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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913.

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Die begleitende Folge der Erweiterung der Absatzfähigkeit war die außerordentliche Ausdehnung der produktiven Tätigkeit, die auch dadurch wesentlich erhöht wurde, daß die Vervollkommnung des Umlaufs eine große Kapitals- und Arbeitsersparnis ergab, die für produktive Zwecke verwertet wurde.

In der Urproduktion ergab sich infolge des Eisenbahnverkehrs die bedeutungsvolle Tatsache, daß sich nunmehr Bedarf und Überschuß an Nahrungsmitteln auf die weitesten Entfernungen hin leicht ausgleichen können, während früher teils Mangel, teils Überfluß vorhanden war, so daß bei ungleichem Ernteausfall in einer Gegend empfindliche Not auftreten konnte, in anderer aber der Überschuß mangels Absatzfähigkeit verdarb. Solche örtlichen Notstände sind jetzt fast ganz beseitigt, zumal die E. zu Zeiten von Notständen besonders billige Ausnahmetarife für Lebensmittel einführen. So sind auch für die Getreidepreise heute nicht mehr die Ernteergebnisse eines Landes, sondern ist der Ernteausfall aller produzierenden Staaten maßgebend. Seitdem der Landwirt in dem Absatz seiner Bodenerzeugnisse nicht mehr auf den nächstliegenden Markt angewiesen ist, kann er, der Natur des Bodens und den klimatischen Verhältnissen sich anpassend das anbauen, was er auf dem Weltmarkt am günstigsten zu verwerten in der Lage ist. Auch auf die Verbesserung des Bodens blieb das Eisenbahnnetz insofern nicht ohne Einfluß, als mit den E. die Zufuhr von natürlichen und künstlichen Dungstoffen ermöglicht wurde und der Landwirt nunmehr im stände ist, schlechten Boden fruchtbar zu machen. Gärtnereierzeugnisse, Obst, Gemüse und Schlachtvieh sind durch die E. wesentlich absatzfähiger geworden, u. zw. nicht nur infolge der größeren Billigkeit, sondern auch durch die Beschleunigung der Beförderung.

Hand in Hand mit der größeren Absatzfähigkeit landwirtschaftlicher Erzeugnisse einerseits und der Transportvervollkommnung anderseits geht eine Erhöhung des Werts des Grund und Bodens (dieser stieg z. B. in Frankreich von 1789 bis 1879 nahezu auf das Vierfache), sowie der Grundrente (die Grundrente der den Märkten zunächst gelegenen Gegenden kann allerdings leiden, wenn die E. den Mitbewerb fremder Länder mit umfassender Landwirtschaft ermöglichen). Die E. beeinflussen übrigens die Grundrente auch in anderer Weise, vor allem durch die Umwandlung von Ackerland in Bauland an den Eisenbahnstationen, namentlich in der Nähe großer Städte.

Die Forstwirtschaft mußte vor Beginn der Eisenbahnära häufig für die Holzkultur auch Boden heranziehen, der für die Landwirtschaft geeignet war, weil die Forsterzeugnisse nicht weit befördert werden konnten. Infolge der gesteigerten Versandfähigkeit des Holzes ist dies nicht mehr nötig. Die Forstwirtschaft wird durch die E. immer weiter zurückgedrängt und immer mehr auf den Boden beschränkt, der für die Landwirtschaft ungeeignet ist. Die Absatzfähigkeit und der Preis des Holzes wird durch die E. auch wegen ihres eigenen, nicht unbedeutenden Holzbedarfes gesteigert.

Der Bergbau hat durch die E. einen überaus großen Aufschwung genommen, u. zw. insbesondere der Bergbau auf Kohle, Steine und Eisen. Dieser Aufschwung rührt nicht allein von dem eigenen Bedarf der E., der den Abbau fördert, sondern auch davon her, daß erst durch die E., namentlich für Industrie und Gewerbe, die weitgehendste Anwendung der Steinkohlen ermöglicht wurde. Friedrich der Große mußte noch die Verwendung von Steinkohlen durch namhafte Belohnungen und Preise anregen. Im Jahre 1840 betrug die Steinkohlengewinnung in Deutschland 21/2 Mill. t, 1890 631/2 Mill. t, 1911 bereits 234 Mill. t In Österreich-Ungarn wurden im Jahre 1911 48 Mill. t Kohlen gefördert.

