Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 5. Berlin, Wien, 1914.eines Staates der Fremdenverkehr bilden könne, den man von diesem Gesichtspunkt aus in Österreich wenigstens früher niemals betrachtet hatte. Die ersten Schritte des Eisenbahnministeriums nach dieser Richtung bestanden in der Einberufung periodischer Fremdenverkehrskonferenzen unter Heranziehung der hauptsächlichsten Interessentengruppen. Hierdurch ward die Fühlung mit den übrigen am Fremdenverkehr interessierten Kreisen hergestellt und der Boden für die gemeinsame Arbeit gewonnen. Gleichzeitig wurden die in Österreich für den Fremdenverkehr bereits bestehenden Organisationen durch Förderung der Regierung ausgestaltet und, soweit noch Lücken vorhanden waren, diese durch Neugründungen ausgefüllt. Als solche Organisationen kamen zunächst die auf Vereinsgrundlage geschaffenen Landesverbände für Fremdenverkehr in Betracht, die nach und nach für jedes einzelne Kronland ins Leben gerufen wurden. Das Vorbild gab der Tiroler Landesverband für Fremdenverkehr, der im Jahre 1890 gegründet (seit kurzem als Landesverkehrsrat auf gesetzliche Basis gestellt), sich bald als eine ungemein lebenskräftige und nützliche Einrichtung erwies. Tatsächlich haben sich auch in anderen Kronländern die nach dem Tiroler Beispiel errichteten Landesverbände als wertvolle Glieder der Gesamtorganisation erprobt. Trotz der Geringfügigkeit der zunächst für solche Zwecke verfügbaren Mittel hat das Eisenbahnministerium, in dessen Gefolgschaft sich einzelne Privatbahnen durch besonderen Eifer hervortaten, eine ebenso unermüdliche wie ersprießliche Tätigkeit entfaltet. Die Propagandabroschüren und Plakate erreichten bald eine künstlerische Vollendung, die sie den gleichartigen Erzeugnissen des Auslandes mindestens ebenbürtig erscheinen ließ. Ebenso wurden künstlerische Landschaftsphotographien in reicher Anzahl hergestellt und zu Propagandazwecken aller Art verwendet. Durch Sonderausgaben internationaler illustrierter Zeitungen wurde manch wertvolle Spezialreklame geleistet. Ausländische Journalisten und Schriftsteller wurden eingeladen, einzeln oder gruppenweise die für den Fremdenverkehr hauptsächlich in Betracht kommenden Gebiete zu bereisen; auch sonst wurde eine innige Fühlungnahme mit der in- und ausländischen Presse sorgsam gepflegt. Selbstverständlich ließ es sich das Ministerium sehr angelegen sein, die Abhaltung internationaler Kongresse in Österreich anzuregen oder nach Kräften zu fördern. Im Ausland wurden Auskunfteien für den Reiseverkehr nach Österreich geschaffen. Internationale Ausstellungen wurden benützt, um in ihrem Rahmen Sonderausstellungen zur Propaganda der österreichischen Fremdenverkehrsgebiete zu veranstalten. Als sehr wirksam erwiesen sich im Auftrag oder mit Unterstützung des Eisenbahnministeriums im Ausland abgehaltene Lichtbildervorträge über besonders interessante Fremdenverkehrsgebiete Österreichs. Durch eine Staatssubvention wurde schließlich der Zusammenschluß aller österreichischen Landesverbände für Fremdenverkehr zu einer Zentralkonferenz ermöglicht, die jeweils im Anschluß an die vom Eisenbahnministerium einberufenen Fremdenverkehrskonferenzen ihre Tagung abhielt. Die Erfolge dieser mit den bescheidensten Mitteln durchgeführten Tätigkeit und das wachsende Verständnis der Öffentlichkeit für die hohe wirtschaftliche Bedeutung des Fremdenverkehrs brachten es mit sich, daß bei Gründung des Ministeriums für öffentliche Arbeiten im Jahre 1908 dort eine eigene staatliche Zentralstelle für die Förderung des Fremdenverkehrs errichtet wurde. Man ging dabei von dem Gedanken aus, daß diese für den Staatshaushalt und die Kronländer so wichtige Aktion noch von einem allgemeinerem Gesichtspunkt aus behandelt werden