Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914.Die Streckbalken tragen unmittelbar die Fahrbahn. Bei einer Straßenbrücke ist dazu ein Bohlenbelag notwendig, der von in 0·9 bis 1·0 m Abstand liegenden Längsbalken unterstützt wird. Die Sprengwerke können aber einen größeren Abstand erhalten und wenden dann die zwischen ihnen liegenden Abb. 140. Überhöhtes Sprengwerk. Man wähle die Strebenneigung nicht flacher als etwa unter einem Winkel von 60° gegen die Lotrechte. Ist hierzu die Bauhöhe nicht vorhanden, so ordnet man ein überhöhtes Sprengwerk an, das entweder zum Teil oder ganz über die Fahrbahn gelegt wird (Abb. 140 und 141). Der Streckbalken wird dann an das Sprengwerk angehängt. An den Kreuzungspunkten von Streben und Streckbalken wird man Überplattungen dadurch vermeiden, daß entweder die Streben oder Streckbalken aus doppelten Balken ausgeführt werden. Wird das Sprengwerk ganz über die Fahrbahn gelegt, so stützen sich die Strebenfüße gegen die Enden des Streckträgers und es nimmt letzterer den Strebenschub auf. Das überhöhte Sprengwerk hat jedoch eine viel geringere seitliche Stabilität als unterhalb der Fahrbahn liegende Sprengwerke, da letztere durch Querverbände und durch die Fahrbahn gegenseitig abgesteift werden. Ist das überhöhte Sprengwerk über der Fahrbahn genügend hoch, so können die Sprengriegel gegeneinander verstrebt werden; jedenfalls ist bei überhöhten Sprengwerken auf die Verhinderung des seitlichen Ausknickens Bedacht zu nehmen. Die Streben, bzw. Streben und Sprengriegel stoßen gewöhnlich nur stumpf zusammen und sind durch Winkelbänder oder Klammern gegen seitliche Verschiebung gesichert. Für stärker beanspruchte und dauerhaftere Konstruktionen empfiehlt sich die Anwendung gußeiserner Schuhe. Bei gemauerten Widerlagern Abb. 141. Überhöhtes Sprengwerk. d) Fachwerksbrücken. Für Spannweiten über 30 m sind Sprengwerke wegen der großen Strebenlängen nicht mehr geeignet; es gelangen dann Fachwerksträger zur Anwendung. Ihre Vorläufer waren die hölzernen Gitterträger, die nach dem System Town zuerst in Amerika (um 1820) zur Ausführung kamen. Der Town'sche Träger (Abb. 142) ist ein engmaschiger Gitterträger. Seine Gurtungen Die Streckbalken tragen unmittelbar die Fahrbahn. Bei einer Straßenbrücke ist dazu ein Bohlenbelag notwendig, der von in 0·9 bis 1·0 m Abstand liegenden Längsbalken unterstützt wird. Die Sprengwerke können aber einen größeren Abstand erhalten und wenden dann die zwischen ihnen liegenden Abb. 140. Überhöhtes Sprengwerk. Man wähle die Strebenneigung nicht flacher als etwa unter einem Winkel von 60° gegen die Lotrechte. Ist hierzu die Bauhöhe nicht vorhanden, so ordnet man ein überhöhtes Sprengwerk an, das entweder zum Teil oder ganz über die Fahrbahn gelegt wird (Abb. 140 und 141). Der Streckbalken wird dann an das Sprengwerk angehängt. An den Kreuzungspunkten von Streben und Streckbalken wird man Überplattungen dadurch vermeiden, daß entweder die Streben oder Streckbalken aus doppelten Balken ausgeführt werden. Wird das Sprengwerk ganz über die Fahrbahn gelegt, so stützen sich die Strebenfüße gegen die Enden des Streckträgers und es nimmt letzterer den Strebenschub auf. Das überhöhte Sprengwerk hat jedoch eine viel geringere seitliche Stabilität als unterhalb der Fahrbahn liegende Sprengwerke, da letztere durch Querverbände und durch die Fahrbahn gegenseitig abgesteift werden. Ist das überhöhte Sprengwerk über der Fahrbahn genügend hoch, so können die Sprengriegel gegeneinander verstrebt werden; jedenfalls ist bei überhöhten Sprengwerken auf die Verhinderung des seitlichen Ausknickens Bedacht zu nehmen. Die Streben, bzw. Streben und Sprengriegel stoßen gewöhnlich nur stumpf zusammen und sind durch Winkelbänder oder Klammern gegen seitliche Verschiebung gesichert. Für stärker beanspruchte und dauerhaftere Konstruktionen empfiehlt sich die Anwendung gußeiserner Schuhe. Bei gemauerten Widerlagern Abb. 141. Überhöhtes Sprengwerk. d) Fachwerksbrücken. Für Spannweiten über 30 m sind Sprengwerke wegen der großen Strebenlängen nicht mehr geeignet; es gelangen dann Fachwerksträger zur Anwendung. Ihre Vorläufer waren die hölzernen Gitterträger, die nach dem System Town zuerst in Amerika (um 1820) zur Ausführung kamen. Der Town'sche Träger (Abb. 142) ist ein engmaschiger Gitterträger. Seine Gurtungen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p> <pb facs="#f0246" n="232"/> </p><lb/> <p>Die Streckbalken tragen unmittelbar die Fahrbahn. Bei einer Straßenbrücke ist dazu ein Bohlenbelag notwendig, der von in 0·9 bis 1·0 <hi rendition="#i">m</hi> Abstand liegenden Längsbalken unterstützt wird. 