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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 7. Berlin, Wien, 1915.

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Hauswand die Folgerungen zu ziehen. Man wird also ganz davon absehen müssen, Pfeiler und Felderteilungen in der ganzen Höhe der Fassade durchzuführen, da sie ja wie diese durch das Dach in zwei Teile zerschnitten werden, die in sich und im Vergleiche zu den entsprechenden Wandteilen höchst unschöne Verhältnisse erhielten. Dagegen lassen sich entsprechend den Bunden des Daches Wandpfeiler von der Höhe des unteren Geschosses anordnen, die die Konstruktion des Daches aufnehmen. Auch der Anschnitt des Daches an der Wand könnte wohl durch laschenartige, nach oben gerichtete Anker in ästhetische Beziehung zu der Oberwand des Hauses gebracht werden. Die Ausbildung des unter dem Dach befindlichen Fassadenteils sollte vollständig unabhängig von dem oberen durchgeführt werden, was ja auch dem Zweck der dahinter befindlichen Räume entspricht: Unten große, hohe, zum Aufenthalt und zur Arbeit vieler Menschen bestimmte Räume mit weiten Wandöffnungen, oben niedere Wohnräume mit wenigen und kleinen Fenstern. Um die Zweiteilung noch stärker zu betonen, möchte es sich sogar empfehlen, die Struktur und Farbe des unteren Geschosses anders und entschieden kräftiger zu halten, als die des oberen. Der Gefahr, daß die untere Wand, die mit Aufschriften, Zeichen und Signalen aller Art bedeckt ist, einen unruhigen Eindruck macht, wird dadurch begegnet, daß sie möglichst in Gruppen zusammengefaßt werden, wobei zusammenhängende Wandteile frei bleiben; auch trägt hierzu eine klare Verteilung der Fenster und Türöffnungen bei.

Die Ausbildung der Straßenseite des Gebäudes erscheint ungleich schwieriger, da hier alle jene Merkmale in Fortfall kommen, die der Bahnseite ihr Gepräge geben. Früher hat man allzusehr den repräsentativen Charakter solcher Gebäude betont sowie häufig nach Schablonen gebaut und ist damit in Gegensatz zu der Umgebung geraten. Heute verfällt so mancher Künstler in das andere Extrem, die Bahnhofgebäude werden durch die allzu enge Anpassung an die Umgebung zu Bauernhäusern oder zu städtischen Wohngebäuden. Die richtige Mitte zu finden, muß in jedem Fall dem sicheren Gefühl des Architekten überlassen bleiben. Nur das eine ist stets zu beachten: die Vermeidung der Anordnung zu vieler Aus- und Aufbauten. Gegen die großen Linien des Bahnkörpers vermag nur ein Gebäude aufzukommen, das ebenfalls große Massen und Linien besitzt. Die Dominante der Fassade wird stets der Eingang oder die Eingangshalle bilden müssen. Dorthin ist der Schwerpunkt der Massen, Linien und der Ausschmückung zu legen.

Bei der Innenausstattung der für das Publikum bestimmten Räume läßt sich gleichfalls trotz notwendiger Sparsamkeit den Rücksichten auf Geschmack und gefälliges Aussehen Rechnung tragen. Die dekorative Behandlung der Wände, Decken und Ausstattungsgegenstände, insbesondere auch der Beleuchtungskörper hat nach dem Gesetze der Steigerung, von der Vorhalle beginnend über Hallen und Gänge bis zu den besseren Warteräumen zu erfolgen. Um die unschöne, gesundheitschädliche Schmutz- und Rußablagerung an Fußböden, Wänden und Decken auf ein möglichst geringes Maß zu beschränken, dürfen Materialien und Stoffe mit rauher und empfindlicher Oberfläche, sowie stark ausladende Profilierungen nicht verwendet werden. Für die Fußböden der Hallen und Gänge ist ein dunkelfarbiges, von den hellen Tönen der Wände und Decken abstechendes Material von rauher Oberfläche zu empfehlen. Plastischer Schmuck und Wandbilder sind nur an solchen Stellen anzuordnen, denen eine solche Auszeichnung (vermöge ihrer struktiven oder ästhetischen Bedeutung) zukommt. Zum Schmuck besserer Warteräume sind Landschaftsbilder aus der Umgebung besonders geeignet. Kunstverglasungen und Glasmalereien können, namentlich bei hochsitzenden Fenstern, von günstiger Wirkung auf die Raumstimmung sein, jedoch darf hierdurch nicht eine Verdunkelung des Raumes stattfinden. Fenster und Türverglasungen müssen mindestens bis auf Augenhöhe von hellem Glas sein, da die Durchsicht von den Warteräumen nach den Gängen und Bahnsteigen im Interesse des Publikums gewahrt werden muß. Wo große Scheiben die Geschlossenheit der Wände stören würden, ist eine Sprossenteilung angezeigt. Die Verteilung der Beleuchtungskörper in den Warteräumen ist hauptsächlich eine ästhetische Frage, wogegen sie in Hallen und Gängen vor allem vom praktischen Gesichtspunkt aus zu erfolgen hat.