sollte, als von dem der allerdings hervorragend daran beteiligten Eisenbahnen. Zur Wahrung der Eisenbahninteressen blieb das Eisenbahnministerium ausschließlich berufen. Es ergab sich also eine Zweiteilung, die ein verständnisvolles Neben- und Miteinanderarbeiten der beiden Ministerien vorsah. Auch die der neuen staatlichen Zentralstelle obliegende Aufgabe mußte sich vorweg auf zwei Gebiete verteilen, auf die Ausgestaltung der Fremdenverkehrseinrichtungen im Inland und auf eine tatkräftige, umfassende Propaganda. In das Programm war ursprünglich eine ganze Reihe hochwichtiger Agenden aufgenommen, so die moralische und materielle Förderung des Kurorte- und Hotelwesens, des Straßen-, Wege- und Hüttenbaues, des öffentlichen Autoverkehres, des Schiffahrtwesens insbesondere auf den Binnenwässern u. a. m. Ebenso lag es nahe, die vom Eisenbahnministerium begonnene Organisation der Propaganda im Ausland entsprechend auszugestalten und auf alle Staaten auszudehnen, deren Reisepublikum für die österreichischen Fremdenverkehrsorte wesentlich in Betracht kommen konnte. Leider mußte man bei der Verfolgung dieser hochgesteckten, so sehr im wirtschaftlichen Interesse des Reiches gelegenen Ziele auf halbem Wege wieder innehalten, da die dafür vom Staate eingeräumten Geldmittel ganz unzulänglich waren. Das von Österreich gegebene Beispiel der Einreihung der F. unter die Aufgaben der staatlichen Verwaltung hat in Frankreich teilweise Nachahmung gefunden. Auch sonst sind die Bestrebungen Österreichs auf diesem Gebiete für andere Staaten vorbildlich geworden, wie umgekehrt Österreich zahlreiche im Ausland bewährte Einrichtungen für sich übernommen hat. Einen hohen Grad der Entwicklung haben diese Einrichtungen in der Schweiz erreicht. Hier ist die F. im wesentlichen auf drei neben- und miteinander wirkende Stellen verteilt: auf den Schweizer Hotelierverein, den Verband Schweizer Verkehrsvereine und Kommissionen sowie auf die Verwaltung der Bundesbahnen. Der Schweizer Hotelierverein, der über 2000 angesehene Hotels umfaßt, hat sich große Verdienste um die Ausgestaltung des Hotelwesens erworben und entfaltet gleichzeitig mit großen Mitteln eine überaus rege Propaganda. Ein Spezialgebiet seiner unermüdlichen Tätigkeit ist die Fremdenstatistik, die wohl in keinem anderen Lande so umfassend und zweckmäßig geführt wird. Sie bietet nicht nur ein ziemlich verläßliches Bild der Entwicklung des Hotelwesens, des Fremdenverkehrs und seiner Bedeutung für den nationalen Wohlstand, sondern gibt auch wertvolle Winke, wenn es irgendwo die lokalen Einrichtungen zu verbessern oder mit der Propaganda für ein bestimmtes Gebiet in dem einen oder dem andern Auslandstaat stärker einzusetzen gilt. eines Staates der Fremdenverkehr bilden könne, den man von diesem Gesichtspunkt aus in Österreich wenigstens früher niemals betrachtet hatte. Die ersten Schritte des Eisenbahnministeriums nach dieser Richtung bestanden in der Einberufung periodischer Fremdenverkehrskonferenzen unter Heranziehung der hauptsächlichsten Interessentengruppen. Hierdurch ward die Fühlung mit den übrigen am Fremdenverkehr interessierten Kreisen hergestellt und der Boden für die gemeinsame Arbeit gewonnen. Gleichzeitig wurden die in Österreich für den Fremdenverkehr bereits bestehenden Organisationen durch Förderung der Regierung ausgestaltet und, soweit noch Lücken vorhanden waren, diese durch Neugründungen ausgefüllt. Als solche Organisationen kamen zunächst die auf Vereinsgrundlage geschaffenen Landesverbände für Fremdenverkehr in Betracht, die nach und nach für jedes einzelne Kronland ins Leben gerufen wurden. Das Vorbild gab der Tiroler Landesverband für Fremdenverkehr, der im Jahre 1890 gegründet (seit kurzem als Landesverkehrsrat auf gesetzliche