Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913.Die Schule besitzt das Öffentlichkeitsrecht und wird von der Staatseisenbahn Verwaltung mit namhaften Beiträgen (bis zu 10.000 K jährlich) unterstützt. Sie umfaßt 4 Jahrgänge; zuerst werden mehr die allgemeinen Bildungsfächer und später in steigendem Maße die für den Eisenbahnerberuf berechneten Spezialfächer gepflegt. Dahin gehören: Verkehrsstatistik Eisenbahngesetzeskunde, Technologie, Telegraphen- und Signalwesen, Eisenbahnrechnungswesen, Verkehrsdienst, Transportdienst, Tariflehre. Für diese Spezialfächer haben Beamte der Staatsbahndirektion Linz den Unterricht übernommen. Durch das Bestehen der Abschlußprüfung erhalten die Schüler wohl keinen Anspruch auf Anstellung im Eisenbahndienste, tatsächlich ist ihnen aber eine Bevorzugung vor anderen Bewerbern eingeräumt worden. Die Erfahrungen, die mit den aus der Linzer E. hervorgegangenen Beamten gemacht worden sind, waren nicht sonderlich günstig, was man darauf zurückführte, daß die Schüler, von denen nur der Nachweis des Besuches der unteren Klassen einer Mittelschule verlangt wurde, nicht die genügende Reife besaßen, um sich den großen und schwierigen Lehrstoff der Eisenbahnfachschule anzueignen. Diese Erwägungen haben die österreichische Regierung veranlaßt, in eine gründliche Prüfung aller einschlägigen Verhältnisse behufs systematischer Regelung des Eisenbahnfachbildungswesens einzutreten. Auf Grund eines in den Jahren 1900 und 1901 durch eine Ministerialkommission ausgearbeiteten Arbeitsprogramms hat eine im Jahre 1908 beendigte Enquete stattgefunden, deren Ergebnisse nunmehr in die Praxis übertragen worden sind. Hiernach sollen alle Anwärter des mittleren Betriebs- und Verwaltungsdienstes unmittelbar nach Absolvierung der Mittelschule, also vor Eintritt in den Eisenbahndienst, einen systematischen, schulmäßigen Fachunterricht in folgenden Fächern erhalten: Kommerzieller Dienst, Verkehrsdienst, Telegraphendienst, administrativer Dienst, Materialwesen, Rechnungsdienst, Verkehrsgeographie und Statistik, Eisenbahntechnologie, Eisenbahnrecht, Geschichte der Eisenbahnen, Sanitätswesen. Zu dem theoretischen Unterricht treten praktische Übungen und Besichtigungen von Anlagen hinzu. Der Unterricht wird von aktiven Eisenbahnbeamten erteilt; die ständige Aufsicht führt ein Ministerialkommissär; als lokale Aufsichtsinstanz fungiert eine Staatsbahndirektion. Die Kurse dauern 10 Monate, u. zw. vom 1. Oktober bis 31. Juli. Unmittelbar nach Ablegung der Schlußprüfung erfolgt in der Regel die Einstellung in den Eisenbahndienst mit einem Monatsgehalt von 60 K. Etwa am 1. November haben sich die Anwärter der sog. Verkehrsprüfung und nach weiteren zwei Monaten der sog. kommerziellen Prüfung zu unterziehen, nach deren Bestehen das Gehalt auf 80, bzw. 100 K steigt. Die definitive Anstellung mit 1600 bis 1800 K Jahresgehalt kann am 1. Juli des folgenden Jahres, also 13/4 Jahre nach Eintritt in den Fachkurs, erfolgen. Wenn der erfolgreiche Besuch des Fachkurses auch keinen rechtlichen Anspruch auf Anstellung im Eisenbahndienst gewährt, so wird doch die Zahl der zugelassenen Schüler nach dem jeweiligen Bedarf so bemessen, daß sie auf Anstellung rechnen können. Die Kurse sind unentgeltlich. Die Eisenbahnverwaltung unterstützt würdige Schüler durch Geldbeträge während der Dauer des Kurses. Am 1. Oktober 1910 ist versuchsweise der erste derartige Kurs in Linz eröffnet worden, zwei weitere sind in Prag und Lemberg am 1. Oktober 1911 gefolgt. Allmählich sollen in verschiedenen