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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921.

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verwendet, u. zw. so, daß das Muttergewinde jeweils am unteren Ende des Rohres sitzt.

Über Tag wird das Gestänge am Schwengelkopf aufgehängt. Da es aber beim Bohren mit Zunahme der Lochtiefe nachgesenkt und von Zeit zu Zeit durch Aufsetzen einer neuen Stange verlängert werden muß, so ist am oberen Ende des Gestänges noch die sog. Nachlaßvorrichtung (Abb. 298) eingefügt. Sie bestand ursprünglich aus einer einfachen, 1-1·5 m langen Schraubenspindel, die mittels Wirbel W am Schwengelkopf aufgehängt war, und aus der sog. Schere S, in deren Mutter M die Spindel gehoben und gesenkt werden konnte. Am unteren oder oberen Ende der Schere, die das Gestänge trägt, ist der Krückel K zum Umsetzen und Abwerfen des Meißels angebracht. Diese einfache und dauerhafte Vorrichtung ist auch jetzt noch vielfach in Gebrauch. Sie verlangsamt aber den Bohrbetrieb insofern, als jedesmal, nachdem das untere Ende der Schraubenspindel in der Mutter M angelangt ist, ein neues, noch dazu nur etwa 1·5 m langes Gestängestück zwischen der Schere und dem Gestänge eingesetzt werden muß.

Zur Vermeidung dieses Übelstandes ordnet man 2 Spindeln nebeneinander an; diese sind oben und unten durch Traversen verbunden, auf die das nach oben über die obere Traverse hinausragende oberste Gestängerohr mit einfachem Rohrbündel abgefangen ist. Hierdurch wird erreicht, daß die Unterbrechung der Bohrarbeit bei Ablauf der Spindel auf das Zurückschrauben der Muttern, das Lösen des Rohrbündels und das Wiederfestschrauben des letzteren in 1·5 m höherer Lage beschränkt ist. Auch diese Unterbrechung wird noch in zweckmäßiger Weise durch die stetig wirkende Nachlaßvorrichtung des Bergrats Köbrig (Abb. 299) vermieden. Bei dieser besitzen die beiden Schraubenspindeln in der oberen Hälfte Rechtsgewinde, in der unteren Linksgewinde. Jede Traverse trägt Muttergewinde für die Spindeln, deren Bewegung unten durch Zahnräder Z und ein kleines Handrad bewirkt wird. Ist das Gestänge mit dem Bündel Bu der Traverse Tu abgefangen, so ist Bo lose. Beim Bohren und Drehen der Spindeln bewegt sich Tu mit dem Gestänge nach unten, bis sie am unteren Spindelende angekommen ist. Dabei ist gleichzeitig To am oberen Spindelende angelangt. Jetzt wird Bu gelöst, Bo festgemacht und damit das Gestänge auf To abgefangen. Die Gestänge werden von jetzt ab in umgekehrter Reihenfolge gedreht, die obere Traverse To mit dem Gestänge bewegt sich abwärts, während die unbelastete Tu wieder aufsteigt u. s. w.

Das Aufholen und Einlassen des Gestänges und Bohrgezähes erfolgt durch einen besonderen Haspel, dessen Seil über eine kräftige, im höchsten Punkt des Bohrturms über dem Bohrloch aufgehängte Seilscheibe führt. Der Haspel wird maschinell betrieben und bietet in seiner Bauart nichts bemerkenswertes.

Die Bewegung des Bohrschwengels und damit des Meißels wird durch den Schlagzylinder bewirkt, der unterhalb des Schwengelendes aufgestellt ist.

Er stellt einen Dampfzylinder dar, dem der Dampf durch Rohrleitung in der Regel von einer Lokomobile her zugeleitet Abb. 299.

wird. Die Kolbenstange greift am Schwengelende an; sie zieht es nach jedem Schlag abwärts, hebt also den Schwengelkopf mit dem daran hängenden Gestänge. Der Zylinder besitzt selbsttätige Umsteuerung. Der Dampf pufft nach jedem Kolbenhub aus, wobei dann das Übergewicht des Gestänges den Schwengelkopf senkt, das Ende hebt. Neuerdings ist in einzelnen Fällen der stehende Schlagzylinder durch Pleuelstangenexzenter ersetzt worden, die durch Riementrieb von der Lokomobile her bewegt werden.