Basis gestellt), sich bald als eine ungemein lebenskräftige und nützliche Einrichtung erwies. Tatsächlich haben sich auch in anderen Kronländern die nach dem Tiroler Beispiel errichteten Landesverbände als wertvolle Glieder der Gesamtorganisation erprobt. Trotz der Geringfügigkeit der zunächst für solche Zwecke verfügbaren Mittel hat das Eisenbahnministerium, in dessen Gefolgschaft sich einzelne Privatbahnen durch besonderen Eifer hervortaten, eine ebenso unermüdliche wie ersprießliche Tätigkeit entfaltet. Die Propagandabroschüren und Plakate erreichten bald eine künstlerische Vollendung, die sie den gleichartigen Erzeugnissen des Auslandes mindestens ebenbürtig erscheinen ließ. Ebenso wurden künstlerische Landschaftsphotographien in reicher Anzahl hergestellt und zu Propagandazwecken aller Art verwendet. Durch Sonderausgaben internationaler illustrierter Zeitungen wurde manch wertvolle Spezialreklame geleistet. Ausländische Journalisten und Schriftsteller wurden eingeladen, einzeln oder gruppenweise die für den Fremdenverkehr hauptsächlich in Betracht kommenden Gebiete zu bereisen; auch sonst wurde eine innige Fühlungnahme mit der in- und ausländischen Presse sorgsam gepflegt. Selbstverständlich ließ es sich das Ministerium sehr angelegen sein, die Abhaltung internationaler Kongresse in Österreich anzuregen oder nach Kräften zu fördern. Im Ausland wurden Auskunfteien für den Reiseverkehr nach Österreich geschaffen. Internationale Ausstellungen wurden benützt, um in ihrem Rahmen Sonderausstellungen zur Propaganda der österreichischen Fremdenverkehrsgebiete zu veranstalten. Als sehr wirksam erwiesen sich im Auftrag oder mit Unterstützung des Eisenbahnministeriums im Ausland abgehaltene Lichtbildervorträge über besonders interessante Fremdenverkehrsgebiete Österreichs. Durch eine Staatssubvention wurde schließlich der Zusammenschluß aller österreichischen Landesverbände für Fremdenverkehr zu einer Zentralkonferenz ermöglicht, die jeweils im Anschluß an die vom Eisenbahnministerium einberufenen Fremdenverkehrskonferenzen ihre Tagung abhielt. Die Erfolge dieser mit den bescheidensten Mitteln durchgeführten Tätigkeit und das wachsende Verständnis der Öffentlichkeit für die hohe wirtschaftliche Bedeutung des Fremdenverkehrs brachten es mit sich, daß bei Gründung des Ministeriums für öffentliche Arbeiten im Jahre 1908 dort eine eigene staatliche Zentralstelle für die Förderung des Fremdenverkehrs errichtet wurde. Man ging dabei von dem Gedanken aus, daß diese für den Staatshaushalt und die Kronländer so wichtige Aktion noch von einem allgemeinerem Gesichtspunkt aus behandelt werden sollte, als von dem der allerdings hervorragend daran beteiligten Eisenbahnen. Zur Wahrung der Eisenbahninteressen blieb das Eisenbahnministerium ausschließlich berufen. Es ergab sich also eine Zweiteilung, die ein verständnisvolles Neben- und Miteinanderarbeiten der beiden Ministerien vorsah. Auch die der neuen staatlichen Zentralstelle obliegende Aufgabe mußte sich vorweg auf zwei Gebiete verteilen, auf die Ausgestaltung der Fremdenverkehrseinrichtungen im Inland und auf eine tatkräftige, umfassende Propaganda. In das Programm war ursprünglich eine ganze Reihe hochwichtiger Agenden aufgenommen, so die moralische und materielle Förderung des Kurorte- und Hotelwesens, des Straßen-, Wege- und Hüttenbaues, des öffentlichen Autoverkehres, des Schiffahrtwesens insbesondere auf den Binnenwässern u. a. m. Ebenso lag es nahe, die vom Eisenbahnministerium begonnene Organisation der Propaganda im Ausland entsprechend auszugestalten und auf alle Staaten auszudehnen, deren Reisepublikum für die österreichischen Fremdenverkehrsorte wesentlich in Betracht kommen konnte. Leider mußte man bei der Verfolgung dieser