Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913.für das Roheisen und wird in vielen Fällen auch zur Durchführung chemischer Prozesse, wie zur Herabminderung des Schwefel- und des Siliziumgehaltes benutzt. Die Hochofenschlacke, die seinerzeit allenthalben ein lästiges Abfallsprodukt war, wird heute in vielfacher Hinsicht nutzbringend verwertet. Größtenteils wird sie durch Einfließenlassen in Wasser zu einem körnigen Sand geformt ("granuliert"), der für Bauzwecke ausgedehnte Anwendung findet. Kalkreiche Hochofenschlacke wird mit Vorteil zur Erzeugung von Schlackenziegeln und Schlackenzement benutzt. Ein wichtiges Abfallprodukt des Hochofenbetriebes ist das an der Gichtöffnung abgefangene "Gichtgas" geworden, das entweder zur Heizung von Dampfkesseln verwendet oder unmittelbar zur Erzeugung motorischer Kraft in Gasmaschinen ausgenutzt wird, wodurch die Ökonomie des Hochofenbetriebes in ganz bedeutendem Maße gesteigert wird. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß Roheisen auch bereits auf elektrischem Wege hergestellt wird, wenngleich diese Art der Roheisenerzeugung, sowohl mit Rücksicht auf ihre geringfügige Anwendung als auch vom wirtschaftlichen Standpunkte aus, heute nicht ins Gewicht fällt. Das Roheisen als Fertigprodukt in der Form von Gebrauchsgegenständen, die durch Schmelzen und Gießen in Formen gewonnen wurden, führt den Namen "Gußeisen". Zum Zwecke des Gießens wird das Roheisen entweder in sog. "Kupolöfen" mit Hilfe von Koks oder in Flammöfen, die nach dem Siemensschen Regenerativprinzip eingerichtet sind, geschmolzen. Als Gußformen kommen solche aus einem plastischen Gemenge von Sand und Ton hergestellte, nur für einen Guß verwendbare oder gußeiserne Dauerformen, welch letztere den Namen "Kokillen" führen, in Anwendung. Gegenstände, die aus grauem Roheisen hergestellt wurden, pflegt man auch schlechthin als "Grauguß" zu bezeichnen, während Gußwaren, die durch Gießen in Kokillen aus Roheisen erzeugt wurden, das zum Weißwerden neigt und daher an der Gußhaut eine weiße, glasharte Schale bildet, "Hartguß" genannt werden. Das schmiedbare E., das, wie bereits erwähnt, seiner Herstellungsweise nach sich in zwei Gruppen sondert, muß im Hinblick auf seine mechanischen Eigenschaften unabhängig von der Erzeugungsmethode in zwei Gattungen unterschieden werden, nämlich in "Schmiedeeisen" und "Stahl". Der Unterschied dieser beiden Gattungen ist im wesentlichen in der Höhe ihres Kohlenstoffgehaltes zu suchen, derart, daß man unter Schmiedeeisen die kohlenstoffarmen Sorten des schmiedbaren E. versteht, während die kohlenstoffreichen Sorten unter dem Namen Stahl zusammengefaßt werden. Mit Rücksicht auf den Einfluß des Kohlenstoffes ist demnach das Schmiedeeisen durch größere Weichheit, Zähigkeit und Dehnbarkeit bei geringerer Festigkeit ausgezeichnet, wohingegen der Stahl verminderte Zähigkeit und Dehnbarkeit, jedoch größere Härte aufweist und im Zusammenhange damit die Eigenschaft besitzt, sich härten zu lassen. Darunter versteht man die Fähigkeit des Stahles im glühenden Zustande im Wasser abgeschreckt, seine Härte und Festigkeit wesentlich zu steigern. Die durch den Kohlenstoffgehalt bewirkte Erhöhung der Festigkeit des schmiedbaren E. erreicht bei einem Gehalt von ungefähr 1% ihre Grenze und nimmt darüber hinaus wieder ab. Das Gefüge des schmiedbaren E. wird mit zunehmendem Kohlenstoffgehalte