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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914.

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oder auf Grund von Skizzen und Kostenüberschlägen festgestellt werden. Als Beispiele solcher Leistungen mag das Wasserschöpfen in den Baugruben genannt werden oder die Herstellung von Hilfsgerüsten, deren Anordnung je nach dem Arbeitsbetrieb sich verschieden gestalten kann, Vorkehrungen für Aufrechthaltung von öffentlichen oder privaten Verkehrswegen u. dgl. Pauschalbeträge werden bei Bahnbauten in der Regel auch für die einzelnen Hochbauten ausgewiesen.

Das Preisverzeichnis ist eine übersichtliche Zusammenstellung der für ein zu veranschlagendes Bauwerk in Betracht kommenden Einheitspreise und bildet die meisten Schwierigkeiten bei Aufstellung des K. Insbesondere sind hierbei jene Umstände in Erwägung zu ziehen, die eine Änderung der Preise noch während der Bauausführung nach sich ziehen können.

Die Einheitspreise selbst sind das Ergebnis der Preisentwicklung, zu deren Ermittlung ein hohes Maß von Erfahrung gehört. Neben den Einheitspreisen der für eine zusammengesetzte Leistung erforderlichen Baustoffe und der mit diesen vorzunehmenden Arbeiten muß man ihre hierzu nötige Menge und den Umfang der Einzelleistungen kennen; man muß weiter wissen, welcher Abfall an den Baustoffen etwa bei der Ausführung der Arbeiten erwächst, welches die dabei zu erwartende Abnutzung der Werkzeuge und Geräte sein wird, welche Kosten die erforderliche technische Beaufsichtigung der Arbeiten verursacht, welcher Nutzen für den Unternehmer der Arbeit zu rechnen ist, u. dgl.

Vor Beginn der Preisentwicklung empfiehlt es sich, mehrere Zusammenstellungen anzulegen, nämlich ein Verzeichnis der Baustoffe, ein Löhnungsverzeichnis und eine Förderkostentabelle.

Das Verzeichnis der Baustoffe enthält die Marktpreise aller in Frage kommenden Baustoffe, wie sie in Fabriken, bei Geschäftsleuten u. s. w. in Erfahrung gebracht werden können, die Bezugsorte dieser Baustoffe, Angaben über die Entfernung der Bezugsorte von der Baustelle oder dem Sitz der Bauverwaltung und über die Art und Beschaffenheit der bestehenden Zufuhrwege, endlich besondere Bemerkungen über die Güte, Art der Gewinnung, Erfahrungen bei Verwendung der Baustoffe u. dgl., die von Bedeutung für deren Wahl sein können.

Im Löhnungsverzeichnis werden die ortsüblichen Löhne für einheimische und fremde Arbeiter eingetragen, u. zw. für einen Polier oder Aufseher, Steinmetz, Maurer, Zimmermann, Deichgräber, Handlanger oder Taglöhner u. s. w., außerdem die Kosten aller in der Gegend vorkommenden Arten von Fuhrwerken. Bezüglich dieser Löhne ist zu überlegen, welchen Einfluß die gesteigerte Nachfrage oder sonstige Umstände haben könnten, und es sind hiernach die dem Anschlag zu grunde zu legenden Lohnsätze festzustellen.

Die Förderkostentabelle endlich enthält die Kosten für die Förderung der körperlichen Einheiten ungebundener oder gebundener Erdmassen bei Verwendung der verschiedenen Fördermittel (s. d.) für die vorkommenden Entfernungen (s. Erdarbeiten, Bd. IV, S. 374 ff.), desgleichen für die Einheit Bauholz und Bausteine und allenfalls auch die Kosten für den Erdtransport aus Baugruben. Mit Zugrundelegung der drei genannten Verzeichnisse wird dann die Entwicklung der Preise für alle vorkommenden zusammengesetzten Leistungen vorgenommen und der entsprechende Auszug bildet, wie oben bemerkt, den vierten Teil des K.

Der fünfte Teil, die Kostenberechnung, liefert endlich die für das zu veranschlagende Bauwerk erforderliche Kostensumme, indem man unter Festhaltung der früheren Gliederung und Reihenfolge die Arbeitsmengen aus den "Vorausmaßen" mit den Einheitspreisen des "Preisverzeichnisses" zusammensetzt und schließlich noch gewisse Prozente für unvorhergesehene Fälle und unter Umständen auch für technische Aufsicht zuschlägt.

