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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 8. Berlin, Wien, 1917.

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über den Nutzen dieser Maßnahme keiner allzu großen Täuschung hingeben und ist es ratsam, beim Verbinden auf alle Fälle die gleichen Vorsichtsmaßregeln anzuwenden, als wenn eine Händereinigung nicht vorausgegangen wäre.

Bei derartigem Vorgehen gestalten sich die Fragen nach dem Material für den ersten Wundverband, der Art seiner Packung, Aufbewahrung und Verwendung ungemein einfach, einheitlich und übersichtlich; man braucht weiter nichts als sterile Einzelverbände (vom Fingerling bis zu großen, für Rumpf und ganze Extremitäten ausreichenden Stücken), Kalikobinden, 3eckige Tücher und Sicherheitsnadeln. Brunssche Watte und imprägnierte Stoffe entfallen.

2. Provisorische Blutstillung. Bei den meisten oberflächlichen Wunden genügt der einfache Deckverband mit Ruhigstellung der verletzten Partie auch zur Blutstillung. Läßt sich dies wegen stärkerer Blutung nicht erwarten, dann legt man statt des einfachen Wundverbandes einen Druckverband an. Das geschieht in der Weise, daß man zunächst einen großen Ballen steriler weißer Gaze auf die Wunde legt und erst darüber den Einzelverband, den man durch Faltung über der Wunde noch verstärken kann; das ganze Zeug wird mit Binde oder Tuch kräftig gegen die Wunde gepreßt. Als Gazeballen benutzt man einen oder mehrere nicht entfaltete Einzelverbände, bei kleineren Wunden genügt auch das Auflegen der den E. R. Z.-Verbänden beigegebenen Mullstreifen. Es sei noch daran erinnert, daß an den Extremitäten das Aufhören der Blutung durch senkrechtes Erheben, Hochhalten und Hochlagern der Glieder wesentlich gefördert wird, indem diese Lage das Abfließen des venösen Blutes beschleunigt und die Zufuhr durch die Arterien (vom Herzen her) erschwert.

Findet man auch damit nicht das Auslangen, dann tritt bei Blutungen aus den Schlagadern der Extremitäten die zentralwärts von der Wunde vorzunehmende zirkuläre Umschnürung des Gliedes nach Esmarch in ihre Rechte. Am besten eignen sich dazu elastische Binden oder Gummischläuche, die aber in den Rettungskästen nicht vorhanden sind, weil sie zu rasch brüchig werden; als Ersatz kann man nahezu jede beliebige andere feste Binde verwenden; besonders empfohlen werden die Trikotschlauchbinden; auch werden Kreppbinden vorgeschlagen, die vollständig ausreichen; elastische Hosenträger, Riemen u. dgl. kann man gleichfalls benutzen. Sehr wesentlich ist die richtige Anlegung: schon während der Vorbereitung wird die Extremität senkrecht in die Höhe gehoben und gleich die erste Umkreisung mit aller Kraft angezogen, damit Venen und Arterien auf einmal verschlossen werden. Liegt die Binde richtig, so muß der periphere Gliedabschnitt blutleer aussehen und niemals dürfen Venen unter der Haut gefüllt hervortreten, denn das beweist, daß noch Blutzufluß durch die mangelhaft komprimierte Hauptschlagader stattfindet, was lebensgefährliche Blutung aus der Wunde zur Folge haben kann.

Fehlen alle Binden, dann nimmt man ein beliebiges Taschen- oder Halstuch, legt es als Krawatte gefaltet lose um das Glied, knotet die Enden gut zusammen und schiebt einen Knebel (Taschenmesser, Schlüssel, Holzstück) unter das Tuch, den man so lange herumdreht, bis die Blutung steht (Knebeltourniquet). Die Verwendung von Aderpressen ist nicht empfehlenswert, weil ihre Anlegung ein gewisses Maß anatomischer Kenntnisse erfordert und diese Instrumente sich beim Transport leicht verschieben. An ihrer Stelle kann man auch eine aufgerollte Kalikobinde benutzen, die in der Richtung und am Ort der Hauptschlagader festgebunden wird.