hochgesteckten, so sehr im wirtschaftlichen Interesse des Reiches gelegenen Ziele auf halbem Wege wieder innehalten, da die dafür vom Staate eingeräumten Geldmittel ganz unzulänglich waren. Das von Österreich gegebene Beispiel der Einreihung der F. unter die Aufgaben der staatlichen Verwaltung hat in Frankreich teilweise Nachahmung gefunden. Auch sonst sind die Bestrebungen Österreichs auf diesem Gebiete für andere Staaten vorbildlich geworden, wie umgekehrt Österreich zahlreiche im Ausland bewährte Einrichtungen für sich übernommen hat. Einen hohen Grad der Entwicklung haben diese Einrichtungen in der Schweiz erreicht. Hier ist die F. im wesentlichen auf drei neben- und miteinander wirkende Stellen verteilt: auf den Schweizer Hotelierverein, den Verband Schweizer Verkehrsvereine und Kommissionen sowie auf die Verwaltung der Bundesbahnen. Der Schweizer Hotelierverein, der über 2000 angesehene Hotels umfaßt, hat sich große Verdienste um die Ausgestaltung des Hotelwesens erworben und entfaltet gleichzeitig mit großen Mitteln eine überaus rege Propaganda. Ein Spezialgebiet seiner unermüdlichen Tätigkeit ist die Fremdenstatistik, die wohl in keinem anderen Lande so umfassend und zweckmäßig geführt wird. Sie bietet nicht nur ein ziemlich verläßliches Bild der Entwicklung des Hotelwesens, des Fremdenverkehrs und seiner Bedeutung für den nationalen Wohlstand, sondern gibt auch wertvolle Winke, wenn es irgendwo die lokalen Einrichtungen zu verbessern oder mit der Propaganda für ein bestimmtes Gebiet in dem einen oder dem andern Auslandstaat stärker einzusetzen gilt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0230" n="221"/> eines Staates der Fremdenverkehr bilden könne, den man von diesem Gesichtspunkt aus in Österreich wenigstens früher niemals betrachtet hatte.</p><lb/> <p>Die ersten Schritte des Eisenbahnministeriums nach dieser Richtung bestanden in der Einberufung periodischer Fremdenverkehrskonferenzen unter Heranziehung der hauptsächlichsten Interessentengruppen. Hierdurch ward die Fühlung mit den übrigen am Fremdenverkehr interessierten Kreisen hergestellt und der Boden für die gemeinsame Arbeit gewonnen. Gleichzeitig wurden die in Österreich für den Fremdenverkehr bereits bestehenden Organisationen durch Förderung der Regierung ausgestaltet und, soweit noch Lücken vorhanden waren, diese durch Neugründungen ausgefüllt. Als solche Organisationen kamen zunächst die auf Vereinsgrundlage geschaffenen Landesverbände für Fremdenverkehr in Betracht, die nach und nach für jedes einzelne Kronland ins Leben gerufen wurden. Das Vorbild gab der Tiroler Landesverband für Fremdenverkehr, der im Jahre 1890 gegründet (seit kurzem als Landesverkehrsrat auf gesetzliche Basis gestellt), sich bald als eine ungemein lebenskräftige und nützliche Einrichtung erwies. Tatsächlich haben sich auch in anderen Kronländern die nach dem Tiroler Beispiel errichteten Landesverbände als wertvolle Glieder der Gesamtorganisation erprobt.</p><lb/> <p>Trotz der Geringfügigkeit der zunächst für solche Zwecke verfügbaren Mittel hat das Eisenbahnministerium, in dessen Gefolgschaft sich einzelne Privatbahnen durch besonderen Eifer hervortaten, eine ebenso unermüdliche wie ersprießliche Tätigkeit entfaltet. Die Propagandabroschüren und Plakate erreichten bald eine künstlerische Vollendung, die sie den gleichartigen Erzeugnissen des Auslandes mindestens ebenbürtig erscheinen ließ. Ebenso wurden künstlerische Landschaftsphotographien in reicher Anzahl hergestellt und zu Propagandazwecken aller Art verwendet. Durch Sonderausgaben internationaler illustrierter Zeitungen wurde manch wertvolle Spezialreklame geleistet. Ausländische Journalisten und Schriftsteller wurden eingeladen, einzeln oder gruppenweise die für