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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 3. Berlin, Wien, 1912.

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Deichselgestelle (ponytruck radial bogie, Bisseltruck; train articule, Bissel truck; carello a timone), allgemeine Bezeichnung für die verschiedenen, aus dem Bisselgestell (s. d.) entstandenen Bauarten ein- oder zweiachsiger Radgestelle, die bestimmt sind, einen Teil des Lokomotivgewichtes zu tragen und das Befahren der Krümmungen zu erleichtern. Der Rahmen, in dem die Räderpaare des D. gelagert sind, ist derart ausgebildet, daß er an einem Ende, (an der der Fahrtrichtung entgegengesetzten Seite), ein Gelenk trägt, durch das er mit dem Hauptrahmen verbunden ist. Die Übertragung


Abb. 239.
der auf dem D. ruhenden Last erfolgt durch im Hauptrahmen gelagerte Tragfedern, deren Stützen vermittels untergelegter Gleitstöckel in Gleitpfannen der Achslager des D. gleiten, oder durch Tragfedern im D. selbst, die durch ein System von Ausgleichhebeln ihren Stützpunkt im Hauptrahmen finden.

Ein einachsiges amerikanisches D. letztgenannter Art der Abfederung ist in Abb. 239 dargestellt.

Die Gelenkpunkte der Ausgleichhebel - der die vorderen Federgestänge der ersten Kuppelachse verbindende Querhebel und der die Last der in der Deichsel gelagerten Laufachse aufnehmende, in der Längsachse der Lokomotive angeordnete Haupthebel - sind in Schneiden gelagert. Das zylindrische Stück, das die Querfedern des D. verbindet, und in dem das vordere Ende des Haupthebels durch eine Schraube universalgelenkig eingehängt ist, findet in vertikaler Richtung eine Führung in einem im Hauptrahmen gelagerten (nicht gezeichnet) Hohlzylinder. Die Möglichkeit einer seitlichen Verschiebung der Laufachse (Verdrehung der Deichsel) ist dadurch gegeben, daß die Federn des D. an den Enden an Pendeln - im vorliegenden Falle Dreibolzenpendel - aufgehängt sind; diese Pendel geben auch die nötige Rückstellkraft.

Älter als die einachsigen D.; aber weniger oft als diese angewendet, sind die zweiachsigen D. (s. Bisselgestelle).

Die erste Ausführung eines zweiachsigen D. als führendes Radgestelle erfolgte im Jahre 1857 an von Haswell in Wien gebauten Personenzuglokomotiven der südlichen österreichischen Staatsbahn. An diesen Lokomotiven erfolgte die Übertragung der Last durch ein in der Maschinenmitte gelagertes, auf Druck beanspruchtes Pendelpaar; diese Ausführung der Pendellagerung ist somit der Vorläufer der von Alba. F. Smith in Amerika 1862 patentierten Wiegenpendel (s. Drehgestelle). Zweck dieser Pendel ist, die bei Anwendung von Federn, Gleitplatten und Keilflächen auftretenden, zu Abnutzung

Deichselgestelle (ponytruck radial bogie, Bisseltruck; train articulé, Bissel truck; carello a timone), allgemeine Bezeichnung für die verschiedenen, aus dem Bisselgestell (s. d.) entstandenen Bauarten ein- oder zweiachsiger Radgestelle, die bestimmt sind, einen Teil des Lokomotivgewichtes zu tragen und das Befahren der Krümmungen zu erleichtern. Der Rahmen, in dem die Räderpaare des D. gelagert sind, ist derart ausgebildet, daß er an einem Ende, (an der der Fahrtrichtung entgegengesetzten Seite), ein Gelenk trägt, durch das er mit dem Hauptrahmen verbunden ist. Die Übertragung


Abb. 239.
der auf dem D. ruhenden Last erfolgt durch im Hauptrahmen gelagerte Tragfedern, deren Stützen vermittels untergelegter Gleitstöckel in Gleitpfannen der Achslager des D. gleiten, oder durch Tragfedern im D. selbst, die durch ein System von Ausgleichhebeln ihren Stützpunkt im Hauptrahmen finden.

Ein einachsiges amerikanisches D. letztgenannter Art der Abfederung ist in Abb. 239 dargestellt.

