Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914.

Bild:
<< vorherige Seite

Prof. Stillmann hat einzelne Schichten des K. analysiert und gefunden, daß die der erhitzten Kesselwand zunächstliegende Schicht nur Spuren von Kohlensäure enthielt und hauptsächlich aus Hydraten bestand, während die mittlere Schicht sowohl Karbonate als auch Hydrate, dagegen die oberste äußerste Schicht nur Karbonate enthielt.

3. Ablagerung des K. Sein Einfluß auf die Rostbildung. Öffnet man einen Kessel nach kurzer Zeit der Außerbetriebsetzung, so sieht man die Wasseroberfläche mit einem oft hellen weißen Schaum bedeckt, der frisch ausgeschieden auf der Oberfläche schwimmt und erst allmählich sich an die Wände niederschlägt. Gewöhnlich steigt erst der Niederschlag in lockerer Form aufwärts und erst später sinken die gebildeten Flocken nieder, indem sie allmählich dichter und körniger werden und sich an die Wände anhängen.

Besichtigt man bei abgelassenem Kesselwasser das Kesselinnere durch die Auswaschlöcher des Stehkessels, so bemerkt man, namentlich bei schlechtem Wasser, auf der Feuerboxdecke einen Kesselsteinbelag von oft 3-4 mm Stärke, während an den Umbügen der Boxplatten sich dieser Belag vielfach zerrissen, abgesprungen und nur noch in Resten anliegend vorfindet. Das Blech macht nämlich an diesen Umbugstellen infolge der Temperaturänderungen Bewegungen, die das Abwerfen des K. bewirken. Solche Bewegungen werden auch als ein besonderer Vorteil der gewellten Lokomotiv- und Lokomobil-Feuerbüchsen von Maey & Haswell, sowie der Wellrohrfeuerbüchsen in Stabilkesseln angesehen.

An allen aus der Fläche der Feuerbüchsplatten hervorragenden Stellen, wie an Nieten, an Stehbolzen finden sich stärkere Ablagerungen, die namentlich an den Stehbolzen bedeutend werden können und dann meistens in mehreren Schichten schuppenförmig anliegen.

Weil die einzelnen Stoffe unter verschiedenen Bedingungen (bei verschiedenen Temperaturen, verschiedener Sättigung des Kesselwassers u. s. w.) ausfallen, so ist- es erklärlich, warum die Kesselsteinablagerungen oft verschiedene Schichtungen zeigen.

Diese Schichtungen können in der Farbe, in der Härte oder in der Form verschieden sein.

Die Farbe wechselt vom hellen bis zum schmutzigen Weiß, sie kann grau, gelblich oder braun sein. Weiße Kesselsteinablagerungen höckeriger Natur deuten auf Kalk, glatte Niederschläge auf Gips, milde Niederschläge geringer Härte auf Magnesia, braune auf Beimengungen erdiger Natur oder auf Eisengehalt.

Werden Lokomotivkessel, nachdem die Rohre entfernt sind, befahren, so zeigt sich (bei Verwendung von einem einigermaßen K. bildenden Speisewasser) das Kesselinnere bis zu der Wasserlinie mit K. belegt.

Knapp unter der Wasserlinie finden sich oft große Flächen der Kesselsteinhaut abgesprungen. Einzelne Abteilungen dieser von K. freien Flächen sind mit einem Anflug neuen K. bedeckt, andere zeigen die blanke Eisenhaut und auf ihr einzelne Rostflecke, in deren Mitte sich meist eine kleine Erhöhung (Rauhigkeit) findet, die von konzentrischen Rostkreisen umgeben ist.

Von den mit dem neuen Kesselsteinanflug bedeckten Teilen der Kesseloberfläche ist offenbar die alte Kesselsteinhaut noch während der Zeit, als der Kessel unter Dampf stand, abgefallen, während sie von den blank gebliebenen Teilen erst beim oder nach dem Ablassen des warmen Wassers abgesprungen ist.