anderen Orten neue Kurse eingerichtet werden, bis dem Bedürfnis der Staats- und Privatbahnen genügt ist, das auf rd. 1100 Anwärter jährlich berechnet worden ist. Die Eisenbahnschule in Linz soll dagegen eingehen; jedes Jahr wird ein Jahrgang aufgelassen. Außer der bisherigen Eisenbahnfachschule in Linz und den neu eingerichteten Fachkursen bestehen in Österreich keine Vorlesungen oder Kurse zur Vorbildung von mittleren Eisenbahnbeamten; höchstens wäre noch zu erwähnen, daß an den Handelsakademien und einigen höheren Gewerbeschulen Gegenstände des Eisenbahndienstes gelehrt werden, ohne daß jedoch die Eisenbahnverwaltung in irgendwelcher Beziehung zu diesen Bestrebungen steht. Behufs Fortbildung derjenigen Aspiranten für den mittleren Eisenbahndienst, die ohne vorherige Ausbildung in den Eisenbahnfachkursen in den Staatseisenbahndienst bereits eingetreten sind, werden im Bereich der Staatseisenbahnverwaltung jährlich mehrere Vorbereitungskurse für die kommerzielle Fachprüfung mit 8-10wöchiger Dauer abgehalten, deren Vortragsprogramm hauptsächlich folgende Fächer umfaßt: Personen- und Gepäcktransportdienst, Gütertransport, Tariflehre, Rechnungswesen, Organisation der Staatseisenbahnen, Eisenbahngeographie, Wohlfahrts- und Sanitätsdienst, außertarifarische Fahrbegünstigungen. Das Bedürfnis nach Fortbildung der bereits im Dienste stehenden Beamten machte sich in Österreich Die Schule besitzt das Öffentlichkeitsrecht und wird von der Staatseisenbahn Verwaltung mit namhaften Beiträgen (bis zu 10.000 K jährlich) unterstützt. Sie umfaßt 4 Jahrgänge; zuerst werden mehr die allgemeinen Bildungsfächer und später in steigendem Maße die für den Eisenbahnerberuf berechneten Spezialfächer gepflegt. Dahin gehören: Verkehrsstatistik Eisenbahngesetzeskunde, Technologie, Telegraphen- und Signalwesen, Eisenbahnrechnungswesen, Verkehrsdienst, Transportdienst, Tariflehre. Für diese Spezialfächer haben Beamte der Staatsbahndirektion Linz den Unterricht übernommen. Durch das Bestehen der Abschlußprüfung erhalten die Schüler wohl keinen Anspruch auf Anstellung im Eisenbahndienste, tatsächlich ist ihnen aber eine Bevorzugung vor anderen Bewerbern eingeräumt worden. Die Erfahrungen, die mit den aus der Linzer E. hervorgegangenen Beamten gemacht worden sind, waren nicht sonderlich günstig, was man darauf zurückführte, daß die Schüler, von denen nur der Nachweis des Besuches der unteren Klassen einer Mittelschule verlangt wurde, nicht die genügende Reife besaßen, um sich den großen und schwierigen Lehrstoff der Eisenbahnfachschule anzueignen. Diese Erwägungen haben die österreichische Regierung veranlaßt, in eine gründliche Prüfung aller einschlägigen Verhältnisse behufs systematischer Regelung des Eisenbahnfachbildungswesens einzutreten. Auf Grund eines in den Jahren 1900 und 1901 durch eine Ministerialkommission ausgearbeiteten Arbeitsprogramms hat eine im Jahre 1908 beendigte Enquete stattgefunden, deren Ergebnisse nunmehr in die Praxis übertragen worden sind. Hiernach sollen alle Anwärter des mittleren Betriebs- und Verwaltungsdienstes unmittelbar nach Absolvierung der Mittelschule, also vor Eintritt in den Eisenbahndienst, einen systematischen, schulmäßigen Fachunterricht in folgenden Fächern erhalten: Kommerzieller Dienst, Verkehrsdienst, Telegraphendienst, administrativer Dienst, Materialwesen, Rechnungsdienst, Verkehrsgeographie und Statistik, Eisenbahntechnologie, Eisenbahnrecht, Geschichte der Eisenbahnen, Sanitätswesen. Zu dem theoretischen Unterricht treten praktische Übungen