den Fremdenverkehr hauptsächlich in Betracht kommenden Gebiete zu bereisen; auch sonst wurde eine innige Fühlungnahme mit der in- und ausländischen Presse sorgsam gepflegt. Selbstverständlich ließ es sich das Ministerium sehr angelegen sein, die Abhaltung internationaler Kongresse in Österreich anzuregen oder nach Kräften zu fördern. Im Ausland wurden Auskunfteien für den Reiseverkehr nach Österreich geschaffen. Internationale Ausstellungen wurden benützt, um in ihrem Rahmen Sonderausstellungen zur Propaganda der österreichischen Fremdenverkehrsgebiete zu veranstalten. Als sehr wirksam erwiesen sich im Auftrag oder mit Unterstützung des Eisenbahnministeriums im Ausland abgehaltene Lichtbildervorträge über besonders interessante Fremdenverkehrsgebiete Österreichs.</p><lb/> <p>Durch eine Staatssubvention wurde schließlich der Zusammenschluß aller österreichischen Landesverbände für Fremdenverkehr zu einer Zentralkonferenz ermöglicht, die jeweils im Anschluß an die vom Eisenbahnministerium einberufenen Fremdenverkehrskonferenzen ihre Tagung abhielt.</p><lb/> <p>Die Erfolge dieser mit den bescheidensten Mitteln durchgeführten Tätigkeit und das wachsende Verständnis der Öffentlichkeit für die hohe wirtschaftliche Bedeutung des Fremdenverkehrs brachten es mit sich, daß bei Gründung des Ministeriums für öffentliche Arbeiten im Jahre 1908 dort eine eigene staatliche Zentralstelle für die Förderung des Fremdenverkehrs errichtet wurde. Man ging dabei von dem Gedanken aus, daß diese für den Staatshaushalt und die Kronländer so wichtige Aktion noch von einem allgemeinerem Gesichtspunkt aus behandelt werden sollte, als von dem der allerdings hervorragend daran beteiligten Eisenbahnen. Zur Wahrung der Eisenbahninteressen blieb das Eisenbahnministerium ausschließlich berufen. Es ergab sich also eine Zweiteilung, die ein verständnisvolles Neben- und Miteinanderarbeiten der beiden Ministerien vorsah. Auch die der neuen staatlichen Zentralstelle obliegende Aufgabe mußte sich vorweg auf zwei Gebiete verteilen, auf die Ausgestaltung der Fremdenverkehrseinrichtungen im Inland und auf eine tatkräftige, umfassende Propaganda. In das Programm war ursprünglich eine ganze Reihe hochwichtiger Agenden aufgenommen, so die moralische und materielle Förderung des Kurorte- und Hotelwesens, des Straßen-, Wege- und Hüttenbaues, des öffentlichen Autoverkehres, des Schiffahrtwesens insbesondere auf den Binnenwässern u. a. m. Ebenso lag es nahe, die vom Eisenbahnministerium begonnene Organisation der Propaganda im Ausland entsprechend auszugestalten und auf alle Staaten auszudehnen, deren Reisepublikum für die österreichischen Fremdenverkehrsorte wesentlich in Betracht kommen konnte. Leider mußte man bei der Verfolgung dieser hochgesteckten, so sehr im wirtschaftlichen Interesse des Reiches gelegenen Ziele auf halbem Wege wieder innehalten, da die dafür vom Staate eingeräumten Geldmittel ganz unzulänglich waren.</p><lb/> <p>Das von Österreich gegebene Beispiel der Einreihung der F. unter die Aufgaben der staatlichen Verwaltung hat in <hi rendition="#g">Frankreich</hi> teilweise Nachahmung gefunden. 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Sie bietet nicht nur ein ziemlich verläßliches Bild der Entwicklung des Hotelwesens, des Fremdenverkehrs und seiner Bedeutung für den nationalen Wohlstand, sondern gibt auch wertvolle Winke, wenn es irgendwo die lokalen Einrichtungen zu verbessern oder mit der Propaganda für ein bestimmtes Gebiet in dem einen oder dem andern Auslandstaat stärker einzusetzen gilt. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [221/0230]
eines Staates der Fremdenverkehr bilden könne, den man von diesem Gesichtspunkt aus in Österreich wenigstens früher niemals betrachtet hatte.
