an sich gezogen und führt sie nach Tsingtau. Das wichtigste Frachtgut ist Kohle, die außer von Chinesen in kleinem Maßstab besonders in den Bergwerken von Fangtse (etwa 140 km von Tsingtau) und von Poschan, dem Endpunkt der Zweigbahn gewonnen wird. Die tägliche Förderung beträgt über 1000 t und die Beschaffenheit der Kohle ist gut, besonders die Poschankohle soll den ersten Sorten nicht nachstehen und als Schiffskesselkohle gut verwertbar sein. Zur Gewinnung der Kohle war eine Schwestergesellschaft der Schantungeisenbahngesellschaft, nämlich die Schantungbergbaugesellschaft, mit einem Kapital von zwölf Mill. M. gegründet worden.
Neben der Kohle (429.024 t) stehen als Hauptausfuhrartikel Strohborten (zur Hutfabrikation), Getreide, Nüsse, Früchte, Bohnen, Bohnenkuchen und Glas obenan. Die Bahn berührt eine ganze Reihe volkreicher Städte, Weihsien, die zweitgrößte Handelsstadt der Provinz, Tschingtschoufu, Tschoutsun, beide mit Seidenausfuhr.
An Einfuhrgütern werden hauptsächlich Petroleum, Eisengeräte, Baumwolle, Reis und Indigo befördert, bis vor kurzem auch große Materialsendungen für die Tientsin-Pukoubahn.
Besondere Erleichterungen, wie sie sich an der chinesischen Küste nicht wieder finden, bieten dem Handel die Tsingtauer Hafenanlagen, die es gestatten, daß die größten Seeschiffe unmittelbar in die Eisenbahnwagen und aus ihnen laden und löschen.
Der rege Verkehr auf der Bahn ist aus den Verkehrsziffern ersichtlich. Bei einem Durchschnittsverkehr von täglich einem durchgehenden Zuge in beiden Richtungen, 16 gemischten Zügen und 18 Bedarfsgüterzügen verkehrten im Jahre:
1909 8.608 Züge mit 1,279.841 Zug/km
1910 9.688 Züge mit 1,380.555 Zug/km
1911 10.644 Züge mit 1,322.805 Zug/km
Es wurden ferner befördert:
Im Jahre Gütertonnen Personen
1905 310.482 803.000
1908 486.981 828.735
1909 696.280 641.279
1910 769.192 654.128
1911 717.189 909.065
Die Fahrpreise der Bahn entsprechen ungefähr denen in Preußen, die Frachten gelten als etwas hoch im Vergleich zu jenen der andern Bahnen auf chinesischem Boden.
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