und Besichtigungen von Anlagen hinzu. Der Unterricht wird von aktiven Eisenbahnbeamten erteilt; die ständige Aufsicht führt ein Ministerialkommissär; als lokale Aufsichtsinstanz fungiert eine Staatsbahndirektion. Die Kurse dauern 10 Monate, u. zw. vom 1. Oktober bis 31. Juli. Unmittelbar nach Ablegung der Schlußprüfung erfolgt in der Regel die Einstellung in den Eisenbahndienst mit einem Monatsgehalt von 60 K. Etwa am 1. November haben sich die Anwärter der sog. Verkehrsprüfung und nach weiteren zwei Monaten der sog. kommerziellen Prüfung zu unterziehen, nach deren Bestehen das Gehalt auf 80, bzw. 100 K steigt. Die definitive Anstellung mit 1600 bis 1800 K Jahresgehalt kann am 1. Juli des folgenden Jahres, also 13/4 Jahre nach Eintritt in den Fachkurs, erfolgen. Wenn der erfolgreiche Besuch des Fachkurses auch keinen rechtlichen Anspruch auf Anstellung im Eisenbahndienst gewährt, so wird doch die Zahl der zugelassenen Schüler nach dem jeweiligen Bedarf so bemessen, daß sie auf Anstellung rechnen können. Die Kurse sind unentgeltlich. Die Eisenbahnverwaltung unterstützt würdige Schüler durch Geldbeträge während der Dauer des Kurses. Am 1. Oktober 1910 ist versuchsweise der erste derartige Kurs in Linz eröffnet worden, zwei weitere sind in Prag und Lemberg am 1. Oktober 1911 gefolgt. Allmählich sollen in verschiedenen anderen Orten neue Kurse eingerichtet werden, bis dem Bedürfnis der Staats- und Privatbahnen genügt ist, das auf rd. 1100 Anwärter jährlich berechnet worden ist. Die Eisenbahnschule in Linz soll dagegen eingehen; jedes Jahr wird ein Jahrgang aufgelassen. Außer der bisherigen Eisenbahnfachschule in Linz und den neu eingerichteten Fachkursen bestehen in Österreich keine Vorlesungen oder Kurse zur Vorbildung von mittleren Eisenbahnbeamten; höchstens wäre noch zu erwähnen, daß an den Handelsakademien und einigen höheren Gewerbeschulen Gegenstände des Eisenbahndienstes gelehrt werden, ohne daß jedoch die Eisenbahnverwaltung in irgendwelcher Beziehung zu diesen Bestrebungen steht. Behufs Fortbildung derjenigen Aspiranten für den mittleren Eisenbahndienst, die ohne vorherige Ausbildung in den Eisenbahnfachkursen in den Staatseisenbahndienst bereits eingetreten sind, werden im Bereich der Staatseisenbahnverwaltung jährlich mehrere Vorbereitungskurse für die kommerzielle Fachprüfung mit 8–10wöchiger Dauer abgehalten, deren Vortragsprogramm hauptsächlich folgende Fächer umfaßt: Personen- und Gepäcktransportdienst, Gütertransport, Tariflehre, Rechnungswesen, Organisation der Staatseisenbahnen, Eisenbahngeographie, Wohlfahrts- und Sanitätsdienst, außertarifarische Fahrbegünstigungen. Das Bedürfnis nach Fortbildung der bereits im Dienste stehenden Beamten machte sich in Österreich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p> <pb facs="#f0132" n="123"/> </p><lb/> <p>Die Schule besitzt das Öffentlichkeitsrecht und wird von der Staatseisenbahn Verwaltung mit namhaften Beiträgen (bis zu 10.000 K jährlich) unterstützt. 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Für diese Spezialfächer haben Beamte der Staatsbahndirektion Linz den Unterricht übernommen.</p><lb/> <p>Durch das Bestehen der Abschlußprüfung erhalten die Schüler wohl keinen Anspruch auf Anstellung im Eisenbahndienste, tatsächlich ist ihnen aber eine Bevorzugung vor anderen Bewerbern eingeräumt worden.