feinkörnig, wodurch ebenfalls Stahl von Schmiedeeisen unterschieden werden kann. Die durch die Beschaffenheit des Gefüges, sowie die Festigkeitseigenschaften und die Härtbarkeit des Stahles gezogenen Grenzen sind keine so scharfen, daß sie jeden Zweifel über die Zugehörigkeit einer Eisensorte zur Kategorie des Schmiedeeisens oder des Stahles ausschließen würden, weshalb die Bezeichnung "Stahl" nicht immer einheitlich und richtig angewendet wird. Im allgemeinen bildet ein Kohlenstoffgehalt von ungefähr 0·5% die Grenze, über die hinaus das schmiedbare E. überall "Stahl" genannt wird. Es geschieht allerdings häufig, daß E. mit wesentlich geringerem Kohlenstoffgehalt infolge Anwesenheit anderer härtender Bestandteile, wie des Mangans, seinen Festigkeitseigenschaften nach durchaus stahlartiges Verhalten zeigt, so daß man auch vielfach die Bruchfestigkeit von 55 kg/mm2 als oberste Grenze des Schmiedeeisens ansieht. Die durch die mannigfaltigen Einflüsse der verschiedenen Fremdkörper hervorgerufenen Änderungen der Festigkeitseigenschaften des Schmiedeeisens und Stahles sind selbstverständlich Gegenstand der größten Aufmerksamkeit des Eisenhüttenmannes, der sowohl die chemische Zusammensetzung als auch das mechanische Verhalten seiner Erzeugnisse unausgesetzt im Auge behält und ihrem künftigen Verwendungszweck anpaßt. Das Wesen der hüttenmännischen Erzeugung von Schmiedeeisen und Stahl ist die Herabminderung des Gehaltes der im Roheisen vorhandenen fremden Körper durch deren Oxydation mit dem Sauerstoff der Luft oder für das Roheisen und wird in vielen Fällen auch zur Durchführung chemischer Prozesse, wie zur Herabminderung des Schwefel- und des Siliziumgehaltes benutzt. Die Hochofenschlacke, die seinerzeit allenthalben ein lästiges Abfallsprodukt war, wird heute in vielfacher Hinsicht nutzbringend verwertet. Größtenteils wird sie durch Einfließenlassen in Wasser zu einem körnigen Sand geformt („granuliert“), der für Bauzwecke ausgedehnte Anwendung findet. Kalkreiche Hochofenschlacke wird mit Vorteil zur Erzeugung von Schlackenziegeln und Schlackenzement benutzt. Ein wichtiges Abfallprodukt des Hochofenbetriebes ist das an der Gichtöffnung abgefangene „Gichtgas“ geworden, das entweder zur Heizung von Dampfkesseln verwendet oder unmittelbar zur Erzeugung motorischer Kraft in Gasmaschinen ausgenutzt wird, wodurch die Ökonomie des Hochofenbetriebes in ganz bedeutendem Maße gesteigert wird. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß Roheisen auch bereits auf elektrischem Wege hergestellt wird, wenngleich diese Art der Roheisenerzeugung, sowohl mit Rücksicht auf ihre geringfügige Anwendung als auch vom wirtschaftlichen Standpunkte aus, heute nicht ins Gewicht fällt. Das Roheisen als Fertigprodukt in der Form von Gebrauchsgegenständen, die durch Schmelzen und Gießen in Formen gewonnen wurden, führt den Namen „Gußeisen“. Zum Zwecke des Gießens wird das Roheisen entweder in sog. „Kupolöfen“ mit Hilfe von Koks oder in Flammöfen, die nach dem Siemensschen Regenerativprinzip eingerichtet sind, geschmolzen. Als Gußformen kommen solche aus einem plastischen Gemenge von Sand und Ton hergestellte, nur für einen Guß verwendbare oder gußeiserne Dauerformen, welch letztere den Namen „Kokillen“ führen, in Anwendung. Gegenstände, die aus grauem Roheisen hergestellt wurden, pflegt man auch schlechthin als „Grauguß“ zu