Bei Beschaffung von Einrichtungsstücken für Warteräume u. dgl. ist tunlichst auf den Stil und die sonstige Ausstattung solcher Räume Rücksicht zu nehmen. Sitzbänke und Sofas werden zweckmäßig miteingebaut, da der Architekt hierbei die Gelegenheit hat, sie schon beim Entwerfen der Räume selbst mit diesen in Einklang zu bringen, während sonst die Gefahr besteht, daß später von unverständiger Hand zum Raum schlecht passende Sitzbänke eingestellt werden. Ein weiterer ästhetischer Vorteil festeingebauter Sitzbänke liegt darin, daß sie weit organischer im Raume wirken als andere.

Ein wichtiges Kapitel ist die Unterbringung der Fahrpläne, Plakate und sonstigen Bekanntmachungen. Die Wartesäle I. und II. Klasse sollten womöglich ganz von Fahrplänen freigehalten werden, da sie den Gesamteindruck des Raumes stören, der in der Haltung doch mindestens dem Salon eines wohlhabenden Bürgerhauses entspricht. Dagegen läßt sich gegen ihre Unterbringung in den Warteräumen III. und IV Klasse sowie in den Schalterhallen und Gängen nichts einwenden; aber nur insofern sie an Stellen untergebracht werden, die vom Architekten hierfür vorgesehen und durch Rahmen begrenzt sind, so daß wichtige Architekturteile nicht verdeckt werden.

Bei der architektonischen Gestaltung von Werkstättenanlagen sowie der sog. Nebengebäude, wie Wassertürme, Stellwerksbuden, Waghäuschen, Güterschuppen, Lokomotivschuppen

Hauswand die Folgerungen zu ziehen. Man wird also ganz davon absehen müssen, Pfeiler und Felderteilungen in der ganzen Höhe der Fassade durchzuführen, da sie ja wie diese durch das Dach in zwei Teile zerschnitten werden, die in sich und im Vergleiche zu den entsprechenden Wandteilen höchst unschöne Verhältnisse erhielten. Dagegen lassen sich entsprechend den Bunden des Daches Wandpfeiler von der Höhe des unteren Geschosses anordnen, die die Konstruktion des Daches aufnehmen. Auch der Anschnitt des Daches an der Wand könnte wohl durch laschenartige, nach oben gerichtete Anker in ästhetische Beziehung zu der Oberwand des Hauses gebracht werden. Die Ausbildung des unter dem Dach befindlichen Fassadenteils sollte vollständig unabhängig von dem oberen durchgeführt werden, was ja auch dem Zweck der dahinter befindlichen Räume entspricht: Unten große, hohe, zum Aufenthalt und zur Arbeit vieler Menschen bestimmte Räume mit weiten Wandöffnungen, oben niedere Wohnräume mit wenigen und kleinen Fenstern. Um die Zweiteilung noch stärker zu betonen, möchte es sich sogar empfehlen, die Struktur und Farbe des unteren Geschosses anders und entschieden kräftiger zu halten, als die des oberen. Der Gefahr, daß die untere Wand, die mit Aufschriften, Zeichen und Signalen aller Art bedeckt ist, einen unruhigen Eindruck macht, wird dadurch begegnet, daß sie möglichst in Gruppen zusammengefaßt werden, wobei zusammenhängende Wandteile frei bleiben; auch trägt hierzu eine klare Verteilung der Fenster und Türöffnungen bei.

Die Ausbildung der Straßenseite des Gebäudes erscheint ungleich schwieriger, da hier alle jene Merkmale in Fortfall kommen, die der Bahnseite ihr Gepräge geben. Früher hat man allzusehr den repräsentativen Charakter solcher Gebäude betont sowie häufig nach Schablonen gebaut und ist damit in Gegensatz zu der Umgebung geraten. Heute verfällt so mancher Künstler in das andere Extrem, die Bahnhofgebäude werden durch die allzu enge Anpassung an die Umgebung zu Bauernhäusern oder zu städtischen Wohngebäuden. Die richtige Mitte zu finden, muß in jedem Fall dem sicheren Gefühl des Architekten überlassen bleiben. Nur das eine ist stets zu beachten: die Vermeidung der Anordnung zu vieler Aus- und Aufbauten. Gegen die großen Linien des Bahnkörpers vermag nur ein Gebäude aufzukommen, das ebenfalls große Massen und Linien besitzt. Die Dominante der Fassade wird stets der Eingang oder die Eingangshalle bilden müssen. Dorthin ist der Schwerpunkt der Massen, Linien und der Ausschmückung zu legen.

