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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913.

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unter möglichster Ausnutzung der selbsttätigen Lösung der Massen durch Abstürzen zu entnehmen, soweit dies ohne Gefährdung der Arbeiter möglich ist (in nur vorübergehend


Abb. 307.
steil anstehenden Bodenarten [Lehm, Ton u. dgl.] nicht über 4 m Wandhöhe),

Abb. 308.
das längere Arbeiten in engen Schlitzen möglichst zu vermeiden und
Abb. 309.
Abb. 310.

die Einschnitte auch dann mit Steigung anzuschneiden, wenn ihre endgültige Sohle wagrecht oder im Gefälle liegt. Der hierbei etwa verbleibende Keil wird sich vielfach nach der Gefällseite hin abtreiben und fördern lassen. Der Aushub des Einschnittes kann bewirkt werden:

a) mit Langbau - bei langen Einschnitten oder Anschnitten -, u. zw.

als Lagenbau (Abmähen) [Abb. 308] bei günstigen geringen Längsgefällen des Geländes und in leicht zu gewinnendem Boden. Der Abbau erfolgt in einzelnen Lagen, die durch Herstellung eines Grabens aufgeschlossen werden, dessen Tiefe der Lagenstärke entspricht. Die Förderbahn wird zunächst in der Längsrichtung des Einschnitts auf das Gelände oder auf die Oberfläche der neuen Lage verlegt, dann nach Aushub in den Graben gesenkt und, dem Fortschreiten der Arbeit entsprechend, seitlich verschoben. Im Felsen ist diese Abbauweise schwierig und nicht zu empfehlen, bei starker Querneigung des Geländes geht sie über in den Seitenbau (vgl. Abb. 309).

als Schlitzbau (Röschenbau) [Abb. 310] bei steilerer Längsneigung des Geländes, von einem in Sohlenhöhe des Einschnitts durchgeschlitzten Längsgleise aus.

b) Mit Kopfbau, bei dem der Einschnitt sofort in voller Breite und meist in mehreren, quer zur Längsachse des Einschnittes in verschiedenen Höhen liegenden Arbeitsebenen (Stufen- oder Strossenbau) in Angriff genommen wird (Abb. 311 und 312). Der Kopfbau bietet bei steilem Gelände die Möglichkeit, zahlreiche Angriffsstellen zu schaffen, er eignet sich daher namentlich für tiefe Einschnitte im Felsen. Gleichgültig ist es dabei, ob die Verladung tatsächlich vor Kopf erfolgt, oder ob eine Seitenverladung stattfindet, für die die Förderbahnen an der Ladestelle um 90° geschwenkt werden müssen. Im allgemeinen werden die Förderbahnen an den Seiten des Einschnittes angeordnet. Werden ihre Gefälle zu große, so können unter Umständen Bremsberganordnungen (Abb. 312) gute Dienste leisten (s. Bremsberge, Bd. III, S. 8). Ist ein Bremsberg nicht am Platze, so können auch Sturzgerüste zum Ausgleich der Höhen zwischen den einzelnen Arbeitsebenen benutzt werden.

unter möglichster Ausnutzung der selbsttätigen Lösung der Massen durch Abstürzen zu entnehmen, soweit dies ohne Gefährdung der Arbeiter möglich ist (in nur vorübergehend


Abb. 307.
steil anstehenden Bodenarten [Lehm, Ton u. dgl.] nicht über 4 m Wandhöhe),

Abb. 308.
das längere Arbeiten in engen Schlitzen möglichst zu vermeiden und
Abb. 309.
Abb. 310.

die Einschnitte auch dann mit Steigung anzuschneiden, wenn ihre endgültige Sohle wagrecht oder im Gefälle liegt. Der hierbei etwa verbleibende Keil wird sich vielfach nach der Gefällseite hin abtreiben und fördern lassen. Der Aushub des Einschnittes kann bewirkt werden:

α) mit Langbau – bei langen Einschnitten oder Anschnitten –, u. zw.

als Lagenbau (Abmähen) [Abb. 308] bei günstigen geringen Längsgefällen des Geländes und in leicht zu gewinnendem Boden. Der Abbau erfolgt in einzelnen Lagen, die durch Herstellung eines Grabens aufgeschlossen werden, dessen Tiefe der Lagenstärke entspricht. Die Förderbahn wird zunächst in der Längsrichtung des Einschnitts auf das Gelände oder auf die Oberfläche der neuen Lage verlegt, dann nach Aushub in den Graben gesenkt und, dem Fortschreiten der Arbeit entsprechend, seitlich verschoben. Im Felsen ist diese Abbauweise schwierig und nicht zu empfehlen, bei starker Querneigung des Geländes geht sie über in den Seitenbau (vgl. Abb. 309).

als Schlitzbau (Röschenbau) [Abb. 310] bei steilerer Längsneigung des Geländes, von einem in Sohlenhöhe des Einschnitts durchgeschlitzten Längsgleise aus.