Bei Eisenbahnbauten vergeht gewöhnlich eine Reihe von Jahren zwischen der Erstellung des K. und der Inangriffnahme der Bauarbeiten selbst. Diesem Umstande in der Kostenaufstellung in ausreichendem Maße Rechnung zu tragen ist kaum möglich, weil für die Schwankungen der Baustoffpreise sowie für die stets wachsenden Arbeitslöhne keine zuverlässigen Annahmen getroffen werden können. Inwieweit durch den geplanten oder bereits in Angriff genommenen Bahnbau Preissteigerungen hervorgerufen werden, entzieht sich jeder rechnungsmäßigen Vorherbestimmung.

Alle diese Umstände im Verein mit unvorherzusehenden Bauschwierigkeiten, wie großen Rutschungen, Wetter- und Wasserkatastrophen in Tunneln u. s. w., haben wiederholt zu bedeutenden Überschreitungen der veranschlagten Kosten geführt, so bei der Gotthardbahn, bei den österreichischen Alpenbahnen u. a. Namentlich die großen Tunnelbauten haben größere als die vorgesehenen Beträge verschlungen.

Literatur: S. Manger: Hilfsbuch zur Anfertigung von Bauvoranschlägen, Berlin 1884. - Schwatls

oder auf Grund von Skizzen und Kostenüberschlägen festgestellt werden. Als Beispiele solcher Leistungen mag das Wasserschöpfen in den Baugruben genannt werden oder die Herstellung von Hilfsgerüsten, deren Anordnung je nach dem Arbeitsbetrieb sich verschieden gestalten kann, Vorkehrungen für Aufrechthaltung von öffentlichen oder privaten Verkehrswegen u. dgl. Pauschalbeträge werden bei Bahnbauten in der Regel auch für die einzelnen Hochbauten ausgewiesen.

Das Preisverzeichnis ist eine übersichtliche Zusammenstellung der für ein zu veranschlagendes Bauwerk in Betracht kommenden Einheitspreise und bildet die meisten Schwierigkeiten bei Aufstellung des K. Insbesondere sind hierbei jene Umstände in Erwägung zu ziehen, die eine Änderung der Preise noch während der Bauausführung nach sich ziehen können.

Die Einheitspreise selbst sind das Ergebnis der Preisentwicklung, zu deren Ermittlung ein hohes Maß von Erfahrung gehört. Neben den Einheitspreisen der für eine zusammengesetzte Leistung erforderlichen Baustoffe und der mit diesen vorzunehmenden Arbeiten muß man ihre hierzu nötige Menge und den Umfang der Einzelleistungen kennen; man muß weiter wissen, welcher Abfall an den Baustoffen etwa bei der Ausführung der Arbeiten erwächst, welches die dabei zu erwartende Abnutzung der Werkzeuge und Geräte sein wird, welche Kosten die erforderliche technische Beaufsichtigung der Arbeiten verursacht, welcher Nutzen für den Unternehmer der Arbeit zu rechnen ist, u. dgl.

Vor Beginn der Preisentwicklung empfiehlt es sich, mehrere Zusammenstellungen anzulegen, nämlich ein Verzeichnis der Baustoffe, ein Löhnungsverzeichnis und eine Förderkostentabelle.

Das Verzeichnis der Baustoffe enthält die Marktpreise aller in Frage kommenden Baustoffe, wie sie in Fabriken, bei Geschäftsleuten u. s. w. in Erfahrung gebracht werden können, die Bezugsorte dieser Baustoffe, Angaben über die Entfernung der Bezugsorte von der Baustelle oder dem Sitz der Bauverwaltung und über die Art und Beschaffenheit der bestehenden Zufuhrwege, endlich besondere Bemerkungen über die Güte, Art der Gewinnung, Erfahrungen bei Verwendung der Baustoffe u. dgl., die von Bedeutung für deren Wahl sein können.