bezeichnen, während Gußwaren, die durch Gießen in Kokillen aus Roheisen erzeugt wurden, das zum Weißwerden neigt und daher an der Gußhaut eine weiße, glasharte Schale bildet, „Hartguß“ genannt werden. Das schmiedbare E., das, wie bereits erwähnt, seiner Herstellungsweise nach sich in zwei Gruppen sondert, muß im Hinblick auf seine mechanischen Eigenschaften unabhängig von der Erzeugungsmethode in zwei Gattungen unterschieden werden, nämlich in „Schmiedeeisen“ und „Stahl“. Der Unterschied dieser beiden Gattungen ist im wesentlichen in der Höhe ihres Kohlenstoffgehaltes zu suchen, derart, daß man unter Schmiedeeisen die kohlenstoffarmen Sorten des schmiedbaren E. versteht, während die kohlenstoffreichen Sorten unter dem Namen Stahl zusammengefaßt werden. Mit Rücksicht auf den Einfluß des Kohlenstoffes ist demnach das Schmiedeeisen durch größere Weichheit, Zähigkeit und Dehnbarkeit bei geringerer Festigkeit ausgezeichnet, wohingegen der Stahl verminderte Zähigkeit und Dehnbarkeit, jedoch größere Härte aufweist und im Zusammenhange damit die Eigenschaft besitzt, sich härten zu lassen. Darunter versteht man die Fähigkeit des Stahles im glühenden Zustande im Wasser abgeschreckt, seine Härte und Festigkeit wesentlich zu steigern. Die durch den Kohlenstoffgehalt bewirkte Erhöhung der Festigkeit des schmiedbaren E. erreicht bei einem Gehalt von ungefähr 1% ihre Grenze und nimmt darüber hinaus wieder ab. Das Gefüge des schmiedbaren E. wird mit zunehmendem Kohlenstoffgehalte feinkörnig, wodurch ebenfalls Stahl von Schmiedeeisen unterschieden werden kann. Die durch die Beschaffenheit des Gefüges, sowie die Festigkeitseigenschaften und die Härtbarkeit des Stahles gezogenen Grenzen sind keine so scharfen, daß sie jeden Zweifel über die Zugehörigkeit einer Eisensorte zur Kategorie des Schmiedeeisens oder des Stahles ausschließen würden, weshalb die Bezeichnung „Stahl“ nicht immer einheitlich und richtig angewendet wird. Im allgemeinen bildet ein Kohlenstoffgehalt von ungefähr 0·5% die Grenze, über die hinaus das schmiedbare E. überall „Stahl“ genannt wird. Es geschieht allerdings häufig, daß E. mit wesentlich geringerem Kohlenstoffgehalt infolge Anwesenheit anderer härtender Bestandteile, wie des Mangans, seinen Festigkeitseigenschaften nach durchaus stahlartiges Verhalten zeigt, so daß man auch vielfach die Bruchfestigkeit von 55 kg/mm2 als oberste Grenze des Schmiedeeisens ansieht. Die durch die mannigfaltigen Einflüsse der verschiedenen Fremdkörper hervorgerufenen Änderungen der Festigkeitseigenschaften des Schmiedeeisens und Stahles sind selbstverständlich Gegenstand der größten Aufmerksamkeit des Eisenhüttenmannes, der sowohl die chemische Zusammensetzung als auch das mechanische Verhalten seiner Erzeugnisse unausgesetzt im Auge behält und ihrem künftigen Verwendungszweck anpaßt. Das Wesen der hüttenmännischen Erzeugung von Schmiedeeisen und Stahl ist die Herabminderung des Gehaltes der im Roheisen vorhandenen fremden Körper durch deren Oxydation mit dem Sauerstoff der Luft oder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0180" n="171"/> für das Roheisen und wird in vielen Fällen auch zur Durchführung chemischer Prozesse, wie zur Herabminderung des Schwefel- und des Siliziumgehaltes benutzt. Die Hochofenschlacke, die seinerzeit allenthalben ein lästiges Abfallsprodukt war, wird heute in vielfacher Hinsicht nutzbringend