Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 3. Berlin, Wien, 1912.verbunden, die nach Art der Planimeter die aufgezeichnete Fläche bestimmen und die bis zu jedem Augenblick geleistete Arbeit unmittelbar ablesen lassen. Gewöhnlich werden auf einem breiten Papierstreifen neben der Zugkraftschaulinie auch Schaulinien der Fahrgeschwindigkeit von besonderen Geschwindigkeitsmessern verzeichnet und Marken für Weg, Zeit, Windrichtung, Windstärke u. s. w. entweder selbsttätig oder von Hand eingetragen. Auf vollkommen ausgebildeten Meßwagen bestehen Einrichtungen, die am Papierstreifen auch die Stellung von Regler und Steuerung auf der Lokomotive sowie den Dampfdruck selbsttätig verzeichnen. Abb. 380. Meßwagen, die für Versuche mit durchgehenden Bremsen eingerichtet sind, besitzen neben dem D. auch Vorrichtungen zum Messen des Bufferdruckes und Indikatoren zur Bestimmung des Über- oder Unterdruckes in den Bremsleitungen, Bremszylindern und Behältern (s. Meßwagen). Durch das Verzeichnen aller Vorgänge auf einem Papierstreifen ist der Überblick sehr erleichtert und können alle Messungen sehr genau durchgeführt werden. Die D. messen die Zugkraft am Zughaken des Tenders. Es ist das jene Zugkraft, die für die Förderung der nützlichen Last allein Verwendung findet und daher als nützliche Zugkraft bezeichnet wird. Messungen mit dem D. besitzen daher für den Betrieb großen Wert, da hierdurch die Wirtschaftlichkeit der Lokomotive nachgeprüft werden kann. Es ist auch zweckmäßig, Brennstoff- und Wasserverbrauch (an elektrischen Lokomotiven Stromverbrauch) auf die Leistung am Tenderzughaken zu beziehen. Das Verhältnis der nützlichen Zugkraft zur indizierten Zugkraft (Zugkraft am Umfang der Triebräder bei reibungsloser Maschine) stellt den Gesamtwirkungsgrad der Lokomotive dar. Auch dieses Verhältnis besitzt für den Betrieb besonderen Wert, da hierdurch die Eignung verschiedener Lokomotivbauarten sicher beurteilt werden kann. Versuche mit D. sind das vorteilhafteste Mittel, um die Fahrwiderstände der Wagen zu ermitteln, deren Größe ebenfalls für den Zugförderdienst von großer Wichtigkeit ist. In Abb. 380 ist ein nach Zeit aufgenommenes Zugkraftschaubild dargestellt, das für Bestimmung des Zugwiderstandes gedient hat. Im Schaubild sind auch die Fahrgeschwindigkeit und die Neigungsverhältnisse der Strecke verzeichnet. Die Vorteile einer genauen und wissenschaftlichen Messung der Lokomotivzugkräfte durch D. wurden lange nicht genügend gewürdigt. Gegenwärtig besitzen jedoch alle großen Eisenbahnverwaltungen Meßwagen mit D. Neben der eigentlichen Erprobung der Lokomotiven und Bestimmung der Zugwiderstände sind die D.-Wagen ein wichtiges Hilfsmittel für die Aufstellung wirtschaftlicher Zuglasten und Fahrzeiten. Eine Ergänzung der Messungen mit D. ist durch die Aufzeichnung der Ausschläge von frei in der Fahrrichtung schwingenden Pendeln möglich, die die Größe der Beschleunigungs- und Verzögerungskräfte unmittelbar angeben oder für die ganze Strecke integrieren. Desdouits hat zuerst eine solche Vorrichtung ausgeführt. Auch der Meßwagen der belgischen Staatsbahnen besitzt eine ähnliche Vorrichtung von Doyen und Huberti. Literatur: Rev. gen. d. ch. 1883, S. 222. - Zeitschr. d. Ing. 1901. S. 1141, 1902. S. 1144, 1676. - Organ. 1907. S. 153. - Stockert-Richter, Eisenbahnmaschinenwesen. III. S. 326. 1908. - Bulletin. Sept. 1905, April 1909, März 1911. - Glasers Ann. 1911, Sept., S. 107. Nov. 1912. S. 382. Sanzin. verbunden, die nach Art der Planimeter die aufgezeichnete Fläche bestimmen und die bis zu jedem Augenblick geleistete Arbeit unmittelbar ablesen lassen. Gewöhnlich werden auf einem breiten Papierstreifen neben der Zugkraftschaulinie auch Schaulinien der Fahrgeschwindigkeit von besonderen Geschwindigkeitsmessern verzeichnet und Marken für Weg, Zeit, Windrichtung, Windstärke u. s. w. entweder selbsttätig oder von Hand eingetragen. Auf vollkommen ausgebildeten Meßwagen bestehen