Die Kesselsteinablagerungen vorne bei der eisernen Rohrwand, also in der Nähe der Speiseköpfe und in der Nähe des Kesselbauches, zeigen sich mürbe und erdig, weiter rückwärts, dann an den Feuerboxwänden selbst, sowie in der Nähe der Wasserlinie dagegen härter und spröder und je nach der Beschaffenheit des Speisewassers blätterig, geschichtet oder massig. Am meisten sind den Verlegungen durch K. ausgesetzt die Wasserräume ober und unter der Heiztüre, die mittleren Teile der Wasserräume an den Stehkesselseiten und Vorderwandplatten, sowie die Zwischenräume zwischen den Feuerrohren, namentlich an der Feuerbüchsrohrwand, wo sie bei schlechtem Wasser oft Kesselsteinablagerungen beträchtlicher Dicke (bis 300 mm Stärke) ergeben.

Dagegen sind die Wasserräume zwischen dem Stehkesselfußring und der nächstgelegenen Stehbolzenreihe gewöhnlich kesselsteinfrei, da an diesen tiefsten Stellen das beim Auswaschen kräftig durchfließende Wasser die Ablagerungen leichter wegspült und diese Räume durch den Auswaschdraht bestrichen werden.

An mehr oder weniger zahlreichen Stellen der Kesselwandungen finden sich auf der Kesselsteinhaut rötliche Flecke, die meist kreisrunde, oft aber auch andere unregelmäßige Grundformen zeigen.

Entlang der Stemmnähte, entlang des Umfanges der eisernen Rohrwand und an den Rohrstegen derselben, die zwischen den beiden äußeren lotrechten Rohrreihen liegen, weiters in den äußersten lotrechten Reihen und den obersten wagrechten Reihen der Stehbolzen, von einem zum andern, dann

Prof. Stillmann hat einzelne Schichten des K. analysiert und gefunden, daß die der erhitzten Kesselwand zunächstliegende Schicht nur Spuren von Kohlensäure enthielt und hauptsächlich aus Hydraten bestand, während die mittlere Schicht sowohl Karbonate als auch Hydrate, dagegen die oberste äußerste Schicht nur Karbonate enthielt.

3. Ablagerung des K. Sein Einfluß auf die Rostbildung. Öffnet man einen Kessel nach kurzer Zeit der Außerbetriebsetzung, so sieht man die Wasseroberfläche mit einem oft hellen weißen Schaum bedeckt, der frisch ausgeschieden auf der Oberfläche schwimmt und erst allmählich sich an die Wände niederschlägt. Gewöhnlich steigt erst der Niederschlag in lockerer Form aufwärts und erst später sinken die gebildeten Flocken nieder, indem sie allmählich dichter und körniger werden und sich an die Wände anhängen.

Besichtigt man bei abgelassenem Kesselwasser das Kesselinnere durch die Auswaschlöcher des Stehkessels, so bemerkt man, namentlich bei schlechtem Wasser, auf der Feuerboxdecke einen Kesselsteinbelag von oft 3–4 mm Stärke, während an den Umbügen der Boxplatten sich dieser Belag vielfach zerrissen, abgesprungen und nur noch in Resten anliegend vorfindet. Das Blech macht nämlich an diesen Umbugstellen infolge der Temperaturänderungen Bewegungen, die das Abwerfen des K. bewirken. Solche Bewegungen werden auch als ein besonderer Vorteil der gewellten Lokomotiv- und Lokomobil-Feuerbüchsen von Maey & Haswell, sowie der Wellrohrfeuerbüchsen in Stabilkesseln angesehen.

An allen aus der Fläche der Feuerbüchsplatten hervorragenden Stellen, wie an Nieten, an Stehbolzen finden sich stärkere Ablagerungen, die namentlich an den Stehbolzen bedeutend werden können und dann meistens in mehreren Schichten schuppenförmig anliegen.