verwertet. Größtenteils wird sie durch Einfließenlassen in Wasser zu einem körnigen Sand geformt („granuliert“), der für Bauzwecke ausgedehnte Anwendung findet. Kalkreiche Hochofenschlacke wird mit Vorteil zur Erzeugung von <hi rendition="#g">Schlackenziegeln</hi> und <hi rendition="#g">Schlackenzement</hi> benutzt. Ein wichtiges Abfallprodukt des Hochofenbetriebes ist das an der Gichtöffnung abgefangene „Gichtgas“ geworden, das entweder zur Heizung von Dampfkesseln verwendet oder unmittelbar zur Erzeugung motorischer Kraft in Gasmaschinen ausgenutzt wird, wodurch die Ökonomie des Hochofenbetriebes in ganz bedeutendem Maße gesteigert wird. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß Roheisen auch bereits auf elektrischem Wege hergestellt wird, wenngleich diese Art der Roheisenerzeugung, sowohl mit Rücksicht auf ihre geringfügige Anwendung als auch vom wirtschaftlichen Standpunkte aus, heute nicht ins Gewicht fällt. Das Roheisen als Fertigprodukt in der Form von Gebrauchsgegenständen, die durch Schmelzen und Gießen in Formen gewonnen wurden, führt den Namen „Gußeisen“. Zum Zwecke des Gießens wird das Roheisen entweder in sog. „Kupolöfen“ mit Hilfe von Koks oder in Flammöfen, die nach dem Siemensschen Regenerativprinzip eingerichtet sind, geschmolzen. Als Gußformen kommen solche aus einem plastischen Gemenge von Sand und Ton hergestellte, nur für einen Guß verwendbare oder gußeiserne Dauerformen, welch letztere den Namen „Kokillen“ führen, in Anwendung. Gegenstände, die aus grauem Roheisen hergestellt wurden, pflegt man auch schlechthin als „Grauguß“ zu bezeichnen, während Gußwaren, die durch Gießen in Kokillen aus Roheisen erzeugt wurden, das zum Weißwerden neigt und daher an der Gußhaut eine weiße, glasharte Schale bildet, „Hartguß“ genannt werden.</p><lb/> <p>Das schmiedbare E., das, wie bereits erwähnt, seiner Herstellungsweise nach sich in zwei Gruppen sondert, muß im Hinblick auf seine mechanischen Eigenschaften unabhängig von der Erzeugungsmethode in zwei Gattungen unterschieden werden, nämlich in „<hi rendition="#g">Schmiedeeisen</hi>“ und „<hi rendition="#g">Stahl</hi>“. Der Unterschied dieser beiden Gattungen ist im wesentlichen in der Höhe ihres Kohlenstoffgehaltes zu suchen, derart, daß man unter Schmiedeeisen die kohlenstoffarmen Sorten des schmiedbaren E. versteht, während die kohlenstoffreichen Sorten unter dem Namen Stahl zusammengefaßt werden. Mit Rücksicht auf den Einfluß des Kohlenstoffes ist demnach das Schmiedeeisen durch größere Weichheit, Zähigkeit und Dehnbarkeit bei geringerer Festigkeit ausgezeichnet, wohingegen der Stahl verminderte Zähigkeit und Dehnbarkeit, jedoch größere Härte aufweist und im Zusammenhange damit die Eigenschaft besitzt, sich härten zu lassen. Darunter versteht man die Fähigkeit des Stahles im glühenden Zustande im Wasser abgeschreckt, seine Härte und Festigkeit wesentlich zu steigern. Die durch den Kohlenstoffgehalt bewirkte Erhöhung der Festigkeit des schmiedbaren E. erreicht bei einem Gehalt von ungefähr 1<hi rendition="#i">%</hi> ihre Grenze und nimmt darüber hinaus wieder ab. Das Gefüge des schmiedbaren E. wird mit zunehmendem Kohlenstoffgehalte feinkörnig, wodurch ebenfalls Stahl von Schmiedeeisen unterschieden werden kann. Die durch die Beschaffenheit des Gefüges, sowie die Festigkeitseigenschaften und die Härtbarkeit des Stahles gezogenen Grenzen