Einrichtungen, die am Papierstreifen auch die Stellung von Regler und Steuerung auf der Lokomotive sowie den Dampfdruck selbsttätig verzeichnen. Abb. 380. Meßwagen, die für Versuche mit durchgehenden Bremsen eingerichtet sind, besitzen neben dem D. auch Vorrichtungen zum Messen des Bufferdruckes und Indikatoren zur Bestimmung des Über- oder Unterdruckes in den Bremsleitungen, Bremszylindern und Behältern (s. Meßwagen). Durch das Verzeichnen aller Vorgänge auf einem Papierstreifen ist der Überblick sehr erleichtert und können alle Messungen sehr genau durchgeführt werden. Die D. messen die Zugkraft am Zughaken des Tenders. Es ist das jene Zugkraft, die für die Förderung der nützlichen Last allein Verwendung findet und daher als nützliche Zugkraft bezeichnet wird. Messungen mit dem D. besitzen daher für den Betrieb großen Wert, da hierdurch die Wirtschaftlichkeit der Lokomotive nachgeprüft werden kann. Es ist auch zweckmäßig, Brennstoff- und Wasserverbrauch (an elektrischen Lokomotiven Stromverbrauch) auf die Leistung am Tenderzughaken zu beziehen. Das Verhältnis der nützlichen Zugkraft zur indizierten Zugkraft (Zugkraft am Umfang der Triebräder bei reibungsloser Maschine) stellt den Gesamtwirkungsgrad der Lokomotive dar. Auch dieses Verhältnis besitzt für den Betrieb besonderen Wert, da hierdurch die Eignung verschiedener Lokomotivbauarten sicher beurteilt werden kann. Versuche mit D. sind das vorteilhafteste Mittel, um die Fahrwiderstände der Wagen zu ermitteln, deren Größe ebenfalls für den Zugförderdienst von großer Wichtigkeit ist. In Abb. 380 ist ein nach Zeit aufgenommenes Zugkraftschaubild dargestellt, das für Bestimmung des Zugwiderstandes gedient hat. Im Schaubild sind auch die Fahrgeschwindigkeit und die Neigungsverhältnisse der Strecke verzeichnet. Die Vorteile einer genauen und wissenschaftlichen Messung der Lokomotivzugkräfte durch D. wurden lange nicht genügend gewürdigt. Gegenwärtig besitzen jedoch alle großen Eisenbahnverwaltungen Meßwagen mit D. Neben der eigentlichen Erprobung der Lokomotiven und Bestimmung der Zugwiderstände sind die D.-Wagen ein wichtiges Hilfsmittel für die Aufstellung wirtschaftlicher Zuglasten und Fahrzeiten. Eine Ergänzung der Messungen mit D. ist durch die Aufzeichnung der Ausschläge von frei in der Fahrrichtung schwingenden Pendeln möglich, die die Größe der Beschleunigungs- und Verzögerungskräfte unmittelbar angeben oder für die ganze Strecke integrieren. Desdouits hat zuerst eine solche Vorrichtung ausgeführt. Auch der Meßwagen der belgischen Staatsbahnen besitzt eine ähnliche Vorrichtung von Doyen und Huberti. Literatur: Rev. gén. d. ch. 1883, S. 222. – Zeitschr. d. Ing. 1901. S. 1141, 1902. S. 1144, 1676. – Organ. 1907. S. 153. – Stockert-Richter, Eisenbahnmaschinenwesen. III. S. 326. 1908. – Bulletin. Sept. 1905, April 1909, März 1911. – Glasers Ann. 1911, Sept., S. 107. Nov. 1912. S. 382. Sanzin. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0509" n="491"/> verbunden, die nach Art der Planimeter die aufgezeichnete Fläche bestimmen und die bis zu jedem Augenblick geleistete Arbeit unmittelbar ablesen lassen.</p><lb/> <p>Gewöhnlich werden auf einem breiten Papierstreifen neben der Zugkraftschaulinie auch Schaulinien der Fahrgeschwindigkeit von besonderen Geschwindigkeitsmessern verzeichnet und Marken für Weg, Zeit, Windrichtung, Windstärke u. s. w. entweder selbsttätig oder von Hand eingetragen. 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Gewöhnlich werden auf einem breiten Papierstreifen neben der Zugkraftschaulinie auch Schaulinien der Fahrgeschwindigkeit von besonderen Geschwindigkeitsmessern verzeichnet und Marken für Weg, Zeit, Windrichtung, Windstärke u. s. w. entweder selbsttätig oder von Hand eingetragen. Auf vollkommen ausgebildeten Meßwagen bestehen Einrichtungen, die am Papierstreifen auch die Stellung von Regler und Steuerung auf der Lokomotive sowie den Dampfdruck selbsttätig verzeichnen.