Die ersten Schritte des Eisenbahnministeriums nach dieser Richtung bestanden in der Einberufung periodischer Fremdenverkehrskonferenzen unter Heranziehung der hauptsächlichsten Interessentengruppen. Hierdurch ward die Fühlung mit den übrigen am Fremdenverkehr interessierten Kreisen hergestellt und der Boden für die gemeinsame Arbeit gewonnen. Gleichzeitig wurden die in Österreich für den Fremdenverkehr bereits bestehenden Organisationen durch Förderung der Regierung ausgestaltet und, soweit noch Lücken vorhanden waren, diese durch Neugründungen ausgefüllt. Als solche Organisationen kamen zunächst die auf Vereinsgrundlage geschaffenen Landesverbände für Fremdenverkehr in Betracht, die nach und nach für jedes einzelne Kronland ins Leben gerufen wurden. Das Vorbild gab der Tiroler Landesverband für Fremdenverkehr, der im Jahre 1890 gegründet (seit kurzem als Landesverkehrsrat auf gesetzliche Basis gestellt), sich bald als eine ungemein lebenskräftige und nützliche Einrichtung erwies. Tatsächlich haben sich auch in anderen Kronländern die nach dem Tiroler Beispiel errichteten Landesverbände als wertvolle Glieder der Gesamtorganisation erprobt.
Trotz der Geringfügigkeit der zunächst für solche Zwecke verfügbaren Mittel hat das Eisenbahnministerium, in dessen Gefolgschaft sich einzelne Privatbahnen durch besonderen Eifer hervortaten, eine ebenso unermüdliche wie ersprießliche Tätigkeit entfaltet. Die Propagandabroschüren und Plakate erreichten bald eine künstlerische Vollendung, die sie den gleichartigen Erzeugnissen des Auslandes mindestens ebenbürtig erscheinen ließ. Ebenso wurden künstlerische Landschaftsphotographien in reicher Anzahl hergestellt und zu Propagandazwecken aller Art verwendet. Durch Sonderausgaben internationaler illustrierter Zeitungen wurde manch wertvolle Spezialreklame geleistet. Ausländische Journalisten und Schriftsteller wurden eingeladen, einzeln oder gruppenweise die für den Fremdenverkehr hauptsächlich in Betracht kommenden Gebiete zu bereisen; auch sonst wurde eine innige Fühlungnahme mit der in- und ausländischen Presse sorgsam gepflegt. Selbstverständlich ließ es sich das Ministerium sehr angelegen sein, die Abhaltung internationaler Kongresse in Österreich anzuregen oder nach Kräften zu fördern. Im Ausland wurden Auskunfteien für den Reiseverkehr nach Österreich geschaffen. Internationale Ausstellungen wurden benützt, um in ihrem Rahmen Sonderausstellungen zur Propaganda der österreichischen Fremdenverkehrsgebiete zu veranstalten. Als sehr wirksam erwiesen sich im Auftrag oder mit Unterstützung des Eisenbahnministeriums im Ausland abgehaltene Lichtbildervorträge über besonders interessante Fremdenverkehrsgebiete Österreichs.