Im Löhnungsverzeichnis werden die ortsüblichen Löhne für einheimische und fremde Arbeiter eingetragen, u. zw. für einen Polier oder Aufseher, Steinmetz, Maurer, Zimmermann, Deichgräber, Handlanger oder Taglöhner u. s. w., außerdem die Kosten aller in der Gegend vorkommenden Arten von Fuhrwerken. Bezüglich dieser Löhne ist zu überlegen, welchen Einfluß die gesteigerte Nachfrage oder sonstige Umstände haben könnten, und es sind hiernach die dem Anschlag zu grunde zu legenden Lohnsätze festzustellen.

Die Förderkostentabelle endlich enthält die Kosten für die Förderung der körperlichen Einheiten ungebundener oder gebundener Erdmassen bei Verwendung der verschiedenen Fördermittel (s. d.) für die vorkommenden Entfernungen (s. Erdarbeiten, Bd. IV, S. 374 ff.), desgleichen für die Einheit Bauholz und Bausteine und allenfalls auch die Kosten für den Erdtransport aus Baugruben. Mit Zugrundelegung der drei genannten Verzeichnisse wird dann die Entwicklung der Preise für alle vorkommenden zusammengesetzten Leistungen vorgenommen und der entsprechende Auszug bildet, wie oben bemerkt, den vierten Teil des K.

Der fünfte Teil, die Kostenberechnung, liefert endlich die für das zu veranschlagende Bauwerk erforderliche Kostensumme, indem man unter Festhaltung der früheren Gliederung und Reihenfolge die Arbeitsmengen aus den „Vorausmaßen“ mit den Einheitspreisen des „Preisverzeichnisses“ zusammensetzt und schließlich noch gewisse Prozente für unvorhergesehene Fälle und unter Umständen auch für technische Aufsicht zuschlägt.

Bei Eisenbahnbauten vergeht gewöhnlich eine Reihe von Jahren zwischen der Erstellung des K. und der Inangriffnahme der Bauarbeiten selbst. Diesem Umstande in der Kostenaufstellung in ausreichendem Maße Rechnung zu tragen ist kaum möglich, weil für die Schwankungen der Baustoffpreise sowie für die stets wachsenden Arbeitslöhne keine zuverlässigen Annahmen getroffen werden können. Inwieweit durch den geplanten oder bereits in Angriff genommenen Bahnbau Preissteigerungen hervorgerufen werden, entzieht sich jeder rechnungsmäßigen Vorherbestimmung.

Alle diese Umstände im Verein mit unvorherzusehenden Bauschwierigkeiten, wie großen Rutschungen, Wetter- und Wasserkatastrophen in Tunneln u. s. w., haben wiederholt zu bedeutenden Überschreitungen der veranschlagten Kosten geführt, so bei der Gotthardbahn, bei den österreichischen Alpenbahnen u. a. Namentlich die großen Tunnelbauten haben größere als die vorgesehenen Beträge verschlungen.

Literatur: S. Manger: Hilfsbuch zur Anfertigung von Bauvoranschlägen, Berlin 1884. – Schwatls