Bei Blutungen aus den großen Beckenarterien käme die Momburgsche Blutleere in Betracht, die in der Weise ausgeführt wird, daß man einen fingerdicken Gummischlauch in 2-4 Touren zwischen Beckenschaufel und unterem Rippenrand so fest umlegt, bis die periphere Pulsation bzw. Blutung aufhört. In Ermanglung eines Schlauches kann man es auch mit einer Kreppbinde versuchen, nachdem man allenfalls vorher einen ausgiebigen Ballen weißer Gaze auf die große Bauchschlagader gelegt hat. Solche umschnürende Binden sollen durchschnittlich nicht über 2 Stunden liegen, obwohl an den Extremitäten auch 4-5-, ja selbst 24stündige1 Abschnürung ohne Schaden ertragen wurde.

Das Hineinstopfen von Verbandzeug oder sonstigen Blutstillungsmitteln in die Wunde durch Laienhelfer ist absolut unzulässig. Dem Arzt werden die Tetragazestreifen der E. R. Z.-Verbände zur allfälligen Tamponade bei Verletzungen der großen Gefäße des Stammes gute Dienste leisten; es ist dies die einzige Indikation zur Tamponade der frischen Wunde.

Für die Zwecke der provisorischen Blutstillung genügt es demnach, wenn in den Rettungskästen einige Krepp- oder Trikotschlauchbinden vorhanden sind. Mit dem Aufhören der Blutung aus der frischen Wunde ist die Aufgabe der ersten Hilfe erfüllt; die

1 Rehn, Kriegschirurgentagung in Brüssel am 7. April 1915. M. med. Wschr. 1915, Nr. 16.

über den Nutzen dieser Maßnahme keiner allzu großen Täuschung hingeben und ist es ratsam, beim Verbinden auf alle Fälle die gleichen Vorsichtsmaßregeln anzuwenden, als wenn eine Händereinigung nicht vorausgegangen wäre.

Bei derartigem Vorgehen gestalten sich die Fragen nach dem Material für den ersten Wundverband, der Art seiner Packung, Aufbewahrung und Verwendung ungemein einfach, einheitlich und übersichtlich; man braucht weiter nichts als sterile Einzelverbände (vom Fingerling bis zu großen, für Rumpf und ganze Extremitäten ausreichenden Stücken), Kalikobinden, 3eckige Tücher und Sicherheitsnadeln. Brunssche Watte und imprägnierte Stoffe entfallen.

2. Provisorische Blutstillung. Bei den meisten oberflächlichen Wunden genügt der einfache Deckverband mit Ruhigstellung der verletzten Partie auch zur Blutstillung. Läßt sich dies wegen stärkerer Blutung nicht erwarten, dann legt man statt des einfachen Wundverbandes einen Druckverband an. Das geschieht in der Weise, daß man zunächst einen großen Ballen steriler weißer Gaze auf die Wunde legt und erst darüber den Einzelverband, den man durch Faltung über der Wunde noch verstärken kann; das ganze Zeug wird mit Binde oder Tuch kräftig gegen die Wunde gepreßt. Als Gazeballen benutzt man einen oder mehrere nicht entfaltete Einzelverbände, bei kleineren Wunden genügt auch das Auflegen der den E. R. Z.-Verbänden beigegebenen Mullstreifen. Es sei noch daran erinnert, daß an den Extremitäten das Aufhören der Blutung durch senkrechtes Erheben, Hochhalten und Hochlagern der Glieder wesentlich gefördert wird, indem diese Lage das Abfließen des venösen Blutes beschleunigt und die Zufuhr durch die Arterien (vom Herzen her) erschwert.

Findet man auch damit nicht das Auslangen, dann tritt bei Blutungen aus den Schlagadern der Extremitäten die zentralwärts von der Wunde vorzunehmende zirkuläre Umschnürung des Gliedes nach Esmarch in ihre Rechte. Am besten eignen sich dazu elastische Binden oder Gummischläuche, die aber in den Rettungskästen nicht vorhanden sind, weil sie zu rasch brüchig werden; als Ersatz kann man nahezu jede beliebige andere feste Binde verwenden; besonders empfohlen werden die Trikotschlauchbinden; auch werden Kreppbinden vorgeschlagen, die vollständig ausreichen; elastische Hosenträger, Riemen u. dgl. kann man gleichfalls benutzen. Sehr wesentlich ist die richtige Anlegung: schon während der Vorbereitung wird die Extremität senkrecht in die Höhe gehoben und gleich die erste Umkreisung mit aller Kraft angezogen, damit Venen und Arterien auf einmal verschlossen werden. Liegt die Binde richtig, so muß der periphere Gliedabschnitt blutleer aussehen und niemals dürfen Venen unter der Haut gefüllt hervortreten, denn das beweist, daß noch Blutzufluß durch die mangelhaft komprimierte Hauptschlagader stattfindet, was lebensgefährliche Blutung aus der Wunde zur Folge haben kann.