Weil die einzelnen Stoffe unter verschiedenen Bedingungen (bei verschiedenen Temperaturen, verschiedener Sättigung des Kesselwassers u. s. w.) ausfallen, so ist- es erklärlich, warum die Kesselsteinablagerungen oft verschiedene Schichtungen zeigen.

Diese Schichtungen können in der Farbe, in der Härte oder in der Form verschieden sein.

Die Farbe wechselt vom hellen bis zum schmutzigen Weiß, sie kann grau, gelblich oder braun sein. Weiße Kesselsteinablagerungen höckeriger Natur deuten auf Kalk, glatte Niederschläge auf Gips, milde Niederschläge geringer Härte auf Magnesia, braune auf Beimengungen erdiger Natur oder auf Eisengehalt.

Werden Lokomotivkessel, nachdem die Rohre entfernt sind, befahren, so zeigt sich (bei Verwendung von einem einigermaßen K. bildenden Speisewasser) das Kesselinnere bis zu der Wasserlinie mit K. belegt.

Knapp unter der Wasserlinie finden sich oft große Flächen der Kesselsteinhaut abgesprungen. Einzelne Abteilungen dieser von K. freien Flächen sind mit einem Anflug neuen K. bedeckt, andere zeigen die blanke Eisenhaut und auf ihr einzelne Rostflecke, in deren Mitte sich meist eine kleine Erhöhung (Rauhigkeit) findet, die von konzentrischen Rostkreisen umgeben ist.

Von den mit dem neuen Kesselsteinanflug bedeckten Teilen der Kesseloberfläche ist offenbar die alte Kesselsteinhaut noch während der Zeit, als der Kessel unter Dampf stand, abgefallen, während sie von den blank gebliebenen Teilen erst beim oder nach dem Ablassen des warmen Wassers abgesprungen ist.

Die Kesselsteinablagerungen vorne bei der eisernen Rohrwand, also in der Nähe der Speiseköpfe und in der Nähe des Kesselbauches, zeigen sich mürbe und erdig, weiter rückwärts, dann an den Feuerboxwänden selbst, sowie in der Nähe der Wasserlinie dagegen härter und spröder und je nach der Beschaffenheit des Speisewassers blätterig, geschichtet oder massig. Am meisten sind den Verlegungen durch K. ausgesetzt die Wasserräume ober und unter der Heiztüre, die mittleren Teile der Wasserräume an den Stehkesselseiten und Vorderwandplatten, sowie die Zwischenräume zwischen den Feuerrohren, namentlich an der Feuerbüchsrohrwand, wo sie bei schlechtem Wasser oft Kesselsteinablagerungen beträchtlicher Dicke (bis 300 mm Stärke) ergeben.

Dagegen sind die Wasserräume zwischen dem Stehkesselfußring und der nächstgelegenen Stehbolzenreihe gewöhnlich kesselsteinfrei, da an diesen tiefsten Stellen das beim Auswaschen kräftig durchfließende Wasser die Ablagerungen leichter wegspült und diese Räume durch den Auswaschdraht bestrichen werden.

An mehr oder weniger zahlreichen Stellen der Kesselwandungen finden sich auf der Kesselsteinhaut rötliche Flecke, die meist kreisrunde, oft aber auch andere unregelmäßige Grundformen zeigen.

Entlang der Stemmnähte, entlang des Umfanges der eisernen Rohrwand und an den Rohrstegen derselben, die zwischen den beiden äußeren lotrechten Rohrreihen liegen, weiters in den äußersten lotrechten Reihen und den obersten wagrechten Reihen der Stehbolzen, von einem zum andern, dann