Außer dem Abbau der Kohlen ist jener von Eisen und von Steinen zu erwähnen. In steinarmen Gegenden wurde erst durch die Zufuhr von Baustoffen die Erbauung von Landstraßen ermöglicht.

Auf dem Gebiet der Industrie, die, wie schon an anderer Stelle erwähnt ist, auch durch den Personenverkehr lebhafte Anregung und Förderung fand, machte sich infolge der Entwicklung des Eisenbahnwesens eine bedeutende Preisermäßigung bemerkbar. Die Ursache hierfür lag hauptsächlich in den Ersparnissen an Transportkosten, daneben in mittelbaren Ersparnissen: billigere Rohstoffe (Brennstoffe), Ersparnis an Kapital, indem die Fabrikanten nicht mehr gezwungen waren, große Vorräte zu halten u. s. w. (die Verminderung der Herstellungskosten der Industrieprodukte wird auf 11% veranschlagt, Sax, Die Verkehrsmittel, II. Bd. S. 59, Wien 1879).

Die Gründe, die die Herabsetzung der Preise der Industrieerzeugnisse bestimmten, kräftigten auch das Bestreben der heutigen Industrie, sich zur Großindustrie zu entwickeln, indem die verbesserten Verkehrsmittel

Die begleitende Folge der Erweiterung der Absatzfähigkeit war die außerordentliche Ausdehnung der produktiven Tätigkeit, die auch dadurch wesentlich erhöht wurde, daß die Vervollkommnung des Umlaufs eine große Kapitals- und Arbeitsersparnis ergab, die für produktive Zwecke verwertet wurde.

In der Urproduktion ergab sich infolge des Eisenbahnverkehrs die bedeutungsvolle Tatsache, daß sich nunmehr Bedarf und Überschuß an Nahrungsmitteln auf die weitesten Entfernungen hin leicht ausgleichen können, während früher teils Mangel, teils Überfluß vorhanden war, so daß bei ungleichem Ernteausfall in einer Gegend empfindliche Not auftreten konnte, in anderer aber der Überschuß mangels Absatzfähigkeit verdarb. Solche örtlichen Notstände sind jetzt fast ganz beseitigt, zumal die E. zu Zeiten von Notständen besonders billige Ausnahmetarife für Lebensmittel einführen. So sind auch für die Getreidepreise heute nicht mehr die Ernteergebnisse eines Landes, sondern ist der Ernteausfall aller produzierenden Staaten maßgebend. Seitdem der Landwirt in dem Absatz seiner Bodenerzeugnisse nicht mehr auf den nächstliegenden Markt angewiesen ist, kann er, der Natur des Bodens und den klimatischen Verhältnissen sich anpassend das anbauen, was er auf dem Weltmarkt am günstigsten zu verwerten in der Lage ist. Auch auf die Verbesserung des Bodens blieb das Eisenbahnnetz insofern nicht ohne Einfluß, als mit den E. die Zufuhr von natürlichen und künstlichen Dungstoffen ermöglicht wurde und der Landwirt nunmehr im stände ist, schlechten Boden fruchtbar zu machen. Gärtnereierzeugnisse, Obst, Gemüse und Schlachtvieh sind durch die E. wesentlich absatzfähiger geworden, u. zw. nicht nur infolge der größeren Billigkeit, sondern auch durch die Beschleunigung der Beförderung.

Hand in Hand mit der größeren Absatzfähigkeit landwirtschaftlicher Erzeugnisse einerseits und der Transportvervollkommnung anderseits geht eine Erhöhung des Werts des Grund und Bodens (dieser stieg z. B. in Frankreich von 1789 bis 1879 nahezu auf das Vierfache), sowie der Grundrente (die Grundrente der den Märkten zunächst gelegenen Gegenden kann allerdings leiden, wenn die E. den Mitbewerb fremder Länder mit umfassender Landwirtschaft ermöglichen). Die E. beeinflussen übrigens die Grundrente auch in anderer Weise, vor allem durch die Umwandlung von Ackerland in Bauland an den Eisenbahnstationen, namentlich in der Nähe großer Städte.