Fehlen alle Binden, dann nimmt man ein beliebiges Taschen- oder Halstuch, legt es als Krawatte gefaltet lose um das Glied, knotet die Enden gut zusammen und schiebt einen Knebel (Taschenmesser, Schlüssel, Holzstück) unter das Tuch, den man so lange herumdreht, bis die Blutung steht (Knebeltourniquet). Die Verwendung von Aderpressen ist nicht empfehlenswert, weil ihre Anlegung ein gewisses Maß anatomischer Kenntnisse erfordert und diese Instrumente sich beim Transport leicht verschieben. An ihrer Stelle kann man auch eine aufgerollte Kalikobinde benutzen, die in der Richtung und am Ort der Hauptschlagader festgebunden wird.

Bei Blutungen aus den großen Beckenarterien käme die Momburgsche Blutleere in Betracht, die in der Weise ausgeführt wird, daß man einen fingerdicken Gummischlauch in 2–4 Touren zwischen Beckenschaufel und unterem Rippenrand so fest umlegt, bis die periphere Pulsation bzw. Blutung aufhört. In Ermanglung eines Schlauches kann man es auch mit einer Kreppbinde versuchen, nachdem man allenfalls vorher einen ausgiebigen Ballen weißer Gaze auf die große Bauchschlagader gelegt hat. Solche umschnürende Binden sollen durchschnittlich nicht über 2 Stunden liegen, obwohl an den Extremitäten auch 4–5-, ja selbst 24stündige1 Abschnürung ohne Schaden ertragen wurde.

Das Hineinstopfen von Verbandzeug oder sonstigen Blutstillungsmitteln in die Wunde durch Laienhelfer ist absolut unzulässig. Dem Arzt werden die Tetragazestreifen der E. R. Z.-Verbände zur allfälligen Tamponade bei Verletzungen der großen Gefäße des Stammes gute Dienste leisten; es ist dies die einzige Indikation zur Tamponade der frischen Wunde.

Für die Zwecke der provisorischen Blutstillung genügt es demnach, wenn in den Rettungskästen einige Krepp- oder Trikotschlauchbinden vorhanden sind. Mit dem Aufhören der Blutung aus der frischen Wunde ist die Aufgabe der ersten Hilfe erfüllt; die