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0358" n="341"/>
          <p>Prof. Stillmann hat einzelne Schichten des K. analysiert und gefunden, daß die der erhitzten Kesselwand zunächstliegende Schicht nur Spuren von Kohlensäure enthielt und hauptsächlich aus Hydraten bestand, während die mittlere Schicht sowohl Karbonate als auch Hydrate, dagegen die oberste äußerste Schicht nur Karbonate enthielt.</p><lb/>
          <p>3. <hi rendition="#g">Ablagerung des K. Sein Einfluß auf die Rostbildung</hi>. Öffnet man einen Kessel nach kurzer Zeit der Außerbetriebsetzung, so sieht man die Wasseroberfläche mit einem oft hellen weißen Schaum bedeckt, der frisch ausgeschieden auf der Oberfläche schwimmt und erst allmählich sich an die Wände niederschlägt. Gewöhnlich steigt erst der Niederschlag in lockerer Form aufwärts und erst später sinken die gebildeten Flocken nieder, indem sie allmählich dichter und körniger werden und sich an die Wände anhängen.</p><lb/>
          <p>Besichtigt man bei abgelassenem Kesselwasser das Kesselinnere durch die Auswaschlöcher des Stehkessels, so bemerkt man, namentlich bei schlechtem Wasser, auf der Feuerboxdecke einen Kesselsteinbelag von oft 3&#x2013;4 <hi rendition="#i">mm</hi> Stärke, während an den Umbügen der Boxplatten sich dieser Belag vielfach zerrissen, abgesprungen und nur noch in Resten anliegend vorfindet. Das Blech macht nämlich an diesen Umbugstellen infolge der Temperaturänderungen Bewegungen, die das Abwerfen des K. bewirken. Solche Bewegungen werden auch als ein besonderer Vorteil der gewellten Lokomotiv- und Lokomobil-Feuerbüchsen von Maey &amp; Haswell, sowie der Wellrohrfeuerbüchsen in Stabilkesseln angesehen.</p><lb/>
          <p>An allen aus der Fläche der Feuerbüchsplatten hervorragenden Stellen, wie an Nieten, an Stehbolzen finden sich stärkere Ablagerungen, die namentlich an den Stehbolzen bedeutend werden können und dann meistens in mehreren Schichten schuppenförmig anliegen.</p><lb/>
          <p>Weil die einzelnen Stoffe unter verschiedenen Bedingungen (bei verschiedenen Temperaturen, verschiedener Sättigung des Kesselwassers u. s. w.) ausfallen, so ist- es erklärlich, warum die Kesselsteinablagerungen oft verschiedene Schichtungen zeigen.</p><lb/>
          <p>Diese Schichtungen können in der Farbe, in der Härte oder in der Form verschieden sein.</p><lb/>
          <p>Die Farbe wechselt vom hellen bis zum schmutzigen Weiß, sie kann grau, gelblich oder braun sein. Weiße Kesselsteinablagerungen höckeriger Natur deuten auf Kalk, glatte Niederschläge auf Gips, milde Niederschläge geringer Härte auf Magnesia, braune auf Beimengungen erdiger Natur oder auf Eisengehalt.</p><lb/>
          <p>Werden Lokomotivkessel, nachdem die Rohre entfernt sind, befahren, so zeigt sich (bei Verwendung von einem einigermaßen K. bildenden Speisewasser) das Kesselinnere bis zu der Wasserlinie mit K. belegt.</p><lb/>
          <p>Knapp unter der Wasserlinie finden sich oft große Flächen der Kesselsteinhaut abgesprungen. Einzelne Abteilungen dieser von K. freien Flächen sind mit einem Anflug neuen K. bedeckt, andere zeigen die blanke Eisenhaut und auf ihr einzelne Rostflecke, in deren Mitte sich meist eine kleine Erhöhung (Rauhigkeit) findet, die von konzentrischen Rostkreisen umgeben ist.</p><lb/>
          <p>Von den mit dem neuen Kesselsteinanflug bedeckten Teilen der Kesseloberfläche ist offenbar die alte Kesselsteinhaut noch während der Zeit, als der Kessel unter Dampf stand, abgefallen, während sie von den blank gebliebenen Teilen erst beim oder nach dem Ablassen des warmen Wassers abgesprungen ist.</p><lb/>