Als Motor dient vorwiegend die Lokomobile, die je nach der Tiefe der Bohrung 10-40 PS. besitzt. Elektrische Kraftübertragung ist bislang nur sehr selten verwendet worden.

Wie oben bemerkt, erfolgt die Förderung des Bohrschlamms von der Lochsohle bei Bohrungen geringer Tiefe durch die Schlammbüchse, einen Blechzylinder mit Klappenventil im Boden. Sie wird mit Seil eingelassen und gehoben.

Tiefere Bohrungen werden besser mit Wasserspülung ausgeführt, wobei das Wasser durch das Hohlgestänge der Lochsohle zuströmt.

Von der im Bohrturm aufgestellten Riemen- oder Dampfpumpe geht das Wasser dem Hohlgestänge durch einen Schlauch zu. Dieser endigt in einem einfachen Gestängekopf, der auf das obere Ende des Gestänges aufgeschraubt ist. Der Kopf ist mit oberer und unterer Stopfbüchse versehen, so daß auch drehende Bewegung des Gestänges ohneweiters möglich ist.

verwendet, u. zw. so, daß das Muttergewinde jeweils am unteren Ende des Rohres sitzt.

Über Tag wird das Gestänge am Schwengelkopf aufgehängt. Da es aber beim Bohren mit Zunahme der Lochtiefe nachgesenkt und von Zeit zu Zeit durch Aufsetzen einer neuen Stange verlängert werden muß, so ist am oberen Ende des Gestänges noch die sog. Nachlaßvorrichtung (Abb. 298) eingefügt. Sie bestand ursprünglich aus einer einfachen, 1–1·5 m langen Schraubenspindel, die mittels Wirbel W am Schwengelkopf aufgehängt war, und aus der sog. Schere S, in deren Mutter M die Spindel gehoben und gesenkt werden konnte. Am unteren oder oberen Ende der Schere, die das Gestänge trägt, ist der Krückel K zum Umsetzen und Abwerfen des Meißels angebracht. Diese einfache und dauerhafte Vorrichtung ist auch jetzt noch vielfach in Gebrauch. Sie verlangsamt aber den Bohrbetrieb insofern, als jedesmal, nachdem das untere Ende der Schraubenspindel in der Mutter M angelangt ist, ein neues, noch dazu nur etwa 1·5 m langes Gestängestück zwischen der Schere und dem Gestänge eingesetzt werden muß.

Zur Vermeidung dieses Übelstandes ordnet man 2 Spindeln nebeneinander an; diese sind oben und unten durch Traversen verbunden, auf die das nach oben über die obere Traverse hinausragende oberste Gestängerohr mit einfachem Rohrbündel abgefangen ist. Hierdurch wird erreicht, daß die Unterbrechung der Bohrarbeit bei Ablauf der Spindel auf das Zurückschrauben der Muttern, das Lösen des Rohrbündels und das Wiederfestschrauben des letzteren in 1·5 m höherer Lage beschränkt ist. Auch diese Unterbrechung wird noch in zweckmäßiger Weise durch die stetig wirkende Nachlaßvorrichtung des Bergrats Köbrig (Abb. 299) vermieden. Bei dieser besitzen die beiden Schraubenspindeln in der oberen Hälfte Rechtsgewinde, in der unteren Linksgewinde. Jede Traverse trägt Muttergewinde für die Spindeln, deren Bewegung unten durch Zahnräder Z und ein kleines Handrad bewirkt wird. Ist das Gestänge mit dem Bündel Bu der Traverse Tu abgefangen, so ist Bo lose. Beim Bohren und Drehen der Spindeln bewegt sich Tu mit dem Gestänge nach unten, bis sie am unteren Spindelende angekommen ist. Dabei ist gleichzeitig To am oberen Spindelende angelangt. Jetzt wird Bu gelöst, Bo festgemacht und damit das Gestänge auf To abgefangen. Die Gestänge werden von jetzt ab in umgekehrter Reihenfolge gedreht, die obere Traverse To mit dem Gestänge bewegt sich abwärts, während die unbelastete Tu wieder aufsteigt u. s. w.

Das Aufholen und Einlassen des Gestänges und Bohrgezähes erfolgt durch einen besonderen Haspel, dessen Seil über eine kräftige, im höchsten Punkt des Bohrturms über dem Bohrloch aufgehängte Seilscheibe führt. Der Haspel wird maschinell betrieben und bietet in seiner Bauart nichts bemerkenswertes.

Die Bewegung des Bohrschwengels und damit des Meißels wird durch den Schlagzylinder bewirkt, der unterhalb des Schwengelendes aufgestellt ist.

Er stellt einen Dampfzylinder dar, dem der Dampf durch Rohrleitung in der Regel von einer Lokomobile her zugeleitet Abb. 299.

wird. Die Kolbenstange greift am Schwengelende an; sie zieht es nach jedem Schlag abwärts, hebt also den Schwengelkopf mit dem daran hängenden Gestänge. Der Zylinder besitzt selbsttätige Umsteuerung. Der Dampf pufft nach jedem Kolbenhub aus, wobei dann das Übergewicht des Gestänges den Schwengelkopf senkt, das Ende hebt. Neuerdings ist in einzelnen Fällen der stehende Schlagzylinder durch Pleuelstangenexzenter ersetzt worden, die durch Riementrieb von der Lokomobile her bewegt werden.

Als Motor dient vorwiegend die Lokomobile, die je nach der Tiefe der Bohrung 10–40 PS. besitzt. Elektrische Kraftübertragung ist bislang nur sehr selten verwendet worden.

Wie oben bemerkt, erfolgt die Förderung des Bohrschlamms von der Lochsohle bei Bohrungen geringer Tiefe durch die Schlammbüchse, einen Blechzylinder mit Klappenventil im Boden. Sie wird mit Seil eingelassen und gehoben.

Tiefere Bohrungen werden besser mit Wasserspülung ausgeführt, wobei das Wasser durch das Hohlgestänge der Lochsohle zuströmt.

Von der im Bohrturm aufgestellten Riemen- oder Dampfpumpe geht das Wasser dem Hohlgestänge durch einen Schlauch zu. Dieser endigt in einem einfachen Gestängekopf, der auf das obere Ende des Gestänges aufgeschraubt ist. Der Kopf ist mit oberer und unterer Stopfbüchse versehen, so daß auch drehende Bewegung des Gestänges ohneweiters möglich ist.

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[315/0327] verwendet, u. zw. so, daß das Muttergewinde jeweils am unteren Ende des Rohres sitzt. Über Tag wird das Gestänge am Schwengelkopf aufgehängt. Da es aber beim Bohren mit Zunahme der Lochtiefe nachgesenkt und von Zeit zu Zeit durch Aufsetzen einer neuen Stange verlängert werden muß, so ist am oberen Ende des Gestänges noch die sog. Nachlaßvorrichtung (Abb. 298) eingefügt. Sie bestand ursprünglich aus einer einfachen, 1–1·5 m langen Schraubenspindel, die mittels Wirbel W am Schwengelkopf aufgehängt war, und aus der sog. Schere S, in deren Mutter M die Spindel gehoben und gesenkt werden konnte. Am unteren oder oberen Ende der Schere, die das Gestänge trägt, ist der Krückel K zum Umsetzen und Abwerfen des Meißels angebracht. Diese einfache und dauerhafte Vorrichtung ist auch jetzt noch vielfach in Gebrauch. Sie verlangsamt aber den Bohrbetrieb insofern, als jedesmal, nachdem das untere Ende der Schraubenspindel in der Mutter M angelangt ist, ein neues, noch dazu nur etwa 1·5 m langes Gestängestück zwischen der Schere und dem Gestänge eingesetzt werden muß. Zur Vermeidung dieses Übelstandes ordnet man 2 Spindeln nebeneinander an; diese sind oben und unten durch Traversen verbunden, auf die das nach oben über die obere Traverse hinausragende oberste Gestängerohr mit einfachem Rohrbündel abgefangen ist. Hierdurch wird erreicht, daß die Unterbrechung der Bohrarbeit bei Ablauf der Spindel auf das Zurückschrauben der Muttern, das Lösen des Rohrbündels und das Wiederfestschrauben des letzteren in 1·5 m höherer Lage beschränkt ist. Auch diese Unterbrechung wird noch in zweckmäßiger Weise durch die stetig wirkende Nachlaßvorrichtung des Bergrats Köbrig (Abb. 299) vermieden. Bei dieser besitzen die beiden Schraubenspindeln in der oberen Hälfte Rechtsgewinde, in der unteren Linksgewinde. Jede Traverse trägt Muttergewinde für die Spindeln, deren Bewegung unten durch Zahnräder Z und ein kleines Handrad bewirkt wird. Ist das Gestänge mit dem Bündel Bu der Traverse Tu abgefangen, so ist Bo lose. Beim Bohren und Drehen der Spindeln bewegt sich Tu mit dem Gestänge nach unten, bis sie am unteren Spindelende angekommen ist. Dabei ist gleichzeitig To am oberen Spindelende angelangt. Jetzt wird Bu gelöst, Bo festgemacht und damit das Gestänge auf To abgefangen. Die Gestänge werden von jetzt ab in umgekehrter Reihenfolge gedreht, die obere Traverse To mit dem Gestänge bewegt sich abwärts, während die unbelastete Tu wieder aufsteigt u. s. w. Das Aufholen und Einlassen des Gestänges und Bohrgezähes erfolgt durch einen besonderen Haspel, dessen Seil über eine kräftige, im höchsten Punkt des Bohrturms über dem Bohrloch aufgehängte Seilscheibe führt. Der Haspel wird maschinell betrieben und bietet in seiner Bauart nichts bemerkenswertes. Die Bewegung des Bohrschwengels und damit des Meißels wird durch den Schlagzylinder bewirkt, der unterhalb des Schwengelendes aufgestellt ist. Er stellt einen Dampfzylinder dar, dem der Dampf durch Rohrleitung in der Regel von einer Lokomobile her zugeleitet [Abbildung Abb. 299. ] wird. Die Kolbenstange greift am Schwengelende an; sie zieht es nach jedem Schlag abwärts, hebt also den Schwengelkopf mit dem daran hängenden Gestänge. Der Zylinder besitzt selbsttätige Umsteuerung. Der Dampf pufft nach jedem Kolbenhub aus, wobei dann das Übergewicht des Gestänges den Schwengelkopf senkt, das Ende hebt. Neuerdings ist in einzelnen Fällen der stehende Schlagzylinder durch Pleuelstangenexzenter ersetzt worden, die durch Riementrieb von der Lokomobile her bewegt werden. Als Motor dient vorwiegend die Lokomobile, die je nach der Tiefe der Bohrung 10–40 PS. besitzt. Elektrische Kraftübertragung ist bislang nur sehr selten verwendet worden. Wie oben bemerkt, erfolgt die Förderung des Bohrschlamms von der Lochsohle bei Bohrungen geringer Tiefe durch die Schlammbüchse, einen Blechzylinder mit Klappenventil im Boden. Sie wird mit Seil eingelassen und gehoben. Tiefere Bohrungen werden besser mit Wasserspülung ausgeführt, wobei das Wasser durch das Hohlgestänge der Lochsohle zuströmt. Von der im Bohrturm aufgestellten Riemen- oder Dampfpumpe geht das Wasser dem Hohlgestänge durch einen Schlauch zu. Dieser endigt in einem einfachen Gestängekopf, der auf das obere Ende des Gestänges aufgeschraubt ist. Der Kopf ist mit oberer und unterer Stopfbüchse versehen, so daß auch drehende Bewegung des Gestänges ohneweiters möglich ist.

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen09_1921/327>, abgerufen am 24.11.2024.