Die Gelenkpunkte der Ausgleichhebel – der die vorderen Federgestänge der ersten Kuppelachse verbindende Querhebel und der die Last der in der Deichsel gelagerten Laufachse aufnehmende, in der Längsachse der Lokomotive angeordnete Haupthebel – sind in Schneiden gelagert. Das zylindrische Stück, das die Querfedern des D. verbindet, und in dem das vordere Ende des Haupthebels durch eine Schraube universalgelenkig eingehängt ist, findet in vertikaler Richtung eine Führung in einem im Hauptrahmen gelagerten (nicht gezeichnet) Hohlzylinder. Die Möglichkeit einer seitlichen Verschiebung der Laufachse (Verdrehung der Deichsel) ist dadurch gegeben, daß die Federn des D. an den Enden an Pendeln – im vorliegenden Falle Dreibolzenpendel – aufgehängt sind; diese Pendel geben auch die nötige Rückstellkraft.

Älter als die einachsigen D.; aber weniger oft als diese angewendet, sind die zweiachsigen D. (s. Bisselgestelle).

Die erste Ausführung eines zweiachsigen D. als führendes Radgestelle erfolgte im Jahre 1857 an von Haswell in Wien gebauten Personenzuglokomotiven der südlichen österreichischen Staatsbahn. An diesen Lokomotiven erfolgte die Übertragung der Last durch ein in der Maschinenmitte gelagertes, auf Druck beanspruchtes Pendelpaar; diese Ausführung der Pendellagerung ist somit der Vorläufer der von Alba. F. Smith in Amerika 1862 patentierten Wiegenpendel (s. Drehgestelle). Zweck dieser Pendel ist, die bei Anwendung von Federn, Gleitplatten und Keilflächen auftretenden, zu Abnutzung

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[268/0282] Deichselgestelle (ponytruck radial bogie, Bisseltruck; train articulé, Bissel truck; carello a timone), allgemeine Bezeichnung für die verschiedenen, aus dem Bisselgestell (s. d.) entstandenen Bauarten ein- oder zweiachsiger Radgestelle, die bestimmt sind, einen Teil des Lokomotivgewichtes zu tragen und das Befahren der Krümmungen zu erleichtern. Der Rahmen, in dem die Räderpaare des D. gelagert sind, ist derart ausgebildet, daß er an einem Ende, (an der der Fahrtrichtung entgegengesetzten Seite), ein Gelenk trägt, durch das er mit dem Hauptrahmen verbunden ist. Die Übertragung [Abbildung Abb. 239. ] der auf dem D. ruhenden Last erfolgt durch im Hauptrahmen gelagerte Tragfedern, deren Stützen vermittels untergelegter Gleitstöckel in Gleitpfannen der Achslager des D. gleiten, oder durch Tragfedern im D. selbst, die durch ein System von Ausgleichhebeln ihren Stützpunkt im Hauptrahmen finden. Ein einachsiges amerikanisches D. letztgenannter Art der Abfederung ist in Abb. 239 dargestellt. Die Gelenkpunkte der Ausgleichhebel – der die vorderen Federgestänge der ersten Kuppelachse verbindende Querhebel und der die Last der in der Deichsel gelagerten Laufachse aufnehmende, in der Längsachse der Lokomotive angeordnete Haupthebel – sind in Schneiden gelagert. Das zylindrische Stück, das die Querfedern des D. verbindet, und in dem das vordere Ende des Haupthebels durch eine Schraube universalgelenkig eingehängt ist, findet in vertikaler Richtung eine Führung in einem im Hauptrahmen gelagerten (nicht gezeichnet) Hohlzylinder. Die Möglichkeit einer seitlichen Verschiebung der Laufachse (Verdrehung der Deichsel) ist dadurch gegeben, daß die Federn des D. an den Enden an Pendeln – im vorliegenden Falle Dreibolzenpendel – aufgehängt sind; diese Pendel geben auch die nötige Rückstellkraft. Älter als die einachsigen D.; aber weniger oft als diese angewendet, sind die zweiachsigen D. (s. Bisselgestelle). Die erste Ausführung eines zweiachsigen D. als führendes Radgestelle erfolgte im Jahre 1857 an von Haswell in Wien gebauten Personenzuglokomotiven der südlichen österreichischen Staatsbahn. An diesen Lokomotiven erfolgte die Übertragung der Last durch ein in der Maschinenmitte gelagertes, auf Druck beanspruchtes Pendelpaar; diese Ausführung der Pendellagerung ist somit der Vorläufer der von Alba. F. Smith in Amerika 1862 patentierten Wiegenpendel (s. Drehgestelle). Zweck dieser Pendel ist, die bei Anwendung von Federn, Gleitplatten und Keilflächen auftretenden, zu Abnutzung

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 3. Berlin, Wien, 1912, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen03_1912/282>, abgerufen am 24.11.2024.