          <p>Die Kesselsteinablagerungen vorne bei der eisernen Rohrwand, also in der Nähe der Speiseköpfe und in der Nähe des Kesselbauches, zeigen sich mürbe und erdig, weiter rückwärts, dann an den Feuerboxwänden selbst, sowie in der Nähe der Wasserlinie dagegen härter und spröder und je nach der Beschaffenheit des Speisewassers blätterig, geschichtet oder massig. Am meisten sind den Verlegungen durch K. ausgesetzt die Wasserräume ober und unter der Heiztüre, die mittleren Teile der Wasserräume an den Stehkesselseiten und Vorderwandplatten, sowie die Zwischenräume zwischen den Feuerrohren, namentlich an der Feuerbüchsrohrwand, wo sie bei schlechtem Wasser oft Kesselsteinablagerungen beträchtlicher Dicke (bis 300 <hi rendition="#i">mm</hi> Stärke) ergeben.</p><lb/>
          <p>Dagegen sind die Wasserräume zwischen dem Stehkesselfußring und der nächstgelegenen Stehbolzenreihe gewöhnlich kesselsteinfrei, da an diesen tiefsten Stellen das beim Auswaschen kräftig durchfließende Wasser die Ablagerungen leichter wegspült und diese Räume durch den Auswaschdraht bestrichen werden.</p><lb/>
          <p>An mehr oder weniger zahlreichen Stellen der Kesselwandungen finden sich auf der Kesselsteinhaut rötliche Flecke, die meist kreisrunde, oft aber auch andere unregelmäßige Grundformen zeigen.</p><lb/>
          <p>Entlang der Stemmnähte, entlang des Umfanges der eisernen Rohrwand und an den Rohrstegen derselben, die zwischen den beiden äußeren lotrechten Rohrreihen liegen, weiters in den äußersten lotrechten Reihen und den obersten wagrechten Reihen der Stehbolzen, von einem zum andern, dann
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[341/0358] Prof. Stillmann hat einzelne Schichten des K. analysiert und gefunden, daß die der erhitzten Kesselwand zunächstliegende Schicht nur Spuren von Kohlensäure enthielt und hauptsächlich aus Hydraten bestand, während die mittlere Schicht sowohl Karbonate als auch Hydrate, dagegen die oberste äußerste Schicht nur Karbonate enthielt. 3. Ablagerung des K. Sein Einfluß auf die Rostbildung. Öffnet man einen Kessel nach kurzer Zeit der Außerbetriebsetzung, so sieht man die Wasseroberfläche mit einem oft hellen weißen Schaum bedeckt, der frisch ausgeschieden auf der Oberfläche schwimmt und erst allmählich sich an die Wände niederschlägt. Gewöhnlich steigt erst der Niederschlag in lockerer Form aufwärts und erst später sinken die gebildeten Flocken nieder, indem sie allmählich dichter und körniger werden und sich an die Wände anhängen. Besichtigt man bei abgelassenem Kesselwasser das Kesselinnere durch die Auswaschlöcher des Stehkessels, so bemerkt man, namentlich bei schlechtem Wasser, auf der Feuerboxdecke einen Kesselsteinbelag von oft 3–4 mm Stärke, während an den Umbügen der Boxplatten sich dieser Belag vielfach zerrissen, abgesprungen und nur noch in Resten anliegend vorfindet. Das Blech macht nämlich an diesen Umbugstellen infolge der Temperaturänderungen Bewegungen, die das Abwerfen des K. bewirken. Solche Bewegungen werden auch als ein besonderer Vorteil der gewellten Lokomotiv- und Lokomobil-Feuerbüchsen von Maey & Haswell, sowie der Wellrohrfeuerbüchsen in Stabilkesseln angesehen. An allen aus der Fläche der Feuerbüchsplatten hervorragenden Stellen, wie an Nieten, an Stehbolzen finden sich stärkere Ablagerungen, die namentlich an den Stehbolzen bedeutend werden können und dann meistens in mehreren Schichten schuppenförmig anliegen. Weil die einzelnen Stoffe