Bei der Innenausstattung der für das Publikum bestimmten Räume läßt sich gleichfalls trotz notwendiger Sparsamkeit den Rücksichten auf Geschmack und gefälliges Aussehen Rechnung tragen. Die dekorative Behandlung der Wände, Decken und Ausstattungsgegenstände, insbesondere auch der Beleuchtungskörper hat nach dem Gesetze der Steigerung, von der Vorhalle beginnend über Hallen und Gänge bis zu den besseren Warteräumen zu erfolgen. Um die unschöne, gesundheitschädliche Schmutz- und Rußablagerung an Fußböden, Wänden und Decken auf ein möglichst geringes Maß zu beschränken, dürfen Materialien und Stoffe mit rauher und empfindlicher Oberfläche, sowie stark ausladende Profilierungen nicht verwendet werden. Für die Fußböden der Hallen und Gänge ist ein dunkelfarbiges, von den hellen Tönen der Wände und Decken abstechendes Material von rauher Oberfläche zu empfehlen. Plastischer Schmuck und Wandbilder sind nur an solchen Stellen anzuordnen, denen eine solche Auszeichnung (vermöge ihrer struktiven oder ästhetischen Bedeutung) zukommt. Zum Schmuck besserer Warteräume sind Landschaftsbilder aus der Umgebung besonders geeignet. Kunstverglasungen und Glasmalereien können, namentlich bei hochsitzenden Fenstern, von günstiger Wirkung auf die Raumstimmung sein, jedoch darf hierdurch nicht eine Verdunkelung des Raumes stattfinden. Fenster und Türverglasungen müssen mindestens bis auf Augenhöhe von hellem Glas sein, da die Durchsicht von den Warteräumen nach den Gängen und Bahnsteigen im Interesse des Publikums gewahrt werden muß. Wo große Scheiben die Geschlossenheit der Wände stören würden, ist eine Sprossenteilung angezeigt. Die Verteilung der Beleuchtungskörper in den Warteräumen ist hauptsächlich eine ästhetische Frage, wogegen sie in Hallen und Gängen vor allem vom praktischen Gesichtspunkt aus zu erfolgen hat.

Bei Beschaffung von Einrichtungsstücken für Warteräume u. dgl. ist tunlichst auf den Stil und die sonstige Ausstattung solcher Räume Rücksicht zu nehmen. Sitzbänke und Sofas werden zweckmäßig miteingebaut, da der Architekt hierbei die Gelegenheit hat, sie schon beim Entwerfen der Räume selbst mit diesen in Einklang zu bringen, während sonst die Gefahr besteht, daß später von unverständiger Hand zum Raum schlecht passende Sitzbänke eingestellt werden. Ein weiterer ästhetischer Vorteil festeingebauter Sitzbänke liegt darin, daß sie weit organischer im Raume wirken als andere.

Ein wichtiges Kapitel ist die Unterbringung der Fahrpläne, Plakate und sonstigen Bekanntmachungen. Die Wartesäle I. und II. Klasse sollten womöglich ganz von Fahrplänen freigehalten werden, da sie den Gesamteindruck des Raumes stören, der in der Haltung doch mindestens dem Salon eines wohlhabenden Bürgerhauses entspricht. Dagegen läßt sich gegen ihre Unterbringung in den Warteräumen III. und IV Klasse sowie in den Schalterhallen und Gängen nichts einwenden; aber nur insofern sie an Stellen untergebracht werden, die vom Architekten hierfür vorgesehen und durch Rahmen begrenzt sind, so daß wichtige Architekturteile nicht verdeckt werden.