Die Forstwirtschaft mußte vor Beginn der Eisenbahnära häufig für die Holzkultur auch Boden heranziehen, der für die Landwirtschaft geeignet war, weil die Forsterzeugnisse nicht weit befördert werden konnten. Infolge der gesteigerten Versandfähigkeit des Holzes ist dies nicht mehr nötig. Die Forstwirtschaft wird durch die E. immer weiter zurückgedrängt und immer mehr auf den Boden beschränkt, der für die Landwirtschaft ungeeignet ist. Die Absatzfähigkeit und der Preis des Holzes wird durch die E. auch wegen ihres eigenen, nicht unbedeutenden Holzbedarfes gesteigert.

Der Bergbau hat durch die E. einen überaus großen Aufschwung genommen, u. zw. insbesondere der Bergbau auf Kohle, Steine und Eisen. Dieser Aufschwung rührt nicht allein von dem eigenen Bedarf der E., der den Abbau fördert, sondern auch davon her, daß erst durch die E., namentlich für Industrie und Gewerbe, die weitgehendste Anwendung der Steinkohlen ermöglicht wurde. Friedrich der Große mußte noch die Verwendung von Steinkohlen durch namhafte Belohnungen und Preise anregen. Im Jahre 1840 betrug die Steinkohlengewinnung in Deutschland 21/2 Mill. t, 1890 631/2 Mill. t, 1911 bereits 234 Mill. t In Österreich-Ungarn wurden im Jahre 1911 48 Mill. t Kohlen gefördert.

Außer dem Abbau der Kohlen ist jener von Eisen und von Steinen zu erwähnen. In steinarmen Gegenden wurde erst durch die Zufuhr von Baustoffen die Erbauung von Landstraßen ermöglicht.

Auf dem Gebiet der Industrie, die, wie schon an anderer Stelle erwähnt ist, auch durch den Personenverkehr lebhafte Anregung und Förderung fand, machte sich infolge der Entwicklung des Eisenbahnwesens eine bedeutende Preisermäßigung bemerkbar. Die Ursache hierfür lag hauptsächlich in den Ersparnissen an Transportkosten, daneben in mittelbaren Ersparnissen: billigere Rohstoffe (Brennstoffe), Ersparnis an Kapital, indem die Fabrikanten nicht mehr gezwungen waren, große Vorräte zu halten u. s. w. (die Verminderung der Herstellungskosten der Industrieprodukte wird auf 11% veranschlagt, Sax, Die Verkehrsmittel, II. Bd. S. 59, Wien 1879).