</p><lb/> <p>Die Erfahrungen, die mit den aus der Linzer E. hervorgegangenen Beamten gemacht worden sind, waren nicht sonderlich günstig, was man darauf zurückführte, daß die Schüler, von denen nur der Nachweis des Besuches der unteren Klassen einer Mittelschule verlangt wurde, nicht die genügende Reife besaßen, um sich den großen und schwierigen Lehrstoff der Eisenbahnfachschule anzueignen. Diese Erwägungen haben die österreichische Regierung veranlaßt, in eine gründliche Prüfung aller einschlägigen Verhältnisse behufs systematischer Regelung des Eisenbahnfachbildungswesens einzutreten. Auf Grund eines in den Jahren 1900 und 1901 durch eine Ministerialkommission ausgearbeiteten Arbeitsprogramms hat eine im Jahre 1908 beendigte Enquete stattgefunden, deren Ergebnisse nunmehr in die Praxis übertragen worden sind. Hiernach sollen alle Anwärter des mittleren Betriebs- und Verwaltungsdienstes unmittelbar nach Absolvierung der Mittelschule, also vor Eintritt in den Eisenbahndienst, einen systematischen, schulmäßigen Fachunterricht in folgenden Fächern erhalten: Kommerzieller Dienst, Verkehrsdienst, Telegraphendienst, administrativer Dienst, Materialwesen, Rechnungsdienst, Verkehrsgeographie und Statistik, Eisenbahntechnologie, Eisenbahnrecht, Geschichte der Eisenbahnen, Sanitätswesen. Zu dem theoretischen Unterricht treten praktische Übungen und Besichtigungen von Anlagen hinzu.</p><lb/> <p>Der Unterricht wird von aktiven Eisenbahnbeamten erteilt; die ständige Aufsicht führt ein Ministerialkommissär; als lokale Aufsichtsinstanz fungiert eine Staatsbahndirektion. 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Die Eisenbahnverwaltung unterstützt würdige Schüler durch Geldbeträge während der Dauer des Kurses.</p><lb/> <p>Am 1. Oktober 1910 ist versuchsweise der erste derartige Kurs in Linz eröffnet worden, zwei weitere sind in Prag und Lemberg am 1. Oktober 1911 gefolgt. Allmählich sollen in verschiedenen anderen Orten neue Kurse eingerichtet werden, bis dem Bedürfnis der Staats- und Privatbahnen genügt ist, das auf rd. 1100 Anwärter jährlich berechnet worden ist. Die Eisenbahnschule in Linz soll dagegen eingehen; jedes Jahr wird ein Jahrgang aufgelassen.</p><lb/> <p>Außer der bisherigen Eisenbahnfachschule in Linz und den neu eingerichteten Fachkursen bestehen in Österreich keine Vorlesungen oder Kurse zur Vorbildung von mittleren Eisenbahnbeamten; höchstens wäre noch zu erwähnen, daß an den Handelsakademien und einigen höheren Gewerbeschulen Gegenstände des Eisenbahndienstes gelehrt werden, ohne daß jedoch die Eisenbahnverwaltung in irgendwelcher Beziehung zu diesen Bestrebungen steht.</p><lb/> <p>Behufs <hi rendition="#g">Fortbildung</hi> derjenigen Aspiranten für den mittleren Eisenbahndienst, die ohne vorherige Ausbildung in den Eisenbahnfachkursen in den Staatseisenbahndienst bereits eingetreten sind, werden im Bereich der Staatseisenbahnverwaltung jährlich mehrere Vorbereitungskurse für die kommerzielle Fachprüfung mit 8–10wöchiger Dauer abgehalten, deren Vortragsprogramm hauptsächlich folgende Fächer umfaßt: Personen- und Gepäcktransportdienst, Gütertransport, Tariflehre, Rechnungswesen, Organisation der Staatseisenbahnen, Eisenbahngeographie, Wohlfahrts- und Sanitätsdienst, außertarifarische Fahrbegünstigungen.</p><lb/> <p>Das Bedürfnis nach Fortbildung der bereits im Dienste stehenden Beamten machte sich in Österreich </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [123/0132]
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Durch das Bestehen der Abschlußprüfung erhalten die Schüler wohl keinen Anspruch auf Anstellung im Eisenbahndienste, tatsächlich ist ihnen aber eine Bevorzugung vor anderen Bewerbern eingeräumt worden.