sind keine so scharfen, daß sie jeden Zweifel über die Zugehörigkeit einer Eisensorte zur Kategorie des Schmiedeeisens oder des Stahles ausschließen würden, weshalb die Bezeichnung „Stahl“ nicht immer einheitlich und richtig angewendet wird. Im allgemeinen bildet ein Kohlenstoffgehalt von ungefähr 0·5<hi rendition="#i">%</hi> die Grenze, über die hinaus das schmiedbare E. überall „Stahl“ genannt wird. Es geschieht allerdings häufig, daß E. mit wesentlich geringerem Kohlenstoffgehalt infolge Anwesenheit anderer härtender Bestandteile, wie des Mangans, seinen Festigkeitseigenschaften nach durchaus stahlartiges Verhalten zeigt, so daß man auch vielfach die Bruchfestigkeit von 55 <hi rendition="#i">kg</hi>/<hi rendition="#i">mm</hi><hi rendition="#sup">2</hi> als oberste Grenze des Schmiedeeisens ansieht. Die durch die mannigfaltigen Einflüsse der verschiedenen Fremdkörper hervorgerufenen Änderungen der Festigkeitseigenschaften des Schmiedeeisens und Stahles sind selbstverständlich Gegenstand der größten Aufmerksamkeit des Eisenhüttenmannes, der sowohl die chemische Zusammensetzung als auch das mechanische Verhalten seiner Erzeugnisse unausgesetzt im Auge behält und ihrem künftigen Verwendungszweck anpaßt.</p><lb/> <p>Das Wesen der hüttenmännischen Erzeugung von Schmiedeeisen und Stahl ist die Herabminderung des Gehaltes der im Roheisen vorhandenen fremden Körper durch deren Oxydation mit dem Sauerstoff der Luft oder </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [171/0180]
für das Roheisen und wird in vielen Fällen auch zur Durchführung chemischer Prozesse, wie zur Herabminderung des Schwefel- und des Siliziumgehaltes benutzt. Die Hochofenschlacke, die seinerzeit allenthalben ein lästiges Abfallsprodukt war, wird heute in vielfacher Hinsicht nutzbringend verwertet. Größtenteils wird sie durch Einfließenlassen in Wasser zu einem körnigen Sand geformt („granuliert“), der für Bauzwecke ausgedehnte Anwendung findet. Kalkreiche Hochofenschlacke wird mit Vorteil zur Erzeugung von Schlackenziegeln und Schlackenzement benutzt. Ein wichtiges Abfallprodukt des Hochofenbetriebes ist das an der Gichtöffnung abgefangene „Gichtgas“ geworden, das entweder zur Heizung von Dampfkesseln verwendet oder unmittelbar zur Erzeugung motorischer Kraft in Gasmaschinen ausgenutzt wird, wodurch die Ökonomie des Hochofenbetriebes in ganz bedeutendem Maße gesteigert wird. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß Roheisen auch bereits auf elektrischem Wege hergestellt wird, wenngleich diese Art der Roheisenerzeugung, sowohl mit Rücksicht auf ihre geringfügige Anwendung als auch vom wirtschaftlichen Standpunkte aus, heute nicht ins Gewicht fällt. Das Roheisen als Fertigprodukt in der Form von Gebrauchsgegenständen, die durch Schmelzen und Gießen in Formen gewonnen wurden, führt den Namen „Gußeisen“. Zum Zwecke des Gießens wird das Roheisen entweder in sog. „Kupolöfen“ mit Hilfe von Koks oder in Flammöfen, die nach dem Siemensschen Regenerativprinzip eingerichtet sind, geschmolzen. Als Gußformen kommen solche aus einem plastischen Gemenge von Sand und Ton hergestellte, nur für einen Guß verwendbare oder gußeiserne Dauerformen, welch letztere den Namen „Kokillen“ führen, in Anwendung. Gegenstände, die aus grauem Roheisen hergestellt wurden, pflegt man auch schlechthin als „Grauguß“ zu bezeichnen, während Gußwaren, die durch Gießen in Kokillen aus Roheisen erzeugt wurden, das zum Weißwerden neigt und daher an der Gußhaut eine weiße, glasharte Schale bildet, „Hartguß“ genannt werden.