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[32/0041] Die begleitende Folge der Erweiterung der Absatzfähigkeit war die außerordentliche Ausdehnung der produktiven Tätigkeit, die auch dadurch wesentlich erhöht wurde, daß die Vervollkommnung des Umlaufs eine große Kapitals- und Arbeitsersparnis ergab, die für produktive Zwecke verwertet wurde. In der Urproduktion ergab sich infolge des Eisenbahnverkehrs die bedeutungsvolle Tatsache, daß sich nunmehr Bedarf und Überschuß an Nahrungsmitteln auf die weitesten Entfernungen hin leicht ausgleichen können, während früher teils Mangel, teils Überfluß vorhanden war, so daß bei ungleichem Ernteausfall in einer Gegend empfindliche Not auftreten konnte, in anderer aber der Überschuß mangels Absatzfähigkeit verdarb. Solche örtlichen Notstände sind jetzt fast ganz beseitigt, zumal die E. zu Zeiten von Notständen besonders billige Ausnahmetarife für Lebensmittel einführen. So sind auch für die Getreidepreise heute nicht mehr die Ernteergebnisse eines Landes, sondern ist der Ernteausfall aller produzierenden Staaten maßgebend. Seitdem der Landwirt in dem Absatz seiner Bodenerzeugnisse nicht mehr auf den nächstliegenden Markt angewiesen ist, kann er, der Natur des Bodens und den klimatischen Verhältnissen sich anpassend das anbauen, was er auf dem Weltmarkt am günstigsten zu verwerten in der Lage ist. Auch auf die Verbesserung des Bodens blieb das Eisenbahnnetz insofern nicht ohne Einfluß, als mit den E. die Zufuhr von natürlichen und künstlichen Dungstoffen ermöglicht wurde und der Landwirt nunmehr im stände ist, schlechten Boden fruchtbar zu machen. Gärtnereierzeugnisse, Obst, Gemüse und Schlachtvieh sind durch die E. wesentlich absatzfähiger geworden, u. zw. nicht nur infolge der größeren Billigkeit, sondern auch durch die Beschleunigung der Beförderung. Hand in Hand mit der größeren Absatzfähigkeit landwirtschaftlicher Erzeugnisse einerseits und der Transportvervollkommnung anderseits geht eine Erhöhung des Werts des Grund und Bodens (dieser stieg z. B. in Frankreich von 1789 bis 1879 nahezu auf das Vierfache), sowie der Grundrente (die Grundrente der den Märkten zunächst gelegenen Gegenden kann allerdings leiden, wenn die E. den Mitbewerb fremder Länder mit umfassender Landwirtschaft ermöglichen). Die E. beeinflussen übrigens die Grundrente auch in anderer Weise, vor allem durch die Umwandlung von Ackerland in Bauland an den Eisenbahnstationen, namentlich in der Nähe großer Städte. Die Forstwirtschaft mußte vor Beginn der Eisenbahnära häufig für die Holzkultur auch Boden heranziehen, der für die Landwirtschaft geeignet war, weil die Forsterzeugnisse nicht weit befördert werden konnten. Infolge der gesteigerten Versandfähigkeit des Holzes ist dies nicht mehr nötig. Die Forstwirtschaft wird durch die E. immer weiter zurückgedrängt und immer mehr auf den Boden beschränkt, der für die Landwirtschaft ungeeignet ist. Die Absatzfähigkeit und der Preis des Holzes wird durch die E. auch wegen ihres eigenen, nicht unbedeutenden Holzbedarfes gesteigert. Der Bergbau hat durch die E. einen überaus großen Aufschwung genommen, u. zw. insbesondere der Bergbau auf Kohle, Steine und Eisen. Dieser Aufschwung rührt nicht allein von dem eigenen Bedarf der E., der den Abbau fördert, sondern auch davon her, daß erst durch die E., namentlich für Industrie und Gewerbe, die weitgehendste Anwendung der Steinkohlen ermöglicht wurde. Friedrich der Große mußte noch die Verwendung von Steinkohlen durch namhafte Belohnungen und Preise anregen. Im Jahre 1840 betrug die Steinkohlengewinnung in Deutschland 21/2 Mill. t, 1890 631/2 Mill. t, 1911 bereits 234 Mill. t In Österreich-Ungarn wurden im Jahre 1911 48 Mill. t Kohlen gefördert. Außer dem Abbau der Kohlen ist jener von Eisen und von Steinen zu erwähnen. In steinarmen Gegenden wurde erst durch die Zufuhr von Baustoffen die Erbauung von Landstraßen ermöglicht. Auf dem Gebiet der Industrie, die, wie schon an anderer Stelle erwähnt ist, auch durch den Personenverkehr lebhafte Anregung und Förderung fand, machte sich infolge der Entwicklung des Eisenbahnwesens eine bedeutende Preisermäßigung bemerkbar. Die Ursache hierfür lag hauptsächlich in den Ersparnissen an Transportkosten, daneben in mittelbaren Ersparnissen: billigere Rohstoffe (Brennstoffe), Ersparnis an Kapital, indem die Fabrikanten nicht mehr gezwungen waren, große Vorräte zu halten u. s. w. (die Verminderung der Herstellungskosten der Industrieprodukte wird auf 11% veranschlagt, Sax, Die Verkehrsmittel, II. Bd. S. 59, Wien 1879). Die Gründe, die die Herabsetzung der Preise der Industrieerzeugnisse bestimmten, kräftigten auch das Bestreben der heutigen Industrie, sich zur Großindustrie zu entwickeln, indem die verbesserten Verkehrsmittel

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen04_1913/41>, abgerufen am 01.11.2024.