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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921.

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4. Tränken mit Steinkohlenteeröl, unter Hochdruck gegen alle Holzflächen (Bethell).

Durch Fäulnisversuche in besonders dazu angelegten Fäulniskammern ist es in den letzten Jahren geglückt, den Wert dieser Tränkungsstoffe möglichst genau zu bestimmen. Abb. 303 stellt solch eine Fäulniskammer dar, wie sie in Stendal von den Rütgers-Werken errichtet wurde. Die Kammer liegt in einem Keller mit Wänden und Fußboden aus Beton, unterhalb eines kleinen Ziegelsteingebäudes, das als Museum und Laboratorium benutzt wird. Der Keller besteht aus 4 Räumen; einer von ihnen enthält die Heizvorrichtung, ein anderer dient zur Züchtung Abb. 303. Fäulniskammer der Rütgers-Werke.

verschiedener Pilzarten, und die letzten beiden sind

Prüfräume. Die Temperatur in der Fäulniskammer beträgt 17-21° C.

Für genügende Feuchtigkeit ist gesorgt durch Öffnungen in den Wänden, sowie durch einen durch den Keller geleiteten Wasserstrom. Die holzzerstörenden Pilze pflanzen sich in zinkausgelegten Kästen fort. Will man die Pilze zu Kulturversuchen mit Holz als Nährboden benutzen, so impft man mit ihnen die zu prüfenden Holzstücke. Man hat z. B. durch solche Versuche festgestellt, daß ungetränktes Fichtenholz, das mit Pilzen infiziert wurde, in 7-8, ungetränktes Kiefernholz in 6-12 Monaten ganz zerstört war. Auf diese Art erhält man Vergleichsergebnisse zwischen getränktem und ungetränktem Holz und zwischen den einzelnen Tränkungsmitteln.

Tränken mit Kupfervitriol. Es beruht auf dem Vorgang, durch den hydrostatischen Druck der Tränkflüssigkeit den Zellsaft aus dem Holz auszupressen und an seine Stelle die Lösung zu bringen, in der das Kupfer den wirksamen Bestandteil darstellt. Eine Lösung von 1·5 Gewichtsteilen Kupfervitriol auf 100 Gewichtsteile Wasser wird verwendet. Vor dem Tränken werden die frischgefällten Baumstämme, die noch in Rinde sind und ihren natürlichen Saftgehalt noch ganz besitzen, schräg gelagert. In die senkrechte Schnittfläche des höher liegenden Stammes wird die Tränkflüssigkeit unter schwachem Druck aus einem 10-12 m höher stehenden Gefäß hineingepreßt. Der durch den Tränkungsstoff verdrängte Holzsaft fließt am unteren Ende anfangs allein, später mit der Tränkflüssigkeit vermengt ab. Als beendet gilt die Tränkung, wenn die Ausflußmenge etwa 2/3 Kupfervitriol enthält. Die Dauer der Tränkung einer 10 m langen Telegraphenstange aus Nadelholz beträgt etwa 13 Tage. Aus Abb. 304 ist der eben beschriebene Tränkungsvorgang ersichtlich.

Neuerdings werden die Stämme nicht mehr an einem Ende, sondern in der Mitte angebohrt, so daß infolge des Druckes der Lauge auf den Baumsaft der Saft und später auch die Lauge an beiden Stammenden austritt. Sollen z. B. Schwellen nach diesem Verfahren getränkt werden, so muß die Tränkung des Holzes in rundem Zustand vorgenommen werden. Erfolgt dann erst, nach beendeter Tränkung das Zuschneiden der Schwellen, so zeigt sich, daß die Lauge nicht gleichmäßig in das Holz eingedrungen ist und daß nur die äußeren Stammteile gut von dem Kupfervitriol durchtränkt sind. Es wurde der am meisten durchtränkte äußere Holzteil abgeschnitten und der ungenügend getränkte Kern bloßgelegt. Ein weiterer Nachteil ist, daß das Kupfervitriol durch Eisen und Kalk zersetzt wird, weshalb das verwendete Wasser frei von Kalk sein muß. Ferner werden Eisenteile, wie Schienennägel, Schwellenschrauben, Unterlagsplatten