Bei der architektonischen Gestaltung von Werkstättenanlagen sowie der sog. Nebengebäude, wie Wassertürme, Stellwerksbuden, Waghäuschen, Güterschuppen, Lokomotivschuppen

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Hauswand die Folgerungen zu ziehen. Man wird also ganz davon absehen müssen, Pfeiler und Felderteilungen in der ganzen Höhe der Fassade durchzuführen, da sie ja wie diese durch das Dach in zwei Teile zerschnitten werden, die in sich und im Vergleiche zu den entsprechenden Wandteilen höchst unschöne Verhältnisse erhielten. Dagegen lassen sich entsprechend den Bunden des Daches Wandpfeiler von der Höhe des unteren Geschosses anordnen, die die Konstruktion des Daches aufnehmen. Auch der Anschnitt des Daches an der Wand könnte wohl durch laschenartige, nach oben gerichtete Anker in ästhetische Beziehung zu der Oberwand des Hauses gebracht werden. Die Ausbildung des unter dem Dach befindlichen Fassadenteils sollte vollständig unabhängig von dem oberen durchgeführt werden, was ja auch dem Zweck der dahinter befindlichen Räume entspricht: Unten große, hohe, zum Aufenthalt und zur Arbeit vieler Menschen bestimmte Räume mit weiten Wandöffnungen, oben niedere Wohnräume mit wenigen und kleinen Fenstern. Um die Zweiteilung noch stärker zu betonen, möchte es sich sogar empfehlen, die Struktur und Farbe des unteren Geschosses anders und entschieden kräftiger zu halten, als die des oberen. Der Gefahr, daß die untere Wand, die mit Aufschriften, Zeichen und Signalen aller Art bedeckt ist, einen unruhigen Eindruck macht, wird dadurch begegnet, daß sie möglichst in Gruppen zusammengefaßt werden, wobei zusammenhängende Wandteile frei bleiben; auch trägt hierzu eine klare Verteilung der Fenster und Türöffnungen bei.</p><lb/>
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          <p>Ein wichtiges Kapitel ist die Unterbringung der Fahrpläne, Plakate und sonstigen Bekanntmachungen. Die Wartesäle I. und II. Klasse sollten womöglich ganz von Fahrplänen freigehalten werden, da sie den Gesamteindruck des Raumes stören, der in der Haltung doch mindestens dem Salon eines wohlhabenden Bürgerhauses entspricht. Dagegen läßt sich gegen ihre Unterbringung in den Warteräumen III. und IV Klasse sowie in den Schalterhallen und Gängen nichts einwenden; aber nur insofern sie an Stellen untergebracht werden, die vom Architekten hierfür vorgesehen und durch Rahmen begrenzt sind, so daß wichtige Architekturteile nicht verdeckt werden.</p><lb/>
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[14/0022] Hauswand die Folgerungen zu ziehen. Man wird also ganz davon absehen müssen, Pfeiler und Felderteilungen in der ganzen Höhe der Fassade durchzuführen, da sie ja wie diese durch das Dach in zwei Teile zerschnitten werden, die in sich und im Vergleiche zu den entsprechenden Wandteilen höchst unschöne Verhältnisse erhielten. Dagegen lassen sich entsprechend den Bunden des Daches Wandpfeiler von der Höhe des unteren Geschosses anordnen, die die Konstruktion des Daches aufnehmen. Auch der Anschnitt des Daches an der Wand könnte wohl durch laschenartige, nach oben gerichtete Anker in ästhetische Beziehung zu der Oberwand des Hauses gebracht werden. Die Ausbildung des unter dem Dach befindlichen Fassadenteils sollte vollständig unabhängig von dem oberen durchgeführt werden, was ja auch dem Zweck der dahinter befindlichen Räume entspricht: Unten große, hohe, zum Aufenthalt und zur Arbeit vieler Menschen bestimmte Räume mit weiten Wandöffnungen, oben niedere Wohnräume mit wenigen und kleinen Fenstern. Um die Zweiteilung noch stärker zu betonen, möchte es sich sogar empfehlen, die Struktur und Farbe des unteren Geschosses anders und entschieden kräftiger zu halten, als die des oberen. Der Gefahr, daß die untere Wand, die mit Aufschriften, Zeichen und Signalen aller Art bedeckt ist, einen unruhigen Eindruck macht, wird dadurch begegnet, daß sie möglichst in Gruppen zusammengefaßt werden, wobei zusammenhängende Wandteile frei bleiben; auch trägt hierzu eine klare Verteilung der Fenster und Türöffnungen bei. Die Ausbildung der Straßenseite des Gebäudes erscheint ungleich schwieriger, da hier alle jene Merkmale in Fortfall kommen, die der Bahnseite ihr Gepräge geben. Früher