Die Erfahrungen, die mit den aus der Linzer E. hervorgegangenen Beamten gemacht worden sind, waren nicht sonderlich günstig, was man darauf zurückführte, daß die Schüler, von denen nur der Nachweis des Besuches der unteren Klassen einer Mittelschule verlangt wurde, nicht die genügende Reife besaßen, um sich den großen und schwierigen Lehrstoff der Eisenbahnfachschule anzueignen. Diese Erwägungen haben die österreichische Regierung veranlaßt, in eine gründliche Prüfung aller einschlägigen Verhältnisse behufs systematischer Regelung des Eisenbahnfachbildungswesens einzutreten. Auf Grund eines in den Jahren 1900 und 1901 durch eine Ministerialkommission ausgearbeiteten Arbeitsprogramms hat eine im Jahre 1908 beendigte Enquete stattgefunden, deren Ergebnisse nunmehr in die Praxis übertragen worden sind. Hiernach sollen alle Anwärter des mittleren Betriebs- und Verwaltungsdienstes unmittelbar nach Absolvierung der Mittelschule, also vor Eintritt in den Eisenbahndienst, einen systematischen, schulmäßigen Fachunterricht in folgenden Fächern erhalten: Kommerzieller Dienst, Verkehrsdienst, Telegraphendienst, administrativer Dienst, Materialwesen, Rechnungsdienst, Verkehrsgeographie und Statistik, Eisenbahntechnologie, Eisenbahnrecht, Geschichte der Eisenbahnen, Sanitätswesen. Zu dem theoretischen Unterricht treten praktische Übungen und Besichtigungen von Anlagen hinzu.
Der Unterricht wird von aktiven Eisenbahnbeamten erteilt; die ständige Aufsicht führt ein Ministerialkommissär; als lokale Aufsichtsinstanz fungiert eine Staatsbahndirektion. Die Kurse dauern 10 Monate, u. zw. vom 1. Oktober bis 31. Juli. Unmittelbar nach Ablegung der Schlußprüfung erfolgt in der Regel die Einstellung in den Eisenbahndienst mit einem Monatsgehalt von 60 K. Etwa am 1. November haben sich die Anwärter der sog. Verkehrsprüfung und nach weiteren zwei Monaten der sog. kommerziellen Prüfung zu unterziehen, nach deren Bestehen das Gehalt auf 80, bzw. 100 K steigt. Die definitive Anstellung mit 1600 bis 1800 K Jahresgehalt kann am 1. Juli des folgenden Jahres, also 13/4 Jahre nach Eintritt in den Fachkurs, erfolgen. Wenn der erfolgreiche Besuch des Fachkurses auch keinen rechtlichen Anspruch auf Anstellung im Eisenbahndienst gewährt, so wird doch die Zahl der zugelassenen Schüler nach dem jeweiligen Bedarf so bemessen, daß sie auf Anstellung rechnen können. Die Kurse sind unentgeltlich. Die Eisenbahnverwaltung unterstützt würdige Schüler durch Geldbeträge während der Dauer des Kurses.
Am 1. Oktober 1910 ist versuchsweise der erste derartige Kurs in Linz eröffnet worden, zwei weitere sind in Prag und Lemberg am 1. Oktober 1911 gefolgt. Allmählich sollen in verschiedenen anderen Orten neue Kurse eingerichtet werden, bis dem Bedürfnis der Staats- und Privatbahnen genügt ist, das auf rd. 1100 Anwärter jährlich berechnet worden ist. Die Eisenbahnschule in Linz soll dagegen eingehen; jedes Jahr wird ein Jahrgang aufgelassen.
Außer der bisherigen Eisenbahnfachschule in Linz und den neu eingerichteten Fachkursen bestehen in Österreich keine Vorlesungen oder Kurse zur Vorbildung von mittleren Eisenbahnbeamten; höchstens wäre noch zu erwähnen, daß an den Handelsakademien und einigen höheren Gewerbeschulen Gegenstände des Eisenbahndienstes gelehrt werden, ohne daß jedoch die Eisenbahnverwaltung in irgendwelcher Beziehung zu diesen Bestrebungen steht.
Behufs Fortbildung derjenigen Aspiranten für den mittleren Eisenbahndienst, die ohne vorherige Ausbildung in den Eisenbahnfachkursen in den Staatseisenbahndienst bereits eingetreten sind, werden im Bereich der Staatseisenbahnverwaltung jährlich mehrere Vorbereitungskurse für die kommerzielle Fachprüfung mit 8–10wöchiger Dauer abgehalten, deren Vortragsprogramm hauptsächlich folgende Fächer umfaßt: Personen- und Gepäcktransportdienst, Gütertransport, Tariflehre, Rechnungswesen, Organisation der Staatseisenbahnen, Eisenbahngeographie, Wohlfahrts- und Sanitätsdienst, außertarifarische Fahrbegünstigungen.
Das Bedürfnis nach Fortbildung der bereits im Dienste stehenden Beamten machte sich in Österreich
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