4. Tränken mit Steinkohlenteeröl, unter Hochdruck gegen alle Holzflächen (Bethell).

Durch Fäulnisversuche in besonders dazu angelegten Fäulniskammern ist es in den letzten Jahren geglückt, den Wert dieser Tränkungsstoffe möglichst genau zu bestimmen. Abb. 303 stellt solch eine Fäulniskammer dar, wie sie in Stendal von den Rütgers-Werken errichtet wurde. Die Kammer liegt in einem Keller mit Wänden und Fußboden aus Beton, unterhalb eines kleinen Ziegelsteingebäudes, das als Museum und Laboratorium benutzt wird. Der Keller besteht aus 4 Räumen; einer von ihnen enthält die Heizvorrichtung, ein anderer dient zur Züchtung Abb. 303. Fäulniskammer der Rütgers-Werke.

verschiedener Pilzarten, und die letzten beiden sind

Prüfräume. Die Temperatur in der Fäulniskammer beträgt 17–21° C.

Für genügende Feuchtigkeit ist gesorgt durch Öffnungen in den Wänden, sowie durch einen durch den Keller geleiteten Wasserstrom. Die holzzerstörenden Pilze pflanzen sich in zinkausgelegten Kästen fort. Will man die Pilze zu Kulturversuchen mit Holz als Nährboden benutzen, so impft man mit ihnen die zu prüfenden Holzstücke. Man hat z. B. durch solche Versuche festgestellt, daß ungetränktes Fichtenholz, das mit Pilzen infiziert wurde, in 7–8, ungetränktes Kiefernholz in 6–12 Monaten ganz zerstört war. Auf diese Art erhält man Vergleichsergebnisse zwischen getränktem und ungetränktem Holz und zwischen den einzelnen Tränkungsmitteln.

Tränken mit Kupfervitriol. Es beruht auf dem Vorgang, durch den hydrostatischen Druck der Tränkflüssigkeit den Zellsaft aus dem Holz auszupressen und an seine Stelle die Lösung zu bringen, in der das Kupfer den wirksamen Bestandteil darstellt. Eine Lösung von 1·5 Gewichtsteilen Kupfervitriol auf 100 Gewichtsteile Wasser wird verwendet. Vor dem Tränken werden die frischgefällten Baumstämme, die noch in Rinde sind und ihren natürlichen Saftgehalt noch ganz besitzen, schräg gelagert. In die senkrechte Schnittfläche des höher liegenden Stammes wird die Tränkflüssigkeit unter schwachem Druck aus einem 10–12 m höher stehenden Gefäß hineingepreßt. Der durch den Tränkungsstoff verdrängte Holzsaft fließt am unteren Ende anfangs allein, später mit der Tränkflüssigkeit vermengt ab. Als beendet gilt die Tränkung, wenn die Ausflußmenge etwa 2/3 Kupfervitriol enthält. Die Dauer der Tränkung einer 10 m langen Telegraphenstange aus Nadelholz beträgt etwa 13 Tage. Aus Abb. 304 ist der eben beschriebene Tränkungsvorgang ersichtlich.

Neuerdings werden die Stämme nicht mehr an einem Ende, sondern in der Mitte angebohrt, so daß infolge des Druckes der Lauge auf den Baumsaft der Saft und später auch die Lauge an beiden Stammenden austritt. Sollen z. B. Schwellen nach diesem Verfahren getränkt werden, so muß die Tränkung des Holzes in rundem Zustand vorgenommen werden. Erfolgt dann erst, nach beendeter Tränkung das Zuschneiden der Schwellen, so zeigt sich, daß die Lauge nicht gleichmäßig in das Holz eingedrungen ist und daß nur die äußeren Stammteile gut von dem Kupfervitriol durchtränkt sind. Es wurde der am meisten durchtränkte äußere Holzteil abgeschnitten und der ungenügend getränkte Kern bloßgelegt. Ein weiterer Nachteil ist, daß das Kupfervitriol durch Eisen und Kalk zersetzt wird, weshalb das verwendete Wasser frei von Kalk sein muß. Ferner werden Eisenteile, wie Schienennägel, Schwellenschrauben, Unterlagsplatten

