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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913.

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zu stehen brauchen. Bei der Ankunft wird die Gepäckmarke, häufig schon während der Fahrt, sonst am Ausgange des Bahnsteigs dem Agenten der Expreßgesellschaft übergeben, der das Gepäck in die Wohnung befördert. Umfangreiche Gepäckabfertigungsräume sind also auch hier entbehrlich. Zum Ab- und Zugang benutzt der Amerikaner fast ausschließlich die Straßenbahn. Die Raumgestaltung des E. wird weiter dadurch vereinfacht,


Abb. 270. Bahnhof der Pennsylvaniabahn in Philadelphia.
daß nur eine Wagenklasse vorhanden ist.

Den Mittelpunkt des E. bildet der Hauptwartesaal, der zugleich als Eingangshalle und Durchgang zu den Bahnsteigen dient. In ihm hat jede der beteiligten Eisenbahngesellschaften ihren Schalter. Außerdem sind noch Schalter für Salon- und Schlafwagen vorhanden, an denen die Zuschlagskarten gelöst werden. In dem Raum findet man stets einen Zeitungsstand. Der Hauptwartesaal ist mit Sitzbänken versehen. Je zwei Bänke sind Rücken an Rücken angeordnet, zwischen den Rücklehnen befindet sich eine wagrechte Fläche für das Aufstellen von Handgepäck. Meist ist eine kleine Gepäckannahmestelle vorhanden. Sie dient hauptsächlich zur Abfertigung des von den Reisenden mitgebrachten Handgepäcks; der Amerikaner führt während der Fahrt nicht gern Gepäckstücke mit sich, schon weil die Wagen für ihre Unterbringung kaum Raum bieten. An den Hauptwartesaal grenzt ein Warteraum für Frauen, der indessen meist auch von Nichtrauchern benutzt werden darf. Hieran stößt die Abortanlage für Frauen. Außerdem ist gewöhnlich noch ein besonderes Rauchzimmer vorhanden, das zugleich den Durchgang zum Abort für Männer bildet. Häufig kommt der allgemeine Wartesaal in Fortfall; es finden sich statt dessen zwei - mehr oder weniger voneinander getrennte - Warteräume für Männer und Frauen. Zu den Warteräumen kommen bei größeren Bahnhöfen wie in England ein Erfrischungsraum (lunchroom) und ein Speisesaal hinzu. In den Südstaaten sind besondere Warteräume für Farbige vorhanden mit eigener Fahrkartenausgabe. In den Durchgangsstationen finden sich meistens Seitengebäude in Gleichlage; Gleisüberschreitungen werden in weitem Umfange zugelassen, nur auf wenigen neueren

zu stehen brauchen. Bei der Ankunft wird die Gepäckmarke, häufig schon während der Fahrt, sonst am Ausgange des Bahnsteigs dem Agenten der Expreßgesellschaft übergeben, der das Gepäck in die Wohnung befördert. Umfangreiche Gepäckabfertigungsräume sind also auch hier entbehrlich. Zum Ab- und Zugang benutzt der Amerikaner fast ausschließlich die Straßenbahn. Die Raumgestaltung des E. wird weiter dadurch vereinfacht,


Abb. 270. Bahnhof der Pennsylvaniabahn in Philadelphia.
daß nur eine Wagenklasse vorhanden ist.