unter verschiedenen Bedingungen (bei verschiedenen Temperaturen, verschiedener Sättigung des Kesselwassers u. s. w.) ausfallen, so ist- es erklärlich, warum die Kesselsteinablagerungen oft verschiedene Schichtungen zeigen. Diese Schichtungen können in der Farbe, in der Härte oder in der Form verschieden sein. Die Farbe wechselt vom hellen bis zum schmutzigen Weiß, sie kann grau, gelblich oder braun sein. Weiße Kesselsteinablagerungen höckeriger Natur deuten auf Kalk, glatte Niederschläge auf Gips, milde Niederschläge geringer Härte auf Magnesia, braune auf Beimengungen erdiger Natur oder auf Eisengehalt. Werden Lokomotivkessel, nachdem die Rohre entfernt sind, befahren, so zeigt sich (bei Verwendung von einem einigermaßen K. bildenden Speisewasser) das Kesselinnere bis zu der Wasserlinie mit K. belegt. Knapp unter der Wasserlinie finden sich oft große Flächen der Kesselsteinhaut abgesprungen. Einzelne Abteilungen dieser von K. freien Flächen sind mit einem Anflug neuen K. bedeckt, andere zeigen die blanke Eisenhaut und auf ihr einzelne Rostflecke, in deren Mitte sich meist eine kleine Erhöhung (Rauhigkeit) findet, die von konzentrischen Rostkreisen umgeben ist. Von den mit dem neuen Kesselsteinanflug bedeckten Teilen der Kesseloberfläche ist offenbar die alte Kesselsteinhaut noch während der Zeit, als der Kessel unter Dampf stand, abgefallen, während sie von den blank gebliebenen Teilen erst beim oder nach dem Ablassen des warmen Wassers abgesprungen ist. Die Kesselsteinablagerungen vorne bei der eisernen Rohrwand, also in der Nähe der Speiseköpfe und in der Nähe des Kesselbauches, zeigen sich mürbe und erdig, weiter rückwärts, dann an den Feuerboxwänden selbst, sowie in der Nähe der Wasserlinie dagegen härter und spröder und je nach der Beschaffenheit des Speisewassers blätterig, geschichtet oder massig. Am meisten sind den Verlegungen durch K. ausgesetzt die Wasserräume ober und unter der Heiztüre, die mittleren Teile der Wasserräume an den Stehkesselseiten und Vorderwandplatten, sowie die Zwischenräume zwischen den Feuerrohren, namentlich an der Feuerbüchsrohrwand, wo sie bei schlechtem Wasser oft Kesselsteinablagerungen beträchtlicher Dicke (bis 300 mm Stärke) ergeben. Dagegen sind die Wasserräume zwischen dem Stehkesselfußring und der nächstgelegenen Stehbolzenreihe gewöhnlich kesselsteinfrei, da an diesen tiefsten Stellen das beim Auswaschen kräftig durchfließende Wasser die Ablagerungen leichter wegspült und diese Räume durch den Auswaschdraht bestrichen werden. An mehr oder weniger zahlreichen Stellen der Kesselwandungen finden sich auf der Kesselsteinhaut rötliche Flecke, die meist kreisrunde, oft aber auch andere unregelmäßige Grundformen zeigen. Entlang der Stemmnähte, entlang des Umfanges der eisernen Rohrwand und an den Rohrstegen derselben, die zwischen den beiden äußeren lotrechten Rohrreihen liegen, weiters in den äußersten lotrechten Reihen und den obersten wagrechten Reihen der Stehbolzen, von einem zum andern, dann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-06-17T17:32:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-06-17T17:32:44Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Spaltenumbrüche sind nicht markiert. Wiederholungszeichen (") wurden aufgelöst. Komplexe Formeln und Tabellen sind als Grafiken wiedergegeben.

Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen06_1914
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen06_1914/358
Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen06_1914/358>, abgerufen am 22.11.2024.