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[337/0350] 4. Tränken mit Steinkohlenteeröl, unter Hochdruck gegen alle Holzflächen (Bethell). Durch Fäulnisversuche in besonders dazu angelegten Fäulniskammern ist es in den letzten Jahren geglückt, den Wert dieser Tränkungsstoffe möglichst genau zu bestimmen. Abb. 303 stellt solch eine Fäulniskammer dar, wie sie in Stendal von den Rütgers-Werken errichtet wurde. Die Kammer liegt in einem Keller mit Wänden und Fußboden aus Beton, unterhalb eines kleinen Ziegelsteingebäudes, das als Museum und Laboratorium benutzt wird. Der Keller besteht aus 4 Räumen; einer von ihnen enthält die Heizvorrichtung, ein anderer dient zur Züchtung [Abbildung Abb. 303. Fäulniskammer der Rütgers-Werke. ] verschiedener Pilzarten, und die letzten beiden sind Prüfräume. Die Temperatur in der Fäulniskammer beträgt 17–21° C. Für genügende Feuchtigkeit ist gesorgt durch Öffnungen in den Wänden, sowie durch einen durch den Keller geleiteten Wasserstrom. Die holzzerstörenden Pilze pflanzen sich in zinkausgelegten Kästen fort. Will man die Pilze zu Kulturversuchen mit Holz als Nährboden benutzen, so impft man mit ihnen die zu prüfenden Holzstücke. Man hat z. B. durch solche Versuche festgestellt, daß ungetränktes Fichtenholz, das mit Pilzen infiziert wurde, in 7–8, ungetränktes Kiefernholz in 6–12 Monaten ganz zerstört war. Auf diese Art erhält man Vergleichsergebnisse zwischen getränktem und ungetränktem Holz und zwischen den einzelnen Tränkungsmitteln. Tränken mit Kupfervitriol. Es beruht auf dem Vorgang, durch den hydrostatischen Druck der Tränkflüssigkeit den Zellsaft aus dem Holz auszupressen und an seine Stelle die Lösung zu bringen, in der das Kupfer den wirksamen Bestandteil darstellt. Eine Lösung von 1·5 Gewichtsteilen Kupfervitriol auf 100 Gewichtsteile Wasser wird verwendet. Vor dem Tränken werden die frischgefällten Baumstämme, die noch in Rinde sind und ihren natürlichen Saftgehalt noch ganz besitzen, schräg gelagert. In die senkrechte Schnittfläche des höher liegenden Stammes wird die Tränkflüssigkeit unter schwachem Druck aus einem 10–12 m höher stehenden Gefäß hineingepreßt. Der durch den Tränkungsstoff verdrängte Holzsaft fließt am unteren Ende anfangs allein, später mit der Tränkflüssigkeit vermengt ab. Als beendet gilt die Tränkung, wenn die Ausflußmenge etwa 2/3 Kupfervitriol enthält. Die Dauer der Tränkung einer 10 m langen Telegraphenstange aus Nadelholz beträgt etwa 13 Tage. Aus Abb. 304 ist der eben beschriebene Tränkungsvorgang ersichtlich. Neuerdings werden die Stämme nicht mehr an einem Ende, sondern in der Mitte angebohrt, so daß infolge des Druckes der Lauge auf den Baumsaft der Saft und später auch die Lauge an beiden Stammenden austritt. Sollen z. B. Schwellen nach diesem Verfahren getränkt werden, so muß die Tränkung des Holzes in rundem Zustand vorgenommen werden. Erfolgt dann erst, nach beendeter Tränkung das Zuschneiden der Schwellen, so zeigt sich, daß die Lauge nicht gleichmäßig in das Holz eingedrungen ist und daß nur die äußeren Stammteile gut von dem Kupfervitriol durchtränkt sind. Es wurde der am meisten durchtränkte äußere Holzteil abgeschnitten und der ungenügend getränkte Kern bloßgelegt. Ein weiterer Nachteil ist, daß das Kupfervitriol durch Eisen und Kalk zersetzt wird, weshalb das verwendete Wasser frei von Kalk sein muß. Ferner werden Eisenteile, wie Schienennägel, Schwellenschrauben, Unterlagsplatten

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen09_1921/350>, abgerufen am 24.11.2024.