Den Mittelpunkt des E. bildet der Hauptwartesaal, der zugleich als Eingangshalle und Durchgang zu den Bahnsteigen dient. In ihm hat jede der beteiligten Eisenbahngesellschaften ihren Schalter. Außerdem sind noch Schalter für Salon- und Schlafwagen vorhanden, an denen die Zuschlagskarten gelöst werden. In dem Raum findet man stets einen Zeitungsstand. Der Hauptwartesaal ist mit Sitzbänken versehen. Je zwei Bänke sind Rücken an Rücken angeordnet, zwischen den Rücklehnen befindet sich eine wagrechte Fläche für das Aufstellen von Handgepäck. Meist ist eine kleine Gepäckannahmestelle vorhanden. Sie dient hauptsächlich zur Abfertigung des von den Reisenden mitgebrachten Handgepäcks; der Amerikaner führt während der Fahrt nicht gern Gepäckstücke mit sich, schon weil die Wagen für ihre Unterbringung kaum Raum bieten. An den Hauptwartesaal grenzt ein Warteraum für Frauen, der indessen meist auch von Nichtrauchern benutzt werden darf. Hieran stößt die Abortanlage für Frauen. Außerdem ist gewöhnlich noch ein besonderes Rauchzimmer vorhanden, das zugleich den Durchgang zum Abort für Männer bildet. Häufig kommt der allgemeine Wartesaal in Fortfall; es finden sich statt dessen zwei – mehr oder weniger voneinander getrennte – Warteräume für Männer und Frauen. Zu den Warteräumen kommen bei größeren Bahnhöfen wie in England ein Erfrischungsraum (lunchroom) und ein Speisesaal hinzu. In den Südstaaten sind besondere Warteräume für Farbige vorhanden mit eigener Fahrkartenausgabe. In den Durchgangsstationen finden sich meistens Seitengebäude in Gleichlage; Gleisüberschreitungen werden in weitem Umfange zugelassen, nur auf wenigen neueren

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[336/0351] zu stehen brauchen. Bei der Ankunft wird die Gepäckmarke, häufig schon während der Fahrt, sonst am Ausgange des Bahnsteigs dem Agenten der Expreßgesellschaft übergeben, der das Gepäck in die Wohnung befördert. Umfangreiche Gepäckabfertigungsräume sind also auch hier entbehrlich. Zum Ab- und Zugang benutzt der Amerikaner fast ausschließlich die Straßenbahn. Die Raumgestaltung des E. wird weiter dadurch vereinfacht, [Abbildung Abb. 270. Bahnhof der Pennsylvaniabahn in Philadelphia. ] daß nur eine Wagenklasse vorhanden ist. Den Mittelpunkt des E. bildet der Hauptwartesaal, der zugleich als Eingangshalle und Durchgang zu den Bahnsteigen dient. In ihm hat jede der beteiligten Eisenbahngesellschaften ihren Schalter. Außerdem sind noch Schalter für Salon- und Schlafwagen vorhanden, an denen die Zuschlagskarten gelöst werden. In dem Raum findet man stets einen Zeitungsstand. Der Hauptwartesaal ist mit Sitzbänken versehen. Je zwei Bänke sind Rücken an Rücken angeordnet, zwischen den Rücklehnen befindet sich eine wagrechte Fläche für das Aufstellen von Handgepäck. Meist ist eine kleine Gepäckannahmestelle vorhanden. Sie dient hauptsächlich zur Abfertigung des von den Reisenden mitgebrachten Handgepäcks; der Amerikaner führt während der Fahrt nicht gern Gepäckstücke mit sich, schon weil die Wagen für ihre Unterbringung kaum Raum bieten. An den Hauptwartesaal grenzt ein Warteraum für Frauen, der indessen meist auch von Nichtrauchern benutzt werden darf. Hieran stößt die Abortanlage für Frauen. Außerdem ist gewöhnlich noch ein besonderes Rauchzimmer vorhanden, das zugleich den Durchgang zum Abort für Männer bildet. Häufig kommt der allgemeine Wartesaal in Fortfall; es finden sich statt dessen zwei – mehr oder weniger voneinander getrennte – Warteräume für Männer und Frauen. Zu den Warteräumen kommen bei größeren Bahnhöfen wie in England ein Erfrischungsraum (lunchroom) und ein Speisesaal hinzu. In den Südstaaten sind besondere Warteräume für Farbige vorhanden mit eigener Fahrkartenausgabe. In den Durchgangsstationen finden sich meistens Seitengebäude in Gleichlage; Gleisüberschreitungen werden in weitem Umfange zugelassen, nur auf wenigen neueren

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen04_1913/351>, abgerufen am 22.11.2024.