β) Mit Kopfbau, bei dem der Einschnitt sofort in voller Breite und meist in mehreren, quer zur Längsachse des Einschnittes in verschiedenen Höhen liegenden Arbeitsebenen (Stufen- oder Strossenbau) in Angriff genommen wird (Abb. 311 und 312). Der Kopfbau bietet bei steilem Gelände die Möglichkeit, zahlreiche Angriffsstellen zu schaffen, er eignet sich daher namentlich für tiefe Einschnitte im Felsen. Gleichgültig ist es dabei, ob die Verladung tatsächlich vor Kopf erfolgt, oder ob eine Seitenverladung stattfindet, für die die Förderbahnen an der Ladestelle um 90° geschwenkt werden müssen. Im allgemeinen werden die Förderbahnen an den Seiten des Einschnittes angeordnet. Werden ihre Gefälle zu große, so können unter Umständen Bremsberganordnungen (Abb. 312) gute Dienste leisten (s. Bremsberge, Bd. III, S. 8). Ist ein Bremsberg nicht am Platze, so können auch Sturzgerüste zum Ausgleich der Höhen zwischen den einzelnen Arbeitsebenen benutzt werden.

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[384/0400] unter möglichster Ausnutzung der selbsttätigen Lösung der Massen durch Abstürzen zu entnehmen, soweit dies ohne Gefährdung der Arbeiter möglich ist (in nur vorübergehend [Abbildung Abb. 307. ] steil anstehenden Bodenarten [Lehm, Ton u. dgl.] nicht über 4 m Wandhöhe), [Abbildung Abb. 308. ] das längere Arbeiten in engen Schlitzen möglichst zu vermeiden und [Abbildung Abb. 309. ] [Abbildung Abb. 310. ] die Einschnitte auch dann mit Steigung anzuschneiden, wenn ihre endgültige Sohle wagrecht oder im Gefälle liegt. Der hierbei etwa verbleibende Keil wird sich vielfach nach der Gefällseite hin abtreiben und fördern lassen. Der Aushub des Einschnittes kann bewirkt werden: α) mit Langbau – bei langen Einschnitten oder Anschnitten –, u. zw. als Lagenbau (Abmähen) [Abb. 308] bei günstigen geringen Längsgefällen des Geländes und in leicht zu gewinnendem Boden. Der Abbau erfolgt in einzelnen Lagen, die durch Herstellung eines Grabens aufgeschlossen werden, dessen Tiefe der Lagenstärke entspricht. Die Förderbahn wird zunächst in der Längsrichtung des Einschnitts auf das Gelände oder auf die Oberfläche der neuen Lage verlegt, dann nach Aushub in den Graben gesenkt und, dem Fortschreiten der Arbeit entsprechend, seitlich verschoben. Im Felsen ist diese Abbauweise schwierig und nicht zu empfehlen, bei starker Querneigung des Geländes geht sie über in den Seitenbau (vgl. Abb. 309). als Schlitzbau (Röschenbau) [Abb. 310] bei steilerer Längsneigung des Geländes, von einem in Sohlenhöhe des Einschnitts durchgeschlitzten Längsgleise aus. β) Mit Kopfbau, bei dem der Einschnitt sofort in voller Breite und meist in mehreren, quer zur Längsachse des Einschnittes in verschiedenen Höhen liegenden Arbeitsebenen (Stufen- oder Strossenbau) in Angriff genommen wird (Abb. 311 und 312). Der Kopfbau bietet bei steilem Gelände die Möglichkeit, zahlreiche Angriffsstellen zu schaffen, er eignet sich daher namentlich für tiefe Einschnitte im Felsen. Gleichgültig ist es dabei, ob die Verladung tatsächlich vor Kopf erfolgt, oder ob eine Seitenverladung stattfindet, für die die Förderbahnen an der Ladestelle um 90° geschwenkt werden müssen. Im allgemeinen werden die Förderbahnen an den Seiten des Einschnittes angeordnet. Werden ihre Gefälle zu große, so können unter Umständen Bremsberganordnungen (Abb. 312) gute Dienste leisten (s. Bremsberge, Bd. III, S. 8). Ist ein Bremsberg nicht am Platze, so können auch Sturzgerüste zum Ausgleich der Höhen zwischen den einzelnen Arbeitsebenen benutzt werden.

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen04_1913/400>, abgerufen am 01.11.2024.