Das schmiedbare E., das, wie bereits erwähnt, seiner Herstellungsweise nach sich in zwei Gruppen sondert, muß im Hinblick auf seine mechanischen Eigenschaften unabhängig von der Erzeugungsmethode in zwei Gattungen unterschieden werden, nämlich in „Schmiedeeisen“ und „Stahl“. Der Unterschied dieser beiden Gattungen ist im wesentlichen in der Höhe ihres Kohlenstoffgehaltes zu suchen, derart, daß man unter Schmiedeeisen die kohlenstoffarmen Sorten des schmiedbaren E. versteht, während die kohlenstoffreichen Sorten unter dem Namen Stahl zusammengefaßt werden. Mit Rücksicht auf den Einfluß des Kohlenstoffes ist demnach das Schmiedeeisen durch größere Weichheit, Zähigkeit und Dehnbarkeit bei geringerer Festigkeit ausgezeichnet, wohingegen der Stahl verminderte Zähigkeit und Dehnbarkeit, jedoch größere Härte aufweist und im Zusammenhange damit die Eigenschaft besitzt, sich härten zu lassen. Darunter versteht man die Fähigkeit des Stahles im glühenden Zustande im Wasser abgeschreckt, seine Härte und Festigkeit wesentlich zu steigern. Die durch den Kohlenstoffgehalt bewirkte Erhöhung der Festigkeit des schmiedbaren E. erreicht bei einem Gehalt von ungefähr 1% ihre Grenze und nimmt darüber hinaus wieder ab. Das Gefüge des schmiedbaren E. wird mit zunehmendem Kohlenstoffgehalte feinkörnig, wodurch ebenfalls Stahl von Schmiedeeisen unterschieden werden kann. Die durch die Beschaffenheit des Gefüges, sowie die Festigkeitseigenschaften und die Härtbarkeit des Stahles gezogenen Grenzen sind keine so scharfen, daß sie jeden Zweifel über die Zugehörigkeit einer Eisensorte zur Kategorie des Schmiedeeisens oder des Stahles ausschließen würden, weshalb die Bezeichnung „Stahl“ nicht immer einheitlich und richtig angewendet wird. Im allgemeinen bildet ein Kohlenstoffgehalt von ungefähr 0·5% die Grenze, über die hinaus das schmiedbare E. überall „Stahl“ genannt wird. Es geschieht allerdings häufig, daß E. mit wesentlich geringerem Kohlenstoffgehalt infolge Anwesenheit anderer härtender Bestandteile, wie des Mangans, seinen Festigkeitseigenschaften nach durchaus stahlartiges Verhalten zeigt, so daß man auch vielfach die Bruchfestigkeit von 55 kg/mm2 als oberste Grenze des Schmiedeeisens ansieht. Die durch die mannigfaltigen Einflüsse der verschiedenen Fremdkörper hervorgerufenen Änderungen der Festigkeitseigenschaften des Schmiedeeisens und Stahles sind selbstverständlich Gegenstand der größten Aufmerksamkeit des Eisenhüttenmannes, der sowohl die chemische Zusammensetzung als auch das mechanische Verhalten seiner Erzeugnisse unausgesetzt im Auge behält und ihrem künftigen Verwendungszweck anpaßt.
Das Wesen der hüttenmännischen Erzeugung von Schmiedeeisen und Stahl ist die Herabminderung des Gehaltes der im Roheisen vorhandenen fremden Körper durch deren Oxydation mit dem Sauerstoff der Luft oder
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-06-17T17:32:48Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-06-17T17:32:48Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Spaltenumbrüche sind nicht markiert. Wiederholungszeichen (") wurden aufgelöst. Komplexe Formeln und Tabellen sind als Grafiken wiedergegeben. Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |