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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921.

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wird unmittelbar vor dem Gebrauch gemengt, daher die Bestandteile getrennt zur Verwendungsstelle gebracht werden, was ungefährlichen Transport ermöglicht. In Nordamerika zu Felssprengungen mehrfach verwendet.

Cheddit, 75% Kaliumchlorat, 20% Nitronaphthalin, 5% Ricinusöl.

3. Ammonsalpetersprengstoffe, wie z. B. Westphalit, 90% Ammonsalpeter, 4% Kalisalpeter, 6% Harz;

Dahmenit, 62% Ammonsalpeter, 16% Kalisalpeter, 17% Trinitrotoluol, 2·5% Naphthalin, 2·5% Holzmehl.

4. Oxyliquid. Eine Mengung von flüssiger Luft mit in Petroleum getauchtem Papier oder Wolle, Kohlenstaub, Holzmehl.

Es ist schwierig, die Wirksamkeit der flüssigen Luft (Temperatur - 190° C) von der Mengung bis zum Gebrauch zu erhalten; denn infolge dauernder Verflüchtigung der Luft ändert sich das Mischungsverhältnis des Sprengstoffs, der nach kurzer Zeit seine Wirksamkeit verliert.

Auf der Versuchsstelle am Simplontunnel war die Wirkung des Oxyliquids infolge der nach Mengung der Bestandteile erfolgenden unmittelbaren Verwendung sehr günstig. Da durch den Transport in den Tunnel und durch die längere Dauer von der Ladung bis zur Sprengung die Wirksamkeit des Sprengstoffs sehr herabgemindert wurde, so hat man von dessen Verwendung abgesehen. Im Bergbau ist Oxyliquid in letzter Zeit mehrfach verwendet worden.

II. Gruppe.

Hierzu gehören Sprengstoffe, die eine einheitliche chemische Verbindung darstellen. Sie werden hergestellt durch Einwirkung von Salpetersäure auf Alkohol, Baumwolle, Stroh, Glyzerin, Benzol, Phenol u. s. w., wozu vielfach noch Schwefelsäure beigegeben wird, um das bei Bildung der Nitroverbindung freiwerdende Wasser aufzunehmen und die Wirksamkeit der Salpetersäure zu verlängern.

1. Knallquecksilber erhält man durch Einwirkung von Salpetersäure auf Alkohol und Quecksilber; es ist ein giftiger und sehr empfindlicher Sprengstoff, der daher nicht unmittelbar zum Sprengen, sondern gemischt mit verschiedenen Stoffen in schützenden Kupferhülsen als Sprengkapsel oder Zündhütchen (s. d.), zur Entzündung anderer Sprengstoffe (Detonationszündung) verwendet wird und in dieser Form in der Sprengtechnik unentbehrlich ist.

2. Schießwolle entsteht durch Einwirkung von Salpetersäure auf Baumwolle unter Zugabe von Schwefelsäure (Wasserentziehung). Der flockige, im Aussehen der gewöhnlichen Baumwolle gleichende Sprengstoff eignet sich wegen des geringen spezifischen Gewichts (Ladegewicht 0·1-0·3), des Verlustes der Explosionsfähigkeit im nassen Zustand, der größeren Empfindlichkeit gegen Stoß und der höheren Kosten zu Gesteinssprengungen wenig.

Auch die gepreßte Schießwolle, die das Aussehen von Pappe hat, wird in steifen Patronen oder Zylindern hergestellt, erlaubt keinen dichten Anschluß an die Bohrlochwandungen, wird daher zu Gesteinssprengungen nicht verwendet.

Dagegen fand die gepreßte und gekörnte Schießwolle entweder rein oder mit Zusätzen (Kaliumnitrat, Bariumnitrat u. dgl.) als Sprengstoff (Tonit, Potentit) für Gesteinssprengungen Verwendung. Tonit wurde z. B. zu den Sprengarbeiten im Mersey- und Severntunnel (England) gebraucht.

3. Nitroglyzerin (Sprengöl) entsteht durch Behandlung von Glyzerin mit Salpetersäure unter Zusatz von Schwefelsäure (Wasserentziehung). Es ist eine gelbe ölartige Flüssigkeit von 1·6 spezifischem Gewicht, 180° Explosionstemperatur und 6-8° Gefriertemperatur; es muß bei 10-11° aufgetaut werden, was mit Vorsicht zu geschehen hat.

Die große Empfindlichkeit gegen Stoß und Schlag, namentlich bei ungenügender Entsäuerung, sowie die flüssige Form (Verspritzen und Verziehen in Gesteinsspalten, auch bei Verwendung von Glas- oder Metallhülsen) lassen die unmittelbare Verwendung dieses sehr wirksamen Sprengstoffs zu Gesteinssprengungen nicht zweckmäßig erscheinen. Durch Mengung mit unverbrennlichen oder besser verbrennlichen Aufsaugestoffen beseitigt man die genannten ungünstigen Eigenschaften des Nitroglyzerins und erhält noch immer sehr wirksame, zu Gesteinssprengungen besonders geeignete Sprengstoffe, die allgemein Dynamite genannt werden. Auf gute Entsäuerung des Nitroglyzerins ist in der Fabrikation besonders zu achten, weil sonst selbsttätige Explosionen möglich sind.

4. Dynamite. a) Mit unverbrennlichen Aufsaugestoffen. Als Aufsaugestoffe gebrauchte man Kieselgur, Kalkgur, Kreide, Magnesiumkarbonat u. s. w. Die größte Verbreitung fand das Kieselgurdynamit bei den großen Tunnelbauten (Gotthard, Arlberg, Cochem u. s. w.). Es bestand zumeist aus 75% Nitroglyzerin und 25% Kieselgur (sehr poröse Infusorienerde, Kieselpanzer), wodurch die einzelnen Nitroglyzerinteilchen gegen unmittelbare Stoßeinwirkungen gesichert

wird unmittelbar vor dem Gebrauch gemengt, daher die Bestandteile getrennt zur Verwendungsstelle gebracht werden, was ungefährlichen Transport ermöglicht. In Nordamerika zu Felssprengungen mehrfach verwendet.

Cheddit, 75% Kaliumchlorat, 20% Nitronaphthalin, 5% Ricinusöl.

3. Ammonsalpetersprengstoffe, wie z. B. Westphalit, 90% Ammonsalpeter, 4% Kalisalpeter, 6% Harz;

Dahmenit, 62% Ammonsalpeter, 16% Kalisalpeter, 17% Trinitrotoluol, 2·5% Naphthalin, 2·5% Holzmehl.

4. Oxyliquid. Eine Mengung von flüssiger Luft mit in Petroleum getauchtem Papier oder Wolle, Kohlenstaub, Holzmehl.

Es ist schwierig, die Wirksamkeit der flüssigen Luft (Temperatur – 190° C) von der Mengung bis zum Gebrauch zu erhalten; denn infolge dauernder Verflüchtigung der Luft ändert sich das Mischungsverhältnis des Sprengstoffs, der nach kurzer Zeit seine Wirksamkeit verliert.

Auf der Versuchsstelle am Simplontunnel war die Wirkung des Oxyliquids infolge der nach Mengung der Bestandteile erfolgenden unmittelbaren Verwendung sehr günstig. Da durch den Transport in den Tunnel und durch die längere Dauer von der Ladung bis zur Sprengung die Wirksamkeit des Sprengstoffs sehr herabgemindert wurde, so hat man von dessen Verwendung abgesehen. Im Bergbau ist Oxyliquid in letzter Zeit mehrfach verwendet worden.

II. Gruppe.

Hierzu gehören Sprengstoffe, die eine einheitliche chemische Verbindung darstellen. Sie werden hergestellt durch Einwirkung von Salpetersäure auf Alkohol, Baumwolle, Stroh, Glyzerin, Benzol, Phenol u. s. w., wozu vielfach noch Schwefelsäure beigegeben wird, um das bei Bildung der Nitroverbindung freiwerdende Wasser aufzunehmen und die Wirksamkeit der Salpetersäure zu verlängern.

1. Knallquecksilber erhält man durch Einwirkung von Salpetersäure auf Alkohol und Quecksilber; es ist ein giftiger und sehr empfindlicher Sprengstoff, der daher nicht unmittelbar zum Sprengen, sondern gemischt mit verschiedenen Stoffen in schützenden Kupferhülsen als Sprengkapsel oder Zündhütchen (s. d.), zur Entzündung anderer Sprengstoffe (Detonationszündung) verwendet wird und in dieser Form in der Sprengtechnik unentbehrlich ist.

2. Schießwolle entsteht durch Einwirkung von Salpetersäure auf Baumwolle unter Zugabe von Schwefelsäure (Wasserentziehung). Der flockige, im Aussehen der gewöhnlichen Baumwolle gleichende Sprengstoff eignet sich wegen des geringen spezifischen Gewichts (Ladegewicht 0·1–0·3), des Verlustes der Explosionsfähigkeit im nassen Zustand, der größeren Empfindlichkeit gegen Stoß und der höheren Kosten zu Gesteinssprengungen wenig.

Auch die gepreßte Schießwolle, die das Aussehen von Pappe hat, wird in steifen Patronen oder Zylindern hergestellt, erlaubt keinen dichten Anschluß an die Bohrlochwandungen, wird daher zu Gesteinssprengungen nicht verwendet.

Dagegen fand die gepreßte und gekörnte Schießwolle entweder rein oder mit Zusätzen (Kaliumnitrat, Bariumnitrat u. dgl.) als Sprengstoff (Tonit, Potentit) für Gesteinssprengungen Verwendung. Tonit wurde z. B. zu den Sprengarbeiten im Mersey- und Severntunnel (England) gebraucht.

3. Nitroglyzerin (Sprengöl) entsteht durch Behandlung von Glyzerin mit Salpetersäure unter Zusatz von Schwefelsäure (Wasserentziehung). Es ist eine gelbe ölartige Flüssigkeit von 1·6 spezifischem Gewicht, 180° Explosionstemperatur und 6–8° Gefriertemperatur; es muß bei 10–11° aufgetaut werden, was mit Vorsicht zu geschehen hat.

Die große Empfindlichkeit gegen Stoß und Schlag, namentlich bei ungenügender Entsäuerung, sowie die flüssige Form (Verspritzen und Verziehen in Gesteinsspalten, auch bei Verwendung von Glas- oder Metallhülsen) lassen die unmittelbare Verwendung dieses sehr wirksamen Sprengstoffs zu Gesteinssprengungen nicht zweckmäßig erscheinen. Durch Mengung mit unverbrennlichen oder besser verbrennlichen Aufsaugestoffen beseitigt man die genannten ungünstigen Eigenschaften des Nitroglyzerins und erhält noch immer sehr wirksame, zu Gesteinssprengungen besonders geeignete Sprengstoffe, die allgemein Dynamite genannt werden. Auf gute Entsäuerung des Nitroglyzerins ist in der Fabrikation besonders zu achten, weil sonst selbsttätige Explosionen möglich sind.

4. Dynamite. a) Mit unverbrennlichen Aufsaugestoffen. Als Aufsaugestoffe gebrauchte man Kieselgur, Kalkgur, Kreide, Magnesiumkarbonat u. s. w. Die größte Verbreitung fand das Kieselgurdynamit bei den großen Tunnelbauten (Gotthard, Arlberg, Cochem u. s. w.). Es bestand zumeist aus 75% Nitroglyzerin und 25% Kieselgur (sehr poröse Infusorienerde, Kieselpanzer), wodurch die einzelnen Nitroglyzerinteilchen gegen unmittelbare Stoßeinwirkungen gesichert

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[116/0121] wird unmittelbar vor dem Gebrauch gemengt, daher die Bestandteile getrennt zur Verwendungsstelle gebracht werden, was ungefährlichen Transport ermöglicht. In Nordamerika zu Felssprengungen mehrfach verwendet. Cheddit, 75% Kaliumchlorat, 20% Nitronaphthalin, 5% Ricinusöl. 3. Ammonsalpetersprengstoffe, wie z. B. Westphalit, 90% Ammonsalpeter, 4% Kalisalpeter, 6% Harz; Dahmenit, 62% Ammonsalpeter, 16% Kalisalpeter, 17% Trinitrotoluol, 2·5% Naphthalin, 2·5% Holzmehl. 4. Oxyliquid. Eine Mengung von flüssiger Luft mit in Petroleum getauchtem Papier oder Wolle, Kohlenstaub, Holzmehl. Es ist schwierig, die Wirksamkeit der flüssigen Luft (Temperatur – 190° C) von der Mengung bis zum Gebrauch zu erhalten; denn infolge dauernder Verflüchtigung der Luft ändert sich das Mischungsverhältnis des Sprengstoffs, der nach kurzer Zeit seine Wirksamkeit verliert. Auf der Versuchsstelle am Simplontunnel war die Wirkung des Oxyliquids infolge der nach Mengung der Bestandteile erfolgenden unmittelbaren Verwendung sehr günstig. Da durch den Transport in den Tunnel und durch die längere Dauer von der Ladung bis zur Sprengung die Wirksamkeit des Sprengstoffs sehr herabgemindert wurde, so hat man von dessen Verwendung abgesehen. Im Bergbau ist Oxyliquid in letzter Zeit mehrfach verwendet worden. II. Gruppe. Hierzu gehören Sprengstoffe, die eine einheitliche chemische Verbindung darstellen. Sie werden hergestellt durch Einwirkung von Salpetersäure auf Alkohol, Baumwolle, Stroh, Glyzerin, Benzol, Phenol u. s. w., wozu vielfach noch Schwefelsäure beigegeben wird, um das bei Bildung der Nitroverbindung freiwerdende Wasser aufzunehmen und die Wirksamkeit der Salpetersäure zu verlängern. 1. Knallquecksilber erhält man durch Einwirkung von Salpetersäure auf Alkohol und Quecksilber; es ist ein giftiger und sehr empfindlicher Sprengstoff, der daher nicht unmittelbar zum Sprengen, sondern gemischt mit verschiedenen Stoffen in schützenden Kupferhülsen als Sprengkapsel oder Zündhütchen (s. d.), zur Entzündung anderer Sprengstoffe (Detonationszündung) verwendet wird und in dieser Form in der Sprengtechnik unentbehrlich ist. 2. Schießwolle entsteht durch Einwirkung von Salpetersäure auf Baumwolle unter Zugabe von Schwefelsäure (Wasserentziehung). Der flockige, im Aussehen der gewöhnlichen Baumwolle gleichende Sprengstoff eignet sich wegen des geringen spezifischen Gewichts (Ladegewicht 0·1–0·3), des Verlustes der Explosionsfähigkeit im nassen Zustand, der größeren Empfindlichkeit gegen Stoß und der höheren Kosten zu Gesteinssprengungen wenig. Auch die gepreßte Schießwolle, die das Aussehen von Pappe hat, wird in steifen Patronen oder Zylindern hergestellt, erlaubt keinen dichten Anschluß an die Bohrlochwandungen, wird daher zu Gesteinssprengungen nicht verwendet. Dagegen fand die gepreßte und gekörnte Schießwolle entweder rein oder mit Zusätzen (Kaliumnitrat, Bariumnitrat u. dgl.) als Sprengstoff (Tonit, Potentit) für Gesteinssprengungen Verwendung. Tonit wurde z. B. zu den Sprengarbeiten im Mersey- und Severntunnel (England) gebraucht. 3. Nitroglyzerin (Sprengöl) entsteht durch Behandlung von Glyzerin mit Salpetersäure unter Zusatz von Schwefelsäure (Wasserentziehung). Es ist eine gelbe ölartige Flüssigkeit von 1·6 spezifischem Gewicht, 180° Explosionstemperatur und 6–8° Gefriertemperatur; es muß bei 10–11° aufgetaut werden, was mit Vorsicht zu geschehen hat. Die große Empfindlichkeit gegen Stoß und Schlag, namentlich bei ungenügender Entsäuerung, sowie die flüssige Form (Verspritzen und Verziehen in Gesteinsspalten, auch bei Verwendung von Glas- oder Metallhülsen) lassen die unmittelbare Verwendung dieses sehr wirksamen Sprengstoffs zu Gesteinssprengungen nicht zweckmäßig erscheinen. Durch Mengung mit unverbrennlichen oder besser verbrennlichen Aufsaugestoffen beseitigt man die genannten ungünstigen Eigenschaften des Nitroglyzerins und erhält noch immer sehr wirksame, zu Gesteinssprengungen besonders geeignete Sprengstoffe, die allgemein Dynamite genannt werden. Auf gute Entsäuerung des Nitroglyzerins ist in der Fabrikation besonders zu achten, weil sonst selbsttätige Explosionen möglich sind. 4. Dynamite. a) Mit unverbrennlichen Aufsaugestoffen. Als Aufsaugestoffe gebrauchte man Kieselgur, Kalkgur, Kreide, Magnesiumkarbonat u. s. w. Die größte Verbreitung fand das Kieselgurdynamit bei den großen Tunnelbauten (Gotthard, Arlberg, Cochem u. s. w.). Es bestand zumeist aus 75% Nitroglyzerin und 25% Kieselgur (sehr poröse Infusorienerde, Kieselpanzer), wodurch die einzelnen Nitroglyzerinteilchen gegen unmittelbare Stoßeinwirkungen gesichert

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen09_1921/121>, abgerufen am 29.11.2024.