hat man allzusehr den repräsentativen Charakter solcher Gebäude betont sowie häufig nach Schablonen gebaut und ist damit in Gegensatz zu der Umgebung geraten. Heute verfällt so mancher Künstler in das andere Extrem, die Bahnhofgebäude werden durch die allzu enge Anpassung an die Umgebung zu Bauernhäusern oder zu städtischen Wohngebäuden. Die richtige Mitte zu finden, muß in jedem Fall dem sicheren Gefühl des Architekten überlassen bleiben. Nur das eine ist stets zu beachten: die Vermeidung der Anordnung zu vieler Aus- und Aufbauten. Gegen die großen Linien des Bahnkörpers vermag nur ein Gebäude aufzukommen, das ebenfalls große Massen und Linien besitzt. Die Dominante der Fassade wird stets der Eingang oder die Eingangshalle bilden müssen. Dorthin ist der Schwerpunkt der Massen, Linien und der Ausschmückung zu legen. Bei der Innenausstattung der für das Publikum bestimmten Räume läßt sich gleichfalls trotz notwendiger Sparsamkeit den Rücksichten auf Geschmack und gefälliges Aussehen Rechnung tragen. Die dekorative Behandlung der Wände, Decken und Ausstattungsgegenstände, insbesondere auch der Beleuchtungskörper hat nach dem Gesetze der Steigerung, von der Vorhalle beginnend über Hallen und Gänge bis zu den besseren Warteräumen zu erfolgen. Um die unschöne, gesundheitschädliche Schmutz- und Rußablagerung an Fußböden, Wänden und Decken auf ein möglichst geringes Maß zu beschränken, dürfen Materialien und Stoffe mit rauher und empfindlicher Oberfläche, sowie stark ausladende Profilierungen nicht verwendet werden. Für die Fußböden der Hallen und Gänge ist ein dunkelfarbiges, von den hellen Tönen der Wände und Decken abstechendes Material von rauher Oberfläche zu empfehlen. Plastischer Schmuck und Wandbilder sind nur an solchen Stellen anzuordnen, denen eine solche Auszeichnung (vermöge ihrer struktiven oder ästhetischen Bedeutung) zukommt. Zum Schmuck besserer Warteräume sind Landschaftsbilder aus der Umgebung besonders geeignet. Kunstverglasungen und Glasmalereien können, namentlich bei hochsitzenden Fenstern, von günstiger Wirkung auf die Raumstimmung sein, jedoch darf hierdurch nicht eine Verdunkelung des Raumes stattfinden. Fenster und Türverglasungen müssen mindestens bis auf Augenhöhe von hellem Glas sein, da die Durchsicht von den Warteräumen nach den Gängen und Bahnsteigen im Interesse des Publikums gewahrt werden muß. Wo große Scheiben die Geschlossenheit der Wände stören würden, ist eine Sprossenteilung angezeigt. Die Verteilung der Beleuchtungskörper in den Warteräumen ist hauptsächlich eine ästhetische Frage, wogegen sie in Hallen und Gängen vor allem vom praktischen Gesichtspunkt aus zu erfolgen hat. Bei Beschaffung von Einrichtungsstücken für Warteräume u. dgl. ist tunlichst auf den Stil und die sonstige Ausstattung solcher Räume Rücksicht zu nehmen. Sitzbänke und Sofas werden zweckmäßig miteingebaut, da der Architekt hierbei die Gelegenheit hat, sie schon beim Entwerfen der Räume selbst mit diesen in Einklang zu bringen, während sonst die Gefahr besteht, daß später von unverständiger Hand zum Raum schlecht passende Sitzbänke eingestellt werden. Ein weiterer ästhetischer Vorteil festeingebauter Sitzbänke liegt darin, daß sie weit organischer im Raume wirken als andere. Ein wichtiges Kapitel ist die Unterbringung der Fahrpläne, Plakate und sonstigen Bekanntmachungen. Die Wartesäle I. und II. Klasse sollten womöglich ganz von Fahrplänen freigehalten werden, da sie den Gesamteindruck des Raumes stören, der in der Haltung doch mindestens dem Salon eines wohlhabenden Bürgerhauses entspricht. Dagegen läßt sich gegen ihre Unterbringung in den Warteräumen III. und IV Klasse sowie in den Schalterhallen und Gängen nichts einwenden; aber nur insofern sie an Stellen untergebracht werden, die vom Architekten hierfür vorgesehen und durch Rahmen begrenzt sind, so daß wichtige Architekturteile nicht verdeckt werden. Bei der architektonischen Gestaltung von Werkstättenanlagen sowie der sog. Nebengebäude, wie Wassertürme, Stellwerksbuden, Waghäuschen, Güterschuppen, Lokomotivschuppen

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 7. Berlin, Wien, 1915, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen07_1915/22>, abgerufen am 21.11.2024.