Durch eine Staatssubvention wurde schließlich der Zusammenschluß aller österreichischen Landesverbände für Fremdenverkehr zu einer Zentralkonferenz ermöglicht, die jeweils im Anschluß an die vom Eisenbahnministerium einberufenen Fremdenverkehrskonferenzen ihre Tagung abhielt.
Die Erfolge dieser mit den bescheidensten Mitteln durchgeführten Tätigkeit und das wachsende Verständnis der Öffentlichkeit für die hohe wirtschaftliche Bedeutung des Fremdenverkehrs brachten es mit sich, daß bei Gründung des Ministeriums für öffentliche Arbeiten im Jahre 1908 dort eine eigene staatliche Zentralstelle für die Förderung des Fremdenverkehrs errichtet wurde. Man ging dabei von dem Gedanken aus, daß diese für den Staatshaushalt und die Kronländer so wichtige Aktion noch von einem allgemeinerem Gesichtspunkt aus behandelt werden sollte, als von dem der allerdings hervorragend daran beteiligten Eisenbahnen. Zur Wahrung der Eisenbahninteressen blieb das Eisenbahnministerium ausschließlich berufen. Es ergab sich also eine Zweiteilung, die ein verständnisvolles Neben- und Miteinanderarbeiten der beiden Ministerien vorsah. Auch die der neuen staatlichen Zentralstelle obliegende Aufgabe mußte sich vorweg auf zwei Gebiete verteilen, auf die Ausgestaltung der Fremdenverkehrseinrichtungen im Inland und auf eine tatkräftige, umfassende Propaganda. In das Programm war ursprünglich eine ganze Reihe hochwichtiger Agenden aufgenommen, so die moralische und materielle Förderung des Kurorte- und Hotelwesens, des Straßen-, Wege- und Hüttenbaues, des öffentlichen Autoverkehres, des Schiffahrtwesens insbesondere auf den Binnenwässern u. a. m. Ebenso lag es nahe, die vom Eisenbahnministerium begonnene Organisation der Propaganda im Ausland entsprechend auszugestalten und auf alle Staaten auszudehnen, deren Reisepublikum für die österreichischen Fremdenverkehrsorte wesentlich in Betracht kommen konnte. Leider mußte man bei der Verfolgung dieser hochgesteckten, so sehr im wirtschaftlichen Interesse des Reiches gelegenen Ziele auf halbem Wege wieder innehalten, da die dafür vom Staate eingeräumten Geldmittel ganz unzulänglich waren.
Das von Österreich gegebene Beispiel der Einreihung der F. unter die Aufgaben der staatlichen Verwaltung hat in Frankreich teilweise Nachahmung gefunden. Auch sonst sind die Bestrebungen Österreichs auf diesem Gebiete für andere Staaten vorbildlich geworden, wie umgekehrt Österreich zahlreiche im Ausland bewährte Einrichtungen für sich übernommen hat.
Einen hohen Grad der Entwicklung haben diese Einrichtungen in der Schweiz erreicht. Hier ist die F. im wesentlichen auf drei neben- und miteinander wirkende Stellen verteilt: auf den Schweizer Hotelierverein, den Verband Schweizer Verkehrsvereine und Kommissionen sowie auf die Verwaltung der Bundesbahnen. Der Schweizer Hotelierverein, der über 2000 angesehene Hotels umfaßt, hat sich große Verdienste um die Ausgestaltung des Hotelwesens erworben und entfaltet gleichzeitig mit großen Mitteln eine überaus rege Propaganda. Ein Spezialgebiet seiner unermüdlichen Tätigkeit ist die Fremdenstatistik, die wohl in keinem anderen Lande so umfassend und zweckmäßig geführt wird. Sie bietet nicht nur ein ziemlich verläßliches Bild der Entwicklung des Hotelwesens, des Fremdenverkehrs und seiner Bedeutung für den nationalen Wohlstand, sondern gibt auch wertvolle Winke, wenn es irgendwo die lokalen Einrichtungen zu verbessern oder mit der Propaganda für ein bestimmtes Gebiet in dem einen oder dem andern Auslandstaat stärker einzusetzen gilt.
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