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[414/0431] oder auf Grund von Skizzen und Kostenüberschlägen festgestellt werden. Als Beispiele solcher Leistungen mag das Wasserschöpfen in den Baugruben genannt werden oder die Herstellung von Hilfsgerüsten, deren Anordnung je nach dem Arbeitsbetrieb sich verschieden gestalten kann, Vorkehrungen für Aufrechthaltung von öffentlichen oder privaten Verkehrswegen u. dgl. Pauschalbeträge werden bei Bahnbauten in der Regel auch für die einzelnen Hochbauten ausgewiesen. Das Preisverzeichnis ist eine übersichtliche Zusammenstellung der für ein zu veranschlagendes Bauwerk in Betracht kommenden Einheitspreise und bildet die meisten Schwierigkeiten bei Aufstellung des K. Insbesondere sind hierbei jene Umstände in Erwägung zu ziehen, die eine Änderung der Preise noch während der Bauausführung nach sich ziehen können. Die Einheitspreise selbst sind das Ergebnis der Preisentwicklung, zu deren Ermittlung ein hohes Maß von Erfahrung gehört. Neben den Einheitspreisen der für eine zusammengesetzte Leistung erforderlichen Baustoffe und der mit diesen vorzunehmenden Arbeiten muß man ihre hierzu nötige Menge und den Umfang der Einzelleistungen kennen; man muß weiter wissen, welcher Abfall an den Baustoffen etwa bei der Ausführung der Arbeiten erwächst, welches die dabei zu erwartende Abnutzung der Werkzeuge und Geräte sein wird, welche Kosten die erforderliche technische Beaufsichtigung der Arbeiten verursacht, welcher Nutzen für den Unternehmer der Arbeit zu rechnen ist, u. dgl. Vor Beginn der Preisentwicklung empfiehlt es sich, mehrere Zusammenstellungen anzulegen, nämlich ein Verzeichnis der Baustoffe, ein Löhnungsverzeichnis und eine Förderkostentabelle. Das Verzeichnis der Baustoffe enthält die Marktpreise aller in Frage kommenden Baustoffe, wie sie in Fabriken, bei Geschäftsleuten u. s. w. in Erfahrung gebracht werden können, die Bezugsorte dieser Baustoffe, Angaben über die Entfernung der Bezugsorte von der Baustelle oder dem Sitz der Bauverwaltung und über die Art und Beschaffenheit der bestehenden Zufuhrwege, endlich besondere Bemerkungen über die Güte, Art der Gewinnung, Erfahrungen bei Verwendung der Baustoffe u. dgl., die von Bedeutung für deren Wahl sein können. Im Löhnungsverzeichnis werden die ortsüblichen Löhne für einheimische und fremde Arbeiter eingetragen, u. zw. für einen Polier oder Aufseher, Steinmetz, Maurer, Zimmermann, Deichgräber, Handlanger oder Taglöhner u. s. w., außerdem die Kosten aller in der Gegend vorkommenden Arten von Fuhrwerken. Bezüglich dieser Löhne ist zu überlegen, welchen Einfluß die gesteigerte Nachfrage oder sonstige Umstände haben könnten, und es sind hiernach die dem Anschlag zu grunde zu legenden Lohnsätze festzustellen. Die Förderkostentabelle endlich enthält die Kosten für die Förderung der körperlichen Einheiten ungebundener oder gebundener Erdmassen bei Verwendung der verschiedenen Fördermittel (s. d.) für die vorkommenden Entfernungen (s. Erdarbeiten, Bd. IV, S. 374 ff.), desgleichen für die Einheit Bauholz und Bausteine und allenfalls auch die Kosten für den Erdtransport aus Baugruben. Mit Zugrundelegung der drei genannten Verzeichnisse wird dann die Entwicklung der Preise für alle vorkommenden zusammengesetzten Leistungen vorgenommen und der entsprechende Auszug bildet, wie oben bemerkt, den vierten Teil des K. Der fünfte Teil, die Kostenberechnung, liefert endlich die für das zu veranschlagende Bauwerk erforderliche Kostensumme, indem man unter Festhaltung der früheren Gliederung und Reihenfolge die Arbeitsmengen aus den „Vorausmaßen“ mit den Einheitspreisen des „Preisverzeichnisses“ zusammensetzt und schließlich noch gewisse Prozente für unvorhergesehene Fälle und unter Umständen auch für technische Aufsicht zuschlägt. Bei Eisenbahnbauten vergeht gewöhnlich eine Reihe von Jahren zwischen der Erstellung des K. und der Inangriffnahme der Bauarbeiten selbst. Diesem Umstande in der Kostenaufstellung in ausreichendem Maße Rechnung zu tragen ist kaum möglich, weil für die Schwankungen der Baustoffpreise sowie für die stets wachsenden Arbeitslöhne keine zuverlässigen Annahmen getroffen werden können. Inwieweit durch den geplanten oder bereits in Angriff genommenen Bahnbau Preissteigerungen hervorgerufen werden, entzieht sich jeder rechnungsmäßigen Vorherbestimmung. Alle diese Umstände im Verein mit unvorherzusehenden Bauschwierigkeiten, wie großen Rutschungen, Wetter- und Wasserkatastrophen in Tunneln u. s. w., haben wiederholt zu bedeutenden Überschreitungen der veranschlagten Kosten geführt, so bei der Gotthardbahn, bei den österreichischen Alpenbahnen u. a. Namentlich die großen Tunnelbauten haben größere als die vorgesehenen Beträge verschlungen. Literatur: S. Manger: Hilfsbuch zur Anfertigung von Bauvoranschlägen, Berlin 1884. – Schwatls

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen06_1914/431>, abgerufen am 22.11.2024.