1 Rehn, Kriegschirurgentagung in Brüssel am 7. April 1915. M. med. Wschr. 1915, Nr. 16.
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[201/0215] über den Nutzen dieser Maßnahme keiner allzu großen Täuschung hingeben und ist es ratsam, beim Verbinden auf alle Fälle die gleichen Vorsichtsmaßregeln anzuwenden, als wenn eine Händereinigung nicht vorausgegangen wäre. Bei derartigem Vorgehen gestalten sich die Fragen nach dem Material für den ersten Wundverband, der Art seiner Packung, Aufbewahrung und Verwendung ungemein einfach, einheitlich und übersichtlich; man braucht weiter nichts als sterile Einzelverbände (vom Fingerling bis zu großen, für Rumpf und ganze Extremitäten ausreichenden Stücken), Kalikobinden, 3eckige Tücher und Sicherheitsnadeln. Brunssche Watte und imprägnierte Stoffe entfallen. 2. Provisorische Blutstillung. Bei den meisten oberflächlichen Wunden genügt der einfache Deckverband mit Ruhigstellung der verletzten Partie auch zur Blutstillung. Läßt sich dies wegen stärkerer Blutung nicht erwarten, dann legt man statt des einfachen Wundverbandes einen Druckverband an. Das geschieht in der Weise, daß man zunächst einen großen Ballen steriler weißer Gaze auf die Wunde legt und erst darüber den Einzelverband, den man durch Faltung über der Wunde noch verstärken kann; das ganze Zeug wird mit Binde oder Tuch kräftig gegen die Wunde gepreßt. Als Gazeballen benutzt man einen oder mehrere nicht entfaltete Einzelverbände, bei kleineren Wunden genügt auch das Auflegen der den E. R. Z.-Verbänden beigegebenen Mullstreifen. Es sei noch daran erinnert, daß an den Extremitäten das Aufhören der Blutung durch senkrechtes Erheben, Hochhalten und Hochlagern der Glieder wesentlich gefördert wird, indem diese Lage das Abfließen des venösen Blutes beschleunigt und die Zufuhr durch die Arterien (vom Herzen her) erschwert. Findet man auch damit nicht das Auslangen, dann tritt bei Blutungen aus den Schlagadern der Extremitäten die zentralwärts von der Wunde vorzunehmende zirkuläre Umschnürung des Gliedes nach Esmarch in ihre Rechte. Am besten eignen sich dazu elastische Binden oder Gummischläuche, die aber in den Rettungskästen nicht vorhanden sind, weil sie zu rasch brüchig werden; als Ersatz kann man nahezu jede beliebige andere feste Binde verwenden; besonders empfohlen werden die Trikotschlauchbinden; auch werden Kreppbinden vorgeschlagen, die vollständig ausreichen; elastische Hosenträger, Riemen u. dgl. kann man gleichfalls benutzen. Sehr wesentlich ist die richtige Anlegung: schon während der Vorbereitung wird die Extremität senkrecht in die Höhe gehoben und gleich die erste Umkreisung mit aller Kraft angezogen, damit Venen und Arterien auf einmal verschlossen werden. Liegt die Binde richtig, so muß der periphere Gliedabschnitt blutleer aussehen und niemals dürfen Venen unter der Haut gefüllt hervortreten, denn das beweist, daß noch Blutzufluß durch die mangelhaft komprimierte Hauptschlagader stattfindet, was lebensgefährliche Blutung aus der Wunde zur Folge haben kann. Fehlen alle Binden, dann nimmt man ein beliebiges Taschen- oder Halstuch, legt es als Krawatte gefaltet lose um das Glied, knotet die Enden gut zusammen und schiebt einen Knebel (Taschenmesser, Schlüssel, Holzstück) unter das Tuch, den man so lange herumdreht, bis die Blutung steht (Knebeltourniquet). Die Verwendung von Aderpressen ist nicht empfehlenswert, weil ihre Anlegung ein gewisses Maß anatomischer Kenntnisse erfordert und diese Instrumente sich beim Transport leicht verschieben. An ihrer Stelle kann man auch eine aufgerollte Kalikobinde benutzen, die in der Richtung und am Ort der Hauptschlagader festgebunden wird. Bei Blutungen aus den großen Beckenarterien käme die Momburgsche Blutleere in Betracht, die in der Weise ausgeführt wird, daß man einen fingerdicken Gummischlauch in 2–4 Touren zwischen Beckenschaufel und unterem Rippenrand so fest umlegt, bis die periphere Pulsation bzw. Blutung aufhört. In Ermanglung eines Schlauches kann man es auch mit einer Kreppbinde versuchen, nachdem man allenfalls vorher einen ausgiebigen Ballen weißer Gaze auf die große Bauchschlagader gelegt hat. Solche umschnürende Binden sollen durchschnittlich nicht über 2 Stunden liegen, obwohl an den Extremitäten auch 4–5-, ja selbst 24stündige 1 Abschnürung ohne Schaden ertragen wurde. Das Hineinstopfen von Verbandzeug oder sonstigen Blutstillungsmitteln in die Wunde durch Laienhelfer ist absolut unzulässig. Dem Arzt werden die Tetragazestreifen der E. R. Z.-Verbände zur allfälligen Tamponade bei Verletzungen der großen Gefäße des Stammes gute Dienste leisten; es ist dies die einzige Indikation zur Tamponade der frischen Wunde. Für die Zwecke der provisorischen Blutstillung genügt es demnach, wenn in den Rettungskästen einige Krepp- oder Trikotschlauchbinden vorhanden sind. Mit dem Aufhören der Blutung aus der frischen Wunde ist die Aufgabe der ersten Hilfe erfüllt; die 1 Rehn, Kriegschirurgentagung in Brüssel am 7. April 1915. M. med. Wschr. 1915, Nr. 16.

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 8. Berlin, Wien, 1917, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen08_1917/215>, abgerufen am 25.11.2024.