[Abbildung Abb. 380.
]
Meßwagen, die für Versuche mit durchgehenden Bremsen eingerichtet sind, besitzen neben dem D. auch Vorrichtungen zum Messen des Bufferdruckes und Indikatoren zur Bestimmung des Über- oder Unterdruckes in den Bremsleitungen, Bremszylindern und Behältern (s. Meßwagen).
Durch das Verzeichnen aller Vorgänge auf einem Papierstreifen ist der Überblick sehr erleichtert und können alle Messungen sehr genau durchgeführt werden.
Die D. messen die Zugkraft am Zughaken des Tenders. Es ist das jene Zugkraft, die für die Förderung der nützlichen Last allein Verwendung findet und daher als nützliche Zugkraft bezeichnet wird.
Messungen mit dem D. besitzen daher für den Betrieb großen Wert, da hierdurch die Wirtschaftlichkeit der Lokomotive nachgeprüft werden kann. Es ist auch zweckmäßig, Brennstoff- und Wasserverbrauch (an elektrischen Lokomotiven Stromverbrauch) auf die Leistung am Tenderzughaken zu beziehen. Das Verhältnis der nützlichen Zugkraft zur indizierten Zugkraft (Zugkraft am Umfang der Triebräder bei reibungsloser Maschine) stellt den Gesamtwirkungsgrad der Lokomotive dar. Auch dieses Verhältnis besitzt für den Betrieb besonderen Wert, da hierdurch die Eignung verschiedener Lokomotivbauarten sicher beurteilt werden kann.
Versuche mit D. sind das vorteilhafteste Mittel, um die Fahrwiderstände der Wagen zu ermitteln, deren Größe ebenfalls für den Zugförderdienst von großer Wichtigkeit ist.
In Abb. 380 ist ein nach Zeit aufgenommenes Zugkraftschaubild dargestellt, das für Bestimmung des Zugwiderstandes gedient hat. Im Schaubild sind auch die Fahrgeschwindigkeit und die Neigungsverhältnisse der Strecke verzeichnet.
Die Vorteile einer genauen und wissenschaftlichen Messung der Lokomotivzugkräfte durch D. wurden lange nicht genügend gewürdigt. Gegenwärtig besitzen jedoch alle großen Eisenbahnverwaltungen Meßwagen mit D. Neben der eigentlichen Erprobung der Lokomotiven und Bestimmung der Zugwiderstände sind die D.-Wagen ein wichtiges Hilfsmittel für die Aufstellung wirtschaftlicher Zuglasten und Fahrzeiten.
Eine Ergänzung der Messungen mit D. ist durch die Aufzeichnung der Ausschläge von frei in der Fahrrichtung schwingenden Pendeln möglich, die die Größe der Beschleunigungs- und Verzögerungskräfte unmittelbar angeben oder für die ganze Strecke integrieren. Desdouits hat zuerst eine solche Vorrichtung ausgeführt. Auch der Meßwagen der belgischen Staatsbahnen besitzt eine ähnliche Vorrichtung von Doyen und Huberti.
Literatur: Rev. gén. d. ch. 1883, S. 222. – Zeitschr. d. Ing. 1901. S. 1141, 1902. S. 1144, 1676. – Organ. 1907. S. 153. – Stockert-Richter, Eisenbahnmaschinenwesen. III. S. 326. 1908. – Bulletin. Sept. 1905, April 1909, März 1911. – Glasers Ann. 1911, Sept., S. 107. Nov. 1912. S. 382.
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