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Ist hierzu die Bauhöhe nicht vorhanden, so ordnet man ein überhöhtes Sprengwerk an, das entweder zum Teil oder ganz über die Fahrbahn gelegt wird (Abb. 140 und 141). Der Streckbalken wird dann an das Sprengwerk angehängt. An den Kreuzungspunkten von Streben und Streckbalken wird man Überplattungen dadurch vermeiden, daß entweder die Streben oder Streckbalken aus doppelten Balken ausgeführt werden. Wird das Sprengwerk ganz über die Fahrbahn gelegt, so stützen sich die Strebenfüße gegen die Enden des Streckträgers und es nimmt letzterer den Strebenschub auf. Das überhöhte Sprengwerk hat jedoch eine viel geringere seitliche Stabilität als unterhalb der Fahrbahn liegende Sprengwerke, da letztere durch Querverbände und durch die Fahrbahn gegenseitig abgesteift werden. 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Der Strebenfuß wird entweder in einer Mauernische oder, was vorzuziehen ist, auf einem Mauerabsatze gelagert, bei bleibenden Konstruktionen unter Verwendung gußeiserner Auflagerschuhe. Bei hölzernen Mittelpfeilern stützen sich die Streben auf mit den Jochpfählen verschraubte Gurthölzer, die bei größeren Sprengwerken aber noch direkt durch schräg gerammte Jochpfähle zu unterstützen sind. Für den Streckbalken werden einfache oder zusammengesetzte Holzbalken oder auch eiserne Walzträger verwendet.</p><lb/> <p><hi rendition="#i">d)</hi><hi rendition="#g">Fachwerksbrücken</hi>. Für Spannweiten über 30 <hi rendition="#i">m</hi> sind Sprengwerke wegen der großen Strebenlängen nicht mehr geeignet; es gelangen dann Fachwerksträger zur Anwendung. Ihre Vorläufer waren die hölzernen Gitterträger, die nach dem System Town zuerst in Amerika (um 1820) zur Ausführung kamen. Der Town'sche Träger (Abb. 142) ist ein engmaschiger Gitterträger. Seine Gurtungen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [232/0246]
Die Streckbalken tragen unmittelbar die Fahrbahn. Bei einer Straßenbrücke ist dazu ein Bohlenbelag notwendig, der von in 0·9 bis 1·0 m Abstand liegenden Längsbalken unterstützt wird. Die Sprengwerke können aber einen größeren Abstand erhalten und wenden dann die zwischen ihnen liegenden
[Abbildung Abb. 140. Überhöhtes Sprengwerk.
]
Längsbalken von Querbalken (Unterzügen) getragen, die in den Eckpunkten des Sprengwerkes angeordnet sind. Man verbindet ferner die Streben ungefähr in ihrer Mitte durch schräge Zangen mit dem Streckträger, vermindert hierdurch die freie Knicklänge der Streben und erzielt eine Aussteifung des Sprengwerks. Unter Umständen kann es auch notwendig werden, die Enden des Streckbalkens gegen Abheben durch eine Verankerung zu sichern.
Man wähle die Strebenneigung nicht flacher als etwa unter einem Winkel von 60° gegen die Lotrechte. Ist hierzu die Bauhöhe nicht vorhanden, so ordnet man ein überhöhtes Sprengwerk an, das entweder zum Teil oder ganz über die Fahrbahn gelegt wird (Abb. 140 und 141). Der Streckbalken wird dann an das Sprengwerk angehängt. An den Kreuzungspunkten von Streben und Streckbalken wird man Überplattungen dadurch vermeiden, daß entweder die Streben oder Streckbalken aus doppelten Balken ausgeführt werden. Wird das Sprengwerk ganz über die Fahrbahn gelegt, so stützen sich die Strebenfüße gegen die Enden des Streckträgers und es nimmt letzterer den Strebenschub auf. Das überhöhte Sprengwerk hat jedoch eine viel geringere seitliche Stabilität als unterhalb der Fahrbahn liegende Sprengwerke, da letztere durch Querverbände und durch die Fahrbahn gegenseitig abgesteift werden. Ist das überhöhte Sprengwerk über der Fahrbahn genügend hoch, so können die Sprengriegel gegeneinander verstrebt werden; jedenfalls ist bei überhöhten Sprengwerken auf die Verhinderung des seitlichen Ausknickens Bedacht zu nehmen.
Die Streben, bzw. Streben und Sprengriegel stoßen gewöhnlich nur stumpf zusammen und sind durch Winkelbänder oder Klammern gegen seitliche Verschiebung gesichert. Für stärker beanspruchte und dauerhaftere Konstruktionen empfiehlt sich die Anwendung gußeiserner Schuhe. Bei gemauerten Widerlagern
[Abbildung Abb. 141. Überhöhtes Sprengwerk.
]
oder Pfeilern sind in den Stützpunkten der Streben Quader anzuordnen. Der Strebenfuß wird entweder in einer Mauernische oder, was vorzuziehen ist, auf einem Mauerabsatze gelagert, bei bleibenden Konstruktionen unter Verwendung gußeiserner Auflagerschuhe. Bei hölzernen Mittelpfeilern stützen sich die Streben auf mit den Jochpfählen verschraubte Gurthölzer, die bei größeren Sprengwerken aber noch direkt durch schräg gerammte Jochpfähle zu unterstützen sind. Für den Streckbalken werden einfache oder zusammengesetzte Holzbalken oder auch eiserne Walzträger verwendet.
d) Fachwerksbrücken. Für Spannweiten über 30 m sind Sprengwerke wegen der großen Strebenlängen nicht mehr geeignet; es gelangen dann Fachwerksträger zur Anwendung. Ihre Vorläufer waren die hölzernen Gitterträger, die nach dem System Town zuerst in Amerika (um 1820) zur Ausführung kamen. Der Town'sche Träger (Abb. 142) ist ein engmaschiger Gitterträger. Seine Gurtungen
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